Frumentius
Frumentius (äthiopisch Ferēmenāṭos; * in Tyros, Syrien/Libanon; † um 383) war erster Bischof von Axum und gilt als Apostel des Aksumitischen Reiches, Heiliger und Gründer der Äthiopischen Kirche.
Rufinus zitiert Frumentius’ Bruder Aedesius, wie sie als Kinder (um 316) ihren Onkel Meropius in das Aksumitische Reich begleiteten. Ihr Schiff wurde im Roten Meer überfallen und die Besatzung getötet, die Knaben dem König von Aksum als Sklaven verkauft.
Die beiden Jungen erwarben das Vertrauen des Königs, der Aedesius als Mundschenk und Frumentius als Schatzmeister einsetzte und ihnen vor seinem Tod die Freiheit schenkte. Die verwitwete Königin machte Frumentius zum Hauslehrer des Thronfolgers Ezana. Dieser verbreitete mittels christlicher Kaufleute das Christentum im Land. Als Ezana die Mündigkeit erreicht hatte, begleitete Frumentius Aedesius auf dessen Rückreise nach Tyros bis nach Alexandria, wo er Athanasius, den Patriarchen von Alexandria, bat, einen Bischof und Priester nach Äthiopien zu schicken.
Athanasius sah in Frumentius die geeignete Person für diese Aufgabe und weihte ihn 343 zum Bischof. Frumentius kehrte nach Äthiopien zurück, wurde Bischof von Axum, taufte Ezana, der inzwischen König geworden war, baute zahlreiche Kirchen und verbreitete das Christentum in Äthiopien.
Die Äthiopier gaben Frumentius den Beinamen Abunä (አቡነ „Vater“), Abatachin (አባታችን „unser Vater“) bzw. den Titel Abunä Selama (አቡነ ሰላማ, „Vater des Friedens“), der auch traditionsgemäß dem Oberhaupt der Äthiopischen Kirche zukommt. In einem Brief an König Ezana und seinen Bruder Saizanas verlangte Kaiser Constantius II. vergeblich, Frumentius durch den arianischen Bischof Theophilos zu ersetzen.
Die äthiopische Kirche feiert das Fest des Heiligen Ferēmenāṭos am 26. des Monats Ḥamlē.[1] Die evangelische Kirche in Deutschland erinnert am 26. Oktober an Frumentius,[2] die römisch-katholische Kirche feiert sein Fest am 20. Juli,[3] und die orthodoxe am 30. November.[4]
Nach äthiopischer Überlieferung schuf Frumentius die erste Übersetzung des Neuen Testaments aus der Koine in die Kirchensprache Altäthiopisch.
Literatur
Bearbeiten- Friedrich Heyer: Frumentius. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 3, Mohr-Siebeck, Tübingen 2000, Sp. 402.
- Adolf Jülicher: Frumentius. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VII,1, Stuttgart 1910, Sp. 126.
- Heinzgerd Brakmann: Το παρα τοις βαρβαροις εργον θειον. Die Einwurzelung der Kirche im spätantiken Reich von Aksum. Borengässer, Bonn 1994. ISBN 3-923946-24-4
Weblinks
Bearbeiten- Frumentius im ( vom 30. Juni 2007 im Internet Archive) Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Enrico Cerulli: Frumentios. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995, Sp. 211–212.
- ↑ Frieder Schulz: Das Gedächtnis der Zeugen – Vorgeschichte, Gestaltung und Bedeutung des Evangelischen Namenkalenders. In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie, Band 19. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1975, S. 69–104, Namenliste S. 93–104 (Digitalisat)
- ↑ Vatican News: Hl. Frumentius, Bischof, Apostel von Äthiopien
- ↑ Orthodox Church in America: Saint Frumentius, Archbishop of Abyssinia, Ethiopia
Personendaten | |
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NAME | Frumentius |
ALTERNATIVNAMEN | Feremenatus |
KURZBESCHREIBUNG | Apostel von Äthiopien, Heiliger und Gründer der Äthiopischen Kirche |
GEBURTSDATUM | 4. Jahrhundert |
GEBURTSORT | Tyros, Syrien/Libanon |
STERBEDATUM | um 383 |