Gert van Lon (auch van Loon; * um 1465 in Geseke/Westfalen; † 1521 oder später) war ein deutscher Maler.

Altartafelbild aus dem Mindener Dom

Über sein Leben ist nur wenig bekannt. Eventuell wurde er in der Werkstatt des zwischen 1460 und 1490 tätigen Meisters von Liesborn ausgebildet.[1] Im Jahr 1505 schloss er mit den Nonnen des Benediktinerinnenklosters Willebadessen einen Vertrag über die Lieferung eines Retabels für den Hochaltar ab, das aber erst im Jahr 1521 ausgeliefert wurde:

„Datum anno Domini 1505 up da Meinolfe confessus. Es ist beredet tusschen der würdigen frowen to Willebadessen unn eren convente up eyn, unn dem ersamen mester Gerde van Lon up ander deel so dat de solste Gert sal maken de tafelen myt enen cronement unn malen up de hoge altare to Willebadessen ynt kloster vor 40 Goldgulden, en Gulden to verladde vor 14 Schilling pade monte. Item unn of de olde tafel meht van gewerde wer sal he ene nigge maken. Dar boven sollem em de yunfern geven 3 Goldgulden to bak tor niggen tafeln. Item unn 1 Gulden to wynkkope. Summa 44 Goldgulden.“[2]

In den Jahren 1511 und 1515 ist er als Pfleger der Stadtkirche von Geseke dokumentiert.[3] 1512 nahm er den Auftrag mehrerer Lemgoer Bürger an, für St. Joest eine Altartafel zu malen. Mit der Auslieferung des Altars für das Benediktinerinnenkloster Willebadessen im Jahr 1521 erhielt er den Auftrag für einen neuen Altar. Ob er diesen auch ausführte, ist unklar, da sich keine Daten van Lons nach dieser Zeit erhalten haben.

Künstlerische Anregungen erhielt Gert van Lon bei westfälischen Malern, wie dem bereits genannten Meister von Liesborn, griff für die motivische Gestaltung und kompositionelle Anlage seiner Bilder aber auch auf grafische Vorlagen, wie die Kupferstiche Martin Schongauers, zurück.[4]

Sichere und zugeschriebene Werke

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  • Arensburg bei Rinteln, ehemalige Gemäldesammlung[5]
    • Kreuzigung Christi
  • Frankfurt a. M., Dom
    • Mannalese (Flügel eines Altars)
    • Die Verklärung Christi (Flügel eines Altars)
  • Hörste, Pfarrkirche
    • Kreuzigung Christi
  • Köln, Kunstgewerbemuseum
    • Christus am Kreuz
  • Lippstadt, Nikolaikirche
    • Kreuzigungsaltar[6][7] (Anfang 16. Jhd., Eichenholz, Mitteltafel 122 × 176 cm)
  • Minden, Dompfarramt
    • Mitteltafel des Retabels aus dem Benediktinerinnenkloster Willebadessen?
      • Kreuzigung Christi[8] (nach 1505, Ankauf 1950 durch das Dompfarramt nach der Zerstörung des alten Hochaltarretabels, Eichenholz, 160 × 225 cm)
  • Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
    • Flügel des Retabels aus dem Benediktinerinnenkloster Willebadessen
      • Innenseite: Auferstehung Christi[9], Himmelfahrt Christi[10], Ausgießung des Heiligen Geistes[11], Jüngstes Gericht[12] (1501/1521, Inv. Nr. 41–44 WKV, Tempera auf Eichenholz, 48–49,5 × 61,5–70,5 cm)
      • Außenseite: Die Heiligen Vitus, Benedikt, Cosmas und Damian[13] (1501/1521, Inv. Nr. 45 WKV, Tempera auf Eichenholz, 135,5 × 102,5 cm)
    • Die Heiligen Petrus und Paulus[14] (1501/1521, Inv. Nr. 56 WKV, Fragment eines Altarflügels, Tempera auf Eichenholz, 177 × 61 cm)
    • Kreuzigungsaltar
      • Mitteltafel: Christus am Kreuz mit den Heiligen Andreas und Georg
      • Innenseite des linken Flügels: Hl. Barbara, Gregor und Antonius
      • Innenseite des rechten Flügels: Hl. Katharina, Hubertus und Sebastian
      • Außenseite des linken Flügels: Maria mit den Hl. Dorothea, Katharina, Barbara und Agnes
      • Außenseite des rechten Flügels: Heilige Sippe
    • Sippenaltar
      • Mitteltafel: Heilige Sippe
      • Innenseite des linken Flügels: Hl. Katharina, Petrus und Paulus
      • Innenseite des rechten Flügels: Hl. Ursula mit ihrem Verlobten Conant und ihrem Vater Deonotius
      • Außenseite des linken Flügels: Begegnung an der Goldenen Pforte
      • Außenseite des rechten Flügels: Muttergottes im Strahlenkranz
  • Paderborn, Diözesanmuseum
    • Kirchenfahne aus Fröndenberg: Vorderseite – Verkündigung; Rückseite – Marienkrönung
    • Kirchenfahne aus Fröndenberg: Vorderseite – Geburt Christi; Rückseite – Anbetung der Könige
    • Volkreicher Kalvarienberg[15] (um 1520/30, Inv. Nr. M 167, 1974 aus dem Kunsthandel erworben, Öl auf Holz, 138,5 × 182 cm)
    • Kreuzigungsaltar aus der Paderborner Busdorfkirche
      • Mitteltafel mit Darstellungen der Kreuztragung, Kreuzigung, Grablegung und Christus in der Vorhölle sowie ein Flügel mit Resten einer Gregormesse (Inv. Nr. M 65 und M66)
  • Paderborn, Dom
    • Weltgerichtsaltar[16] (um 1500)
  • Wewelsburg, Pfarrhaus
    • Szenen aus der Meinulphius-Legende vom abgerissenen Lettner der Kirche des Augustinerchorherrenstifts Böddeken (Es sind zwei Fragmente erhalten, die den Heiligen vor Karl dem Großen und ein Verhör vor dem Bischof zeigen.)[17]
  • Verbleib unbekannt
    • Kalvarienberg (am 27. Februar 1918 bei Lempertz in Köln versteigert)
  • Verne, Kath. Kirche, St. Bartholomäus
    • Passionszyklus (drei Fresken, 2013 restauriert)

Literatur

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  • Josef Bernhard Nordhoff: Der Meister Gert van Lon. In: zeitschrift für Bildende Kunst 16 (1881), S. 297–304.
  • Wolfgang van der Briele: Westfälische Malerei von den Anfängen bis auf Aldegrever. Dortmund 1926, S. 102 f.
  • Eduard Arens: Urkundliche Nachrichten über den Geseker Maler Gert van Loen. In: Westfalen 17 (1932), S. 65–67.
  • Harald Busch: Meister des Nordens. Die Altniederdeutsche Malerei 1450–1550. Hamburg 1940, S. 77.
  • Paul Pieper: Die Kreuzigung des Gert van Lon im Mindener Dom. In: Dompfarramt in Gemeinschaft mit dem Dombauverein Minden (Hrsg.): Festschrift zur Neuweihe des Domes zu Minden. Minden 1957, S. 53–57.
  • Kunst und Kultur im Weserraum 800–1600. Ausstellungskatalog Schloss Corvey Höxter. Redaktion durch Bernard Korzus. Münster 1966, Bd. 2, S. 411–413.
  • Alfred Stange: Kritisches Verzeichnis der deutschen Tafelbilder vor Dürer; Bd. 1: Köln, Niederrhein, Westfalen, Hamburg, Lübeck und Niedersachsen. München: Bruckmann, 1967, S. 170–172.
  • Hans Gerhard Meyer: Das Altarbild des Malers Gert van Lon im Mindener Dom und andere Werke dieser Meisters. In: Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins 50 (1978), S. 103–124.
  • Hans Gerhard Meyer: Die fünf Schmerzen Marias. Zur Ikonographie der Mater dolorosa im Altarbild des Gert van Lon im Mindener Dom. In: Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins 54 (1982), S. 113–123.
  • Michael Wessing: Gert van Lon. Ein Beitrag zur Geschichte der spätgotischen Malerei Westfalens. Frankfurt am Main [u. a.]: Lang, 1986. ISBN 978-3-8204-9655-0.
  • Gert van Lon. Spätmittelalterlicher Maler in Geseke. Ausstellung der Volkshochschule Möhne-Lippe und des Vereins für Heimatkunde Geseke e.V. Geseke 1986.
  • Michael Wessing: Gert van Lon. Spätgotischer Maler in Geseke. Leben und Werk. In: Geseker Heimatblätter 45 (1987), S. 203–206, 209–212.
  • Reinhard Karrenbrock: Kleine Beiträge und Funde. Gewölbemalereien des Malers Gert van Lon in der Klosterkirche zu Liesborn. In: Westfalen 66 (1988), S. 124 f.
  • Paul Pieper: Die deutschen, niederlaändischen und italienischen Tafelbilder bis um 1530. Bestandskatalog des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Münster. Münster 1990, S. 278–302.
  • Klaus Kösters: Verborgene Schätze. Mittelalterliche Kunst in Westfalen. Münster 2000.
  • Christoph Stiegemann (Hrsg.): Diözesanmuseum Paderborn. Werk in Auswahl. Petersberg 2014.

Einzelnachweise

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  1. Vgl. Stange 1967, S. 171 f.
  2. Zit. n. Kösters 2000, S. 54.
  3. Pieper 1990, S. 278.
  4. Vgl. Kösters 2000, S. 53 f.
  5. Vgl. Busch 1940, S. 77.
  6. Vgl. Busch 1940, S. 77.
  7. Vgl. Kösters 2000, S. 127.
  8. Vgl. Kösters 2000, S. 52–55.
  9. Auferstehung Christi. In: Digitale Sammlung. LWL-Museum für Kunst und Kultur, abgerufen am 5. Oktober 2023.
  10. Himmelfahrt Christi. In: Digitale Sammlung. LWL-Museum für Kunst und Kultur, abgerufen am 5. Oktober 2023.
  11. Ausgießung des Heiligen Geistes. In: Digitale Sammlung. LWL-Museum für Kunst und Kultur, abgerufen am 5. Oktober 2023.
  12. Jüngstes Gericht. In: Digitale Sammlung. LWL-Museum für Kunst und Kultur, abgerufen am 5. Oktober 2023.
  13. Die Heiligen Vitus, Benedikt, Comas und Damian. In: Digitale Sammlung. LWL-Museum für Kunst und Kultur, abgerufen am 5. Oktober 2023.
  14. Die Apostel Petrus und Paulus. In: Digitale Sammlung. LWL-Museum für Kunst und Kultur, abgerufen am 5. Oktober 2023.
  15. Vgl. Ulrike Hauser: Volkreicher Kalvarienberg. In: Stiegemann 2014, S. 126 f., Nr. 30.
  16. Vgl. Kösters 2000, S. 179 f.
  17. Vgl. Busch 1940, S. 77.