Gero Miesenböck

österreichischer Neurophysiologe

Gero Miesenböck (* 15. Juli 1965 in Braunau am Inn) ist ein österreichischer Neurophysiologe. Er gilt als einer der Pioniere des wissenschaftlichen Forschungsgebiets der Optogenetik.[1][2]

Gero Miesenböck (2015)

Miesenböck studierte an der Universität Innsbruck Medizin. Er wurde 1991 sub auspiciis Praesidentis rei publicae mit der Dissertationsschrift Relationship of triglyceride and high-density lipoprotein metabolism promoviert. Als Postdoktorand arbeitete er von 1992 bis 1998 bei James Rothman am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York City.

1999 erhielt er eine Assistenzprofessur (Assistant Professor) für Zellbiologie und Genetik und für Neurowissenschaften an der Cornell University in New York; 2004 ging Miesenböck als Associate Professor für Zellbiologie und für Zelluläre und Molekulare Physiologie an die Yale University School of Medicine in New Haven, Connecticut. 2007 erhielt Miesenböck einen Ruf an die University of Oxford als Waynflete Professor für Physiologie. 2011 wurde er Gründungsdirektor des dortigen Centre for Neural Circuits and Behaviour.

Ab 1999 legte Miesenböck – teilweise gemeinsam mit Boris V. Zemelman – die Grundlagen der Optogenetik, mit deren Hilfe sich Neuronen mittels Licht selektiv aktivieren lassen.[3][4][5]

Miesenböck befasst sich mit neuronalen Erregungskreisen, die er überwiegend am Modellorganismus der Drosophila melanogaster studiert. Hierbei sucht er nach den elementaren Erregungskreisen, die Vorgänge wie Informationsintegration über die Zeit, Anwendung von Schwellenwerten bei der Entscheidungsfindung, Fehlersignale oder Informationsspeicherung realisieren. Optogenetische Techniken erlauben dabei, mit hoher Genauigkeit bestimmte Gruppen von Neuronen zu aktivieren, die für bestimmtes Verhalten verantwortlich sind, und Erregungskreise von Neuronen zu erkennen und Hypothesen über ihre Funktionsweise zu testen.

Seit 2019 zählt ihn der Medienkonzern Clarivate zu den Favoriten auf einen Nobelpreis (Clarivate Citation Laureates).[6]

Auszeichnungen (Auswahl)

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Leopoldina Neugewählte Mitglieder 2016, Leopoldina, Halle (Saale) 2017, S. 30 (PDF)
Bearbeiten
Commons: Gero Miesenböck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Lief Fenno, Ofer Yizhar und Karl Deisseroth: The Development and Application of Optogenetics, in: Annual Review of Neuroscience, Band 34 (2011), S. 389–412, hier S. 390 f.
  2. Edward S. Boyden: The Birth of Optogenetics. An account of the path to realizing tools for controlling brain circuits with light, in: The Scientist Magazine vom 1. Juli 2011
  3. B. V. Zemelman, G. A. Lee, M. Ng, G. Miesenböck: Selective photostimulation of genetically chARGed neurons. In: Neuron, Band 33, Nummer 1, Januar 2002, S. 15–22, ISSN 0896-6273. PMID 11779476.
  4. Boris V. Zemelman, Nasri Nesnan, Georgia A. Lee und Gero Miesenböck: Photochemical gating of heterologous ion channels: Remote control over genetically designated populations of neurons, in: PNAS, Band 100, Nr. 3 (2003), S. 1352–1357.
  5. gemeinsame Patente von Gero Miesenböck und Boris V. Zemelman auf der Webseite Justia Patents.
  6. Österreichischer Mediziner Miesenböck unter Nobelpreis-Favoriten. Tiroler Tageszeitung Online, 30. September 2019, abgerufen am 7. November 2022.
  7. Gero Miesenböck. Lundbeckfonden, abgerufen am 7. November 2022 (englisch).
  8. Past Winners – Gabbay Award – Rosenstiel Basic Medical Sciences Research Center – Brandeis University. In: brandeis.edu. Abgerufen am 13. Februar 2016 (englisch).
  9. Land Oberösterreich – Landeskorrespondenz Nr. 152 vom 13. August 2014. In: land-oberoesterreich.gv.at. 13. August 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Mai 2015;.
  10. orf.at – Miesenböck wurde „Fellow of the Royal Society“. Artikel vom 4. Mai 2015, abgerufen am 4. Mai 2015.
  11. Mitgliedseintrag von Gero Miesenböck bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 12. Mai 2022.
  12. Mitgliederverzeichnis: Gero Miesenböck. Academia Europaea, abgerufen am 3. Januar 2018 (englisch).