Gerichtsbezirk Habern
Der Gerichtsbezirk Habern (tschechisch: soudní okres Habry) war ein dem Bezirksgericht Habern unterstehender Gerichtsbezirk im Kronland Böhmen. Er umfasste Gebiete in Mittelböhmen im Okres Havlíčkův Brod bzw. Okres Chrudim. Zentrum des Gerichtsbezirks war die Stadt Habern (Habry). Das Gebiet gehörte seit 1918 zur neu gegründeten Tschechoslowakei und ist seit 1991 Teil der Tschechischen Republik.
Ehemaliger Gerichtsbezirk Habern | |
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(tschechisch: soudní okres Habry) | |
Basisdaten | |
Kronland | Böhmen |
Bezirk | Časlau |
Sitz des Gerichts | Habern (Habry) |
zuständiges Landesgericht | Kuttenberg |
Fläche | 214,42 km2 (1910) |
Einwohner | 16.672 |
Aufgelöst | 1919 |
Abgetreten an | Tschechoslowakei
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Geschichte
BearbeitenDie ursprüngliche Patrimonialgerichtsbarkeit wurde im Kaisertum Österreich nach den Revolutionsjahren 1848/49 aufgehoben. An ihre Stelle traten die Bezirks-, Landes- und Oberlandesgerichte, die nach den Grundzüge des Justizministers geplant und deren Schaffung am 6. Juli 1849 von Kaiser Franz Joseph I. genehmigt wurde.[1] Der Gerichtsbezirk Habern gehörte zunächst zum Kreis Časlau und umfasste 1854 43 Katastralgemeinden.[2] Der Gerichtsbezirk Habern bildete im Zuge der Trennung der politischen von der judikativen Verwaltung[3] ab 1868 gemeinsam mit dem Gerichtsbezirk Časlau (Čáslav) den Bezirk Časlau.[4]
Im Gerichtsbezirk Habern lebten 1869 17.894 Menschen,[5] 1900 waren es 16.377 Personen.[6] Der Gerichtsbezirk Habern wies 1910 eine Bevölkerung von 16.672 Personen auf, von denen 15 Deutsch und 16.618 Tschechisch[7] als Umgangssprache angaben. Im Gerichtsbezirk lebten zudem 39 Anderssprachige oder Staatsfremde.[8]
Durch die Grenzbestimmungen des am 10. September 1919 abgeschlossenen Vertrages von Saint-Germain kam der Gerichtsbezirk Habern vollständig zur neugegründeten Tschechoslowakei, wobei die Gerichtseinteilung bis 1938 im Wesentlichen bestehen blieb. Nach dem Münchner Abkommen bzw. dem Einmarsch deutscher Truppen wurde das Gebiet dem Protektorat Böhmen und Mähren zugeschlagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebiet Teil des Okres Havlíčkův Brod bzw. Okres Chrudim, zu denen es bis heute gehört. Nachdem die Bezirksbehörden im Zuge einer Verwaltungsreform 2003 ihre Verwaltungskompetenzen verloren, werden diese von den Gemeinden bzw. dem Kraj Vysočina und dem Pardubický kraj wahrgenommen, zu dem das Gebiet um Habry seit Beginn des 21. Jahrhunderts mit anderen Bezirken zusammengefasst wurde.
Gerichtssprengel
BearbeitenDer Gerichtssprengel umfasste Ende 1914 die 36 Gemeinden Bačkov (Bačkau), Chrtnice (Chrtnič), Frydnava (Friedenau), Golčův Jeníkov (Goltschjenikau), Habry (Habern), Heřmanice (Heřmanitz), Hostovlice (Hostoulitz), Jiřikov (Jiřikow), Kámen (Steinsdorf), Klášter (Kloster), Kněž (Kněž), Kunemil (Kunemil), Leškovice (Leschkowitz), Leština (Leschtina), Lučice (Lučitz), Malčín (Malčin), Miřátky (Miřatek), Nasavrky (Nassawrk), Nová Ves (Neudorf), Pohled (Pohled), Proseč (Proseč), Radostín (Radostin), Rímovice (Řimowitz), Rybníček (Rybniček), Sirakovice (Sirakowitz), Skryje (Skrej), Skuhrov (Skuhrow), Smrdov (Smrdow), Spytice (Spititz), Štěpánov (Stěpanow), Stuparovice (Stuparowitz), Tis (Tis), Vilímov (Wilimow), Vlkaneč (Wlkaneč), Zboží (Zboži) und Zvěstovice (Zwěstowitz).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Landes-Gesetz- und Regierungs-Blatt für das Kronland Böhmen (Dritte Abtheilung des Ergänzungs-Bandes) 1849, Nr. 110: „Organisirung der Gerichte in dem Kronlande Böhmen.“
- ↑ Landes-Regierungs-Blatt für das Königreich Böhmen 1854, I. Abtheilung, XLVII. Stück, Nr. 277: „Verordnung der Ministerien des Inneren, der Justiz und der Finanzen vom 9. Oktober 1854, betreffen die politische und gerichtliche Organisirung des Königreichs Böhmen“
- ↑ Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XVII. Stück, Nr. 44. „Gesetz vom 19. Mai 1868 über die Einrichtung der politischen Verwaltungsbehörden in den Königreichen …“
- ↑ Reichs-Gesetz-Blatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrgang 1868, XLI. Stück, Nr. 101: Verordnung vom 10. Juli 1868, die Durchführung des Gesetzes vom 19. Mai 1868 (Reichs-Gesetz-Blatt Nr. 44) in Böhmen, Dalmatien, Oesterreich unter und ob der Enns, Steiermark, Kärnthen, Bukowina, Mähren, Schlesien, Tirol und Vorarlberg, Istrien, Görz und Gradiska betreffend.
- ↑ Böhmische k. k. Statthalterei (Hrsg.): Orts-Repertorium des Königreiches Böhmen. Mit Benützung der von der k .k. statistischen Central-Commission zusammengestellten Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1869 herausgegeben. Prag 1872, S. 6
- ↑ C.k. místodržitelství (Hrsg.): Seznam míst v Království českém. K rozkazu c. k. místodržitelství na základě úřadních udání sestaven. Prag 1907, S. 46
- ↑ In der Volkszählung wurden Personen mit böhmischer, mährischer und slowakischer Umgangssprache zusammengefasst
- ↑ k.k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium von Böhmen. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien 1915, S. 61
Literatur
Bearbeiten- k.k. Statistische Zentralkommission (Hrsg.): Spezialortsrepertorium von Böhmen. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien 1915 (Spezialortsrepertorien der österreichischen Länder)