Gesellschaft des Rüdenbandes

Turniergesellschaft oder Adelsgesellschaft des Spätmittelalters
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Die Gesellschaft des Rüdenbandes, auch Gesellschaft mit dem Rüdenband, oder Die Rüdenbänder war eine Adelsgesellschaft (oder Turniergesellschaft) des Spätmittelalters. Sie wurde im ausgehenden 14. Jahrhundert gegründet und vereinigte Adlige aus dem Oberlausitzer, böhmischen und niederschlesischen Raum. Die Gesellschaft stellt im 15. Jahrhundert eine Art Hoforden der Liegnitzer und Glogauer Linien der Schlesischen Piasten dar. Vermittelt durch Herzog Ludwig II. von Brieg und Liegnitz fand sie auch Mitglieder in Österreich, Franken, Herzogtum Bayern und Herzogtum Schwaben.

Die älteste heraldische Abbildung des Rüdenband-Abzeichens am Wappen von Heinze Koppe von Zedlitz mit Rüdenband im Wappenbuch von St. Christoph auf dem Arlberg, 1402

Geschichte

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Der Zeitpunkt der Gründung der Gesellschaft mit dem Rüdenband ist nicht bekannt. Der erste Beleg für ihre Existenz findet sich 1389 anlässlich eines Turniers in Görlitz. Herzog [[Johann (Görlitz<)|Johann von Görlitz]] befiehlt damals der Stadt dy rodinbender mit Geschenken zu ehren.[1] Die Gründung der Adelsgesellschaft könnte damit im Zusammenhang mit dem Ausbau von Görlitz zur Residenz des Herzogs Johann stehen.[2] Als heraldisches Zeichen der Gesellschaft ist das Rüdenband erstmals 1402 im Wappenbuch der St. Christoph Bruderschaft auf dem Arlberg dargestellt. Damals teilten mehrere Gesellschaftsmitglieder die sogenannte „Zweite Gefangenschaft“ König Wenzels IV. in Wien.[3]

Einen umfassenderen Einblick in das Gesellschaftsleben der Rüdenbänder vermitteln die 1413 besiegelten Statuten der Gesellschaft.[4] Ob es bereits im 14. Jahrhundert schriftlich niedergelegte Statuten gab ist unklar. Turniere finden bereits 1388/89 in den Städten Görlitz und Liegnitz statt, die auch in den späteren Statuten als Höfe der Gesellschaft festgelegt werden. Außerdem treten prominente Teilnehmer des Turniers von 1389 oder wenigstens deren Familienmitglieder später als Gesellschaftsälteste auf.[5] Anlass dafür, die Statuten 1413 zu besiegeln und möglicherweise auch anzupassen, könnte der Erbstreit Ludwig II. von Liegnitz und Brieg mit seinem Halbbruder Heinrich IX. von Liegnitz und Lüben gewesen sein. Es werden auch die Schlacht bei Tannenberg, die Pest des Jahres 1413 und die Oppelner Fehde erwogen.[6] Möglicherweise diente der Neuformierung der Rüdenbandgesellschaft der Drachenorden König Sigismunds als Vorbild. Herzog Ludwig II. von Brieg und Liegnitz war 1413 wahrscheinlich bereits Mitglied dieses Ordens.[7]

Vielleicht durch die längere Anwesenheit Ludwigs II. im Gefolge Sigismunds und auf dem Konstanzer Konzil verbreitete sich die Gesellschaft auch im oberdeutschen Raum. Die dortigen Mitglieder verpflichteten sich zur Stiftung an das Kloster Langenzenn. Der oberdeutsche Zweig der Gesellschaft wurde bei seinem Eintritt in die Gesellschaft 1420 dem jungen Markgrafen Johann von Brandenburg unterstellt. Dieser wiederum befahl 1424 Hans von Seckendorff die Stiftungsgelder einzutreiben.[8] Mit Albrecht von Neidberg findet sich Anfang des 15. Jahrhunderts auch ein Mitglied in Österreich.[9] Die zentrale Stellung Ludwigs II. in der Gesellschaft – Markgraf Johann bezeichnete ihn als deren „König“ – führte nach dessen Tod 1436 offenbar schnell zum Verfall der Gesellschaft.[10] Die letzte bisher bekannte Quelle für das Wirken der Rüdenbandgesellschaft in Schlesien datiert auf die erste Hälfte der 1420er Jahre.[11] Die Rüdenbandgesellschaft hat möglicherweise die Gründung des Schwanenordens durch Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg inspiriert.[12]

Statuten

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Heraldische Repräsentation der Hierarchie der Gesellschaft mit dem Rüdenband auf dem Konstanzer Konzil: Der Lilienschild des Bischofs von Breslau und das Banner Ludwigs II. von Brieg am Beginn der Wappenreihe der Gesellschaft, ca. 1416 im Wappenbuch des portugiesischen Herolds Rylands Library, Latin Ms. 28.
 
Aneinander gekettet folgen die Wappen von Mitgliedern der Gesellschaft, ca. 1416 im Wappenbuch des portugiesischen Herolds, Rylands Library, Latin Ms. 28

In den Statuten von 1413[13] tritt die Gesellschaft mit dem Rüdenband als eine Adelsgesellschaft mit einem weiten Tätigkeitsfeld entgegen. Nach außen ein Beistandsbündnis, wirkte die Gesellschaft nach innen als Friedensbündnis: Konflikte unter Gesellen sollten durch das Schiedsgericht der Gesellschaftsältesten oder von den Konfliktparteien selbst gewählte Schiedsrichter gelöst werden. Gelang dies nicht, sollte einer der Fürsten den Streit entscheiden. Mitglieder, die dessen Schiedsspruch missachteten, sollten aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Kam ein Mitglied ohne eigene Schuld zu schaden oder wurde gefangen genommen, verpflichteten sich die Rüdenbänder zur Unterstützung. Die Gesellschaft wird daher auch gelegentlich in den Kontext der schlesischen Landfriedensbünde gestellt.[14]

Wichtig war den Rüdenbändern offenbar die Pflege einer standesgemäßer bzw. ritterlicher Lebensweise. Zur Vorbereitung der jährlichen Turniere werden Bestimmungen getroffen. Ein Mitglied durfte – bei Strafe des Ausschlusses – keiner unehrenhaften Tätigkeit nachgehen. Vergab ein Mitglied das Rüdenband an Frauen niederen Standes, hatte er es zurückzufordern. Adligen Frauen stand die Gesellschaft offen. Nach dem Bericht Ghillebert de Lannoys stellten sie sogar die Hälfte der Mitglieder.[15] Die Übergabe des Gesellschaftszeichens an eine Frau dürfte im Kontext der höfischen Minne gestanden haben. Während Männern die Gesellschaftsmitgliedschaft nur im Beisein der Gesellen auf Turnieren verliehen werden durfte, durfte das Rüdenband an Frauen auch außerhalb der Turniere vergeben werden.[16]

Darüber hinaus verstanden sich die Rüdenbänder als religiöse Gesellschaft, die sich vor allem der Marienverehrung widmen wollte.[17] Ihren ersten Jahresbeitrag planten sie gemeinsam zu einer Ewigen Messe in Liegnitz zu stiften, bevor sie im zweiten Jahr einen Hof (Turnier) in Liegnitz und darauf einen Hof in Görlitz veranstalten wollten. Diese Turniere sollten von den Mitgliedern kräftig beworben werden. Den Abschluss eines jeden Turniers sollten Memorialgottesdienste für die verstorbenen Mitglieder der Gesellschaft bilden. Für ihre religiösen Stiftungen erhob die Gesellschaft des Rüdenbandes jährliche Mitgliedsbeiträge von 12, 6 resp. 2 Schock Groschen vom Bischof, den Fürsten resp. den einfachen Rittern und Edelknechten. 1420 betrug der Beitrag jedenfalls in Oberdeutschland nur noch 1 Schock Groschen, der dem Kloster Langenzenn zugutekommen sollte.[18]

Als Oberhaupt der Gesellschaft wirkte in den 1420er Jahren Herzog Ludwig II. von Brieg, der 1424 von Johann Markgraf als König der Gesellschaft bezeichnet wird. Selbst nannte er sich der geselleschaffte mit dem Rüdenpand oberster Haubtmann und geber.[19] Die Statuten von 1413 kennen diesen Rang noch nicht. Aus dem Kollegium der Fürsten, ist lediglich Fürstbischof Wenzel von Breslau durch einen höheren Mitgliedsbeitrag herausgehoben. An zweiter Stelle in der Hierarchie der Rüdenbandgesellschaft stehen die Fürsten, die an allen Entscheidungen der Gesellschaft teilhatten und als letztinstanzliche Schiedsrichter zwischen Mitgliedern tätig waren. Noch über den einfachen Mitgliedern der Gesellschaft standen Älteste in den sechs Landsmannschaften der Gesellschaft. Jeweils vier Älteste standen 1413 der Mitgliedschaft in Böhmen, im Herzogtum Liegnitz, in den Herzogtümern Schweidnitz, Brieg und Breslau, in der Oberlausitz, im Herzogtum Sagan und Glogau sowie im Herzogtum Oels und Cosel vor. Sie wirkten zugleich als Schiedsrichter in Streitigkeiten zwischen Gesellschaftsmitgliedern. Älteste lassen sich bereits auf dem Turnier 1389 erkennen. Die Beziehung der anwesenden Fürsten zur Rüdenbandgesellschaft ist jedoch unklar. Lediglich Herzog Johann von Görlitz tritt als Förderer der Gesellschaft in Erscheinung.[20]

Die Mitgliedschaft in der Gesellschaft mit dem Rüdenband konnten adlige Männer nach den Statuten nur auf den Turnieren der Gesellschaft erwerben. Vergab ein Mitglied das Rüdenband als Zeichen der Mitgliedschaft außerhalb der Turniere, drohte der Ausschluss. Für die Fürsten war die Strafe des Ausschlusses jedoch durch eine Geldstrafe ersetzt. 1420 nimmt Herzog Ludwig II. als Hauptmann für sich in Anspruch das Rüdenband selbstständig verleihen zu dürfen.

Der Austritt aus der Rüdenbandgesellschaft war mit einer Strafzahlung von 3 Schock Groschen verbunden. Ausgeschlossen wurden nach den Statuten ferner solche Mitglieder, die sich dem Schiedsspruch eines Fürsten widersetzten, unehrenhaften Tätigkeiten betrieben oder das Rüdenband unbefugt verliehen. Trug ein Mitglied das Rüdenband nicht, hatte er eine Strafe von sechs Groschen zu zahlen.

Mitglieder

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Die Zahl der Mitglieder gab Ghillebert de Lannoy 1414 mit 700 Rittern und Edelknechten und ebenso vielen weiblichen Mitgliedern an.[21] Es könnte sich dabei aber um eine Übertreibung handeln.[22] Zwei weibliche Mitglieder sind namentlich bekannt: Dorothea (Ortchen), die Tochter eines von Wiltberg, und Heinze von Dornheims Ehefrau.[23] Als Quellen für die Mitgliedschaft der Gesellschaft mit dem Rüdenband können, neben den Statuten von 1413[24], das portugiesische Wappenbuch (John Rylands University Library Latin Ms. 28) und das Wappenbuch von Sankt Christoph auf dem Arlberg herangezogen werden.[25] In den Görlitzer Ratsrechnungen sind ferner Teilnehmern des Turniers von 1389 aufgeführt, unter denen zum Teil ebenfalls Mitglieder der Rüdenbandgesellschaft zu vermuten sind.[26]

Die fürstlichen Mitglieder der Rüdenbandgesellschaft gehören mit Ausnahme Přemysl I. von Troppau (und später Johanns v. Brandenburg) alle der Liegnitzer und der Glogauer Linie der Schlesischen Piasten an. Es handelt sich um Bischof Wenzel von Breslau, dessen Neffen Ludwig II. von Brieg und Liegnitz, Konrad IV. „Senior“ von Oels, Konrad V. „Kanthner“ von Oels und Johann I. von Sagan.[27]

Die namentlich bekannten, nicht-fürstlichen Mitglieder der Gesellschaft waren in der Regel gut in die Hofgesellschaft ihrer jeweiligen Fürstentümer integriert. Oft trugen sie Hofämter oder waren Hauptleute von Weichbildern. Einige standen in Dienst der Böhmisch-deutschen Könige Wenzel und Sigismund.[28] Mehrere von ihnen gingen auf „Preußenfahrt“ und nahmen zum Teil mit erheblichen Söldnerkontingenten 1410 an der Schlacht bei Tannenberg teil.[29] Die Unterstützung des Deutschen Ordens war allerdings nicht einheitlich.[30]

Heraldik und Phaleristik

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Rüdenband um das Wappen des Herzogtums Liegnitz (links) im Wappenbuch des Conrad Grünenberg (Berliner Exemplar), ca. 1483

Das Gesellschaftszeichen der Rüdenbandgesellschaft war ein Stachelhalsband. Das Tragen des Rüdenband als Zeichen der Zugehörigkeit zur Gesellschaft war den Mitgliedern vorgeschrieben. Wurde ein Mitglied ohne Rüdenband angetroffen, wurde eine Geldstrafe erhoben.[31] Wie das Rüdenband als Abzeichen im Alltag getragen wurde, ist unbekannt. Vorgeschlagen wurde eine Trageweise wie eine Kette um den Hals.[32] Bei in Rechnungen, Inventaren und anderen Textquellen erwähnten Rüdenbändern ist – angesichts der höfischen Jagdkultur – schwer zwischen Gesellschaftszeichen und tatsächlichem Hundehalsband zu unterscheiden. So ließ 1418 in Konstanz Konrad von Weinsberg im Auftrag König Sigismunds ein goldenes Rudenband mit Perlen und einer großen Perle anfertigen.[33] In der Altenburger Silberkammer Friedrichs des Streitbaren befand sich nach seinem Tod unter anderem eyn silberin vorgult rodenband und eyn swarcz Rodenband.[34] In beiden Quellen sind zugleich andere Gesellschaftszeichen erwähnt.

In zeitgenössischen, heraldischen Darstellungen wird das Rüdenband als Zeichen der Mitgliedschaft zur Gesellschaft meist neben dem Wappenschild abgebildet. Das portugiesische Wappenbuch John Rylands Library Latin Ms. 28 spiegelt die Verwendung heraldischer Symbole auf dem Konstanzer Konzil im Jahr 1416 wider. Es zeigt eine Anzahl von Wappen der Mitglieder der Gesellschaft, die durch Ketten an goldene (Ritter) und silberne (Edelknechte) Rüdenbänder gebunden sind und damit einen Rangunterschied unter den nicht-fürstlichen Gesellschaftsmitglieder. Bei Ludwig II. am Beginn der Wappenreihe ist das Rüdenband dagegen an sein Banner gekettet und umschließt den Lilienschild des Bistums Breslau (roter Wappenschild mit 6 silbernen Lilien).[35]

Conrad Grünenberg zeigt in seinem Wappenbuch das Wappen des Herzogtums Liegnitz umgeben vom Rüdenband. Die Vorlage dieser problematischen Spätüberlieferung ist unbekannt.[36]

Literatur

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  • Paul Bretschneider: Schlesische Gesellschaftsorden, in: Schlesische Monatshefte 2 Hft. 7 (1925), S. 337–344 Digitalisat.
  • Romuald Kaczmarek: Stowarzyszenie „obroźy psa gończego“. Z dziejów świeckich zakonów rycerskich na średniowiecznym Śląsku (Die Rüdenbandgesellschaft. Zur Geschichte der weltlichen Ritterorden im mittelalterlichen Schlesien), in: Poznańskie-Towarzystwo Przyjaciół Nauk – Sprawozdania Wydziału Nauk o Sztuce 108 (1991), S. 13–23.
  • Holger Kruse, Kirstin Kamenz, Art. Rüdenband (1413), in: Holger Kruse, Werner Paravicini, Andreas Ranft (Hrsg.), Ritterorden und Adelsgesellschaften im spätmittelalterlichen Deutschland (Kieler Werkstücke. Reihe D: Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters 1), Frankfurt/Main 1991, S. 250–255.
  • Hermann Markgraf, Über eine schlesische Rittergesellschaft am Anfange des 15. Jahrhunderts (Rüdenband), in: Ders., Kleine Schriften zur Geschichte Schlesiens und Breslaus, Breslau 1915, S. 81–95 Digitalisat.
  • Werner Paravicini, Von Schlesien nach Frankreich, England, Spanien und zurück. Über die Ausbreitung adliger Kultur im späten Mittelalter, in: Jan Harasimowicz, Matthias Weber (Hrsg.), Adel in Schlesien: Herrschaft – Kultur – Selbstdarstellung, München 2010, S. 135–205.
  • Marianne Schumm, Die Gesellschaft mit dem Rüdenband, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken 89 (1977/1981), S. 50–56.
  • Philipp Ernst Spieß: Von der Gesellschaft mit dem Rüdenband, in: Ders., Archivische Nebenarbeiten und Nachrichten vermischten Inhalts mit Urkunden, Bd. 1. Halle 1783, S. 101–103. Digitalisat
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Commons: Gesellschaft des Rüdenbandes – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Johann Christian Carl Crudelius, Excerpta aus denen alten Raths-Rechnungen der Stadt Görlitz, Manuskript 1775, Bl. 19r, ehem. Bibliothek der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften Görlitz, L I 98, seit 1945: Universitätsbibliothek Breslau, Akc. 1948/315 Online. Die von dieser Vorlage gefertigte Edition hat fälschlich „dy rodin bender“, s. Richard Jecht, Die ältesten Görlitzer Ratsrechnungen bis 1419 (Codex diplomaticus Lusatiae superioris III), Görlitz 1905/10, S. 129 Z. 3ff Online. Zur Abschrift von Crudelius vgl. Jecht Ratsrechnungen, S. VI und IX.
  2. Zum Ausbaus von Görlitz zur herzöglichen Residenz vgl. Siegfried Hoche, Herzogtum Görlitz (1377–1396), in: Lenka Bobková, Jana Konvicna (Hrsg.): Rezidence a správní sídla v zemích České koruny ve 14.-17. století (Residenz und Verwaltungssitze in den Ländern der Krone Böhmen im 14.–17. Jahrhundert), Prag 2007, 403–412. Bereits während Johanns erstem Görlitzer längeren Aufenthalt 1380/1381 wurden drei Turniere mit Gästen aus Meißen und Schlesien veranstaltet, vgl. Richard Gelbe, Herzog Johann von Görlitz, in: Neues Lausitzisches Magazin 59 (1883), S. 1–201, hier bes. S. 31f. und 82. Da die Görlitzer Ratsrechnungen für die 1380er Jahre nur zur Hälfte überliefert sind und der Görlitzer Rat 1389 einen Boten nach Prag senden musste „scissitandum, utrum hastiludium processum haberet annon (anne deberemus edificare)“ d. h. um zu erfragen, ob die Turnierfolge fortgesetzt wird und man das nächste Turnier vorbereiten soll, kann angenommen werden, dass in Görlitz damals regelmäßig Turniere stattfanden, s. Jecht, Die ältesten Görlitzer Ratsrechnungen, S. 64 Z. 22ff, S. 71 Z. 11ff und S. 77 Z. 8ff sowie S. 142 Z. 14.
  3. vgl. Eva Katharin Ledel: Die Wiener Handschrift des Wappenbuchs von Sankt Christoph auf dem Arlberg, Diss. Wien 2017, S. 41. DOI:10.25365/thesis.48846 Die mit anderen Schlesiern Ende 1402 in das Stifterbuch eingetragenen Gesellschaftsmitglieder Ulrich und Heinze v. Zedlitz weilten wahrscheinlich am Hof Wenzels IV. während dessen Wiener Gefangenschaft. Weitere Schlesier – darunter die Gesellschaftsmitglieder Clocriand von Rachenau – waren 1403 bei Wenzels Flucht in Wien geblieben. Sie finden sich in Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, Abt. 1, Bd. 4, S. 183, Nr. 4263–4265, 4268, 4272–4274, 4276f Online. Zu Wenzels Gefangenschaft allgemein vgl. Ondřej Schmidt: Druhé zajetí Václava IV. z italské perspektivy, in: Studia Mediaevalia Bohemica 9.2 (2017), S. 163–214. Online Ivan Hlaváček, Die Wiener Haft Wenzels IV. der Jahre 1402–1403 aus diplomatischer und verwaltungsgeschichtlicher Sicht, in: Husitství – Reformace – Renesance, hrsg. v. Jaroslav Pánek, Miloslav Polívka, Noemi Rejchrtová, Praha 1994, S. 225–238. und Ivan Hlaváček, König Wenzel (IV.) und seine zwei Gefangennahmen (Spiegel seines Kampfes mit dem Hochadel sowie mit Wenzels Verwandten um die Vorherrschaft in Böhmen und Reich), in: Quaestiones Medii Aevi Novae 18 (2013), S. 115–149 (online [Memento vom 23. Oktober 2021 im Internet Archive])
  4. ed. Markgraf 1915, S. 91–95.
  5. Peter von Gusk (von Gaußig) „cum suis sociis“ wird 1389 in der Woche des Turniers geehrt und erscheint 1413 als Ältester der Oberlausitzer in der Stiftungsurkunde. Ebenso ein Herr von Rechenberg „cum Polonibus“ 1389 und Nickel von Rechenberg 1413. vgl. Jecht, Die ältesten Görlitzer Ratsrechnungen, S. 127 Z. 20, S. 128 Z. 10. Markgraf 1915, S. 95.
  6. vgl. Kruse, Kamenz 1991, 251. Über die Besieglung im Vorfeld eines Tages mit Heinrich IX. sprechen wahrscheinlich folgende Eintragungen in den Görlitzer Ratsrechnungen: Zwischen 12. und 25. August weilt der Gesellschaftsälteste Christoph Rex von Gersdorff mit Freunden in Görlitz. Im September reitet er mit Gesellen und Freunden nach Bunzlau zu einem Tag mit Herzog Heinrich. vgl. Jecht, Die ältesten Görlitzer Ratsrechnungen, S. 651 Z. 5, S. 652 Z. 13.
  7. vgl. Kaczmarek 1991, S. 16.
  8. vgl. Spieß 1783, S. 102f.
  9. Albrecht von Neidberg lässt sich ca. 1413 mit goldenem Rüdenband in das Arlberger Wappenbuch eintragen, vgl. Ledel, Die Wiener Handschrift des Wappenbuchs von Sankt Christoph auf dem Arlberg, S. 41. DOI:10.25365/thesis.48846 Zu Albrecht vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), seine steirischen und österreichischen Besitzungen und seine Beziehungen zum Kloster Lilienfeld, in: Festschrift für Friedrich Hausmann, hrsg. v. Herwig Ebner, Graz 1977, S. 409–440, hier S. 419f.
  10. vgl. Kruse, Kamenz 1991, S. 250. Markgraf 1915, S. 90. Wenig überzeugend nehmen Kaczmarek 1991, S. 17 und Alwin Schultz, Deutsches Leben im XIV. und XV. Jahrhundert, 2. Band, Wien 1892, S. 378 Online an, die Rüdenbandgesellschaft habe bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts fortbestanden, als ein „Grossfürst und her von der großen Glogau“ dem Sebastian Ilsung „in ainer stat ist nit fer von Rom“ ein „siden Band“ als Zeichen seiner Gesellschaft verlieh, vgl. Peter Hausleutner, Auszug aus dem Ilsung. Ehrenbuch, in: Schwäbisches Archiv 2 Hft. 3 (1793), S. 338–343, hier S. 341 Online. Es dürfte sich hier aber um Wladislaus von Teschen handeln, der 1452 Kaiser Friedrich III. auf seinem Romzug begleitete. Damit fehlt jeder Bezug zur Rüdenbandgesellschaft, da weder die Herzöge von Teschen als Mitglieder belegt, noch ein Seidenband Gesellschaftszeichen war.
  11. Samuel Benjamin Klose, Von Breslau, 2. Band, 2. Teil, Korn, Breslau 1781, S. 62 Digitalisat
  12. vgl. Kruse, Kamenz 1991, S. 254.
  13. ed. Markgraf 1915, S. 92–95.
  14. vgl. Martin Čapský, Der Briefverkehr Sigismunds von Luxemburg mit schlesischen Fürsten und Städten, in: Karel Hruza und Alexandra Kaar (Hrsg.), Kaiser Sigismund (1368–1437), Wien: Böhlau 2012, S. 255–266, hier S. 258 Online. Markgraf 1915, S. ??? sah darin noch eine zeitübliche Verbrämung der zu ritterlichen Lustbarkeiten gegründeten Vereinigung.
  15. vgl. Kruse, Kamenz 1991, S. 250 Anm. 1. ed. Oeuvres de Ghillebert de Lannoy, voyages, diplomate et moraliste, hrsg. v. Charles Potvin und Jean-Charles Houzeau, Louvain, 1878, S. 48. Digitalisat
  16. Zur Bedeutung der Formulierung weder frawin noch jungfrawin vgl. Art. weder, in: Deutsches Wörterbuch, Bd. 27, Sp. 2834 Online. Eine literarische Parallele im Titurel fand Schumm 1977/1981, S. 52. Auch der Breslauer Fürstbischof Konrad von Oels vergab das Rüdenband an Frauen, vgl. Samuel Benjamin Klose, Von Breslau, 2. Band, 2. Teil, Korn, Breslau 1781, S. 62 Digitalisat
  17. Spieß 1783, S. 102 f.
  18. vgl. Spieß 1783, S. 102.
  19. vgl. Spieß 1783, S. 102 f.
  20. s. Jecht, Die ältesten Görlitzer Ratsrechnungen, S. 127f.
  21. ed. Oeuvres de Ghillebert de Lannoy, voyages, diplomate et moraliste, hrsg. v. Charles Potvin und Jean-Charles Houzeau, Louvain, 1878, S. 48 Digitalisat.
  22. vgl. Kruse, Kamenz 1991, S. 253.
  23. vgl. Markgraf 1915, S. 89; ed. Klose, Von Breslau, Bd. 2, Tl. 2, S. 62 Online.
  24. ed. Markgraf 1915, S. 95.
  25. s. John Rylands Library Latin MS 28, Digitalisat S. 117ff (Seite des Digitalisats: n145). Ledel, Die Wiener Handschrift des Wappenbuchs von Sankt Christoph auf dem Arlberg, S. 41. DOI:10.25365/thesis.48846
  26. s. Jecht, Die ältesten Görlitzer Ratsrechnungen, S. 127f.
  27. vgl. Markgraf 1915, S. 91–95.
  28. Für das Herzogtum Liegnitz-Brieg vgl. Paravicini 2010, S. 164. In der Oberlausitz: Christoph Rex von Gersdorff als Diener Wenzels und Sigismunds, Peter von Gusk ebenfalls als Diener Wenzels, sein Bruder Ulrich ist Landesältester und Hauptmann in der Oberlausitz, der Vater Christophs von Gersdorff auf Königshain Heintze war ebenfalls Landesältester, vgl. Walter Boetticher, Der Adel des Görlitzer Weichbildes um die Wende des 14. und 15. Jahrhunderts, in: Neues Lausitzisches Magazin 104 (1928), S. 58f, 77, 86f. S.a. die einschlägigen Kurzbiographien in Sven Ekdahl, Das Soldbuch des Deutschen Ordens 1410/1411. 2. Teil: Indices mit personengeschichtlichen Kommentaren, Köln 2010. Eine besondere Nähe der Mitglieder der Rüdenbandgesellschaft zum Römisch-deutschen König Sigismund attestiert Martin Čapský, Der Briefverkehr Sigismunds von Luxemburg mit schlesischen Fürsten und Städten, in: Kaiser Sigismund (1368–1437), hrsg. v. Karel Hruza und Alexandra Kaar, Wien 2012, S. 255–266, hier S. 258. Online
  29. vgl. Sven Ekdahl, Das Soldbuch des Deutschen Ordens 1410/1411, Tl. 2: Indices mit personengeschichtlichen Kommentaren, Köln 2010, passim zu Friedrich (Fritsche) von Landeskrone, Nickel und Hans von Zedlitz, Martin von Busewoy, Christoph Rex von Gersdorff, Nickel von Kittlitz, Franz von Warnsdorf, Heinrich von Dohna, Friedrich Schaff, Clocriand von Rachenau, Lorenz v. Rohr.
  30. vgl. Marian Pelech, Die Auseinandersetzung zwischen dem schlesischen Ritter Thomschik von Tannenfeld und dem Deutschen Orden nach dem großen Krieg von 1410–1411, in: Beiträge zur Geschichte Westpreußens 11 (1989), S. 87–106. Martin Čapský, Vévoda Přemek Opavský (1366–1433). Ve službách posledních Lucemburků (Herzog Přemek von Opava (1366–1433), Im Dienste der letzten Luxemburger), Olomouc 2005, S. 163.
  31. vgl. Markgraf 1915, S. 93.
  32. vgl. Kaczmarek 1991, S. 15, der sich nur auf die Darstellung bei Grünenberg beziehen konnte. Ohne Kenntnis von der bildlichen Überlieferung hat Schumm 1977/1981, S. 54 eine in der Hand getragene Kette auf dem Grabmal des Hans von Seckendorffs (Abb. Wikimedia Commons) in Langenzenn als Rüdenband identifiziert. Wahrscheinlicher ist, dass es sich hier um einen Rosenkranz als Zeichen des Stifters handelt.
  33. vgl. Schumm 1977/1981, S. 50f.
  34. Brigitte Streich, Die Itinerare der Markgrafen von Meißen – Tendenzen der Residenzbildung, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 125 (1989), S. 159–188, hier S. 185 Online.
  35. Latin MS 28, S. 127 Digitalisat S. n145. Zum Wappenbuch ausführlich: Werner Paravicini, Signes et couleurs au concile de Constance. Le témoinage d’un héraut d’armes portugais, in: Denise Turrel u. a. (Hrsg.): Signes et couleurs des identités politiques de Moyen Âge à nos jours, Rennes 2008, S. 155–187, hier S. 158ff. Gold und Silber finden sich auch im Wappenbuch von Sankt Christoph, Bl. 33r, 165v und 166r Digitalisat. Zur Kette siehe auch die Beschreibung eines Auszugs aus Konstanz am 15. April 1417 in der Richental Chronik Edition. Zum Lilienschild: Paul Bretschneider, Das Breslauer Bistumswappen, in: Zeitschrift des Vereins für Geschichte Schlesiens 50 (1916), S. 225–256, hier S. 234f Online. Ewald Walter, Der Lilienschild des Breslauer Bistumswappens und das Wappen der Stadt Breslau im Wappensaal der Burg des Kaisers Karl IV. zu Lauf an der Pegnitz, in: Archiv für schlesische Kirchengeschichte 50 (1992), S. 271–278.
  36. Rudolf von Stillfried-Alcantara, Adolf Matthias Hildebrandt (Hrsg.), Des Conrad Grünenberg, Ritters und Burgers zu Constenz, Wappenbuch. Volbracht am nünden Tag des Abrellen do man zalt tusend vierhundert drü und achtzig jar, Faksimile-Band, Starke, Görlitz 1884, S. 2 Digitalisat. Leonhard Dorst, Schlesisches Wappenbuch, 1. Band, Görlitz 1842 legte auf dieser Grundlage – er war an der ersten, gescheiterten Herausgabe des Grünenbergischen Wappenbuchs Ende der 1830er Jahre beteiligt – später das Rüdenband um das Wappen des Herzogtums Schlesien. 1911 malte der Frankensteiner Dekorationsmaler Joseph Krachwitz eine entsprechende Abbildung im Bürgermeisterzimmer des Rathauses in Patschkau, vgl. Christof Rolker, Konrad Grünenberg IX. Die Editionen, in heraldica nova, veröffentlicht am 4. Mai 2015 Online und Bretschneider Gesellschaftsorden 1925, S. 339.