Die Galland-Handschrift (frz. le manuscrit de Galland; engl. Galland manuscript), auch Syrische Handschrift, ist ein arabisches Manuskript (Handschrift) der Geschichten aus Tausendundeiner Nacht, das aus der Zeit Mitte des 15. Jahrhunderts oder später stammt.[1] Sie wurde von dem französischen Orientalisten Antoine Galland (1646–1715) ab dem Jahr 1704 als Übersetzung veröffentlicht, machte Tausendundeine Nacht in ganz Europa bekannt und wurde zu einem Klassiker der Weltliteratur. Auf dieser Basis ist Tausendundeine Nacht in zahllosen Adaptionen, Neuinterpretationen und Anpassungen in verschiedenen Medienformen rezipiert worden.

Galland-Handschrift (arabische Handschrift des 15. Jahrhunderts, Bibliothèque nationale de France)

Geschichte

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Entstehungs- und Textgeschichte

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Da man davon ausgeht, dass das Manuskript seinen Ursprung in Syrien hat, wird es auch als Syrische Handschrift bezeichnet.[2] Es ist das früheste umfassende Manuskript von Tausendundeine Nacht neben einem lediglich sechzehn Zeilen umfassenden Fragment aus dem 9. Jahrhundert.[3] Nach Ansicht des Orientalisten Muhsin Mahdi (1926–2007) ist es der einzige authentische Teil der Sammlung, der erhalten geblieben ist. Muhsin Mahdi hatte ihn auf den Beginn des 14. Jahrhunderts datiert.

Der Text der Handschrift umfasst 282 Nächte und bricht in der Mitte der Geschichte von Qamar al-Zamân und Budûr ab.[4]

Übersetzung durch Antoine Galland

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Im Jahr 1704 wurde das Manuskript von dem französischen Orientalisten Antoine Galland (1646–1715) als Übersetzung ins Französische veröffentlicht. Es bildete die Grundlage für sein Werk Les mille et une nuits, contes arabes traduits en français („Tausendundeine Nacht, arabische Erzählungen, ins Französische übersetzt“), die 1704–1717 veröffentlicht wurde. Es handelt sich um die erste europäische Übersetzung von Tausendundeine Nacht.

Bedeutung und Verbleib

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Gemäß der Arabian Nights Encyclopedia lassen sich die erhaltenen Manuskripte der Versionen von Tausendundeiner Nacht in zwei Kategorien einteilen: Manuskripte aus der Zeit vor der französischen Übersetzung von Galland und Manuskripte, die nach diesem Datum entstanden sind.[5]

Die Galland-Handschrift befindet sich in der Bibliothèque nationale de France in Paris. Das Manuskript besteht aus drei Bänden (Paris, Bibliothèque Nationale, MSS arabes 3609, 3610 und 3611).[6] Eine direkte Kopie der Galland-Handschrift aus dem Jahr 1592/1593 wird in der Vatikanischen Bibliothek aufbewahrt[7], als zweiter Teil eines zweibändigen Manuskriptes (Cod. Vat. Ar. 782).[8]

Rezeption

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Auf Basis der Galland-Handschrift ist Tausendundeine Nacht seither ergänzt durch weitere Handschriften und arabische Druckausgaben in zahllosen Adaptionen, Neuinterpretationen und Anpassungen in verschiedenen Medienformen rezipiert worden.

Die Galland-Handschrift diente als Hauptquelle für die Ausgabe der kritischen Edition von Muhsin Mahdi (1984), auf der auch die im Jahr 2004 erschienene deutsche Übersetzung der Arabistin Claudia Ott basiert.[9]

1001-Nacht-Geschichten der Galland-Handschrift

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Rahmengeschichte, erste Untergeschichten und Geschichten der einzelnen Nächte.[10]

Literatur

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  • Artikel: „Manuscripts“ und „Mahdi, Muhsin“, in: Ulrich Marzolph mit Richard van Leeuwen, unter Mitarbeit von Hassan Wassouf: The Arabian Nights Encyclopedia. 2 Bände. ABC-Clio, Santa Barbara 2004 (abgekürzt: ANE)
  • Muhsin Mahdi. 1984–1994. The Thousand and One Nights (Alf Layla wa-Layla) from the Earliest Known Sources. Leiden: Brill. Part I: Arabic Text. 1984[a]. Part II: Critical Apparatus. Description of Manuscripts. 1984[b]. Part III: Introduction and Indexes.
  • Victor Chauvin. 1892–1922. Bibliographie des ouvrages arabes ou relatifs aux Arabes. 12 Bände. Liège: Vaillant-Carmanne (die Bände 4–7, publiziert in den Jahren 1900, 1901, 1902, 1903, behandeln die Arabischen Nächte).
  • Claudia Ott. 2004. Tausendundeine Nacht. Nach der ältesten arabischen Handschrift in der Ausgabe von Muhsin Mahdi erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott. C.H.Beck, München 201111 (20041), ISBN 978-3-406-51680-1.
  • Heinz Grotzfeld. 1996–1997. “The Age of the Galland Manuscript of the Nights: Numismatic Evidence for Dating a Manuscript?” Journal of Arabic and Islamic Studies 1: 50–64.
  • Esther Saoub: „DER ENDLOSE ZYKLUS: Tausendundeine Nacht, Antoine Galland und eine mißverstandene Zahl.“ Poetica, Vol. 31, No. 1/2 (1999), pp. 125–147 (Online)
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Einzelnachweise und Fußnoten

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  1. ANE, S. 632 (nach Grotzfeld 1996-1997).
  2. Heinz Grotzfeld, 'The Age of the Galland Manuscript of the Nights,' in The Arabian Nights Reader, ed. by Ulrich Marzolph (Detroit: Wayne State University Press, 2006), 105-21, ISBN 0-8143-3259-5 [Repr. aus Heinz Grotzfeld, 'The Age of the Galland Manuscript of the Nights: Numismatic Evidence for Dating a Manuscript', Journal of Arabic and Islamic Studies, 1 (1996-97), 50-64].
  3. Nabia Abbott, "New Light on the Early History of the Arabian Nights", Journal of Near Eastern Studies, 8.3 (July 1949), 133.
  4. Tale of Qamar al-Zamân and Budûr (ANE-Konkordanz Nr. 61)
  5. „Manuscripts“, in: The Arabian Nights Encyclopedia, ed. by Ulrich Marzolph, Richard van Leeuwen, and Hassan Wassouf, 2 Bände (Santa Barbara (CA): ABC-Clio, 2004), I, 635-37 (S. 635)
  6. Les Mille et une nuits (Bibliothèque nationale de France)
  7. „Manuscripts“, in: The Arabian Nights Encyclopedia, ed. by Ulrich Marzolph, Richard van Leeuwen, and Hassan Wassouf, 2 Bände (Santa Barbara (CA): ABC-Clio, 2004), I, 635-37 (S. 635)
  8. digi.vatlib.it: Manuscript - Vat.ar.782.pt.2 (Digitalisat)
  9. Tausendundeine Nacht – das unbekannte Original
  10. vgl. Claudia Ott: Tausendundeine Nacht, C.H.Beck, München 2011 (2004).