Günter Wand

deutscher Dirigent
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Josef Günter Wand (* 7. Januar 1912 in Elberfeld, heute Stadtteil von Wuppertal; † 14. Februar 2002 in Ulmiz, Schweiz) war ein deutscher Dirigent.

Herkunft

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Günter Wand stammt aus einer Bauernfamilie aus dem Eichsfeld. Er wurde als Sohn des Kaufmanns Paul Wand und dessen Frau Lydia, geb. Ortmann, in Elberfeld geboren.[1] Seit seinem sechsten Lebensjahr erhielt Wand Klavierunterricht und leitete das Schulorchester des Realgymnasiums Elberfeld. Seit 1929 erhielt er privaten Dirigierunterricht beim Wuppertaler Generalmusikdirektor Franz von Hoeßlin.

Mit 12 hatte er sein musikalisches Schlüsselerlebnis, das in ihm den konkreten Berufswunsch „Dirigent“ auslöste. Im Elberfelder Operettentheater hörte er den Zigeunerbaron von Johann Strauss mit Richard Tauber als Barinkay.[2]

Nach dem Abitur 1930 studierte Wand Philosophie, Germanistik und Musikwissenschaft an der Universität zu Köln und besuchte gleichzeitig die Rheinische Musikschule in Köln.[1]

Künstlerischer Werdegang

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Seit dem Wintersemester 1931/32 studierte Wand bei Paul Baumgartner und Walter Braunfels an der Hochschule für Musik Köln sowie Franz Dorfmüller (Klavier) und Walter Courvoisier (Komposition) an der Hochschule für Musik und Theater München.[3] Nach ersten Praxiserfahrungen in Köln, Allenstein (Ostpreußen) (1934–1938) und Detmold (1938/39) wurde er 1939 unter GMD Karl Dammer Erster Kapellmeister der Kölner Oper, an der er 35 Jahre blieb. Eine Stelle als Musikalischer Oberleiter am Salzburger Landestheater trat er, wegen des Krieges, nicht an, baute dort aber das versprengte Mozarteum-Orchester wieder auf, leitete so am 30. April 1945 das letzte Symphoniekonzert des „Dritten Reiches“ und arbeitete nach Kriegsende bei der Truppenbetreuung der US-Army. Im Jahr 1946 erfolgte seine Ernennung anstelle von Eugen Papst zum Generalmusikdirektor und zum Leiter der Gürzenich-Konzerte[4]. Daneben arbeitete er als Gastdirigent mit Orchestern im In- und europäischen Ausland. 1959 wurde er als erster westdeutscher Dirigent nach dem Zweiten Weltkrieg in die UdSSR eingeladen.

Aufgrund der Aktivitäten des damaligen Kölner Kulturdezernenten Kurt Hackenberg, der schon im Herbst 1971 deutlich gemacht hatte, dass er Wand durch den ungarischen Dirigenten István Kertész zu ersetzen gedachte, beendete Günter Wand, dessen Vertrag eigentlich noch bis 1977 lief, 1974 vorzeitig seine Tätigkeit als Leiter der Gürzenich-Konzerte.

Im selben Jahr – bereits nach seinem offiziellen Abschied aus Köln – dirigierte er nach jahrzehntelangem Zögern erstmals die 5. Sinfonie von Anton Bruckner mit dem Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester für eine Rundfunkausstrahlung. Aus dieser Aufnahme entstand eine Schallplattenproduktion, die bei ihrer Veröffentlichung großes Aufsehen erregte und Teil einer Gesamteinspielung der Bruckner-Sinfonien wurde. Seither wird Günter Wand zu den bedeutendsten Bruckner-Interpreten gezählt.[4]

Zu Beginn der 1980er Jahre schloss sich eine zweite Karriere an: Von 1982 bis 1991 war Wand Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters[5] und wurde 1987 zum Ehrendirigenten ernannt. Ebenfalls 1982 ernannte ihn das BBC Symphony Orchestra zum Ersten Gastdirigenten (Principal Guest Conductor). Später stiftete die BBC Wand zu Ehren gar einen „Günter Wand Conducting Chair“[6].

1989 hatte er sein USA-Debüt mit dem Chicago Symphony Orchestra. In dieser zweiten Karriere fand er zu seinem gültigen Altersstil. Während er in Köln experimentierfreudig war und zahlreiche moderne Werke aufführte, reduzierte er sein Repertoire in seiner späten Zeit hauptsächlich auf die Sinfonien von Bruckner, Brahms, Beethoven und Schubert. Diese Sinfonien führte er immer wieder auf, teilweise mit verschiedenen Orchestern.

Zu seinen Schülern gehörten u. a. Heribert Beissel, Heribert Esser, Frithjof Haas, Hans Herbert Jöris, Bernhard Klee, Horst Stein und Wolfgang Trommer.

Künstlerischer Stil

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Wand war unnachgiebiger Verfechter absoluter Werktreue.[4] Partituren erschienen ihm grundsätzlich völlig unantastbar. Eigenmächtige Ritardandi oder Crescendi galten ihm als beifallheischender „Firlefanz“. Einen Schritt hin zur „historischen Aufführungspraxis“ ist er jedoch auch bei Mozart und Beethoven nie gegangen. Insofern hat seine absolute Werktreue bei diesen Komponisten etwas eigentümlich Gebrochenes; doch auch jenseits von aufführungspraktischen Überlegungen ist seine Kunst von Strenge und Stringenz geprägt.

Auf die Frage, wie er denn die Neunte Sinfonie Beethovens zu interpretieren gedenke, eher wie Arturo Toscanini oder mehr im Stile Wilhelm Furtwänglers, antwortete der noch junge Dirigent lakonisch: „Wie Beethoven“.[4]

Seinem Publikum bleiben besonders die Auftritte seiner späten Jahre unvergessen, wenn er, auf dem Podium noch immer frei stehend, meist ohne Partitur, mit sparsamen Bewegungen, aber unter strengem Augenkontakt mit dem Orchester, „seine“ Bruckner-Sinfonien dirigierte.

Obwohl Wand sich im Verlauf seiner Karriere zunehmend auf Beethoven, Schubert, Bruckner und Brahms konzentrierte, war ihm auch die damals zeitgenössische Musik stets ein wichtiges Anliegen. So setzte er sich unter anderem für Werke von Walter Braunfels, Wolfgang Fortner und Bernd Alois Zimmermann ein.

Auszeichnungen

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Der Günter-Wand-Platz vor dem Gürzenich

Die Stadt Köln widmete Günter Wand, der als Generalmusikdirektor und Gürzenich-Kapellmeister das Orchester wie kein anderer vor ihm prägte, einen eigenen Platz, der mit seinem Wirken eng verbunden ist. Am 24. Oktober 2010 wurde der südliche Vorplatz des Gürzenichs als Günter-Wand-Platz eingeweiht.[8]

Nachdem Wand im Kölner Gürzenich ein zeitgenössisches Werk dirigiert hatte, erhielt er neben schwachem Applaus zahlreiche Buh-Rufe. Darauf verbeugte er sich vor dem Publikum und sagte: „Ich sehe, Sie haben das Stück noch nicht verstanden. Ich werde es Ihnen daher nochmals zu Gehör bringen.“ Dies geschah dann auch.[9]

Diskografie

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Anlässlich seines 100. Geburtstags im Januar 2012 erschien eine 28 CDs umfassende Box mit dem Titel The Great Recordings, aufgenommen 1974–1999.[10]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. a b Deutsche Biographie: Wand, Günter - Deutsche Biographie. Abgerufen am 13. Mai 2024.
  2. „Biografie von Günter Wand“. In: cosmopolis.ch. 20. Februar 2002, abgerufen am 22. November 2024.
  3. siehe Weblink Wolfgang Seifert: Günter Wand: so und nicht anders
  4. a b c d Eduard Prüssen (Linolschnitte), Werner Schäfke und Günter Henne (Texte): Kölner Köpfe. 1. Auflage. Univ.- und Stadtbibliothek, Köln 2010, ISBN 978-3-931596-53-8, S. 86.
  5. Dirigent Günter Wand gestorben – Trauer und Betroffenheit. mopo.de; abgerufen am 17. September 2016
  6. BBC - BBC Symphony Orchestra - Who's Who. In: bbc.co.uk. 3. Juni 2015, abgerufen am 4. Februar 2024 (englisch).
  7. werner-steinbach.de (Memento vom 21. Februar 2004 im Internet Archive) Liste von Trägern des Ehrenrings der Stadt Wuppertal; abgerufen im Mai 2008
  8. Simone Winkelhog: Köln benennt Platz nach dem Dirigenten Günter Wand. Feierstunde mit Reden von Oberbürgermeister, Gürzenich-Kapellmeister und Bezirksbürgermeister. Stadt Köln – Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, 19. Oktober 2010, abgerufen am 13. März 2013.
  9. PORTRÄT Günter Wand | Meister der heiligen Nüchternheit. In: concerti.de. 12. Dezember 2011, abgerufen am 28. Dezember 2020 (englisch).
  10. Wolfram Goertz: 28 CDs ehren Günter Wand. RP Online, 22. Februar 2012; Rezension. Die Box enthält auch eine DVD mit einer Dokumentation über Wand.