Genia Nobel

deutsche jüdische Widerstandskämpferin und Kommunistin

Genia Nobel (Eugenia Schmerling, auch als Eugenie Schmerling und Eugenie Nobel bekannt, geb. am 13. Dezember 1912 in Moskau; gestorben am 7. August 1999 in Berlin) war eine deutsche jüdische Widerstandskämpferin und Kommunistin. Nach Verbüßung einer Zuchthausstrafe wegen ihrer antifaschistischen Aktivitäten floh sie nach Shanghai und arbeitete dort für den sowjetischen Rundfunksender TASS. Nach Kriegsende engagierte sie sich in Shanghai bei der Rückführung deutscher jüdischer Flüchtlinge. Später war sie in der DDR eine wichtige Redakteurin für internationale Themen und erhielt den SED-Orden Stern der Völkerfreundschaft.[1]

Leben in Deutschland

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Genia Nobel, geborene Schmerling, wurde 1912 in Moskau als Kind einer wohlhabenden russisch-jüdischen Familie geboren. Ihr Vater Boris war Chemiker, über den Beruf ihrer Mutter Rosa ist nichts bekannt. Nach der Oktoberrevolution 1917 musste die Familie Moskau verlassen und floh, nach einer kurzen Übergangszeit in der Türkei, weiter nach Paris, wo Genia 1918 die Grundschule besuchte. Im selben Jahr starb ihre Mutter Rosa. 1923 siedelte Boris Schmerling mit Genia und ihrem älteren Bruder Georg nach Berlin um.[2][3] Genia besuchte ein konservatives Mädchengymnasium, ihr Freundeskreis bestand jedoch aus sozialistischen, anarchistischen und kommunistischen jungen Menschen. Sie selbst engagierte sich in einer sozialistischen Schülergruppe.[2]

Im Alter von 19 Jahren trat sie in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein. 1931 begann sie ihr Studium in Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft an der Berliner Universität. Dort lernte sie ihren späteren Ehemann Günter Nobel kennen, der ebenfalls jüdischer Herkunft war und ähnliche politische Ansichten vertrat. Enttäuscht von der Parteiarbeit traten beide 1932 in die radikalere Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) ein, wenig später in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), die bis dahin noch legal war.[2][1]

Als die NSDAP und mit ihr der Antisemitismus an die Macht kamen, mussten beide 1933 das Studium abbrechen, nicht zuletzt, weil sie wegen ihrer jüdischen Herkunft von nationalsozialistischen Kommilitonen drangsaliert und bedroht wurden. Genia nahm eine Arbeit als Sekretärin auf, um den Lebensunterhalt zu sichern.[4] Im Gegensatz zu Günters Brüdern, die das Land im selben Jahr verließen, beschloss Genia, gemeinsam mit Günter in Deutschland zu bleiben und in den Widerstand zu gehen. Für die seit 1933 von der NSDAP verbotenene KPD in Berlin-Charlottenburg produzierte Genia in ihrer Wohnung die illegale KPD-Zeitung Rote Fahne und verbreitete sie über Kontaktpersonen in Betrieben.[2]

Im Februar 1934 wurde Genia Nobel zum ersten Mal von der Gestapo verhaftet, weil ein Untermieter sie wegen des Besitzes des sogenannten Braunbuchs, das nationalsozialistische Verbrechen auflistete, denunziert hatte. Sie schaffte es, das verbotene Buch rechtzeitig aus dem Fenster zu werfen und wurde nach drei Wochen mangels Beweisen freigelassen.[3] Ihr besorgter Vater stellte seine Tochter jedoch ab sofort unter Hausarrest. Um dem zu entkommen, heiratete sie noch im selben Jahr ihren Freund Günter Nobel. Sie lehnte jedoch eine Hochzeit nach jüdischem Ritus ab, obwohl Günters Eltern sie dazu drängten.[2][5]

 
Gedenktafel an das Frauengefängnis Barnimstraße 10

Zwei Jahre später, am 28. Juli 1936, wurden Genia und Günter Nobel in ihrer Wohnung in Wilmersdorf von der Gestapo erneut verhaftet. Zwei festgenommene Untergrundkuriere hatten die KPD-Tätigkeit des Paares an die Gestapo verraten.[6] Die Zeit der Untersuchungshaft bis zum Dezember 1937 verbrachte Genia im Frauengefängnis Barnimstraße, wo sie Kontakt zu anderen politischen Gefangenen aufnahm. Es gelang ihr, Papier ins Gefängnis einzuschmuggeln und einen Aufruf zum Widerstand unter den Gefangenen zu verbreiten. Unter der Anklage „Vorbereitung zum Hochverrat“ verurteilte das Kammergericht Berlin-Moabit Genia und Günter Nobel zu einer Zuchthausstrafe von drei Jahren. Genia wurde ins Frauen-Zuchthaus in Lübeck eingeliefert und 1938 in das berüchtigte Frauengefängnis Jauer in Polen überstellt.[3][2]

Während der Haftzeit 1936–1939 schrieben sich Genia und Günter Nobel 49 Briefe. Ihre Korrespondenz aus dem Zuchthausalltag ist erhalten geblieben und in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand veröffentlicht.[2]

Im Shanghaier Ghetto

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Shanghaier Ghetto (1943)

Nach Verbüßung ihrer Zuchthausstrafe wurden Genia und Günter Nobel 1939 unter der Auflage freigelassen, Deutschland unverzüglich zu verlassen.[7] Mit ihren geringen Ersparnissen flohen sie nach Shanghai in China.[8] In der offenen Freihafenstadt herrschte kein Visumszwang, daher war sie der letztmögliche Zufluchtsort für Flüchtlinge ohne Geld und ohne internationale Beziehungen.[9][10] Das Ehepaar Nobel gehörte zu insgesamt 20.000 jüdischen Menschen, die in den 1930er Jahren nach Shanghai flohen.[11] Das Paar lebte in Hongkou, einem armen Viertel im Osten Shanghais, das durch japanische Angriffe im Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg stark zerstört worden war. Infolge der Japanischen Invasion war die Stadt zudem überfüllt von Millionen geflüchteter Chinesen.[12]

 
Reisepass einer Deutschen (Ruth Callmann), ausgestellt in Berlin am 27. März 1939 (der rote Stempel bedeutet „jüdisch“)

Wie die meisten Flüchtlinge waren Genia und Günter Nobel arm. Sie litten unter gesundheitlichen Problemen im subtropischen Klima und unter den beengten Lebensbedingungen in Shanghai.[13] Genia Nobel beschrieb später die Wohnverhältnisse als beengt und überfüllt, die Versorgung als knapp und die sanitären Bedingungen als katastrophal. Zudem forderten Epidemien wie Typhus, Ruhr, Tuberkulose und Meningitis unter der hungernden Bevölkerung zahlreiche Opfer.[14] Trotz allem war das Shanghaier Ghetto nicht vergleichbar mit den nationalsozialistischen Ghettos in Europa während des Zweiten Weltkriegs. Die Flüchtlinge konnten Passierscheine bekommen und einer Arbeit nachgehen. Auch Chinesen lebten im Ghetto, und den chinesischen Kriegsflüchtlingen ging es noch schlechter als den europäischen. Sie lebten zusammengepfercht in provisorischen Unterkünften oder auf der Straße, oft ohne ausreichende Nahrung und Wasser.[15][16]

Genia Nobel arbeitete in Shanghai zunächst als Übersetzerin und Sekretärin für verschiedene Arbeitgeber, darunter die US-Armee. Günter Nobel war ebenfalls für die US-Armee als Mechaniker für Fahrzeugwartung tätig.[17]

Als der NS-Staat im November 1941 emigrierten Juden die deutsche Staatsangehörigkeit entzog, wurden die jüdischen Flüchtlinge in Shanghai staatenlos. Die Japaner reagierten, indem sie deutsche Jüdinnen und Juden ghettoisierten und harte und willkürliche Bedingungen für den Zutritt oder das Verlassen des Ghettos verhängten, während nicht-jüdische Deutsche sich weiterhin frei bewegen konnten.[18][19] Ende 1943 wurde das Ehepaar Nobel in das von Japan verwaltete Ghetto für „Staatenlose“ umgesiedelt.[20]

Politische Arbeit und die TASS

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Gedenkskulptur beim Jüdischen Flüchtlingsmuseum in Shanghai

Kurz nach ihrer Ankunft in Shanghai schlossen sich Genia und Günter Nobel einer kommunistischen Gruppe an, die von Johannes König, dem späteren Botschafter der DDR in der Volksrepublik (VR) China, geleitet wurde. Die Gruppe hatte keinen Kontakt zur KPD-Führung, wurde jedoch von der Partei rückwirkend anerkannt. Für eine spätere politische Karriere in der sowjetisch besetzten Zone war eine ununterbrochene Parteimitgliedschaft und die Kenntnis der sowjetischen Ideologie unerlässlich.[21][22]

Zwischen September 1941 und 1947 gehörte Genia Nobel zu den KPD-Mitgliedern, die das deutschsprachige Programm für den sowjetischen TASS-Radiosender XRVN entwickelten.[23] Sie arbeitete direkt im TASS-Büro und gestaltete jeden Tag eine fünfzehnminütige Nachrichtensendung, die sie redigierte und übersetzte.[24] Der von deutschen Flüchtlingen gestaltete Sender gehörte 1943 zu den ersten in Shanghai, die über den Sturz Mussolinis berichteten.[25]

Da die meisten Geflüchteten in Shanghai keine Kommunisten waren, entfremdete ihre politische Arbeit das Ehepaar von der jüdischen Gemeinschaft und sie lebten eher isoliert. Zudem galt ihre kommunistische Gruppe während der Zeit der chinesischen Nationalisten wie später bei den Japanern als illegal.[26] Die Sowjets konnten den TASS-Sender nur so lange betreiben, bis die Japaner seine Arbeit einschränkten und ihn 1944 ganz abschalteten.[27]

Repatriierung nach Kriegsende

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Jüdische österreiche Flüchtlinge bei der Ankunft in Shanghai mit dem italienischen Schiff „Conte Verde“ (1938)

Mit der Kapitulation Japans im Jahr 1945 wurde das Shanghaier Ghetto von den amerikanischen Streitkräften befreit. Die materiellen Bedingungen verbesserten sich, es gab mehr Arbeitsmöglichkeiten, und für die KPD-Gruppe wurden die Treffen leichter.[28] Doch die staatenlosen Flüchtlinge in Shanghai waren mit dem Dilemma konfrontiert, China ohne Pass nicht mehr verlassen zu können.

Genia Nobel gründete daraufhin die Vereinigung der demokratischen Deutschen in Schanghai, um nicht-faschistischen Flüchtlingen zu helfen, nach Deutschland zurückzukehren. Insbesondere setzte sich bei der Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen (UNNRA) dafür ein, dass die Ghettobewohner einen Status als Displaced Persons erhielten.[29] Staatenlose Flüchtlinge konnten nun in die Kategorie „Verfolgte“ eingestuft werden und dadurch Hilfe beanspruchen.[30] Genia Nobel unterstützte nicht nur bei bürokratischen Aufgaben, sondern half auch bei der praktischen Organisation der Rückkehr, die sich oft über Monate hinzog.[31]

Am 25. Juli 1947, zwei Jahre nach Kriegsende, bestiegen endlich deutsche jüdische Flüchtlinge, darunter Genia und Günter Nobel, die Marine Lynx, ein amerikanisches Truppentransportschiff. In Neapel gingen sie von Bord und setzten ihre Reise mit der Bahn fort. Etwa 500 Menschen kehrten nach Deutschland, 144 nach Österreich zurück.[32]

Berufliche Karriere in der DDR

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Besatzungszonen in Deutschland 1947–1949 (rot: sowjetisch besetzte Zone SBZ)

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Deutschland vom Alliierten Kontrollrat in vier Besatzungszonen aufgeteilt worden. In der Sowjetisch besetzten Zone war durch die Zwangsvereinigung von SPD und KPD die Sozialistische Einheitspartei (SED) entstanden, die zur Regierungspartei Ostdeutschland und später der DDR wurde.[33] Als überzeugte Kommunisten wollten Genia und Günter Nobel zum Aufbau des Sozialismus in Deutschland beitragen. Sie gingen daher freiwillig in die sogenannte Ostzone und meldeten sie sich auf der Suche nach Arbeit in der Berliner SED-Zentrale.[34]

Genia Nobel arbeitete zunächst für den neuen Berliner Stadtrat. Danach wurde sie Redakteurin für das Das Neue Deutschland, die offizielle Parteizeitung der SED. Später übernahm sie eine politische Funktion als Redakteurin bei der Zeitschrift Einheit, dem Zentralorgan zur Darstellung der Politik und Ideologie der SED. Günter Nobel wurde von einem Freund beim Landesvorstand der SED in der Sektion Wirtschaft angestellt.[35]

Genia und Günter Nobel hatten ihre frühere Tätigkeit für die US-Armee in Schanghai nie verheimlicht. Doch der Ostblock war in den späten 1940er und frühen 1950er Jahren beherrscht von dem Misstrauen des KPDSU-Führers Josef Stalins gegenüber vermeintlichen Verrätern und West-Spionen. Wer einige Zeit in kapitalistischen Ländern verbracht hatte, wurde als „West-Emigrant“ abgestempelt.[36] Juden wurden dabei unter Generalverdacht gestellt, weil man sie als „wurzellose Kosmopoliten“ diffamierte, was ein antisemitisches Stereotyp war.[37]

Auch Günter Nobel musste sich am 29. Januar 1953 einem Überprüfungsverfahren als „Westemigrant“ unterziehen.[38] Das Verhör war Teil einer stalinistischen antisemitischen Kampagne, die sich auf ganz Osteuropa ausgeweitet hatte.[39] Die Verhörfragen zeigten, dass die SED über die Situation der Juden in der Nazizeit nur wenig informiert war. So wurde Nobel unter anderem gefragt, warum er nach Shanghai emigriert sei, statt in Deutschland zu bleiben und gegen die Nazis zu kämpfen.[40] Nach dem Verhör wurde Günter Nobel in die Kulturarbeit versetzt. Er trat in den diplomatischen Dienst ein und leitete die Handelsdelegation der DDR in Schweden.[41] Für ihn bedeutete das dennoch eine Degradierung, weg von der politisch bedeutsameren Arbeit im Inland.[42]

Auch Genia Nobel wurde überprüft, jedoch nicht degradiert, obwohl sie als Sekretärin der US-Armee der befürchteten kapitalistischen „ideologischen Verseuchung“ stärker ausgesetzt gewesen war als ihr Mann.[43] In den Folgejahren stieg sie beruflich auf. Als Redakteurin des Zentralorgans der SED verfasste sie richtungweisende Artikel und Aufsätze, häufig mit internationalem Bezug, da sie wegen ihrer China-Erfahrung als Expertin für die Beziehung zwischen der DDR und der Volksrepublik China galt.[44] Doch erst Jahrzehnte später berichteten Genia und Günter Nobel öffentlich über ihre Shanghai-Zeit. Damit brachen sie das 25-jährige Schweigen über ihre Fluchterfahrungen, die bis dahin als politisch heikel gegolten hatten.[28]

Späteres Verhältnis zu China

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Jüdisches Flüchtlingsmuseum in Shanghai (Hofansicht)

In ihren Texten und Leitartikeln analysierte und kommentierte Genia Nobel den jeweiligen Stand der DDR-Politik gegenüber China. In der Phase freundschaftlicher Beziehungen im Jahr 1957 verteidigte sie in der Zeitschrift Einheit trotz aller kritischen Aspekte die Anti-Rechts-Bewegung der VR China.[45] Als sich die chinesisch-sowjetischen Beziehungen den späten 1950er Jahren verschlechterten und es zum Bruch in der internationalen kommunistischen Bewegung kam, warf sie 1964 der VR China „Großmachtchauvinismus“ vor.[46][47][48]

Nach dem Tod Mao Zedongs Tod im Jahr 1976 entspannten sich die Beziehungen zwischen der DDR und der VR China allmählich.[49] In dieser Zeit brach Genia Nobel ihr langes Schweigen über ihre Erfahrungen als Flüchtling. Zwischen 1976 und 1979 schrieb sie zwei kurze Texte über ihre Zeit in Shanghai.[50] Dabei konzentrierte sie sich auf den antifaschistischen Widerstand und nahm nur wenig Bezug auf die chinesische Politik oder Kultur, weil das Thema China in der DDR immer noch als politisch heikel galt.

In ihren Erzählungen kritisierten die Nobels unter anderem „zionistische Tendenzen“ unter den Shanghai-Flüchtlingen und berichteten, es habe in Shanghai sogar „zionistisch-faschistische Organisationen“ gegeben.[51] Aussagen wie diese spiegelten die Anti-Israel-Stimmung wider, die in der SED Ende der 1970er Jahre vorherrschte.[52]

Der Prozess von ‚Reform und Öffnung‘ in China markierte den Beginn des Übergangs in Chinas Entwicklung von einem Außenseiter zu einem Teil des bestehenden internationalen Systems.[53] Das führte zu besseren Beziehungen zwischen der DDR und der VR China. Ende der 1980er Jahre engagierte sich Genia Nobel wieder stärker in Organisationen wie dem Freundschaftskomitee DDR-China und der China-Forschungsabteilung des Instituts für Internationale Arbeiterbewegung des Zentralkomitees der SED.

1977 verlieh die SED Genia Nobel für ihre Verdienste den Orden „Stern der Völkerfreundschaft“ in Silber.[54]

Von 1969 bis 1971 lebte Genia Nobel mit ihrem Mann Günter in Stockholm, Schweden. 1980 ging sie in Rente.[1]

Deutsche Wiedervereinigung 1989

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Nach dem Mauerfall 1989 rückten die Erfahrungen der Shanghai-Rückkehrer zunehmend in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit, und Genia und Günter Nobel wurden als Zeitzeugen für Ausstellungen und historische Forschungen interviewt.[55] Die Fragen standen dabei meist im Zusammenhang mit dem Holocaust-Gedenken oder mit Bürgerbeteiligung und Zivilcourage im wiedervereinigten Deutschland.[56]

Zur Erinnerung an die rund 17.000 Deutschen, die vor den Nazis nach Shanghai geflohen waren, aber nur zu einem Bruchteil nach Berlin zurückkehrten, errichtete der Berliner Senat 1997 am Görlitzer Bahnhof eine Gedenktafel.[11][57]

Genia Nobel starb am 7. August 1999 im Alter von 86 Jahren.[3]

Ein Roman von Ursula Krechel aus dem Jahr 2008 (Shanghai fern von wo) dramatisiert die Erfahrungen von Genia und Günter Nobel.[58]

Literatur

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  • Mario Keßler: Westemigranten. Deutsche Kommunisten zwischen USA-Exil und DDR. Zeithistorische Studien, Band 60, Böhlau Köln 2019, ISBN 978-3412500443
  • Rana Mitter: Imperialism, Transnationalism, and the Reconstruction of Post-War China: UNRRA in China, 1944-7. In: Past & Present 218, Heft 8 (Januar 1, 2013): 51–69.
  • R. Keith Schoppa: In a Sea of Bitterness. Refugees during the Sino-Japanese War. Cambridge, MA, Harvard University Press, 2011.
  • Ben Shephard: The Long Road Home. The Aftermath of the Second World War. New York, Anchor Books, 2012.

Einzelnachweise

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  1. a b c Eugenie Nobel | Frauen im Widerstand. In: Antifaschistinnen aus Anstand. Abgerufen am 16. Dezember 2024.
  2. a b c d e f g Mappe zur Dauerausstellung "Widerstand gegen den Nationalozialismus": Genia und Guenter Nobel Haftbriefe. In: Center for Jewish History / Gedenktätte Deutscher Widerstand. Abgerufen am 29. Dezember 2024.
  3. a b c d Gedenkstätte Deutscher Widerstand - Biografie. Abgerufen am 18. Dezember 2024.
  4. Sarah Kirsch: Nach Shanghai und zurück: Aus dem Leben der Genossin Genia Nobel, nacherzählt von Sarah Kirsch. In: Alice Uszkoreit (Hrsg.): Bekanntschaften. Eine Anthologie. Aufbau Verlag, Berlin 1979, S. 8–9.
  5. Sarah Kirsch, 11.
  6. Genia und Günter Nobel: Haftbriefe. Abgerufen am 29. Dezember 2024.
  7. Sarah Kirsch, 13–14.
  8. Sarah Kirsch, 15.
  9. Michael Robert Marrus, The Unwanted: European Refugees in the Twentieth Century (New York: Oxford University Press, 1985), 180.
  10. Jonathan Spence, The Search for Modern China (New York: Norton, 1990), 160–3.
  11. a b Deutsche Emigranten in Shanghai. Abgerufen am 29. Dezember 2024.
  12. Diana Lary, The Chinese People at War: Human Suffering and Social Transformation, 1937-1945 (New York: Cambridge University Press, 2010), 24–29, 46.
  13. Eugenia Nobel and Günter Nobel, "Als politische Emigranten in Shanghai," Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, no. 6 (1979): 886.
  14. Rana Mitter, Forgotten Ally: China's World War II, 1937-1945 (Boston: Houghton Mifflin Harcourt, 2013), 92–102.
  15. David Kranzler, "Japanese, Nazis & Jews: The History of the Jewish Refugee Community of Shanghai, 1938–1945" (Bernard Revel Graduate School, Yeshiva University, New York, 1971), 315–91.
  16. Marcia Ristaino, Port of Last Resort: The Diaspora Communities of Shanghai (Stanford: Stanford University Press, 2001), 196.
  17. Hoss, Christiane: Kein sorgenfreies Leben: Erfahrungen mit dem neuen Deutschland. In: Barzel, Amnon, Hg: Leben im Wartesaal: Exil in Shanghai, 1938-1947. Jüdisches Museum im Stadtmuseum Berlin, 1997, S. 100–122.
  18. Eugenia Nobel and Günter Nobel, "Als politische Emigranten in Shanghai," 889.
  19. Ristaino, Port of Last Resort, 190.
  20. Eugenia Nobel and Günter Nobel, "Als politische Emigranten in Shanghai," 889.
  21. Eugenia Nobel and Günter Nobel, "Als politische Emigranten in Shanghai," 891.
  22. Henry Krisch, German Politics under Soviet Occupation (New York: Columbia University Press, 1974), 22, 52–5.
  23. Georg Armbrüster, Michael Kohlstruck, and Sonja Mühlberger. "Exil Shanghai: Facetten eines Themas." In Exil Shanghai 1938-1947: jüdisches Leben in der Emigration (Teetz: Hentrich & Hentrich, 2000), 16.
  24. Eugenia Nobel and Günter Nobel, "Als politische Emigranten in Shanghai," 887.
  25. Astrid Freyeisen, Shanghai und die Politik des Dritten Reiches (Würzburg: Königshausen & Neumann, 2000), 431.
  26. Eugenia Nobel and Günter Nobel, "Als politische Emigranten in Shanghai," 882.
  27. Eugenia Nobel and Günter Nobel, "Als politische Emigranten in Shanghai," 887.
  28. a b Eugenia Nobel and Günter Nobel, "Als politische Emigranten in Shanghai," 890.
  29. Anna Holian, Between National Socialism and Soviet Communism: Displaced Persons in Postwar Germany (Ann Arbor: University of Michigan Press, 2011), 42–66.
  30. Eugenia Nobel and Günter Nobel, "Als politische Emigranten in Shanghai," 892.
  31. Jessica Reinisch, "Relief in the Aftermath of War," Journal of Contemporary History 43, no. 3 (July 2008): 371–404; Ben Shephard, "`Becoming Planning Minded': The Theory and Practice of Relief 1940–1945," Journal of Contemporary History 43, no. 3 (Jul. 2008): 411.
  32. Eugenia Nobel and Günter Nobel, "Als politische emigranten in Shanghai," 894.
  33. Krisch, German Politics under Soviet Occupation.
  34. Edith Anderson, Love in Exile: An American Writer's Memoir of Life in Divided Berlin (South Royalton, VT: Steerforth Press, 1999), 136–7.
  35. Hoss, "Kein sorgenfreies Leben," 108.
  36. Melissa Feinberg, Curtain of Lies: The Battle over Truth in Stalinist Eastern Europe  (New York: Oxford University Press, 2017), 1–31.
  37. Exkurs: Westemigrant_innen in der Ideologie der SED. In: HU Berlin. Abgerufen am 22. Dezember 2024.
  38. Hoss, "Kein sorgenfreies Leben," 108
  39. Hoss, "Kein sorgenfreies Leben," 110.
  40. Hoss, "Kein sorgenfreies Leben," 111.
  41. Hoss, "Kein sorgenfreies Leben," 119.
  42. Thomas Kampen: Deutsche und österreichische Kommunisten im revolutionären China 1925-1949 (PDF). In: Kommunismusgeschichte.de. JHK, 1997, abgerufen am 28. Dezember 2024.
  43. Hoss, "Kein sorgenfreies Leben," 109.
  44. Deutschland und China 1937–1945: Politik - Militär - Wirtschafts - Kultur. Eine Quellensammlung [Reprint 2015 ed.] 9783050048079, 9783050029863. Abgerufen am 21. Dezember 2024 (englisch).
  45. Nobel, Genia, "Die Abfuhr für die rechten Elemente und die große Diskussion über den sozialistischen Aufbau in China," Einheit, no. 11 (1957): 1444–52.
  46. Genia Nobel and Georg Becker, "Gegen eine Politik des Großmachtchauvinismus," Einheit, Sept./Oct 1964: 165–76.
  47. Odd Arne Westad, ed., Brothers in Arms: The Rise and Fall of the Sino-Soviet Alliance, 1945-1963 (Stanford: Stanford University Press, 2011), 25.
  48. Claudie Gardet, Les Relations de La République Populaire de Chine et de La République Démocratique Allemande (1949-1989) (Bern: Lang, 2000), 79–89, 114–163.
  49. Gardet, Les relations, 406–19.
  50. Genia Nobel and Günter Nobel, "Als politische Emigranten in Shanghai," Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, no. 6 (1979): 882–94; Kirsch, "Nach Shanghai." Alfred Dreifuß also published the most significant East German account of the Shanghai refugee community in this period, in: Eike Middell et al., Exil in den USA, mit einem Bericht "Schanghai—Eine Emigration am Rande" (Leipzig: Reclam, 1979). An early outlier by a member of the Shanghai KPD group was: Kurt Raphael, "Hier spricht der Sender XRVN: Deutsche Antifaschisten am Mikrofon im fernen Osten," Presse der Sowjetunion (A), Sept. 1966.
  51. Nobel and Nobel, "Als politische Emigranten," 882, 883.
  52. Jeffrey Herf, Divided Memory: The Nazi Past in the Two Germanys (Cambridge: Harvard Univ. Press, 1997), 199.
  53. Chen Jian, "China and the Cold War after Mao," in The Cambridge History of the Cold War, ed. Melvyn P. Leffler and Odd Arne Westad (Cambridge: Cambridge University Press, 2010), 188.
  54. Peter Lang: Orden „Stern der Völkerfreundschaft - in Silber. In: Neues Deutschland (Archiv). 8. Oktober 1977, abgerufen am 28. Dezember 2024.
  55. e.g. "Eine Schale Reis am Tag hieß Reichtum," Die Welt, 26 Aug. 1997; Genia and Günter Nobel interview, Alltag und Widerstand im NS-Regime – Erinnerungen Berliner Antifaschisten, Verein für angewandte Konfliktforschung e.V., 4 Jun. 1998.
  56. 1945: Jetzt wohin? Exil und Rückkehr . . nach Berlin? In: Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin (Hrsg.): Katalog zur Ausstellung vom 1. Mai bis 15. Juli 1995 auf dem Gelände des ehemaligen Anhalter Bahnhofs in Berlin-Kreuzberg. Schriftenreihe Aktives Museum Band 7, 1995.
  57. Gedenktafeln in Berlin: Shanghai-Rückkehrerinnen und Rückkehrer. Abgerufen am 29. Dezember 2024.
  58. Ursula Krechel, Shanghai fern von wo (Salzburg: Jung und Jung, 2008).