Georg Diestel
Georg Heinrich Friedrich Diestel (* 23. Dezember 1854 in Linden bei Hannover;[1] † 20. Januar 1926 in Berlin[2]) war ein deutscher Architekt und preußischer Baubeamter.
Leben
BearbeitenGeorg Diestel war ein Sohn des Zollrevisors Karl Heinrich Diestel und dessen Ehefrau Agnes Bertha Dorothee Diestel geb. Wex. Er besuchte die Oberrealschule in Göttingen und war danach Bau-Eleve in Göttingen und Hannover. Von 1875 bis 1879 studierte er als Schüler von Conrad Wilhelm Hase u. a. an der Polytechnischen Schule Hannover. 1880 legte er die Bauführerprüfung (das erste Staatsexamen) ab[3] und begann anschließend den Vorbereitungsdienst als Regierungsbauführer (Referendar). Im selben Jahr wurde er Mitglied im Architekten- und Ingenieur-Verein Hannover, später im Architektenverein zu Berlin. 1883 wurde er nach dem bestandenen zweiten Staatsexamen zum Regierungsbaumeister (Assessor in der öffentlichen Bauverwaltung) ernannt.[4] Er war dann bis 1885 bei der Landdrostei Stade und der Landdrostei Hildesheim beschäftigt. Von 1885 bis 1889 folgte eine Beschäftigung bei der Bezirksregierung Breslau, danach arbeitete er – immer noch im Rang eines Regierungsbaumeisters – in der Bauabteilung des preußischen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten in Berlin. 1891 wurde er zum Landbauinspektor ernannt.[5] 1896 wurde er als Hilfsarbeiter zur Ministerial-, Militär- und Baukommission überwiesen.[6] 1897 wurde er zum Regierungs- und Baurat befördert und mit der selbständigen Leitung der Neubauten für die Königliche Charité in Berlin betraut.[7] 1908 wurde er zum Geheimen Baurat ernannt.[8] und 1921 in den Ruhestand versetzt.[9] Er war Mitglied im Präsidium des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose und um 1923 selbst an Tuberkulose erkrankt, woran er 1926 in der Charité starb.
Ehrungen
Bearbeiten- 1900: preußischer Roter Adlerorden IV. Klasse[10]
- 1910: preußischer Kronenorden III. Klasse[11]
Werk
BearbeitenBauten
Bearbeiten- 1883–1886: Verwaltungsgebäude der Bezirksregierung in Breslau, Lessingplatz
- um 1888–1890: verschiedene Klinikgebäude der Universität Breslau, Maxgarten
- um 1888: Chirurgische Klinik und Medizinische Klinik (Entwurfsbearbeitung zusammen mit Regierungs- und Baurat Waldhausen; Oberleitung durch Waldhausen; Bauleitung durch Regierungsbaumeister Kirchhoff)[12]
- um 1889: Pathologisches Institut (Entwurfsbearbeitung zusammen mit Regierungs- und Baurat Waldhausen; Oberleitung durch Waldhausen; Bauleitung durch Regierungsbaumeister Wosch)[13]
- um 1890: Klinik für Hautkrankheiten (Entwurfsbearbeitung zusammen mit Regierungs- und Baurat Waldhausen; Oberleitung durch Waldhausen; Bauleitung durch Regierungsbaumeister Wosch)[14]
- 1897–1900: Vorentwurf für das Institut für Infektionskrankheiten (weitere Entwurfsbearbeitung durch Regierungs- und Baurat Hans Rösener; Oberleitung durch Georg Thür; Bauleitung durch den Geheimen Baurat Julius Emmerich und Landbauinspektor Albrecht Habelt)[15]
- 1897–1917: Charité-Gebäude in Berlin[16]
- 1896–1900: Sammlungsgebäude (Pathologisches Museum) (Entwurfsbeteiligung und Oberleitung; Bauleitung durch Kreisbauinspektor Stukenbrock; unter Denkmalschutz)[17]
- 1898–1899: Direktoren-Wohnhaus (Entwurf zusammen mit Regierungsbaumeister Krielke; Oberleitung; Ausführung durch Krielke und Regierungsbaumeister Albert Carsten; nicht erhalten)[18]
- 1898–1901: Verwaltungsgebäude (Entwurfsbearbeitung nach Grundrissskizzen von Thür zusammen mit Carsten; Oberleitung; Ausführung durch Regierungsbaumeister Krielke; unter Denkmalschutz)[19]
- 1898–1905: Psychiatrische und Nervenklinik (Entwurf zusammen mit Carsten; Oberleitung; Ausführung durch Baurat Knocke; unter Denkmalschutz)[20]
- 1899–1901: Hals-, Nasen- und Ohrenklinik (Entwurf und Oberleitung; Ausführung durch Regierungsbaumeister Joseph Redlich)[21]
- 1900: Kochküchengebäude, Maschinen- und Werkstättenhaus (Entwurfsbearbeitung und Oberleitung; Ausführung durch Kreisbauinspektor Metzing; unter Denkmalschutz)[22]
- 1901: Kapelle der Charité Berlin (Entwurf; im Zweiten Weltkrieg zerstört)[23]
- 1901–1903: Kinderklinik (Entwurf und Oberleitung; Ausführung durch Regierungsbaumeister Krielke und Adolf Schmidt; unter Denkmalschutz)[24]
- 1901–1904: Chirurgische Klinik (Entwurf und Oberleitung; Ausführung durch Landbauinspektor Metzing; unter Denkmalschutz)[25]
- 1903–1905: Pathologisches Institut (Entwurf; unter Denkmalschutz)[26]
- 1904: Baracken für Krebskranke (zusammen mit Regierungsbaumeister Rahm)[27]
- 1906: Poliklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten (zusammen mit Baurat Knocke; unter Denkmalschutz)[28]
- 1907–1913: I. und II. Medizinische Universitätsklinik (Entwurf und Oberleitung; Ausführung durch Baurat Metzing († 1912), danach Regierungsbaumeister Hermann Mylius; unter Denkmalschutz)[29]
- 1908:Tuberkulose-Baracken (zusammen mit Landbauinspektor Metzing)[30]
- 1909: Um- und Erweiterungsbau des Gynäkologischen Pavillons der Frauenklinik (zusammen mit Baurat Knocke)[31]
- 1909–1912: Erweiterungsbau der Ohrenklinik (Planbearbeitung nach Grundrissentwürfen von Thür und Oberleitung; Ausführung durch Baurat Knocke; unter Denkmalschutz)[32]
- 1913–1916: Medizinische Poliklinik (Planbearbeitung nach Entwurf von Thür und Oberleitung; Ausführung durch Regierungsbaumeister Mylius, ab 1914 Regierungsbaumeister Oehme; unter Denkmalschutz)[33]
Entwürfe
Bearbeiten- 1890: Wettbewerbsentwurf für den Neubau des Kreishauses in Cottbus (Teilnahme beschränkt auf Mitglieder des Architekten-Vereins zu Berlin; nicht prämiert; nicht ausgeführt)[34]
- 1890: Wettbewerbsentwurf für den Neubau des Rathauses in Geestemünde (Teilnahme beschränkt auf Mitglieder des Architekten-Vereins zu Berlin; prämiert mit dem 3. Preis; nicht ausgeführt)[35]
Schriften
Bearbeiten- Georg Diestel, Otto Ferdinand Lorenz: Neuere Krankenhäuser in Wien und Budapest. In: Zeitschrift für Bauwesen. Nr. 7, 1895, Sp. 341–352 (zlb.de).
- Die Neubauten der Königlichen Charité in Berlin. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 19, 1897, S. 205–208 (zlb.de).
- Der Neubau der Hals-, Nasen- und Ohrenklinik der Charité in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 22. Jahrgang 1902, ...[21]
- Der Neubau des Direktoren-Wohnhauses der Charité in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 22. Jahrgang 1902, ...[18]
- Die neue Universitätsklinik für Kinderkrankheiten in der Charité in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 25. Jahrgang 1905, ...[24]
- Der Neubau des Verwaltungsgebäudes der Charité in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 27. Jahrgang 1907, ...[19]
- Die neue Psychiatrische und Nervenklinik in der Charité in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 31. Jahrgang 1911, ...[20]
- Die Kosten der Krankenhausbauten und die Möglichkeit ihrer Ermäßigung. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 23/24/25, 1920, S. 142–144 (zlb.de).
Zugeschriebene Schriften
Bearbeiten(Veröffentlichungen ohne Verfasser-Angabe, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Diestel zuzuschreiben sind, da sie zu der Reihe von Veröffentlichungen über die Charité-Bauten zwischen 1897 und 1917 gehören)
- Das neue Sammlungsgebäude des Pathologischen Instituts der Universität Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 20. Jahrgang 1900, ...[17]
- Die neue Universitätsklinik für Kinderkrankheiten in der Charité in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 25. Jahrgang 1905, ...[15]
- Der Neubau des Verwaltungsgebäudes der Charité in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 27. Jahrgang 1907, ...[19]
- Der Neubau der Universitäts-Ohrenklinik auf dem Grundstück der Charité in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 33. Jahrgang 1913, ...[32]
- Der Neubau der I. und II. Medizinischen Universitätsklinik in der Charité in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 34. Jahrgang 1914, ...[29]
- Der Neubau der Medizinischen Poliklinik der Charité in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 37. Jahrgang 1917, ...[33]
Weblinks
Bearbeiten- Datensatz zu Diestel, Georg Heinrich Friedrich. In: Datenbank Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902); abgerufen am 7. Oktober 2022.
- Bestand zu Georg Diestel beim Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin; abgerufen am 7. Oktober 2022.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Sankt Martin, Hannover, Taufen 1853–1858, S. 65, Nr. 250. In: Ancestry.com. Bremen, Deutschland, und Hannover, Preußen, Deutschland, evangelische Kirchenbücher, 1574–1945 [database on-line]
- ↑ Standesamt Berlin 12a, Sterbe-Register 1926, Vol. I, Urkunde Nr. 121. In: Ancestry.com. Berlin, Deutschland, Sterberegister, 1874–1955 [database on-line]
- ↑ Deutsche Bauzeitung, 14. Jahrgang 1880, Nr. 14, S. 74; Textarchiv – Internet Archive.
- ↑ Amtliche Mittheilungen. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 50, 1883, S. 457 (zlb.de).
- ↑ Amtliche Mittheilungen. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 28, 1891, S. 265 (zlb.de).
- ↑ Amtliche Mittheilungen. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 28, 1896, S. 281 (zlb.de).
- ↑ Amtliche Mittheilungen. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 40, 1897, S. 445 (zlb.de).
- ↑ Amtliche Mitteilungen. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 1, 1908, S. 1 (zlb.de).
- ↑ Amtliche Mitteilungen. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 29, 1921, S. 177 (zlb.de).
- ↑ Amtliche Mittheilungen. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 7, 1900, S. 37 (zlb.de).
- ↑ Amtliche Mitteilungen. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 47, 1910, S. 309 (zlb.de).
- ↑ Neubau der medicinischen Klinik für die Universität in Breslau. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 32, 1889, S. 287–289 (zlb.de).
- ↑ Das pathologische Institut der Universität Breslau. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 32, 1891, S. 305–306 (zlb.de).
- ↑ Die Klinik für Hautkrankheiten der Universität Breslau. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 41, 1891, S. 400–401 (zlb.de).
- ↑ a b Das Institut für Infektionskrankheiten in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 7, 1905, S. 45–46 (zlb.de).
- ↑ Eintrag 09011080 in der Berliner Landesdenkmalliste zur Gesamtanlage der Charité; abgerufen am 7. Oktober 2022
- ↑ a b Das neue Sammlungsgebäude des Pathologischen Instituts der Universität Berlin. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 35, 1900, S. 212 (zlb.de).
- ↑ a b Der Neubau des Direktoren-Wohnhauses der Charité in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 59, 1904, S. 369–370 (zlb.de).
- ↑ a b c Der Neubau des Verwaltungsgebäudes der Charité in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 34, 1907, S. 229–230 (zlb.de).
- ↑ a b Die neue Psychiatrische und Nervenklinik in der Charité in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 75, 1911, S. 461–466 (zlb.de). (Fortsetzung). In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 79, 1911, S. 469–471 (zlb.de).
- ↑ a b Der Neubau der Hals-, Nasen- und Ohrenklinik der Charité in Berlin. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 55, 1902, S. 337–338 (zlb.de).
- ↑ Die Neubauten des Kochküchengebäudes, Maschinen- und Werkstättenhauses der Charité in Berlin. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 32, 1901, S. 198–199 (zlb.de).
- ↑ Kapelle der Charité, Berlin. im Bestand des Architekturmuseums der TU Berlin
- ↑ a b Die neue Universitätsklinik für Kinderkrankheiten in der Charité in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 95, 1905, S. 586–588 (zlb.de).
- ↑ Der Neubau der Chirurgischen Klinik der Charité in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 31, 1904, S. 197–199, 201 (zlb.de).
- ↑ Pathologisches Institut der Charité, Berlin. im Bestand des Architekturmuseums der TU Berlin
- ↑ Baracken für Krebskranke der Charité, Berlin. im Bestand des Architekturmuseums der TU Berlin
- ↑ Poliklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten der Charité, Berlin. im Bestand des Architekturmuseums der TU Berlin
- ↑ a b Der Neubau der I. und II. Medizinischen Universitätsklinik in der Charité in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 68, 1914, S. 497–500 (zlb.de). (Fortsetzung). In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 70, 1914, S. 505–507 (zlb.de).
- ↑ Tuberkulose-Baracken der Charité, Berlin. im Bestand des Architekturmuseums der TU Berlin
- ↑ Frauenklinik der Charité, Berlin. im Bestand des Architekturmuseums der TU Berlin
- ↑ a b Der Neubau der Universitäts-Ohrenklinik auf dem Grundstück der Charité in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 37, 1913, S. 245–247 (zlb.de).
- ↑ a b Der Neubau der Medizinischen Poliklinik der Charité in Berlin. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 81/82, 1917, S. 505–508 (zlb.de). (Fortsetzung). In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 83/84, 1917, S. 513–532 (zlb.de).
- ↑ Vermischtes. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 32, 1890, S. 267 (zlb.de).
- ↑ Vermischtes. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 52, 1890, S. 543 (zlb.de).
Personendaten | |
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NAME | Diestel, Georg |
ALTERNATIVNAMEN | Diestel, Georg Heinrich Friedrich (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt und preußischer Baubeamter |
GEBURTSDATUM | 23. Dezember 1854 |
GEBURTSORT | Linden bei Hannover |
STERBEDATUM | 20. Januar 1926 |
STERBEORT | Berlin |