Bei den erstmals 1906 (durch Wilhelm Deecke (1862–1934)) erkannten Gargruben auch Feuerstellenplätze genannten (dänisch Kokegroper oder Kogestengrube, englisch Pit Alignments, schwedisch Kokgropar med Skärvsten) Gruben handelt es sich um ein Phänomen der jüngeren Bronze- sowie der Eisenzeit in Dänemark und Skandinavien, Nord- und Süddeutschland,[1] Frankreich, der Schweiz[2], Teilen Polens und auf den Britischen Inseln.[3] Entgegen der mehrheitlich spätbronze- und früheisenzeitlichen Datierungen der deutschen und französischen Befunde, weisen einige Schweizer Befunde auf eine Nutzung ab der frühen bzw. mittleren Bronzezeit.[4]

Feuerstellenplatz bei Bommestad

Die neuere Forschung in Deutschland bezeichnet derartige Fundstellen als Kultfeuer-[5] oder Feuerstellenplätze, wie die Plätze von Bötersen in Niedersachsen oder Jarmen, Jesendorf, Naschendorf und Triwalk in Mecklenburg-Vorpommern und Zedau in der Altmark.

Abgrenzung

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Gargruben sind keine Burnt Mounds (englisch für verbrannte Hügel), die primär auf den Britischen Inseln vorkommen und auch aus der Bronzezeit stammen. Viele sind aus anderen Teilen Europas, insbesondere aus Skandinavien bekannt. 1990 wurden die ersten Ergebnisse über bronzezeitliche Burnt mounds an den Küsten Schwedens veröffentlicht. Neue Entdeckungen belegen endmesolithische Schlitzgruben, insbesondere in Frankreich.

Bommestad

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450 Kochstellen auf einer Fläche von 2500 Quadratmetern wurden in Bommestad in der Nähe von Larvik in Norwegen entdeckt. Die Zahl übertrifft alle früheren Entdeckungen in der Region. Die Entdeckung wurde im Zusammenhang mit archäologischen Arbeiten zwischen Bommestad und Langåker vor dem Bau der E18 durch Vestfold gemacht. Bis jetzt haben sie eine Datierung aus dem Jahr 0 erbracht. In vielen Gruben wurden verbrannte Knochen gefunden, in einigen zerbrochene Töpferwaren.

Beschreibung

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Die Lage der Gargruben als Kultfeuerplätze ist stets ähnlich:

  • häufig in exponierter Lage im Gelände auf Höhenzügen oder Kuppen
  • Nähe zum Wasser, jedoch nicht zu Wohnplätzen

Es handelte sich zum Teil um viele hundert Meter lange, auch durch Bewuchsmerkmale erkannte, Reihen aus runden, ovalen oder rechteckigen Gruben, andere Fundorte weisen regellos angeordnete Gargruben oder nur einzelne Befunde auf. 1989 listet Sigrid Heidelk-Schacht bereits 30 derartiger Plätze in Mecklenburg-Vorpommern, im Norden von Brandenburg und in Sachsen-Anhalt (Zedau) auf. Die Gruben bestehen aus der Ballung „muldenförmiger Erdgruben“ mit gebrannten Steinen an der Peripherie sowie schwarzer Branderde und Holzkohleanteilen. Auf der Mehrzahl der Plätze sind diese Gruben regellos verteilt. Mangels besserer Deutungsmöglichkeiten werden die Feuerstellenreihen als Ausdruck kultisch-religiöser Handlungen angesehen, weshalb sie auch als Kultfeuerplatze oder Feuerkultplätze bezeichnet werden. Die größten Ansammlungen liegen bei Naschendorf (2500), Jesendorf (334) und Rønnige Soegaard (über 300) auf Fünen in Dänemark, von vermutlich jeweils etwa 500 Feuerstellen ausgegraben wurden.

In England hat in einigen Fällen hat ein beleitender Wall überlebt, und diese Reihen werden als „umwallte Grubenreihen“ bezeichnet.

Neue Befunde

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Die viele hundert Meter langen Reihen aus runden, ovalen oder rechteckigen Gruben gehen gelegentlich in unsegmentierte Gräben über. Die Verbreitung dieses Phänomens liegt östlich des Harzes, von der Magdeburger Börde bis zum Unstrutgebiet, in einem Bogen von etwa 100 Kilometern Länge und maximal 50 Kilometern Breite. Die Ostgrenze liegt bei Leipzig. Einen genaueren Einblick erlauben die archäologischen Untersuchungen, die seit 2008 im Vorfeld des Baus der ICE-Neubaustrecke Erfurt-Halle/Leipzig durchgeführt werden. Auf einem 22 Kilometer langen Abschnitt, der über die Querfurter Platte zwischen Unstrut- und Saaletal führt, wurden mehr als sechs Kilometer Grubenreihen und Grabenabschnitte freigelegt und dokumentiert. Er wies Gruben der verschiedensten Formen und Tiefen sowie Gräben auf.

An vielen Stellen lösten sich die oberflächennah grabenartigen Strukturen in der Tiefe in Reihen von Einzelgruben auf. Offenbar besaßen derartige Befunde von Anbeginn diese Erscheinungsform. Andere durchgehende Gräben waren ohne Andeutungen auf eine Segmentierung. Den Archäologen gelang der Nachweis, dass Gräben mehrfach aufgearbeitet worden sind. Es muss eine gewisse Zeit zwischen den Ausbesserungen der Gräben verstrichen sein, da sie sich stets weitgehend verfüllt hatten. Ein Phänomen waren verfüllte Gräben die nicht „aufgearbeitet“, sondern in Form einer langen Grubenreihe, die aber nicht die Tiefe des einstigen Grabens erreichte, erstellt wurden. Diese Gruben wurden innerhalb der älteren Verfüllung ausgehoben. Offenbar hatten durchgehende Gräben und Grubenreihen bzw. segmentierte Gräben dieselbe Funktion. Die identische Zweckbestimmung der Befunde wird aus Beobachtungen zur Lage der Einzelstrukturen zueinander deutlich. An vielen Stellen wurden die linearen Erdwerke nicht von den archäologischen Grabungsflächen auf der Trasse durchschnitten, die Strukturen verliefen stattdessen über weite Strecken innerhalb der ICE-Trasse, so dass mehrere rechtwinklige Abzweigungen erfasst werden konnten. Dagegen waren Kreuzungen nur in Einzelfällen nachzuweisen. Das rechtwinklige Aneinanderstoßen der Grubenreihen und Landgräben unterstrich, dass beide Befundgattungen als Teile eines Systems anzusehen sind.

Britische Grubenausrichtungen treten als Einzel- (Eisenzeit) und Doppelreihen (späte Jungstein- oder Bronzezeit) auf. An einigen Stellen wurden jedoch doppelte und einfache Ausrichtungen zusammen gefunden, von denen einige Reihen zwischen den Formen wechseln, sodass die Form nicht als eindeutiger Datierungsbeleg angesehen werden kann. Es wird angenommen, dass Doppelreihen rituelle Funktion haben, da sie manchmal in Bezug auf Cursus-Monumente und Henges (Thornborough Henges) gefunden werden.

Ein Schwerpunkt der Brandplätze war auch Mecklenburg, wo inzwischen mehr als 30 Fundstellen bekannt sind. Die größten Ansammlungen liegen bei Jesendorf (334) und Rønnige Søgard (über 300) auf Fünen in Dänemark, von vermutlich jeweils etwa 500 Feuerstellen ausgegraben wurden. 2005 wurde bei Egeln-Nord (Salzlandkreis) in Sachsen-Anhalt Reihen und verstreut liegende Feuergruben bzw. Herdstellen auf einer unvollständig ergrabenen Trasse gefunden. Von Zedau, einem Ortsteil von Osterburg in der Altmark ist eine gleichartige Konzentration bekannt, die auf das 8. und 7. vorchristliche Jahrhundert datiert werden konnte. Größere Grubenreihen wurden in Seddin in der Prignitz, bei Naschendorf, bei der Hünenburg bei Watenstedt im Landkreis Helmstedt und bei Weddersehl im Landkreis Gifhorn entdeckt.[6] Im Landkreis Parchim liegt die größte Ansammlung in Deutschland (280 Gruben). In Reinach, im Schweizer Kanton Baselland wurden ähnliche bronzezeitliche Gargruben ausgegraben.[7]

Siehe auch

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Literatur

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  • Nathalie Achard-Corompt, Emmanuel Ghesquière, Vincent Riquier: Creuser au mesolithique - Digging in the mesolithic In: Actes de la Séance de la Sociéte Préhistorique Française Châlons-en-Champagne 2016
  • Duncan Garrow: Placing pits: landscape occupation and depositional practice during the Neolithic in East Anglia. In: Proceedings of the Prehistoric Society. New Series, Band 73, 2007, S. 1–24, doi:10.1017/S0079497X00000037.
  • Lil Gustavson, Tom Heibreen, Jes Martens (Hrsg.): De gåtefulle Kokegroper. Kokegropeseminaret, 31. november 2001. Artikkelsamling (= Universitetets Oldsaksamling. Varia. 58). Kunsthistorisk Museum – Fornminneseksjonen, Oslo 2005, ISBN 82-8084-022-2 (mit kurzen englischen Zusammenfassungen).
  • Detlef Jantzen: Töpferei und Feuerkult – Vom Leben auf der Anhöhe bei Triwalk, Lkr. Nordwestmecklenburg. In: Uta Maria Meier (Red.): Die Autobahn A20 – Norddeutschlands längste Ausgrabung. Archäologische Forschungen auf der Trasse zwischen Lübeck und Stettin (= Archäologie in Mecklenburg-Vorpommern. 4). 2., unveränderte Auflage. Archäologisches Landesmuseum und Landesamt für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 2006, ISBN 3-935770-11-1, S. 33–36.
  • Dennis W. Harding: The Iron Age in Northern Britain. Celts and Romans, Natives and Invaders. Routledge, London u. a. 2004, ISBN 0-415-30150-5, S. 75.
  • Kerstin Lundin: Kokgropar i Norrbottens kustland. Ett försök till tolkning av kokgroparnas funktion. In: Arkeologi i norr. 3, 1990, S. 139–174, (Digitalisat (PDF; 13,13 MB)).
  • Dietrich Meier: Bronzezeitliche Feuergruben in ungewöhnlicher Anordnung. In: Immo Heske, Hans-Jörg Nüsse, Jens Schneeweiß (Hrsg.): „Landschaft, Besiedlung und Siedlung.“ Archäologische Studien im nordeuropäischen Kontext. Festschrift für Karl-Heinz Willroth zu seinem 65. Geburtstag (= Göttinger Schriften zur Vor- und Frühgeschichte. 33 = Schriftenreihe des Heimatkundlichen Arbeitskreises Lüchow-Dannenberg. 20). Wachholtz, Neumünster u. a. 2013, ISBN 978-3-529-01533-5, S. 319–330.
  • Magne Samdal, Grethe Bjørkan Bukkemoen: Bommestad 2 – kokegropfelt og dyrkningsspor fra jernalder. In: Lars Erik Gjerpe (Hrsg.): Hus, Boplass- og Dyrkningsspor (= E18-prosjektet Vestfold. 3 = Kulturhistorisk Museum. Fornminneseksjonen. Varia. 73). Kulturhistorisk Museum, Oslo 2008, ISBN 978-82-8084-042-4, S. 247–264.
  • Jens-Peter Schmidt: Grillfest oder Opferkult? – Der Feuerstellenplatz von Jarmen, Lkr. Demmin. In: Uta Maria Meier (Red.): Die Autobahn A20 – Norddeutschlands längste Ausgrabung. Archäologische Forschungen auf der Trasse zwischen Lübeck und Stettin (= Archäologie in Mecklenburg-Vorpommern. 4). 2., unveränderte Auflage. Archäologisches Landesmuseum und Landesamt für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin 2006, ISBN 3-935770-11-1, S. 71–76.
  • Jens-Peter Schmidt: Kein Ende in Sicht? Neue Untersuchungen auf dem Feuerstellenplatz von Naschendorf, Lkr. Nordwestmecklenburg. Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern. Band 19, 2012 S. 26–46.
  • Jens-Peter Schmidt, Dominik Forler: Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen in Jarmen, Lkr. Demmin. Die Problematik der Feuerstellenplätze in Norddeutschland und im südlichen Skandinavien. In: Bodendenkmalpflege in Mecklenburg. Jahrbuch. Band 51, 2003, ISSN 0947-3998, S. 7–79.

Einzelnachweise

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  1. Marcel Honeck: Nichts als heiße Steine? Zur Deutung der Brenngruben der späten Bronzezeit und frühen Eisenzeit in Deutschland (= Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie. 166). Habelt, Bonn 2009, ISBN 978-3-7749-3612-6 (Zugleich: Heidelberg, Universität, Magisterarbeit, 2007).
  2. Audrey Pranyies, Thierry Argant, Fanny Granier, Bertrand Moulin, Caroline Schaal: Les batteries de foyers à pierres chauffantes de la fin de l’âge du Bronze et du début du premier âge du Fer. Des vestiges de repas collectifs sur le site de Grièges (Ain)? In: Gallia. Band 69, Nummer 2, 2012, S. 1–54.
  3. Neue Untersuchungen in Schottland datieren die Gruben sogar in die Jungsteinzeit: Stephen Carter: A radiocarbon dated pit alignment at North Straiton, near Leuchars, Fife. In: Tayside and Fife Archaeological Journal. Band 2, 1996, S. 45–51, (Digitalisat (PDF; 569 KB)).
  4. Audrey Pranyies, Thierry Argant, Fanny Granier, Bertrand Moulin, Caroline Schaal: Les batteries de foyers à pierres chauffantes de la fin de l’âge du Bronze et du début du premier âge du Fer. Des vestiges de repas collectifs sur le site de Grièges (Ain)? In: Gallia. Band 69, Nummer 2, 2012, S. 1–54, hier S. 44.
  5. Sigrid Heidelk-Schacht: Jungbronzezeitliche und früheisenzeitliche Kultfeuerplätze im Norden der DDR. In: Friedrich Schlette, Dieter Kaufmann (Hrsg.): Religion und Kult in ur- und frühgeschichtlicher Zeit. 13. Tagung der Fachgruppe Ur- und Frühgeschichte vom 4. bis 6. November 1985 in Halle (Saale) (= Tagung der Fachgruppe Ur- und Frühgeschichte. 13). Akademie-Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-05-000662-5, S. 229–240.
  6. Archäologe entdeckt rätselhafte Feuerstellen im Kreis Gifhorn. In: Braunschweiger Zeitung, vom 4. Februar 2023.
  7. Jürg Tauber: Ein „Scherbenteppich“ der Hallstattzeit, spätkeltische Gehöfte und römische Gräber in Reinach (BL). In: as. Band 29, Nummer 1, 2066, S. 2–15, hier S. 4, (Digitalisat).
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