Günther Caracciola-Delbrück

deutscher Major

Günther Caracciola-Delbrück (* 27. November 1898 in Frankfurt am Main; † 28. April 1945 in München) war ein deutscher Verleger und Widerstandskämpfer. Caracciola war Soldat im Ersten Weltkrieg und von 1939 bis zu seinem Tod Angehöriger der Wehrmacht. Er galt als enger Vertrauter des NS-Reichsstatthalters Franz Ritter von Epp.

Günther Caracciola-Delbrück war ein Sohn des späteren Oberst und Träger des Pour le Mérite Alois Caracciola-Delbrück (1873–1948).[1]

Als Kriegsfreiwilliger des Ersten Weltkriegs war Caracciola mit dem Ehrenkreuz 1. Klasse ausgezeichnet worden. In den Zwischenkriegsjahren arbeitete er als Verleger.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges erhielt Oberleutnant Caracciola die Einberufung ins Wehrkreisamt München. Seit 1943 fungierte er als Verbindungsoffizier der Wehrmacht und wurde von General von Epp zum Major befördert. In dieser Funktion stand er dem Widerstandskreis um Franz Sperr nahe.[2] Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 plante er die Einsetzung einer Übergangsregierung und die bedingungslose Kapitulation aller Truppen im südlichen Bayern, um weitere Zerstörungen und Opfer zu vermeiden. Es gelang ihm jedoch nicht, genügend Verbündete zu finden.

Im April 1945 schloss Caracciola sich der von Rupprecht Gerngross organisierten Freiheitsaktion Bayern an, die kurz vor der Einnahme Münchens durch die US-Armee durch einen Sturz der örtlichen NS-Statthalter um Gauleiter Paul Giesler einer schnellen und kampflosen Übergabe der Stadt den Weg bereiten sollte.

Mit Angehörigen der Freiheitsaktion Bayern versuchte Caracciola, das Zentralministerium der bayerischen Landesregierung an der Ludwigstraße zu besetzen und Giesler festzunehmen. Die Widerstandsaktion scheiterte, nicht zuletzt deshalb, weil es Caracciola nicht gelang, Ritter von Epp von dem Vorhaben zu überzeugen. Die im Gebäude verschanzte SS schlug den Aufstand nieder und nahm die Widerständler fest.

Ein fliegendes Standgericht unter Vorsitz des Münchner Kampfkommandanten Huebner unter Mitwirkung von Giesler verurteilte die Festgenommenen zum Tode.[3] Günther Caracciola-Delbrück wurde zusammen mit dem Kompaniedolmetscher Maximilian Roth wegen ihrer Beteiligung an der Freiheitsaktion im Hof des Zentralministeriums erschossen. In einem Nachkriegsprozess wurde festgestellt, dass das „Standgericht Hübner-Giesler kein ordnungsgemässes Gericht war und seine Urteile als Nichturteile reine Willkürakte und in Wirklichkeit Ermordungsbefehle darstellen.“[4] Huebner wurde wegen Totschlags zu einer mehrjährigen Zuchthausstrafe verurteilt.

Nachruhm

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Caracciola liegt auf dem Friedhof in Feldafing begraben. Ende 2017 gab die Gemeinde bekannt, seine Ruhestätte in ein Ehrengrab umzuwandeln.[1] Eine Gedenktafel im Innenhof des ehemaligen Zentralministeriums, des heutigen Landwirtschaftsministeriums erinnert an Caracciolas Widerstandsaktion. Nach ihm sind Straßen im Münchner Stadtteil Harthof und in Gauting (Landkreis Starnberg) benannt.

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  • Helga Pförtner: Mit der Geschichte leben. Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des Nationalsozialismus in München 1933–1945. Band 1: A–H. Literareon im Utz-Verlag, München 2001, ISBN 3-89675-859-4, S. 36f., hier online (PDF; 1 MB) (Memento vom 28. April 2014 im Internet Archive).

Einzelnachweise

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  1. a b Ehrengrab für Widerstandskämpfer. 5. Dezember 2017, abgerufen am 5. April 2021.
  2. Manuel Limbach: Bürger gegen Hitler. Vorgeschichte, Aufbau und Wirken des bayerischen „Sperr-Kreises“. Göttingen 2019, ISBN 978-3-525-31071-7, S. 239.
  3. Lfd.Nr.103, LG München, 25.11.1948 JuNSV Bd.III S.553. In: Justiz und NS-Verbrechen. C.F. Rüter, D.W. de Mildt, 1968, abgerufen am 13. September 2024 (Seiten 551–573, hier S. 565).
  4. Lfd.Nr.103, LG München, 25.11.1948 JuNSV Bd.III S.553. In: Justiz und NS-Verbrechen. C.F. Rüter, D.W. de Mildt, 1968, abgerufen am 13. September 2024 (Seiten 551–573, hier S. 565).