Gefährlicher Hund

gesetzliche Bezeichnung für bestimmte Hunde

Gefährlicher Hund ist ein Rechtsbegriff, der unter anderen in Deutschland, Liechtenstein, Österreich und der Schweiz in Hunde-, Tierhalte-, Landessicherheits- oder Polizeigesetzen Verwendung findet.

Deutschland

Bearbeiten

Der Begriff Gefährlicher Hund stammt aus dem Recht der Gefahrenabwehr und den entsprechenden Hundegesetzen der deutschen Bundesländer. Die Haltung gefährlicher Hunde ist erlaubnispflichtig und setzt außer der Sachkunde auch die Zuverlässigkeit und persönliche Eignung des Halters voraus.

Als gefährliche Hunde werden Hunde bezeichnet, die aufgrund ihres Verhaltens die Annahme rechtfertigen, dass durch sie eine Gefahr für Leben und Gesundheit von Menschen oder Tieren besteht. Aus rassespezifischen Merkmalen, der Abstammung, durch Zucht, Abrichten oder Ausbildung können sich insbesondere eine über das natürliche Maß hinausgehende Kampfbereitschaft, Angriffslust, Schärfe, ein nicht ständig kontrollierbarer Jagdtrieb oder eine andere in ihrer Wirkung vergleichbare, Mensch oder Tier gefährdende Eigenschaft ergeben. Als gefährlich gelten aber auch Hunde, die einen Menschen oder ein Tier durch Biss geschädigt haben, Hunde, die durch ihr Verhalten gezeigt haben, dass sie unkontrolliert Wild oder andere Tiere hetzen oder reißen und Hunde, die ohne selbst angegriffen oder provoziert worden zu sein, wiederholt Menschen gefährdet haben oder wiederholt Menschen in gefahrdrohender Weise angesprungen haben.

Bei bestimmten Gruppen und Rassen von Hunden sowie deren Kreuzungen untereinander oder mit anderen Hunden wird die Eigenschaft als gefährliche Hunde unwiderleglich vermutet. Dazu zählen etwa American Pit Bull Terrier, American Staffordshire Terrier, Staffordshire Bullterrier und Bullterrier.

Bei anderen Hunden wie Bullmastiff, Dogo Argentino, Dogue de Bordeaux, Fila Brasileiro, Kangal, Kaukasischer Owtscharka, Mastiff, Mastin Español, Mastino Napoletano, Rottweiler oder Tosa Inu wird die Gefährlichkeit dagegen nur vermutet, bis der Halter der zuständigen Behörde nachweist, dass sie keine gesteigerte Aggressivität und Gefährlichkeit gegenüber Menschen oder Tieren aufweisen.

Für gefährliche Hunde bestimmter Rassen ist auch der Begriff Kampfhund gebräuchlich.[1][2]

In manchen Bundesländern werden einzelne Ministerien gesetzlich ermächtigt, durch Rechtsverordnung zu bestimmen, bei welchen Hunden die Gefährlichkeit vermutet wird (sog. Rasseliste), beispielsweise in Sachsen[3] oder „die standardgerechten Merkmale der Phänotypen für gefährliche Hunde unter Berücksichtigung der von kynologischen Fachverbänden entwickelten Kriterien“ zu bestimmen, beispielsweise in Sachsen-Anhalt.[4]

Vorgebliche genetisch angelegte Aggressivität bestimmter Hunderassen

Bearbeiten

Aggressionsverhalten: Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass es keine rassespezifische Aggressivität bei den „Kampfhundrassen“ gibt[5][6][7]. Kritik aller Art kommt aus den Medien und der Politik. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Information über die ursprünglichen Kampfhunde. Kampfhunde waren Familienhunde, die das Haus von Ratten und anderen Nagetieren befreiten. Die damaligen Kampfhunde mussten friedlich gegenüber Menschen sein, in der Hundekampfarena, dem Pit, befanden sich immer auch drei Menschen, die die Hunde sogar jederzeit berühren können mussten.[8] In Thüringen muss die Gefährlichkeit im Einzelfall durch einen Wesenstest festgestellt werden.[9]

Landesgesetzliche Regelungen

Bearbeiten
Bundesland Gesetzestexte und Verordnungen
Baden-Württemberg  Baden-Württemberg HuV BW 2000 – Polizeiverordnung des Innenministeriums und des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz über das Halten gefährlicher Hunde
§ 2 Gefährliche Hunde
Bayern  Bayern BayRS 2011-2-7-I – Verordnung über Hunde mit gesteigerter Aggressivität und Gefährlichkeit
§ 1
Berlin  Berlin HundeG – Gesetz über das Halten und Führen von Hunden (Hundegesetz)
§ 5 Gefährliche Hunde
Brandenburg  Brandenburg HundehV – Ordnungsbehördliche Verordnung über das Halten und Führen von Hunden (Hundehalterverordnung)
§ 8 Gefährliche Hunde
Bremen  Bremen Brem.GBl – Gesetz über das Halten von Hunden
§ 1 Gefährliche Hunde
Hamburg  Hamburg HundeG Hamburgisches Gesetz über das Halten und Führen von Hunden (Hundegesetz)
§ 2 Gefährliche Hunde
Hessen  Hessen HundeVO – Gefahrenabwehrverordnung über das Halten und Führen von Hunden
§ 2 Gefährliche Hunde
Mecklenburg-Vorpommern  Mecklenburg-Vorpommern HundehVO M-V – Verordnung über das Führen und Halten von Hunden (Hundehalterverordnung)
§ 3 Gefährliche Hunde
Niedersachsen  Niedersachsen NHundG – Niedersächsisches Gesetz über das Halten von Hunden
§ 7 Gefährliche Hunde
§ 14 Führen eines gefährlichen Hundes
Nordrhein-Westfalen  Nordrhein-Westfalen LHundG NRW – Hundegesetz für das Land Nordrhein-Westfalen (Landeshundegesetz)
§ 3 Gefährliche Hunde
Rheinland-Pfalz  Rheinland-Pfalz LHundG – Landesgesetz über gefährliche Hunde
§ 1 Begriffsbestimmung
Saarland  Saarland HuV SL – Polizeiverordnung über den Schutz der Bevölkerung vor gefährlichen Hunden im Saarland
§ 1 Gefährliche Hunde
Sachsen  Sachsen GefHundG – Gesetz zum Schutz der Bevölkerung vor gefährlichen Hunden
§ 1 Begriffsbestimmung und Anwendungsbereich
Sachsen-Anhalt  Sachsen-Anhalt HundeG LSA – Gesetz zur Vorsorge gegen die von Hunden ausgehenden Gefahren (Hundegesetz)
§ 3 Gefährliche Hunde
Schleswig-Holstein  Schleswig-Holstein HundeG – Gesetz über das Halten von Hunden
§ 7 Gefährliche Hunde
Thüringen  Thüringen ThürTierGefG – Thüringer Gesetz zum Schutz der Bevölkerung vor Tiergefahren
§ 3 Gefährliche Tiere

Bundesrecht

Bearbeiten

Das Hundeverbringungs- und -einfuhrbeschränkungsgesetz verbietet die Einführung von Hunden der Rassen Pitbull-Terrier, American Staffordshire Terrier, Staffordshire-Bullterrier, Bullterrier sowie deren Kreuzungen untereinander oder mit anderen Hunden nach Deutschland. Es soll verhindern, die landesrechtlichen Bestimmungen durch das Verbringen gefährlicher Hunde aus anderen Staaten in das Inland zu unterlaufen sowie die Durchsetzung der landesrechtlichen Bestimmungen erleichtern.[10]

Österreich

Bearbeiten

Landesspezifische Gesetzestexte und Verordnungen zur Haltung von Hunden und gefährlichen Hunden:

Bundesland Gesetzestexte und Verordnungen Vorschriften für gefährliche bzw. auffällige Hunde Rasseliste
Salzburg  Salzburg Salzburger Landessicherheitsgesetz
§ 19 Halten gefährlicher Hunde
§ 24 Führen eines gefährlichen Hundes
Verordnung (PDF) – Verordnung der Salzburger Landesregierung vom 22. Oktober 2012 über die für das Halten von Hunden erforderliche Ausbildung
§ 1 Ausbildung für das Halten von nicht gefährlichen Hunden
§ 2 Ausbildung für das Halten eines gefährlichen Hundes
Ja Nein
Wien  Wien Wr. TierhalteG – Gesetz über die Haltung von Tieren (Wiener Tierhaltegesetz)
§ 5 Haltung von Hunden Abs. 3
§ 5a Haltung von hundeführscheinpflichtigen Hunden
§ 8 Haltung von gefährlichen Tieren Abs. 7 – 9
§ 8a Schutzhundeausbildung
Ja Ja
Vorarlberg  Vorarlberg LandessicherheitsG – Gesetz über Angelegenheiten der örtlichen Sicherheitspolizei
§ 4 Bewilligungspflichtige Tierhaltung
Verordnung der Landesregierung über das Halten von Kampfhunden
§1 §2
Ja Ja
Oberosterreich  Oberösterreich HundehalteG 2002 – Landesgesetz über das Halten von Hunden

§ 1 Allgemeines
§ 7 Feststellung der Auffälligkeit eines Hundes

Ja Nein
Tirol  Tirol Landes-Polizeigesetz
§ 6a Besondere Pflichten für das Halten und Führen von Hunden
Ja Nein
Steiermark  Steiermark LandessicherheitsG § 3b
Verordnung: Stmk. Hundekundenachweis-Verordnung
Einzelne Gemeinden können weitere Vorschriften für die Hundehaltung erlassen.
Auf kommunaler Ebene möglich. Nein
Karnten  Kärnten Kärntner Landessicherheitsgesetz
§ 7 Haltung von gefährlichen Tieren
§ 8 Gefahrenabwehr bei der Haltung von Hunden
§ 10 Besondere Bestimmungen für Schutzhunde
§ 11 Warnhinweise
§ 12 Zwangsmaßnahmen, Tierhaltungsverbot
Ja Nein
Niederosterreich  Niederösterreich NÖ Hundehaltegesetz 2023
§ 2 Hunde mit erhöhtem Gefährdungspotential
§ 3 Auffällige Hunde
NÖ Hundehalte-Sachkundeverordnung 2023
Ja Ja
Burgenland  Burgenland Burgenländisches Landessicherheitsgesetz
§ 22 Halten auffälliger Hunde
Ja Nein
Kanton Gesetzestexte und Verordnungen Vorschriften für gefährliche bzw. auffällige Hunde Rasseliste
Kanton Zürich  Zürich 554.5 – Hundegesetz
Informationsseite Kanton Zürich
Ja Ja
Kanton Bern  Bern BSG 916.31 – Hundegesetz
Informationsseite Kanton Bern
Für auffällig gewordene Hunde Nein
Kanton Luzern  Luzern 848 – Gesetz über das Halten von Hunden

SRL Nr. 849 – Verordnung über das Halten von Hunden § 7

Ja Nein
Kanton Uri  Uri 60.2113 – Veterinärreglement; Veterinärverordnung Für verhaltensauffällige Hunde[11] Nein
Kanton Schwyz  Schwyz 546.100 – Gesetz über das Halten von Hunden (HuG) Nein
Kanton Obwalden  Obwalden 818.3 – Gesetz über das Halten von Hunden und die Hundesteuer Nein Nein
Kanton Nidwalden  Nidwalden 826.3 – Gesetz über das Halten von Hunden (Hundegesetz, HuG) 2.2 Art. 11 Nein
Kanton Glarus  Glarus IX D/633/2 – Verordnung zum kantonalen Tierschutz- und Tierseuchengesetz (Veterinärverordnung, VetV) 4. Art. 19–30

455 – TSchG EG und TSG Art. 27 Informationsseite Kanton Glarus; Zuständigkeit: Kantonstierärztlicher Dienst

Ja Ja
Kanton Zug  Zug Eidgenössischen Tierschutzgesetzes (TSchG)[12]

Infoblatt Hundereglemente 2023 (PDF) – Gesetze und Reglemente den einzelnen Gemeinden

Nein
Kanton Freiburg  Freiburg SGF 725.3 – Gesetz über die Hundehaltung (HHG)

SGF 725.31 – Reglement über die Hundehaltung (HHR)

Ja
Kanton Solothurn  Solothurn 614.71 – Gesetz über das Halten von Hunden (Hundegesetz) 2. § 3, § 4 Ja Ja
Kanton Basel-Stadt  Basel-Stadt SG 365.100 – Gesetz betreffend das Halten von Hunden (Hundegesetz) II. § 8–14, III. § 15
SG 365.110 – Verordnung betreffend das Halten von Hunden (Hundeverordnung)
Ja Ja
Kanton Basel-Landschaft  Basel-Landschaft SGS 342 – Gesetz über das Halten von Hunden (Hundegesetz) § 2c–3b
SGS 342.12 – Verordnung über das Halten potenziell gefährlicher Hunde
Ja Ja
Kanton Schaffhausen  Schaffhausen SHR 455.200 – Gesetz über das Halten von Hunden

SHR 455.201 – Verordnung zum Gesetz über das Halten von Hunden II. § 3–5

Ja Ja
Kanton Appenzell Ausserrhoden  Appenzell Ausserrhoden 525.1 – Gesetz über das Halten von Hunden Nein
Kanton Thurgau  Thurgau RB 641.2 – Gesetz über das Halten von Hunden (HundeG)

RB 641.21 – Hundeverordnung (HundeV)

Ja
Kanton Tessin  Tessin RL 482.300 – Legge sui cani Art. 15 Abs. 1

RL 482.310 – Regolamento sui cani

Ja Ja
Kanton Waadt  Waadt 133.75 – Loi sur la police des chiens Art. 3 Abs. 2 LPolC/VD Ja Ja
Kanton Wallis  Wallis SGS 455.1 – Ausführungsgesetz zum eidgenössischen Tierschutzgesetz (AGTSchG)

455.100 – Verordnung über die Ausbildung von neuen Hundehaltern Art. 2b

Ja Ja
Kanton Neuenburg  Neuenburg 636.20 – Loi sur les chiens (LChiens) Ja Nein
Kanton Genf  Genf M 3 45 – Loi sur les chiens (LChiens) Ja Ja
Kanton Jura  Jura 645.1 – Loi concernant la taxe des chiens

645.11 – Ordonnance concernant la taxe des chiens

Nein
Schweiz  Schweiz SR 455 – Tierschutzgesetz (TSchG)

Großbritannien

Bearbeiten

In Großbritannien ist seit 1991 ein Dangerous Dog Act (Gefährliche-Hunde-Gesetz) in Kraft. Gefährliche Hunde werden dort über einen bestimmten festgelegten Typus beschrieben.[13]

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. vgl. § 1 der bayerischen Verordnung über Hunde mit gesteigerter Aggressivität und Gefährlichkeit.
  2. § 2 HuV BW 2000
  3. § 1 Abs. 2 GefHundG
  4. § 3 HundeG LSA
  5. Stefanie A. Ott, Esther Schalke, Amelie M. von Gaertner, Hansjoachim Hackbarth: Is there a difference? Comparison of golden retrievers and dogs affected by breed-specific legislation regarding aggressive behavior. In: Journal of Veterinary Behavior. Band 3, Nr. 3, Mai 2008, S. 134–140, doi:10.1016/j.jveb.2007.09.009.
  6. Dr. Dorit Feddersen-Petersen Hunde in Berlin. Abgerufen am 30. Oktober 2023.
  7. Wissenschaftliche Arbeiten -Dissertationen – Brandenburg braucht keine Rasseliste. Abgerufen am 30. Oktober 2023 (deutsch).
  8. Andrea Steinfeldt: INAUGURAL – DISSERTATION Zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Veterinärmedizin (Dr. med. vet.) durch die Tierärztliche Hochschule Hannover. Aus dem Institut für Tierschutz und Verhalten (Heim-, Labortiere und Pferde) der Tierärztlichen Hochschule Hannover, 2002, abgerufen am 30. Oktober 2023.
  9. § 3 Abs. 2 ThürTierGefG
  10. Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung gefährlicher Hunde. BT-Drs. 14/4451 vom 1. November 2000, S. 8.
  11. Änderung Veterinärverordnung und Veterinärreglement (verhaltensauffällige Hunde). Kantonale Verwaltung Uri, 12. Juli 2023, abgerufen am 19. November 2023 (Schweizer Hochdeutsch).
  12. Hunde im Kanton Zug. Abgerufen am 21. November 2023.
  13. Dangerous Dogs Act 1991. Introduction (engl.) abgerufen am 15. Mai 2019