Göstling an der Ybbs
Göstling an der Ybbs ist eine Marktgemeinde im Bezirk Scheibbs in Niederösterreich mit 2033 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024).
Marktgemeinde Göstling an der Ybbs
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Niederösterreich | |
Politischer Bezirk: | Scheibbs | |
Kfz-Kennzeichen: | SB | |
Fläche: | 143,73 km² | |
Koordinaten: | 47° 48′ N, 14° 56′ O | |
Höhe: | 532 m ü. A. | |
Einwohner: | 2.033 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 14 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 3345 | |
Vorwahl: | 07484 | |
Gemeindekennziffer: | 3 20 02 | |
NUTS-Region | AT121 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Göstling 41 3345 Göstling an der Ybbs | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Friedrich Fahrnberger (ÖVP) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020) (21 Mitglieder) |
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Lage von Göstling an der Ybbs im Bezirk Scheibbs | ||
Göstling im Sommer | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Geografie
BearbeitenGöstling an der Ybbs liegt im Mostviertel in der niederösterreichischen Eisenwurzen in Niederösterreich. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 143,55 Quadratkilometer. 84,7 Prozent der Fläche sind bewaldet.
Der Markt liegt an der NÖ. Eisenstraße inmitten der Göstlinger Alpen (Hochkar 1808 m, Dürrenstein 1878 m) im Dreiländereck Niederösterreich, Steiermark, Oberösterreich und gehört zum politischen Bezirk Scheibbs. Geographisch gehört Göstling mit der Gebirgsgruppe Göstlinger Alpen zum nördlichen Kalkalpengebirge.
Gemeindegliederung
BearbeitenDas Gemeindegebiet umfasst folgende 13 Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[1]):
- Eisenwiesen (29) samt Buchmais
- Göstling an der Ybbs (591)
- Großegg (3) samt Hof
- Hochreit (111)
- Königsberg (84)
- Lassing (154) samt Hochkar
- Mendling (18)
- Oberkogelsbach (40)
- Pernegg (24)
- Steinbachmauer (82)
- Stixenlehen (369) samt Graben, Ölgraben und Senonerfeld
- Strohmarkt (318)
- Ybbssteinbach (210) samt Hagenbach, Hochrieß und Steinbach
Die Gemeinde besteht aus den Katastralgemeinden Göstling, Hochreith, Königsberg, Lassing, Steinbachmauer und Ybbssteinbach.
Nachbargemeinden
BearbeitenSt. Georgen am Reith (Bezirk Amstetten) | Lunz am See | |
Hollenstein an der Ybbs (Bezirk Amstetten) | Gaming | |
Landl (Bez. Liezen, Stmk.) | Wildalpen (Bez. Liezen, Stmk.) |
Geschichte
BearbeitenIm Altertum war das Gebiet Teil der Provinz Noricum.
Göstling wird erstmals 1305 im Freisinger Urbar erwähnt. 1316 wird ein Eisenhammer genannt. Das Eisen wurde ursprünglich vom Dürrenberg bezogen, später vom steirischen Erzberg. Der Ausbau der Dreimärktestraße durch das Mendlingtal 1544 bis 1561 führte zum wirtschaftlicher Aufschwung des Ortes durch die Eisenverarbeitung und den Lebensmittelhandel. Von der Dreimärktestraße wurde der Erzberg mit Lebensmitteln versorgt; im Gegenzug wurde das Roheisen weiterverarbeitet. Das letzte originale Straßenstück der historischen Eisenstraße befindet sich in Lassing.[2]
1962 wurde Göstling zur Marktgemeinde erhoben.[2]
Nach dem Niedergang der Eisenproduktion im 19. Jahrhundert wurde die Holzwirtschaft zum wichtigsten Wirtschaftszweig. Im Mendlingtal bei Göstling steht eine der letzten Holztriftanlagen Mitteleuropas. Heute führt dort ein Themenweg durch Schluchten, über Triftwege und über Brücken ("Erlebniswelt Mendlingtal").[2]
Laut Adressbuch von Österreich waren im Jahr 1938 in der Ortsgemeinde Göstling ein Arzt, ein Taxiunternehmer, zwei Bäcker, ein Binder, ein Branntweinhändler, ein Fellhändler, ein Friseur, ein Fuhrwerker, fünf Gastwirte, sechs Gemischtwarenhändler, ein Glaser, eine Hebamme, ein Hutmacher, ein Konsumverein, ein Korbflechter, drei Gerätehersteller, ein Lebzelter, ein Fotograf, zwei Sattler, ein Schlosser, drei Schmiede, drei Schneider und sechs Schneiderinnen, vier Schuster, zwei Sägewerke, ein Sodawassererzeuger, eine Sparkasse, vier Tischler, zwei Uhrmacher, ein Weinhändler, zwei Wagner, ein Zimmermeister, zwei Zuckerbäcker und einige Landwirte ansässig.[3]
Zwischen Juli 1944 und April 1945 wurden ungarische Juden (23 Männer, 42 Frauen und 11 Kinder) als Zwangsarbeiter im Straßenbau eingesetzt.[4] Von Teilen der Göstlinger Bevölkerung wurde den Juden dabei immer wieder heimlich Nahrungsmittel zugesteckt.[5] Beim Massaker von Göstling, das in der Nacht vom 12. auf den 13. April 1945 stattfand, wurden in Göstling alle 76 jüdische Zwangsarbeiter ermordet. Mitglieder der Waffen-SS und HJ steckten die Lagerbaracke der Opfer mittels Panzerfäusten und Handgranaten in Brand.[6]
Einwohnerentwicklung
BearbeitenKultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenVon der einstigen Bedeutung des Eisens für die Gegend zeugen Herrenhäuser und Hämmer, darunter
der "Fassziehhammer" aus dem 16. Jahrhundert,
das "Pfarrstöckl" bei der Kirche mit Sgraffitomalerei aus der Renaissance
und das "Fürstenhaus" bzw. "Asyl" (ein Gewerkenhaus, nach der Familie Fürst benannt; wurde 1878 von Bettina Rothschild als Kinderheim für Forstarbeiter gestiftet).
- Katholische Pfarrkirche Göstling an der Ybbs hl. Andreas: spätbarock, gotische Tore, Turm 1718 von Josef Munggenast barockisiert. Die Bilder des Hl. Andreas, der Hl. Maria und des Hl. Antonius von Padua wurden 1794 von Martin Johann Schmidt, bekannt als Kremser Schmidt gemalt.
- Katholische Pfarrkirche Mendling zu Lassing hl. Laurentius
- Sgraffito: Sgraffito in Göstling an der Ybbs (siehe „Galerie“ unten)
- Dr.-Stepan-Park
Veranstaltungen
Bearbeiten- Pfingstfest: jährliches Pfingstfest des heimischen Fußballklubs
- Siebenhüttenfest: organisiert vom Schiklub und dem Kameradschaftsbund rund um Mariä Aufnahme in den Himmel
- Schneeflockerlball der Jungen ÖVP: ein Ball am oder um den Stephanitag
- Fest der Bergrettung: gibt es immer am ersten Augustwochenende
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenWar früher der Ort durch Eisenindustrie (Eisenwurzen) und Landwirtschaft geprägt, ist heute neben der Land- und Forstwirtschaft vor allem der Tourismus vorherrschend.
Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 99, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 110. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 907. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 42,54 Prozent. Einer der Arbeitgeber ist das im Dezember 2009 eröffnete Ybbstaler Solebad mit insgesamt etwa 60 Mitarbeitern.
Öffentliche Einrichtungen
BearbeitenIn der Gemeinde gibt es einen Kindergarten,[7] eine Volksschule und eine Mittelschule.[8]
Tourismus
Bearbeiten- Ybbstaler Solebad
- Wintertourismus: Göstling ist einer der traditionsreichsten Urlaubsorte Niederösterreichs und hat mit dem Hochkar das größte und schneesicherste Schigebiet Niederösterreichs. Es sind Pisten sämtlicher Schwierigkeitsgrade, von leichten Hängen bis zu steilen Buckelpisten vorhanden. An Liftanlagen verfügt das Schigebiet über vier Vierersessellifte, eine kuppelbare Vierersesselbahn, zwei Schlepplifte und einen Doppelsessellift. Neben einem weiteren, kleineren Schigebiet (Steinbachlifte) ergänzen Naturbahnrodeln, ein Hallenbad mit Saunapark, mehrere Langlaufloipen, darunter die „Panoramaloipe Hochreit“ und Eislaufplätze die touristischen Angebote im Winter.
- Sommertourismus: Sommertouristisch ist vor allem Wandern bis 1880 m Seehöhe auf bewirtschaftete Almen, Rafting, Gleitschirmfliegen und die Erlebniswelt „Mendlingtal“ mit einer der letzten Holztriftanlagen Europas hervorzuheben.
Verkehr
Bearbeiten- Bahn: Bis zum Jahr 2009 verfügte Göstling über eine Station an der schmalspurigen Ybbstalbahn der ÖBB. Im Sommer 2012 wurde die Museumsbahn Kienberg-Gaming – Lunz, eine ehemalige Teilstrecke der Ybbstalbahn, nach Göstling verlängert.
- Bus: Es gibt öffentliche Buslinien nach Waidhofen an der Ybbs, Scheibbs, Palfau und zur Hochkar-Talstation.
Politik
BearbeitenGemeinderat
Bearbeiten
Der Gemeinderat hat 21 Mitglieder.
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Bürgermeister
Bearbeiten- bis 2007 Viktor Gusel (ÖVP)
- 2008–2014 Franz Heigl (ÖVP)
- seit 2014 Friedrich Fahrnberger (ÖVP)[15]
Partnergemeinden
BearbeitenPartnergemeinden von Göstling an der Ybbs sind[16]
- Stadtgemeinde Purkersdorf
- Hüttenberg in Deutschland
Persönlichkeiten
BearbeitenEhrenbürger
Bearbeiten- 2020: Josef Hahn (* 1950), Pfarrer von Göstling an der Ybbs[17]
Söhne und Töchter der Gemeinde
Bearbeiten- Karl Gottsbacher (1852–1933), Fossiliensammler
- Ludwig Fahrnberger (1904–1997), Politiker (ÖVP) und Landwirt
- Friedrich Romig (* 1926), Ökonom und Publizist
- Alois Mitterhuber (* 1932), Choreograf, Ballettmeister und Pädagoge
- Josef Schrefel (* 1945), Politiker (ÖVP) und Landwirt
- Olga Pall (* 1947), Skirennläuferin
- Reinhard Sieder (* 1950), Historiker, Sozial- und Kulturwissenschaftler
- Franz Kemetmüller (* 1961), Bezirkshauptmann
- Christoph Bertl (* 1981), Schlagersänger, Komponist und Unterhaltungskünstler
- Philipp Gallhuber (* 1995), Fußballspieler und -trainer
Mit der Gemeinde verbundene Persönlichkeiten
Bearbeiten- Andreas Buder (* 1979), Skirennläufer, in Göstling aufgewachsen
- Elfi Deufl (* 1958), Skirennläuferin, lebt in Göstling
- Johannes Dürr (* 1987), Langläufer, in Göstling aufgewachsen
- Katharina Gallhuber (* 1997), Skirennläuferin, lebt in Göstling
- Christoph Krenn (* 1994), Skirennläufer
- Herbert Mandl (* 1961), Alpinskitrainer und Skirennläufer, in Göstling aufgewachsen
- Thomas Sykora (* 1968), österreichischer Skirennläufer
- Kathrin Zettel (* 1986), Skirennläuferin, lebt in Göstling
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Göstling
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Sgraffito in Göstling an der Ybbs
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Winterpanorama
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Am Hauptplatz
Literatur
Bearbeiten- Elisabeth Kraus-Kassegg: Markt Göstling an der Ybbs. Vergangenheit und Gegenwart. Festschrift aus Anlass der Markterhebung. Göstling an der Ybbs 1962.
- Michaela Herrmann: Chronik der Marktgemeinde Göstling für die Jahre 1305–2005. Göstling an der Ybbs 2005.
- Herrmann Strobl: Jahreschronik Marktgemeinde Göstling an der Ybbs 1900–1969. 2. Auflage. Göstling an der Ybbs 2010.
- Martin Prieschl: Das Massaker in Göstling am 13. April 1945. In: Edition Österreich 1938–45. Archiv-Verlag, Wien/Braunschweig 2015 (Loseblattsammlung).
Weblinks
Bearbeiten- Webpräsenz der Marktgemeinde Göstling an der Ybbs
- Ybbstaler Solebad
- Göstling an der Ybbs in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
- 32002 – Göstling an der Ybbs. Gemeindedaten der Statistik Austria
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2024 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2024), (ODS, 500 KB)
- ↑ a b c Gedächtnis des Landes - Orte: Göstling an der Ybbs. Niederösterreichische Museum BetriebsgesmbH, abgerufen am 18. November 2022.
- ↑ Adressbuch von Österreich für Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, Herold Vereinigte Anzeigen-Gesellschaft, 12. Ausgabe, Wien 1938 PDF, Seite 257
- ↑ Zwangsarbeitslager für ungarische Juden in Österreich, Eintrag Göstling an der Ybbs auf deutschland-ein-denkmal.de
- ↑ Gegen das Vergessen auf noen.at
- ↑ Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hrsg.): Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand, Verfolgung, Exil und Befreiung (= Teil von: Anne-Frank-Shoah-Bibliothek). 2. Auflage. mandelbaum verlag, Wien 2011, ISBN 978-3-85476-367-3.
- ↑ Kindergärten in NÖ. NÖ Landesregierung, abgerufen am 29. Oktober 2020.
- ↑ Schulensuche. In: Schulen online. Abgerufen am 28. September 2020.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 1995 in Göstling an der Ybbs. Amt der NÖ Landesregierung, 30. März 2000, abgerufen am 12. Oktober 2019.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2000 in Göstling an der Ybbs. Amt der NÖ Landesregierung, 4. Februar 2005, abgerufen am 12. Oktober 2019.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2005 in Göstling an der Ybbs. Amt der NÖ Landesregierung, 4. März 2005, abgerufen am 12. Oktober 2019.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2010 in Göstling an der Ybbs. Amt der NÖ Landesregierung, 8. Oktober 2010, abgerufen am 12. Oktober 2019.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2015 in Göstling an der Ybbs. Amt der NÖ Landesregierung, 1. Dezember 2015, abgerufen am 12. Oktober 2019.
- ↑ Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2020 in Göstling an der Ybbs. Amt der NÖ Landesregierung, 26. Januar 2020, abgerufen am 29. Februar 2020.
- ↑ Bürgermeister. Gemeinde Göstling an der Ybbs, abgerufen am 11. Oktober 2021 (österreichisches Deutsch).
- ↑ Partnergemeinden. Gemeinde Göstling an der Ybbs, abgerufen am 11. Oktober 2021 (österreichisches Deutsch).
- ↑ Alles Gute, Herr Pfarrer! Josef Hahn feierte 70er, www.noen.at, abgerufen am 26. Dezember 2020.