Gerhard Moerner

deutscher Dichter im Ersten Weltkrieg

Gerhard Moerner (* 22. Oktober 1894 als Gerhard Klaus Müller in Halle (Saale); † 15. April 1917 bei Lombartzyde, Flandern) war ein deutscher Autor und expressionistischer Lyriker. Moerners Gedichte und Geschichten handeln zumeist vom Ersten Weltkrieg, in dem er selbst umkam.

Gerhard Moerner als Einjährig-Freiwilliger

Gerhard Müller war der Sohn des Schriftstellers und Journalisten Carl Müller-Rastatt (1861–1931). Der spätere Literaturhistoriker Günther Müller (1890–1957) war sein älterer Bruder.[1] Gerhard Müller wurde in Halle geboren, wo sein Vater Redakteur der Saale-Zeitung war. 1899 zog die Familie nach Hamburg.[2] Dort besuchte Müller das Wilhelm-Gymnasium, wo er zu Ostern 1913 das Reifezeugnis erhielt.[3]

Nach dem Abitur studierte er deutsche Literatur und Kunstgeschichte in Bonn, München und Leipzig.[1] Im Ersten Weltkrieg diente Müller als Infanterist im Matrosen-Regiment 1 an der Westfront. Sein Regiment war Teil der 1. Marine-Division, die im nördlichen Flandern den Stellungskrieg führte und für die Küstensicherung verantwortlich war. Im April 1917 wurde Müller im belgischen Küstendorf Lombardsijde durch einen Artilleriesplitter tödlich getroffen.[4] Sein Grab wurde später auf die Kriegsgräberstätte Vladslo umgebettet.[5]

Unter dem Pseudonym Gerhard Moerner veröffentlichte er einige Gedichtbände, die im kleinen Hamburger Kugel-Verlag erschienen. Dieser Verlag wurde wohl von seinem Vater betrieben, das Verlagsprogramm wird dem Expressionismus zugerechnet.[6] In der Tageszeitung Hamburgischer Correspondent, deren Feuilleton sein Vater leitete, veröffentlichte Moerner einige Gedichte und Kurzgeschichten. Dort erschien 1918 ein literarischer Nachruf auf Moerner.[7] 1931 fand in Hamburg eine Gedenkfeier für Gerhard Moerner statt, die von der NORAG im Radio übertragen wurde.[8]

Das Gedicht Nacht im Schützengraben schrieb Moerner wohl 1915, es erschien postum 1918 und wurde in einige Anthologien von Weltkriegs-Lyrik aufgenommen:[9]

Tief will sich der Himmel neigen,
schwer von seiner Sternenlast.
Runde Leuchtraketen steigen
auf zu seinem Blaudamast.

Rückwärts ist mein Kopf geglitten
auf den Sand der Schulterwehr.
Und mir ist, als wär' ich mitten
in dem weißen Silbermeer.

Schüsse fallen, Rufe kommen,
meine Hand fühlt kühlen Wind,
Und ich weiß kaum, traumbenommen,
noch, was Stern, was Augen sind.

Werke (Auswahl)

Bearbeiten
  • Gedichte. Kugel-Verlag, Hamburg 1913.
  • Heldentaten und Abenteuer des Musketiers Ungetüm, Hamburgischer Correspondent. (Erzählung in 13 Fortsetzungen, erschienen 27.09.1916 – 15.06.1917)
  • Devotionalien. Kugel-Verlag, Hamburg 1916. (Gedichte)
  • Lieder eines schwarzen Pierrots. Hamburg 1917 (Privatdruck)
  • Aus dem Felde. Kugel-Verlag, Hamburg 1918. (Gedichte, Volltext)

Literatur

Bearbeiten
  • Andrea Klimt: Moerner, Gerhard. In: Lutz Hagestedt (Hrsg.): Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert, Band 42 (Mimo - Müller, Gert), Verlag Saur, München 2024, ISBN 978-3-11-131486-0.
  • Erich Kühn: Vergessen - Unvergessen. Zur Erinnerung an Gerhard Moerner. In: Hamburgischer Correspondent, 26. Juni 1931, S. 7. (Rede anlässlich der Gedenkfeier, Online)

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Andrea Klimt: Moerner, Gerhard. In: Lutz Hagestedt (Hrsg.): Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert, Band 42 (Mimo - Müller, Gert), Verlag Saur, München 2024, ISBN 978-3-11-131486-0.
  2. Mira Feldmann: Müller-Rastatt, Carl. In: Lutz Hagestedt (Hrsg.): Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert, Band 43 (Müller, Gottfried – Nebel, Otto Wilhelm Ernst), Verlag Saur, München 2024, ISBN 978-3-11-131489-1.
  3. Wilhelm-Gymnasium zu Hamburg: Bericht über das 32. Schuljahr 1912/13, Hamburg 1913, S. 12–13. (Abschnitt "Die Entlassungsprüfungen", laufende Abiturienten-Nr. 717)
  4. Hamburgisches Standesamt Nr. 3, Sterbehauptregister 1917/I, Sterbeurkunde Nr. 436, Eintragung am 3. Juli 1917. In: Staatsarchiv Hamburg 332-5, Standesämter 8039. Siehe auch: Verlustlisten 1. Weltkrieg (Marine 110), 15. Mai 1917, S. 18510.
  5. Obermatrose Gerhard Müller, Todesdatum 15. April 1917, Kriegsgräberstätte Vladslo, Endgrablage Block 3, Grab 2587. (volksbund.de)
  6. Volker Pirsich: Verlage, Pressen und Zeitschriften des Hamburger Expressionismus. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens (AGB), ISSN 0066-6327, Jahrgang 1988, S. 164–165.
  7. Erich Kühn: Die Lyrik Gerhard Moerners. In: Zeitung für Literatur, Kunst und Wissenschaft, Beilage des Hamburgischen Correspondenten, 41. Jahrgang, Nr. 4. (17. Februar 1918, Online)
  8. Rundfunkprogramm der NORAG für den 22. Juni 1931. In. Hamburger Fremdenblatt, 21. Juni 1931, S. 6.
  9. Gerhard Moerner: Aus dem Felde. Hamburg 1918. (Online)