Gepunktete Laternenträgerzikade

Art der Gattung Lycorma

Die Gepunktete Laternenträgerzikade (Lycorma delicatula), im Englischen „Spotted lanternfly“, in Asien auch „White Cicada“ genannt, gehört innerhalb der Ordnung der Schnabelkerfe (Hemiptera) zur Familie der Echten Laternenträger (Fulgoridae). Sie kommt ursprünglich aus subtropischen Regionen Südost-Asiens (China).[1] Im Jahr 2004 wurde sie – vermutlich durch Warenimporte – nach Südkorea verschleppt;[2] 2014 konnte sie erstmals in den USA nachgewiesen werden.[3] Ihr Wirtsspektrum umfasst über 70 holzige Pflanzenarten.[4]

Gepunktete Laternenträgerzikade

Gepunktete Laternenträgerzikade (Lycorma delicatula)

Systematik
Unterordnung: Spitzkopfzikaden (Fulgoromorpha)
Familie: Echte Laternenträger (Fulgoridae)
Unterfamilie: Aphaeninae
Tribus: Aphaenini
Gattung: Lycorma
Art: Gepunktete Laternenträgerzikade
Wissenschaftlicher Name
Lycorma delicatula
(White, 1845)

Morphologie und Taxonomie

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Adulte Gepunktete Laternenträgerzikade mit ausgebreiteten Flügeln.

Ursprünglich wurde die Art als Aphaena delicatula (White, 1845) beschrieben.[5][6] Des Weiteren entstand in der Vergangenheit durch eine häufig falsche Schreibweise der Artname Lycorma delicatulum, der daher auch als Synonym anzusehen ist.[7]

Adulte:

Die adulten Exemplare werden etwa 12 mm breit. Die Männchen erreichen eine Körperlänge (vom Kopf bis zum gefalteten Flügel) von etwa 20,5 bis 22 mm, die Weibchen erreichen 24 bis 26,5 mm. Sie besitzen einen schwarzen Kopf und graubraune Vorderflügel, die mit schwarzen Flecken geschmückt sind. Die Flügelspitzen der Vorderflügel sind dunkler und retikuliert (mit einem netzartigen Muster versehen). Der basale Teil des Hinterflügels ist leuchtend rot mit schwarzen Flecken. Im Ruhezustand sind die Hinterflügel teilweise durch die halbtransparenten Vorderflügel sichtbar und lassen diese rosa erscheinen. Die Flügelspitzen der Hinterflügel sind schwarz gefärbt. In der Mitte des Flügels befindet sich ein weißer Keil, der die schwarze Flügelspitze von dem rot gefärbten Teil des Flügels trennt. Das grundsätzliche Flügelmuster ist einheitlich, kann aber in der Fleckung und Helligkeit variieren. Das Abdomen (Hinterleib) ist gelblich mit quer verlaufenden schwarzen Streifen.

Eier:

Die braunen samenähnlichen Eier sind länglich rechteckig und werden mit gelb-braunen wachsartigen Ausscheidungen überzogen, was ihnen ein schlammartiges Aussehen verleiht. Pro Gelege werden 30–50 Eier in einer Oothek („Eipaket“) abgelegt.

Nymphen:

Die Larven-Stadien (sogenannte Nymphen-Stadien) 1 bis 3 sind schwarz mit weißen Punkten auf Körper und Beinen. Das 4. Nymphen-Stadium besitzt zusätzlich rote Flecken.

Es sind drei Unterarten beschrieben:

Weitere Arten der Gattung sind:

Die Arten lassen morphologisch deutlich voneinander unterscheiden und nur L. delicatula wurde bisher durch globalen Handel in die USA verschleppt.[3]

Lebenszyklus und Phänologie

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L. delicatula durchläuft 1 Generation pro Jahr (univoltin).[8] Die Larven schlüpfen im Mai und vollziehen vier sogenannte Nymphenstadien. Adulte sind ab Ende Juli bis November zu beobachten.[9] Die Eiablage findet von August bis Anfang November statt. Die Zikaden überwintern als Eier bevorzugt am Stamm des Götterbaums (Ailanthus altissima) oder an anderen Bäumen mit glatter Rinde. Sie können ihre Eier jedoch auch an Steinen und nicht-pflanzlichem Material, wie Ziegeln oder Kabeln ablegen. Die Farben Rot, Braun und Grau scheinen bevorzugt zur Eiablage ausgewählt zu werden. Die Schlupfrate beträgt im Freiland zwischen 60 und 90 Prozent.[10]

Verbreitung und Verschleppung

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Alte Nymphen (4. Nymphen-Stadium) der Gepunkteten Laternenträgerzikade auf Wildrebe (Vitis labrusca).

Gepunktete Laternenträgerzikaden sind auch im adulten Stadium schlechte Flieger. Sie nutzen ihre Flügel bevorzugt zur Unterstützung ihrer Sprünge. Die Nymphen hüpfen oder krabbeln, um ihre potentiellen Wirtspflanzen zu erreichen.[11] Über den Transport von befallenen Pflanzen oder nichtpflanzlichem Material kann L. delicatula über größere Entfernungen verschleppt werden. Sie können bei Importen aus Asien oder den USA unabhängig von Pflanzen als Eiablagen z. B. an Pflastersteinen oder Fliesen, die ursprünglich in der Nähe von Befallsorten gelagert wurden, verschleppt werden.[10] In Seoul finden sich Massenvorkommen der Art auch innerhalb des Stadtgebietes, so am und rund um den touristisch stark frequentierten N Seoul Tower.

  • Natürliches Herkunftsgebiet: China bzw. subtropische Regionen Südost-Asiens
  • Unbeabsichtigte Einschleppungen: 2004 nach Südkorea[12], 2013 nach Japan[13], 2014 in die USA[3]
  • Verbreitung in Europa: nicht nachgewiesen (Stand August 2020)[5]

Wirtsspektrum und Schadbild

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L. delicatula kommt an mehr als 70 holzigen Pflanzenarten vor:[4]

L. delicatula durchbohrt mit ihrem speziellen Mundwerkzeug, dem sogenannten Saugrüssel, das Gewebe von Laub und jungen Stielen, um am Phloem-Saft der Wirtspflanze zu saugen. Die Früchte sind davon allerdings nicht betroffen.[15] Die Zikaden treten als Adulte und späte Larven in Gruppen auf und verursachen nässende Wunden am Stamm der Wirtspflanze. Die angesaugten Äste welken und sterben ab. Die zuckerhaltigen Ausscheidungen von L. delicatula, der sogenannte Honigtau, verursachen an der Stammbasis der Wirtspflanze Sekundärschäden (indirekte Schäden) durch die rasche Ansiedlung von Rußtaupilzen (Capnodiales), sodass die Stammbasis regelrecht verschimmeln kann.[10] In Korea gibt es bereits wirtschaftliche Schäden im Wein und in Holzbeständen. Anzeichen eines Befalls können das auffällige Auftreten von Ameisen, Bienen, Hornissen oder Wespen sein, die vom Wundsaft der Wirtspflanze oder den Honigtau-Sekreten der Zikaden angelockt werden.[8]

 
Junge Nymphen der Gepunkteten Laternenträgerzikade auf Wildrebe (Vitis labrusca).

Bekämpfungsmaßnahmen

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Eine chemische Bekämpfung der Gepunkteten Laternenträgerzikade ist aufgrund der Vielzahl an Wirtspflanzen und der zusätzlich möglichen Eiablagen auf nicht-pflanzlichem Material kaum möglich. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gefährdet die natürlichen Feinde (Parasitoide, Marienkäfer) anderer Schädlinge. Außerdem lockt der Honigtau Bienen an, was die Bekämpfung von L. delicatula durch bienengefährliche Pflanzenschutzmittel einschränkt. Das Behandeln von Gebieten, die bspw. nahe an Waldgebieten liegen und geeignete Wirtspflanzen enthalten, ist ebenso problematisch. Die im Wald zurückgebliebenen Individuen besiedeln die mit Pflanzenschutzmittel behandelten Gebiete anschließend wieder neu. In Korea konnte diese Entwicklung bestätigt werden.[8]

In Nordamerika werden zur Früherkennung der Nymphen um die Basis der Baumstämme braune Bänder als Klebefallen eingesetzt. Sie fangen die Nymphen, die vom Boden aus auf die Bäume klettern. Diese Methode ist der Ausbringung von Fangstreifen für weibliche Kleine Frostspanner (Operophtera brumata) im Obstbau ähnlich. Die braunen Bänder haben sich im Vergleich zu blauen und gelben Klebefallen als wirksamer erwiesen.[16] Für das Einfangen der adulten L. delicatula sind die Klebebänder allerdings nicht geeignet, da diese stark genug sind, um sich aus der Klebefläche zu befreien.[17]

 
Ansammlung adulter Gepunkteter Laternenträgerzikaden auf Rot-Ahorn (Acer rubrum).

Als wirksames Kairomon hat sich ein Methylester der Salicylsäure, das sogenannte Methylsalicylat (auch Salicylsäuremethylester genannt), erwiesen. Es kann aus den Blättern des Wintergrüns (Pyrola spp.) und der Scheinbeeren (Gaultheria spp.) isoliert werden.[18]

Natürliche Gegenspieler

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In China erreicht die dort heimische Schlupfwespe Anastatus orientalis (Hymenoptera: Eupelmidae), die ihre Eier mit Hilfe eines Legebohrers in die Eier von L. delicatula legt (Eiparasitoid), eine Parasitierungsrate von bis zu 80 Prozent. Sie wird sowohl in Südkorea als auch in den USA als potentielles biologisches Kontrollmittel untersucht.[19] Die Wegwespenarten Dryinus browni und Dryinus lycormae, die ebenfalls in China natürlich vorkommen, sind Prädatoren von L. delicatula.[20][21] Diese natürlichen Gegenspieler kommen allerdings nicht in Nordamerika vor. In den USA wurden die Raubwanze Arilus cristatus und die Baumwanze Apoecilus cynicus dabei beobachtet, wie sie an Individuen der Gepunkteten Laternenträgerzikade saugen.[22]

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Commons: Gepunktete Laternenträgerzikade (Lycorma delicatula) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literaturverzeichnis

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  1. Gangrou Xiao: Forest insects of China. China Forestry Publishing House, 1992.
  2. Jae Geun Kim, Eun-Hyuk Lee, Yeo-Min Seo, Na-Yeon Kim: Cyclic Behavior of Lycorma delicatula (Insecta: Hemiptera: Fulgoridae) on Host Plants. In: Journal of Insect Behavior. Band 24, Nr. 6, November 2011, ISSN 0892-7553, S. 423–435, doi:10.1007/s10905-011-9266-8 (springer.com [abgerufen am 14. März 2021]).
  3. a b c Lawrence E. Barringer, Leo R. Donovall, Sven-Erik Spichiger, Daniel Lynch, David Henry: The First New World Record of Lycorma delicatula (Insecta: Hemiptera: Fulgoridae). In: Entomological News. Band 125, Nr. 1, Juni 2015, ISSN 0013-872X, S. 20–23, doi:10.3157/021.125.0105 (bioone.org [abgerufen am 14. März 2021]).
  4. a b C. Malumphy, H. Anderson: Spotted lanternfly Lycorma delicatula. Plant Pest Factsheet. (PDF) Department for Environment, Food and Rural Affairs UK, 2006, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. September 2021; abgerufen im Jahr 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/planthealthportal.defra.gov.uk
  5. a b PM 7/144 (1) Lycorma delicatula. In: EPPO Bulletin. Band 50, Nr. 3, Dezember 2020, ISSN 0250-8052, S. 477–483, doi:10.1111/epp.12702 (wiley.com [abgerufen am 14. März 2021]).
  6. Adam White: V.—Descriptions of a new genus and some new species of homopterous insects from the east in the collection of the British Museum. In: Annals and Magazine of Natural History. Band 15, Nr. 95, 1. Januar 1845, ISSN 0374-5481, S. 34–37, doi:10.1080/037454809495244.
  7. University of Delaware: Genus Lycorma (Stal, 1863). Abgerufen im Jahr 2021.
  8. a b c JI-Doo Park, Min-Young Kim, Sang-Gil Lee, Sang-Chul Shin, Jun-Heon Kim: Biological Characteristics of Lycorma delicatula and the Control Effects of Some Insecticides. In: Korean journal of applied entomology. Band 48, Nr. 1, 2009, ISSN 1225-0171, S. 53–57, doi:10.5656/KSAE.2009.48.1.053 (koreascience.or.kr [abgerufen am 14. März 2021]).
  9. Jung-Su Lee, Il-Kwon Kim, Sang-Hyun Koh, Sung Jong Cho, Suk-Jun Jang: Impact of minimum winter temperature on Lycorma delicatula (Hemiptera: Fulgoridae) egg mortality. In: Journal of Asia-Pacific Entomology. Band 14, Nr. 1, 1. März 2011, ISSN 1226-8615, S. 123–125, doi:10.1016/j.aspen.2010.09.004 (sciencedirect.com [abgerufen am 14. März 2021]).
  10. a b c EPPO: Mini data sheet on Lycorma delicatula. (PDF) 2016, abgerufen im Jahr 2021.
  11. Chuck Gill: Entomologists hope vigilance, research stop newly discovered spotted lanternfly. 2014, abgerufen im Jahr 2021.
  12. Jung Min Han, Hyojoong Kim, Eun Ji Lim, Seunghwan Lee, Yong-Jung Kwon: Lycorma delicatula (Hemiptera: Auchenorrhyncha: Fulgoridae: Aphaeninae) finally, but suddenly arrived in Korea. In: Entomological Research. Band 38, Nr. 4, 2008, ISSN 1748-5967, S. 281–286, doi:10.1111/j.1748-5967.2008.00188.x (wiley.com [abgerufen am 14. März 2021]).
  13. A. Tomisawa, S. Ohmiya, H. Fukutomi, K. Hayashi, T. Ishikawa: Biological notes on Lycorma delicatula (White) (Hemiptera, Fulgoridae) in Ishikawa Prefecture, Japan. In: Japanese Journal of Entomology. Band 16, 2013, S. 3–14.
  14. Surendra K. Dara, Lawrence Barringer, Steven P. Arthurs: Lycorma delicatula (Hemiptera: Fulgoridae): A New Invasive Pest in the United States. In: Journal of Integrated Pest Management. Band 6, Nr. 1, 2015, ISSN 2155-7470, S. 20, doi:10.1093/jipm/pmv021 (oup.com [abgerufen am 14. März 2021]).
  15. Jianqing Ding, Yun Wu, Hao Zheng, Weidong Fu, Richard Reardon: Assessing potential biological control of the invasive plant, tree-of-heaven, Ailanthus altissima. In: Biocontrol Science and Technology. Band 16, Nr. 6, 1. Juni 2006, ISSN 0958-3157, S. 547–566, doi:10.1080/09583150500531909.
  16. Duck-Soo Choi, Do-Ik Kim, Suk-Ju Ko, Beom-Ryong Kang, Jong-Dae Park: Environmentally-friendly Control Methods and Forecasting the Hatching Time Lycorma delicatula (Hemiptera: Fulgoridae) in Jeonnam Province. In: Korean journal of applied entomology. Band 51, Nr. 4, 2012, ISSN 1225-0171, S. 371–376, doi:10.5656/KSAE.2012.09.0.022 (koreascience.or.kr [abgerufen am 14. März 2021]).
  17. EPPO: Pest Risk Analysis for Lycorma delicatula. 2016, abgerufen im Jahr 2021.
  18. Miriam F Cooperband, Jacob Wickham, Kaitlin Cleary, Sven-Erik Spichiger, Longwa Zhang: Discovery of Three Kairomones in Relation to Trap and Lure Development for Spotted Lanternfly (Hemiptera: Fulgoridae). In: Journal of Economic Entomology. Band 112, Nr. 2, 21. März 2019, ISSN 0022-0493, S. 671–682, doi:10.1093/jee/toy412 (oup.com [abgerufen am 14. März 2021]).
  19. Man-Young Choi, Zhong-Qi Yang, Xiao-Yi Wang, Yan-Long Tang, Zhen-Rong Hou: Parasitism Rate of Egg Parasitoid Anastatus orientalis (Hymenoptera: Eupelmidae) on Lycorma delicatula (Hemiptera: Fulgoridae) in China. In: Korean journal of applied entomology. Band 53, Nr. 2, 2014, ISSN 1225-0171, S. 135–139, doi:10.5656/KSAE.2014.01.1.075 (koreascience.or.kr [abgerufen am 14. März 2021]).
  20. J. H. Yan, S. M. Ding, X. B. Qin, F. R. Wang, L. L. Bo: Studies on the biology of Dryinus browni (Ashmead). In: Shandong Forestry Science and Technology. Nr. 178, 2008, S. 16–18.
  21. C. Yang: Descriptions of Dryinus lycormae sp. n. and its biological notes (Hymenoptera: Dryinidae). In: Fauna and taxonomy of insects in henan. Nr. 1, 1994, S. 37–42.
  22. Lawrence E. Barringer, Erica Smyers: Predation of the Spotted Lanternfly, Lycorma delicatula (White) (Hemiptera: Fulgoridae) by Two Native Hemiptera. In: Entomological News. Band 126, Nr. 1, Juni 2016, ISSN 0013-872X, S. 71–73, doi:10.3157/021.126.0109 (bioone.org [abgerufen am 14. März 2021]).