George Stubbs

englischer Maler und Wissenschaftler

George Stubbs RA (* 25. August 1724 in Liverpool; † 10. Juli 1806 in London) war ein englischer Maler, Kupferstecher und Anatom.

Selbstporträt von George Stubbs zu Pferd

Stubbs gilt als einer der bedeutendsten europäischen Maler von Tieren und insbesondere von Pferden. Darüber hinaus war er Dozent für Anatomie der Menschen und der Tiere am Krankenhaus von York und veröffentlichte mehrere Werke zur Anatomie, darunter das Buch The Anatomy of the Horse.

Leben und Werk

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Stubbs wuchs in Liverpool als Sohn eines Ledergerbers und -händlers auf. In jungen Jahren arbeitete er im elterlichen Betrieb. Nach dem Tod seines Vaters 1741 war er kurzzeitig zur Lehre bei einem Maler und Kupferstecher in Lancashire. Ihm missfiel die Arbeit, die hauptsächlich aus dem Kopieren anderer Werke bestand. Von da an erlernte er sein Können als Autodidakt. In den 1740er Jahren arbeitete er als Portraitmaler, bevor er ab ca. 1745 bis 1751 die Anatomie des Menschen am York County Hospital studierte. 1754 unternahm er eine Reise nach Italien.

 
Whistlejacket von George Stubbs, ca. 1760

1756 mietete er eine Farm in Horkstow, Lincolnshire, und verbrachte längere Zeit mit dem Studium und der Sektion von Pferden. 1759 zog er nach London und arbeitete an seinem Werk The Anatomy of the Horse, das er 1766 veröffentlichte. Bereits vor der Veröffentlichung dieses Werkes fiel er durch die genaue Kenntnis und Wiedergabe der Anatomie von Tieren, insbesondere von Pferden auf. Seit seiner ersten Auftragsarbeit für den Duke of Richmond, der drei große Gemälde orderte, war das Auskommen von Stubbs gesichert. Er galt schnell als der Lieblingsmaler des Adels in seinem Bereich und kam so zu gewissem Reichtum.

Als sein bekanntestes Werk gilt Whistlejacket (Gemälde eines steigenden Pferdes), das vom zweimaligen Premierminister Charles Watson-Wentworth, 2. Marquess of Rockingham in Auftrag gegeben wurde und heute in der National Gallery in London zu besichtigen ist. Weitere Werke befinden sich u. a. in der Neuen Pinakothek oder der Walker Art Gallery.

Bei einer Auktion bei Christie’s in London im Jahr 2011 erzielte das Bild Gimcrack mit einem Reitknecht auf Newmarket Heath 48 Millionen Dollar, der höchste Preis, der je für ein Bild von George Stubbs gezahlt worden ist. Das Bild wurde von der britischen Woolavington Collection of sporting art in die Auktion gegeben, der Käufer ist unbekannt.[1]

Studien zur Anatomie

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Stubbs, der bis zum Alter von 16 Jahren im väterlichen Gerberei- und Ledergeschäft arbeitete, war der Umgang mit Tierkadavern nicht fremd, und laut seinen eigenen Aussagen interessierte er sich schon früh für Anatomie. 1745 zog er nach York, wo er in den späten 1740er Jahren ein Studium der Anatomie am York County Hospital aufnahm und bald selbst Anatomie unterrichtete.

 
Illustration zu John Burton: Essays towards a Complete New System of Midwifery.

Dort sezierte er eine im Kindbett verstorbene Frau und fertigte Zeichnungen des Fötus an. Allerdings fehlt diesen ersten Versuchen die Präzision seiner späteren anatomischen Zeichnungen: dargestellt sind auf den Bildtafeln keine Föten, sondern eher ausgewachsene Säuglinge. Diese Zeichnungen waren Grundlage für seine Illustrationen zu John Burtons „Essays towards a Complete New System of Midwifery“. Das Buch wurde 1751 veröffentlicht, ohne Stubbs als Autor der Bildtafeln zu nennen.[2][3]

Nach seiner Rückkehr aus Italien mietete er das Haus in Lincolnshire, wo er von 1756 bis 1758 Pferde sezierte. Nachdem die Pferde durch einen Schnitt in die Halsvene (vena jugularis) ausgeblutet waren, wurde ein flüssiges Wachs injiziert, um den Verlauf der Gefäße während des Sezierens besser zu erkennen. Der Kadaver wurde danach an einer Spezialkonstruktion an der Decke aufgehängt und Schicht für Schicht bis auf das Skelett seziert.[4] Die einzelnen Arbeitsschritte wurden akribisch in Protokollen dokumentiert. Mit welchen Methoden er versuchte, den Verwesungsprozess zu verlangsamen, ist in seinen Aufzeichnungen nicht dokumentiert.[5] Die Ergebnisse seiner Arbeit veröffentlichte er 1766 in seinem Buch „The Anatomy of the Horse“. Da die damals in London führenden Kupferstecher es ablehnten, auf der Grundlage seiner Zeichnungen Stiche anzufertigen, übernahm er diese Arbeit schließlich selbst, nachdem er autodidaktisch seine Kenntnisse des Kupferstichs perfektioniert hatte. Die Original-Zeichnungen gehören heute zum Bestand der Royal Academy of Arts.

 
Zeichnung zu A Comparative Anatomical Exposition

Von 1804 bis 1806 wurde in London sein letztes, unvollendet gebliebenes Werk „Comparative Anatomical Exposition of the Structure of the Human Body with that of a Tiger and the Common Fowl“ veröffentlicht. Derartige vergleichenden anatomischen Untersuchungen waren im Zeitalter der Aufklärung nicht ungewöhnlich.[6] Geplant waren ursprünglich 60 Bildtafeln und Begleittexte in Englisch und Französisch. Als Stubbs 1806 starb, war zwar der Text geschrieben und alle Vorzeichnungen vorhanden, aber erst die Hälfte der Bildtafeln gestochen. Die Zeichnungen im Format 54,6 × 40,6 cm verblieben bis 1817 im Besitz seiner Frau, wurden nach ihrem Tod verkauft und wechselten mehrmals den Besitzer, von denen einer die Zeichnungen auf Karton aufziehen ließ. 1863 gelangten sie in die Worcester Public Library, wo man sie vergaß und erst 1957 wiederentdeckte. 1980 erwarb Paul Mellon die Zeichnungen und das Manuskript für das Yale Center for British Art, wo sie restauriert und in den ursprünglichen Zustand zurückgeführt wurden.[7]

Werke (Auswahl)

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A Lion Attacking a Horse, 1770, Yale University Art Gallery

Schriften

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Sein letztes Werk zur Anatomie, an dem er bis zu seinem Tod arbeitete, war die Comparative Anatomical Exposition of the Structure of the Human Body, with that of a Tiger and Common Fowl und für das er bereits rund 100 Zeichnungen und 18 Kupferstiche angefertigt hatte. Er konnte das Werk jedoch nicht mehr für den Druck fertigstellen. Eine Gesamtausgabe seiner Illustrationen zu Fachbüchern zur Anatomie wurde 1950 unter dem Titel The Anatomical Works of George Stubbs von Terence Doherty herausgegeben.

Ausstellungen

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Literatur

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  • Basil Taylor: Stubbs. London: Phaidon Press 1971. ISBN 0-7148-1498-9
  • Terence Doherty: The Anatomical Works of George Stubbs. London, Secker u. Warburg 1974. ISBN 0-436-12990-6
  • Gerhard Charles Rump: Pferde und Jagdbilder in der englischen Kunst, Studien zu George Stubbs und dem Genre der "Sporting Art" von 1650–1830. 1983 Olms, Hildesheim, New York
  • The Great Artists, Ausg. 50, George Stubbs. 1985, Marshall Cavendish, London
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Commons: George Stubbs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. In the Saleroom: George Stubbs' Gimcrack on Newmarket Heath, abgerufen am 18. Juni 2015.
  2. Stubbs, George. The Anatomy of the Horse, abgerufen am 7. November 2022
  3. Tom Lubboc Great Works: A Complete New System of Midwifery (1751), 4 Abb. abgerufen am 28. Juni 2015.
  4. Doherty 1974. S. 9.
  5. Doherty 1974. S. 9.
  6. Judy Egerton: George Stubbs, Painter. London, 2007. S. 93.
  7. Yale Center of British Art abgerufen am 29. Juni 2015.
  8. George Stubbs: A Celebration
  9. Zur Ausstellung 2012 in der Neuen Pinakothek, München.
  10. Auf der Suche nach dem Wesen des Tiers in FAZ vom 30. Januar 2012, S. 27
  11. Metmuseum
  12. Ausstellung Mauritshuis, 20.2-1.6.2020