Gemeinschaftskraftwerk Inn
Das Gemeinschaftskraftwerk Inn, abgekürzt GKI, ist ein Mitteldruck-Laufwasserkraftwerk am Inn im österreichisch-schweizerischen Grenzgebiet im Oberen Gericht, das im Jahr 2022 in Betrieb ging. Die Wasserfassung befindet sich unterhalb von Martina im Engadin, das Maschinenhaus in Prutz in Tirol.
Gemeinschaftskraftwerk Inn | ||
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Wehranlage Ovella | ||
Lage | ||
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Koordinaten | 47° 3′ 43″ N, 10° 39′ 45″ O | |
Land | Österreich | |
Ort | Prutz | |
Gewässer | Inn | |
Höhe Oberwasser | 1030 m ü. M. | |
Kraftwerk
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Eigentümer | Gemeinschaftskraftwerk Inn GmbH an der beteiligt sind: | |
Planungsbeginn | 2006 | |
Bauzeit | 2014–2022 | |
Betriebsbeginn | November 2022 | |
Technik
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Engpassleistung | 89 Megawatt | |
Durchschnittliche Fallhöhe |
160,7 m | |
Ausbaudurchfluss | 75 m³/s | |
Regelarbeitsvermögen | 414 Millionen kWh/Jahr | |
Turbinen | 2 × Francis-Turbinen | |
Sonstiges
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Website | ekwstrom.ch/projekte/gemeinschaftskraftwerk-inn | |
Stand | 2020 |
Geschichte
BearbeitenBereits in den 1920er-Jahren entstanden erste Pläne für die Nutzung des Inns im Engadin und im Tirol. Eine österreichisch-schweizerische Kommission befasste sich ab 1952 mit den rechtlichen Fragen einer gemeinsamen Nutzung. Nach mehr als 50 Jahren Verhandlungen konnte 2005 ein Staatsvertrag unterzeichnet werden.[1]
Im Jahr 2006 wurde unter Beteiligung der TIWAG, der Verbund AG und der Engadiner Kraftwerke (EKW) die Gemeinschaftskraftwerk Inn GmbH gegründet. Die Verbund AG verkaufte ab 2014 ihre Beteiligung von ursprünglich 50 % an die TIWAG,[2] sodass diese im Jahr 2020 an der Gesellschaft 86 % hielt und die EKW 14 %.
Der Bau des Kraftwerks begann im Sommer 2014 an den drei Baustellen in Ovella, wo die Wehranlage⊙ steht, bei Maria Stein für den Ausbruch des Triebwasserstollens⊙ und in Prutz für den Bau des Krafthauses Prutz/Ried⊙[3].
Geologische Schwierigkeiten bei der Baustelle des Wehrs, die unterhalb einer instabilen Felswand liegt, führten zu Verzögerungen im Projektplan. Das Wehr und das Krafthaus wurden im Herbst 2018 fertiggestellt.[4][5] Der Triebwasserstollen wurde von Maria Stein aus mit Tunnelvortriebsmaschine (TVM) ausgebrochen. Die TVM Nord musste 9,8 km des Stollens ausbrechen und erreichte im April 2019 ihr Ziel bei der Wehranlage, die TVM Süd erreichte im Juli ihr Ziel bei Krafthaus Prutz/Ried, nachdem sie 12 km Stollen ausgebrochen hatte.[6]
Das Kraftwerk wurde am 4. November 2022 nach fast acht Jahren Bauzeit in Betrieb genommen. Aufgrund der aufwendigen und herausfordernden Bauarbeiten stiegen die Kosten von den geschätzten 460 auf 620 Mio. Euro.[7][8]
Technik
BearbeitenBeim Gemeinschaftskraftwerk Inn handelt es sich um ein Ausleitungskraftwerk. Das Wasser des Inns wird bei Ovella ungefähr 2,5 km unterhalb von Martina gefasst und durch einen 23,5 km langen Druckstollen auf der rechten Talseite über die Landesgrenze hinweg zum Krafthaus Prutz/Ried geführt, wo es von zwei Francis-Turbinen verarbeitet wird. Das Unterwasser fließt durch einen 300 m langen Kanal in den Inn ab. Die installierte Leistung des Kraftwerks beträgt 89 MW, die geplante jährliche Erzeugung soll bei 414 GWh liegen, was einer geplanten durchschnittlichen Leistung von knapp 50 MW entspricht.
Die Wehranlage bildet einen Aufstau der bis nach Martina reicht. Das Staubecken ist bis zu 15 m tief und hat ein nutzbaren Inhalt von 500.000 m³. Am Wehr wird weiterhin Wasser in den Inn abgegeben, saisonal und dem Zustrom im Oberlauf angepasst[9]. Dieses Restwasser wird in einem Dotierkraftwerk zur Stromerzeugung genutzt.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Michael Roth: Grossbaustelle im Grenzgebiet. In: bulletin.ch. Electrosuisse, 6. Februar 2020, abgerufen am 26. Mai 2020.
- ↑ GKI: Verbund reduziert Gesellschaftsanteile – TIWAG übernimmt Mehrheit. In: meinbezirk.at. Bezirksblätter, 12. Juni 2014, abgerufen am 26. Mai 2020.
- ↑ Gemeinschaftskraftwerk Inn. Abgerufen am 7. September 2021.
- ↑ Gemeinschaftswerk Inn: Wehranlage fertig gestellt und erfolgreiche Innumleitung in Ovella. In: ee-news.ch. 4. Oktober 2018, abgerufen am 26. Mai 2020.
- ↑ GKI: Erfolgreicher Durchschlag der Tunnelvortriebsmaschine Nord. TIWAG, 9. April 2019, abgerufen am 26. Mai 2020.
- ↑ Gemeinschaftskraftwerk Inn: Erfolgreicher Durchschlag der GKI-Tunnelvortriebsmaschine Süd. Abgerufen am 26. Mai 2020.
- ↑ Othmar Kolp: Großprojekt Gemeinschaftskraftwerk Inn geht ans Netz. In: MeinBezirk.at. RegionalMedien Tirol GmbH, 4. November 2022, abgerufen am 7. Januar 2023.
- ↑ Prutz: Gemeinschaftskraftwerk Inn eröffnet. tirol.orf.at, 4. November 2022, abgerufen am 1. Juli 2023.
- ↑ Gemeinschaftskraftwerk Inn GmbH: Stauraum und Wehranlage. In: Gemeinschaftskraftwerk Inn. Abgerufen am 12. Oktober 2020.