Galeriegrab Neuhaus

nur in Resten erhaltene Grabanlage der Wartbergkultur bei Schloß Neuhaus in Paderborn (Nordrhein-Westfalen)

Das Galeriegrab Neuhaus ist eine nur in Resten erhaltene und oberirdisch nicht sichtbare megalithische Grabanlage der jungsteinzeitlichen Wartbergkultur bei Schloß Neuhaus, einem Stadtteil von Paderborn (Nordrhein-Westfalen).

Galeriegrab Neuhaus
Galeriegrab Neuhaus (Nordrhein-Westfalen)
Galeriegrab Neuhaus (Nordrhein-Westfalen)
Koordinaten 51° 44′ 44,8″ N, 8° 43′ 12,3″ OKoordinaten: 51° 44′ 44,8″ N, 8° 43′ 12,3″ O
Ort Paderborn OT Schloß Neuhaus, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Entstehung 3500 bis 2800 v. Chr.

Das Grab befindet sich in Schloß Neuhaus auf dem Flurstück „An den Tallwiesen“.

Forschungsgeschichte

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Das Grab wurde 1844 entdeckt. Noch im gleichen Jahr wurden die ersten Steine entfernt und zum Bau des Tallhofs verwendet. 1918 wurden weitere Steine zum Bau eines Kriegerdenkmals verwendet. Die Überreste der Anlage wurden 1949 unter Leitung von W. R. Lange und 1983 unter Leitung von Klaus Günther archäologisch untersucht.

Widersprüchliche Ortsangaben führten zeitweise zur Annahme zweier Gräber, obwohl tatsächlich nur eines existiert. Die hier beschriebene Anlage wurde daher in älterer Literatur als Galeriegrab Neuhaus II geführt. Grab Neuhaus I ist zu streichen.[1]

Beschreibung

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Architektur

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Die Anlage ist südwest-nordöstlich orientiert. Sie hat eine Gesamtlänge von 27,5 m, eine Breite von 2,6 m; die ursprüngliche Höhe ist unbekannt. Es konnten Reste einer Hügelschüttung nachgewiesen werden. Die Grabkammer hat eine innere Länge von 26 m und eine innere Breite von 1,6 m. Wie tief die Kammer in den Boden eingesenkt worden war, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Die Kammer war aus unterschiedlichen Gesteinsarten errichtet worden. Als südwestlicher Abschlussstein wurde ein Findling verwendet, der noch in Resten erhalten ist. Weiterhin wurden Reste eines Wandsteins aus Eggesandstein gefunden, der noch bis zu einer Höhe zwischen 0,3 m und 0,5 m erhalten ist und der mit kleineren Findlingen verkeilt ist. Auch Reste des Kammerpflasters aus Kalksteinplatten sind erhalten. In der Mitte wird die Kammer durch eine quer gestellte Platte und eine kleine Schwelle geteilt. Wo sich der ursprüngliche Zugang zur Kammer befand, ist nicht ganz sicher, am wahrscheinlichsten ist aber die südöstliche Langseite.

Das Baumaterial für die Kammer stammte aus sehr unterschiedlichen Entfernungen. Findlinge kommen in der näheren Umgebung vor. Das nächste Kalksteinvorkommen befindet sich hingegen erst in 5 km und das nächste Vorkommen von Eggesandstein in 16 km Entfernung. Der Materialbedarf wird auf etwa 160,1 t geschätzt.

Bestattungen

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Bei den Grabungen wurde nur ein einzelnes Fragment eines Röhrenknochens geborgen, das heute verschollen ist.

Beigaben

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Beigaben wurden bei den Grabungen nicht entdeckt.

Literatur

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  • Klaus Günther: Zu den neolithischen Steinkammergräbern von Schloß Neuhaus bei Paderborn. In: Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe, Band 3, 1985, S. 1–7.
  • Hugo Hoffmann: Stand und Aufgaben der vor- und frühgeschichtlichen Forschung in Westfalen. In: Westfälische Forschungen. Band 1, 1938, S. 213.
  • Kerstin Schierhold: Studien zur Hessisch-Westfälischen Megalithik. Forschungsstand und -perspektiven im europäischen Kontext (= Münstersche Beiträge zur ur- und frühgeschichtlichen Archäologie. Band 6). Leidorf, Rahden/Westf. 2012, ISBN 978-3-89646-284-8, S. 265.
  • Waldtraut Schrickel: Katalog der mitteldeutschen Gräber mit westeuropäischen Elementen und der Galeriegräber Westdeutschlands (= Beiträge zur ur- und frühgeschichtlichen Archäologie des Mittelmeer-Kulturraumes. Band 5). Habelt, Bonn 1966, S. 452–453.
  • August Stieren: Die vorgeschichtlichen Denkmäler des Kreises Büren. In: Mitteilungen der Altertumskommission für Westfalen. Band 7, 1922, S. 27 (PDF; 28 MB).
  • August Stieren: Die großen Steinkisten Westfalens. In: Westfalen. Band 13, 1927, S. 10.
  • August Stieren: Westfalen. Neolithikum. In: Max Ebert (Hrsg.): Reallexikon der Vorgeschichte. Band 14. Uckermark – Zyprische Schleifennadel. De Gruyter, Berlin 1929, S. 287.
  • Andreas Vüllers: Die sogenannte prähistorische „Stein-, Bronce- und Eisenzeit“. In: Westfälische Zeitschrift – Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde. Band 60, 1902, S. 184 (PDF; 20,1 MB).
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Einzelnachweise

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  1. Klaus Günther: Zu den neolithischen Steinkammergräbern von Schloß Neuhaus bei Paderborn.