Fuchspaßquelle
Die Fuchspaßquelle (älter auch Singerinquelle)[1] ist eine Quelle am Schneeberg in Niederösterreich, die für die I. Wiener Hochquellenwasserleitung gefasst wurde.
Fuchspaßquelle | ||
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Ort | Höllental, Schwarzau im Gebirge | |
Bauherr | Stadt Wien | |
Baujahr | 1894 | |
Koordinaten | 47° 46′ 22,4″ N, 15° 44′ 3,95″ O | |
Besonderheiten | ||
Quellhöhle (1854/310) | ||
Lageplan der Wiener Hochquellenleitungen |
Lage
BearbeitenDie Quelle befindet sich am oberen Eingang des Höllentals, dem Rax–Schneeberg-Durchbruch der Schwarza, etwa 5 km abwärts von Schwarzau im Gebirge. Sie liegt beim Ort Höllental, gegenüber der Nassbach-Mündung (bei Singerin), am Fuß des Kuhschneebergs.
Geschichte
BearbeitenDie Fuchspaßquelle liegt günstig zwischen den Höllentalquellen und dem Raum Naßwald–Wasseralm, zwei von Anfang an als Hauptquellen der im Laufe der 1860er erbauten und 1873 eröffneten Hochquellenleitung geplante Gebiete. Durch das Reichswassergesetz des Jahres 1869 und des niederösterreichischen Landeswasserrechtsgesetz des Jahres 1870 wurde aber die rechtliche Stellung aller Unterlieger, Werksbesitzer wie Gemeinden, wesentlich verbessert. Daher musste die Stadt Wien ihre entsprechenden wasserrechtlichen Anträge durch sämtliche Instanzen bis zum Verwaltungsgerichtshof durchfechten, was rund 20 Jahre dauerte. So wurde die Quelle erst in den 1890ern an das Wasserversorgungssystem angeschlossen. Sie wurde wegen Engpässen erstmals im Winter 1893/94 kurz vor Beendigung der Hauptarbeiten eingeleitet.[2]
Hydrologie, Bauliches und Wasserschutz
BearbeitenDie Quelle gehört zu einer Störung, die Nordost durch das Nassbachtal über den Kuhschneeberg zum Klostertaler Gscheid streicht, und den Wettersteinkalk der Rax-Schneeberg-Gruppe nördlich begrenzt.[3] (zu dieser Störung gehören auch die Naßwald-Quellen bei Hinternaßwald). Die Fuchspaßquelle selbst entspringt der Schichtgrenze Zlambacher zu Hallstätter Schichten.[4] Sie kommt aus einem Kluft- und Höhlensystem, die sich weit ins Berginnere verfolgen lässt[5] (die Quellhöhle wurde 2004 mit 6 m Länge kartiert und trägt die Katasternummer 1854/310).[6] Das Einzugsgebiet könnte sich mit dem der Kaiserbrunnquelle überschneiden.[7]
Für die Quelle wurde Sammel- wie auch Überleitungsstollen gegraben und ein Wasserschloss angelegt.[5][8] Die Quelle bestand aus einer Hauptquelle und mehreren kleinen Quellen unterhalb.[4] Letztere konnten direkt mit dem Brunnenhaus überbaut werden, wobei beim Sprengen auch die Hauptquelle angeschnitten und unmittelbar eingeleitet wurde.[4] Der alte Hauptaustritt, der bei Starkwasser noch schüttet, wird mit einem Umlaufstollen links herum (hinauf zur Quelle blickend) zum Brunnhaus geführt. Dort leitet auch eine Überfallskammer Quellhochwässer direkt zur Schwarza ab.[4] Die Betonfundamente des Wasserschlosses reichen in etwa 4½ m zum gewachsenen Fels, und verhindern, dass die Quelle einen neuen Lauf sucht.[4] Die Anbindung an die Hochquellleitung von Naßwald her, die am anderen Ufer verläuft, unterfährt die Schwarza südlich mit einem Düker.[9][10]
Die Fuchspaßquelle schüttet etwa 30–700 Liter pro Sekunde,[11] das sind 2.500–60.000 Kubikmeter täglich, das könnte maximal ein Drittel der Gesamtleistung der I. Hochquellleitung ausmachen, doch schwankt die Wassergabe stark. Sie liegt anders als die anderen Quellen im oberen Schwarzatal auf der Sonnseite und reagiert schnell, gibt daher auch im Winter nach einigen Sonnentagen oft schon bedeutend Wasser.[4] Die Temperatur beträgt relativ konstant 6,1–6,2 °C.[11] Die Wasserhärte beläuft sich auf 8,8 °dH,[11] also deutlich über dem Durchschnitt von 7,3 der Gesamtleitung.
Seit 1965 besteht hier das große Wasserschongebiet Rax–Schneeberg–Schneealpe, und im Umkreis von 500 Metern ist strenges Wasserschutzgebiet. Die Gründe um die Quelle gehören im Ausmaß von 105,5 ha der Stadt Wien.[12] Der Wasserschutz wird von der Wiener MA 31 (Wien Wasser) und der MA 49 (Forstamt) betraut. Außerdem ist hier Europaschutzgebiet Nordöstliche Randalpen: Hohe Wand–Schneeberg–Rax, ein Fauna-Flora-Habitat-Gebiet mit ökologischem Schwerpunkt, und das umfassende Landschaftsschutzgebiet Rax–Schneeberg.
Literatur
Bearbeiten- [Stadt Wien:] Die Wasserversorgung sowie die Anlagen der städtischen Elektricitätswerke, die Wienflussregulierung, die Hauptsammelcanäle, die Stadtbahn und die Regulierung des Donaucanales in Wien. In Auftrage der Herrn Bürgermeisters Dr. Karl Lueger bearbeitet vom Stadtbauamte, Selbstverlag des Wiener Gemeinderathes, Wien 1901, insb. Die Fassungsanlage der Fuchspassquelle. S. 54 ff (archive.org, im pdf S. 61 f; Tafel II dort S. 57/58).
- Hermann Stadler, Ralf Benischke, Elmar Strobl: Hydrogeologie Schneeberg/Rax. Endbericht. Studie des Instituts für WasserRessourcenManagement Hydrogeologie und Geophysik, im Auftrag der Stadt Wien MA31 (im Rahmen von KATER II), Graz, März 2008, insb. 3.1.7.1. Fuchspassquelle (SRFP), S. 17 (hydrogeologische Bewertung); 4.3.3. Fuchspassquelle, S. 59 ff (Quellcharakterisierung); 4.10.4. Fuchspassquelle , S. 149 ff (Detailuntersuchungen); 4.11.2. Fuchspassquelle, S. 162 (Einzugsgebiete; Artikel pdf, auf ccwaters.eu, abgerufen am 7. Mai 2015).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ So auch der Eintrag im NÖ Wasserbuch: Fuchspaßquelle oder Singerinquelle NK-001000
- ↑ Lit. Die Wasserversorgung … 1901, S. 20.
- ↑ Lit. Stadler, Benischke, Strobl: 2008, 3.1.6. Interpretation der hydrogeologischen Verhältnisse, S. 17.
- ↑ a b c d e f Lit. Die Wasserversorgung … 1901, S. 54 ff.
- ↑ a b Ferdinand Lettmayer: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts: ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Verlag für Jugend und Volk, 1958, S. 575 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Wilhelm Hartmann: Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich. In: Jahresberichte 2004 der höhlenkundlichen Organisationen Österreichs. In: Die Höhle. Jahrgang 56, Heft 1–4/2005, S. 107 (zobodat.at [PDF]).
- ↑ Lit. Stadler, Benischke, Strobl: 2008, S. 163.
- ↑ Fuchspassquelle im Höllental. Foto, Karl Möhsl, 1894, in Bildarchiv Austria.
- ↑ Lit. Die Wasserversorgung … 1901, S. 35 u. 50.
- ↑ Alfred Drennig, Gemeinde Wien: Die 1. Wiener Hochquellenwasserleitung. Festschrift, Verlag Jugend & Volk, 1973, S. 61.
- ↑ a b c Andreas Thurner: Hydrogeologie. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-7091-7594-1, Tabelle S. 249 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Lit. Die Wasserversorgung … 1901, S. 125.