Gefecht bei Koporje
Im Gefecht bei Koporje am 28. September (Jul.) / 8. Oktober (Grg.) 1708 besiegte im Großen Nordischen Krieg eine Abteilung von Georg Lybeckers Armee eine russische Streitkraft vor Koporje in Ingermanland. Vorausgegangen war das Gefecht an der Newa, welches ebenso mit einem schwedischen Sieg endete.
Gefecht bei Koporje | |||||||||||||||||
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Teil von: Großer Nordischer Krieg | |||||||||||||||||
Die Festung Koporje im 17. Jahrhundert | |||||||||||||||||
Datum | 28. September 1708 (jul.), 8. Oktober 1708 (grg.) | ||||||||||||||||
Ort | Koporje, heutiges Russland | ||||||||||||||||
Ausgang | schwedischer Sieg | ||||||||||||||||
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1. Phase: Schwedische Dominanz (1700–1709)
Dänischer Kriegsschauplatz (1700)
Livländ./ Estnischer Kriegsschauplatz (1700–1708)
Riga I • Jungfernhof • Varja • Pühhajoggi • Narva • Petschora • Düna • Rauge • Erastfer • Hummelshof • Embach • Tartu • Narva II • Wesenberg I • Wesenberg II
Ingermanländ./ Finnischer Kriegsschauplatz (ab 1701)
Archangelsk • Ladogasee • Nöteborg • Nyenschanz • Newa • Systerbäck • Petersburg • Wyborg I • Porvoo • Newa II • Koporje II • Kolkanpää
Litauisch-weißrussischer Kriegsschauplatz (1702–1706) Vilnius • Saladen • Jakobstadt • Gemauerthof • Mitau • Grodno I • Olkieniki • Njaswisch • Klezk • Ljachawitschy
Polnischer Kriegsschauplatz (1702–1706) Klissow • Pułtusk • Thorn • Lemberg • Warschau • Posen • Punitz • Tillendorf • Rakowitz • Praga • Fraustadt • Kalisch
Russischer Kriegsschauplatz (1708–1709)
Grodno II • Golowtschin • Moljatitschi • Rajowka • Lesnaja • Desna • Baturyn • Koniecpol • Weprik • Opischnja • Krasnokutsk • Sokolki • Poltawa I • Poltawa II
2. Phase: Schweden in der Defensive (1710–1721)
Baltischer und Finnischer Kriegsschauplatz (bis 1714)
Riga II • Wyborg II • Pernau • Kexholm • Reval • Hogland • Pälkäne • Storkyro • Nyslott • Hanko
Schwed./Norwegischer Kriegsschauplatz (1710–1721)
Helsingborg • Køge-Bucht • Bottnischer Meerbusen • Frederikshald I • Dynekilen-Fjord • Göteborg I • Strömstad • Trondheim • Frederikshald II • Marstrand • Ösel • Göteborg II • Södra Stäket • Grönham • Sundsvall
Norddeutscher Kriegsschauplatz (1711–1716)
Elbing • Wismar I • Lübow • Stralsund I • Greifswalder Bodden I • Stade • Rügen • Gadebusch • Altona • Tönning II • Stettin • Fehmarn • Wismar II • Stralsund II • Jasmund • Peenemünde • Greifswalder Bodden II • Stresow
Quellenlage
BearbeitenEs gibt wenige bekannte schwedische Quellen zum Ablauf des Geschehens. Es gibt einen offiziellen Bericht abgesandt von Georg Lybecker an den Gouverneurgeneral Niels Stromberg in Reval, einen Bericht von Oberst Ramsay der die schwedische Abteilung kommandierte. Beide Berichte ähneln sich in ihren Darstellungen. Zuletzt ist eine kurze Nachricht des Kavalleriehauptmanns Bengt Stigman im Rahmen der Beschreibung seiner militärischen Laufbahn erhalten geblieben.
Vorgeschichte
BearbeitenDie schwedische Armee befand sich im Baltikum und in Ingermanland seit mehreren Jahren in der Defensive. Überlegene russische Streitkräfte hatten Stück für Stück zunächst das Newaumland einschließlich des Newadeltas erobert und ein Teil von Schwedisch-Livland in Besitz genommen. Oftmals herrschte ein völlig unausgeglichenes Kräfteverhältnis zwischen Russen und Schweden in den militärischen Begegnungen von 3:1 zugunsten der Russen und darüber hinaus. Der Grund hierfür lag in der Konzentration der schwedischen Ressourcen auf dem polnischen Kriegsschauplatz wo Karl XII. mit der schwedischen Hauptarmee operierte. Dieser unternahm 1708 eine Invasion in das russische Kernland um den letzten verbliebenen Kriegsgegner Peter I. zu besiegen.
Zur Entlastung der schwedischen Hauptarmee sollte die Finnische Armee unter Kommando von Georg Lybecker Sankt Petersburg angreifen. Der Feldzug begann zunächst militärisch für die Schweden erfolgreich. Es gelang die Newa am 9. September 1708 erfolgreich zu überqueren und im Gefecht an der Newa die russischen Gegenangriffe zurückzuschlagen. Eine direkter Angriff auf Sankt Petersburg scheiterte aber aufgrund von Versorgungsmängeln, fehlender Unterstützung von der schwedischen Flotte und unzureichender Belagerungsartillerie. Dadurch war das operative Ziel des Feldzugs in weite Ferne gerückt. Alternativ blieb das Ziel einen größtmöglichen Teil der russischen Kräfte in dieser Region zu binden und zu beschäftigen und somit Karls Armee in der Ukraine zu entlasten. Die schwedische Armee operierte abgeschnitten von den eigenen Linien im nun russischen Ingermanland und suchte nun einen Weg zurück auf schwedisches Territorium.
Ein Bericht erreichte die Armee Lybeckers während diese von See her erhaltene Versorgungsgüter entluden. Diese Berichte sagten aus, dass die Russen ihre Kavallerie von Duderhof nach Koporje verlegten mit dem Auftrag den Schweden den weiteren Vormarsch zu versperren. Sofort nach Erhalt der Nachricht entsandte Lybecker eine Kavallerieabteilung von 1800 Mann unter Kommando von den Obersten Ramsay und Carl Gustaf Armfelt. Sie erhielten die Aufträge die russischen Kräfte zu überwachen und bei günstiger Gelegenheit anzugreifen.
Verlauf
BearbeitenSofort nachdem diese Streitkraft ein nahegelegenes Dorf erreichte erfuhren die Schweden, dass ein russisches Kommando von 100 Reitern und 100 Infanteristen eine Stunde zuvor durch den Ort durchzog und diese bei Koporje Stellung nahmen. Ramsay und Armfelt berieten die Lage mit mehreren Offizieren und entschieden sich nach Koporje vorzugehen. Der weitere Vormarsch verlief über einen langgezogenen Hügel bergauf auf ein offenes Feld zu, dass bis zur Festung von Koporje hin reichte. Die russischen Einheiten bildeten zwei Gefechtslinien entlang der Lichtung wenige hundert Meter vor der Festung. Zusätzliche Reserven wurden dahinter positioniert. Die Schweden stellten sich nun, nachdem sie das Feld erreichten, vor diesen Linien in Gefechtsposition auf.
Die offiziellen schwedischen Berichte bemessen die Stärke der schwedischen Abteilung auf 1800 Berittene. Die russische Streitkraft soll nach schwedischen Angaben 5000 Mann stark gewesen sein. Russische Soldaten die im Zuge dieses Gefechts gefangen genommen wurden geben an, dass die Größe der russischen Abteilung bei 3800 Mann gelegen habe, aufgeteilt in fünf Dragonerregimenter und ein Kosakenregiment.
Armfelt übernahm das Kommando des rechten Flügels und Ramsay des linken Flügels. Die Befehle lauteten das nur mit dem gezogenen Schwert und nicht mit Musketenfeuer angegriffen werden sollte. Als der schwedische Angriff begann stürmten die russischen Linien ebenfalls den Schweden entgegen. Kosaken und Bojaren die im Zentrum der Linien standen eröffneten zuerst das Feuer. Kosaken attackierten zunächst das linke Zentrum der Schweden. Major de la Barre griff zur Gegenattacke aus und schlug mit mehreren Schwadronen Kavallerie die Kosaken in die Flucht. Die russische Linie versuchte sich nun neu zu gruppieren, doch der starke schwedische Angriff zwang beide russischen Linien zum Rückzug. Die Russen strömten nun zurück. Auf dem Weg zurück passierten die panischen Russen eine tiefe Erdsenke, die das Feld durchlief. Beim Versuch den Graben zu passieren blieben viele Russen im Morast stecken und bildeten ein einfaches Ziel für das schwedische Gewehrfeuer der verfolgenden Schweden. Major Danielsson und sein Gefolge stiegen von ihren Pferden, sprangen in den Graben und töteten mit dem Schwert eine große Anzahl der dort festsitzenden Russen. Die Garnison der Festung versuchte mit Artilleriefeuer die Russen zu unterstützen. Doch dies reichte nicht, um die Schweden aufzuhalten, die die sich weiter zurückziehenden Russen bis zu einem mehrere Kilometer entlegenen Fluss, den die Russen durchschwimmen mussten, weiter verfolgten.
Die Russen, die zur Festung flohen, wurden von Oberstleutnant Brakel mit sieben Kompanien bis zur Brücke verfolgt. Dabei zwangen sie einige Russen von dieser Brücke zu springen, um sich selber zu retten. Das russische Feuer aus der Festung war zwar intensiv aber sehr ineffizient. Es tötete lediglich einen Offizier und verwundete einen anderen. Als sich die Schweden daraufhin von der Festung zurückzogen führten die dort verbliebenen Russen einen Ausfall mit Infanterie und Kavallerie auf die Schweden durch. Es soll sich dabei um insgesamt 1200 Mann gehandelt haben. Oberst Armfelt ging erneut zum Gegenangriff über und schlug sie zurück. Die Russen verstärkten sich erneut und gingen ihrerseits wiederum zum Angriff über. Schließlich entschied sich Armfelt zum geordneten Rückzug.
Folgen
BearbeitenDie schwedischen Verluste werden mit 70 Mann veranschlagt, die der russischen auf 600 Mann. Es gelang den Schweden neben der Ausrüstung ebenfalls mehrere Armeebriefe zu erbeuten. Darunter ein Brief von Vizeadmiral Cornelius Cruys an Brigadier Fraser und einen Brief von Fraser an Generalmajor Robert Bruce. Beide Briefe waren erst wenige Tage alt und enthielten dementsprechend wichtige militärische Geheimnisse über die geplanten russischen Operationen gegen die Armee Lybeckers.
Die dort enthaltenen Informationen über ein nahendes und zahlenmäßig überlegenes russisches Entsatzheer beunruhigten Lybecker so sehr, dass er augenblicklich den Feldzug abbrach und eine sofortige Evakuierung von See her einleitete. Die überstürzte Flucht führte am 27. Oktober 1708 zu hohen schwedischen Verlusten im Gefecht von Kolgompya.
Literatur
Bearbeiten- Krigsarkivet, Krigshandlingar. Stora nordiska kriget, Vol. 12d, Brief Lybeckers vom 1. Oktober 1708.
- Peter From, Katastrofen vid Poltava. Lund (2007)
- Christer Kuvaja. Krigen kring Östersjön, del 4: Karolinska krigare 1660–1721. Schildts Förlags Ab, Helsingfors, 2008