Geschwader (Marine)
Als Geschwader (von französisch escadre und italienisch squadra, deutsch „Gevierthaufen“) werden militärische Verbände bei der Marine bezeichnet.
Allgemein
BearbeitenBei der Hochseeflotte der Kaiserlichen Marine und in ausländischen Marinen der damaligen Zeit verstand man unter einem Geschwader einen Verband von Großkampfschiffen, also Linien- bzw. Schlachtschiffen oder Kreuzern, oder einen gemischten selbstständigen Verband wie zum Beispiel das Ostasiengeschwader. Dabei wurde nach dem Exerzier-Reglement für die Flotte vom 12. Januar 1886 bereits ein Verband aus zwei Schiffen als Geschwader bezeichnet. Gehörten mehr als vier Schiffe dem Geschwader an, wurde es in Divisionen von bis zu vier Schiffen geteilt.[1] Am 16. Januar 1893 wurde das Exerzier-Reglement abgeändert. Hiernach bestand ein Geschwader nun aus mindestens zwei bis vier Divisionen zu insgesamt mindestens sechs Schiffen, wobei eine Division aus mindestens zwei und höchstens vier Schiffen bestand. Diese Regelung blieb bis 1914 in Kraft.[2] Die Dienststellung des Befehlshabers eines Geschwaders wurde als Kommodore bezeichnet. Dieser war grundsätzlich ein Flaggoffizier, auch wenn der Posten von einem Offizier im Dienstgrad Kapitän zur See bekleidet wurde. Üblich war die Gliederung der Geschwader in zwei Divisionen.
Deutschland
BearbeitenIn der Deutschen Marine ist ein Geschwader in Anlehnung an das angloamerikanische System eine Zusammenfassung von mehreren gleichartigen Kriegsschiffen zu einem Kampfverband auf Regiments- oder Bataillonsebene. Auch für einen Einsatz zusammengestellte Verbände aus verschiedenen Einheiten werden im allgemeinen Sprachgebrauch als Geschwader bezeichnet. Marinefliegergeschwader entsprechen im Wesentlichen den Geschwadern der Luftwaffe.[A 1]
Deutsche Marine heute
BearbeitenDie deutsche Marine besteht heute aus zwei Einsatzflottillen und dem Marinefliegerkommando mit jeweils mehreren Geschwadern:
- Einsatzflottille 1:
- 1. Korvettengeschwader mit fünf Korvetten[3]
- 3. Minensuchgeschwader mit 12 Minenjagdbooten[4]
- 1. Ubootgeschwader mit sechs U-Booten, einem Tender und drei Flottendienstbooten[5]
- Unterstützungsgeschwader mit fünf Tendern[6]
- Einsatzflottille 2:
- 2. Fregattengeschwader mit sieben Fregatten[7]
- 4. Fregattengeschwader mit drei Fregatten[8]
- Trossgeschwader mit vier Betriebsstofftransportern, drei Einsatzgruppenversorgern und drei Bergungsschleppern[9]
- Marinefliegerkommando:
- Marinefliegergeschwader 3 „Graf Zeppelin“ mit acht Seefernaufklärern und zwei Ölaufklärungs-/Transportflugzeugen
- Marinefliegergeschwader 5 mit 22 Bord-/U-Jagdhubschraubern und 21 Mehrzweckhubschraubern
Die Kommandeure der Schiffsgeschwader[A 2] (Regimentsebene) führen planmäßig den Dienstgrad Kapitän zur See, die der Bootsgeschwader (Bataillonsebene) den Dienstgrad Fregattenkapitän.[A 3][A 4]
Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ Zu den Geschwadern der Marine seit 1956 siehe Liste der Verbände und Dienststellen der Deutschen Marine
- ↑ Schiffsgeschwader sind derzeit die beiden Fregattengeschwader und das Trossgeschwader.
- ↑ Einige Geschwaderkommandeure führen nach Dienstantritt zunächst noch einen niedrigeren Dienstgrad und werden erst während ihres Kommandos in die angegebenen Dienstgrade befördert bzw. in die höhere Besoldungsgruppe eingewiesen.
- ↑ Die Stellen für Bootsgeschwaderkommandeure sind nach Besoldungsgruppe A 15 dotiert.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Exerzier-Reglement für die Flotte. Teil 1, Kapitel 1, § 1, Absatz 2, 4. Enthalten in BArch, RM 3/4022, 72–136). Zitiert nach Heiko Herold: Reichsgewalt bedeutet Seegewalt. Die Kreuzergeschwader der Kaiserlichen Marine als Instrument der deutschen Kolonial- und Weltpolitik 1885 bis 1901. Oldenbourg Verlag, München 2012. ISBN 978-3-486-71297-1, S. 25 (Beiträge zur Militärgeschichte, Band 74; zugleich Phil. Diss. Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf).
- ↑ Entwurf zum Exerzier-Reglement für die Flotte vom 16. Januar 1893, Teil 1, Kapitel 1, § 1, Absatz 1, 3, S. 2). Zitiert nach Heiko Herold: Reichsgewalt bedeutet Seegewalt. Die Kreuzergeschwader der Kaiserlichen Marine als Instrument der deutschen Kolonial- und Weltpolitik 1885 bis 1901. Oldenbourg Verlag, München 2012. ISBN 978-3-486-71297-1, S. 25 (Beiträge zur Militärgeschichte, Band 74; zugleich Phil. Diss. Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf).
- ↑ 1. Korvettengeschwader. Bundeswehr, Presse- und Informationszentrum Marine, 1. Februar 2016, abgerufen am 8. März 2016.
- ↑ 3. Minensuchgeschwader. Bundeswehr, Presse- und Informationszentrum Marine, 13. Januar 2016, abgerufen am 8. März 2016.
- ↑ 1. Ubootgeschwader. Bundeswehr, Presse- und Informationszentrum Marine, 1. Februar 2016, abgerufen am 8. März 2016.
- ↑ Neuer Verband in der Einsatzflottille 1. In: marine.de. Presse- und Informationszentrum der Marine, 28. September 2016, abgerufen am 4. November 2016.
- ↑ 2. Fregattengeschwader. Bundeswehr, Presse- und Informationszentrum Marine, 1. Februar 2016, abgerufen am 8. März 2016.
- ↑ 4. Fregattengeschwader. Bundeswehr, Presse- und Informationszentrum Marine, 11. Februar 2016, abgerufen am 8. März 2016.
- ↑ Troßgeschwader. Bundeswehr, Presse- und Informationszentrum Marine, 1. Februar 2016, abgerufen am 8. März 2016.