Gewerkschaft Wilhelmshall zu Anderbeck

ehemaliges Kalibergwerk und bergrechtliche Gewerkschaft für das Aufsuchen und Gewinnen von Kali- und Steinsalzen

Die Gewerkschaft Wilhelmshall zu Anderbeck, Anderbeck, war eine bergrechtliche Gewerkschaft für das Aufsuchen und Gewinnen von Kali- und Steinsalzen.

Kaliwerk Wilhelmshall
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
Andere Namen Kaliwerk Anderbeck
Abbautechnik Kammerbau
Förderung/Jahr 246000 (1906)[1] t
Seltene Mineralien Langbeinit, Vanthoffit
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Betreibende Gesellschaft Gewerkschaft Wilhelmshall zu Anderbeck
Beschäftigte über 1000 (1924)
Betriebsbeginn 1889
Betriebsende 1926
Nachfolgenutzung Heeresmunitionsanstalt
Geförderte Rohstoffe
Abbau von Kalisalz, Steinsalz
Kalisalz, Steinsalz

Flözname

Staßfurt
Mächtigkeit 25[2]
Rohstoffgehalt 30–40[1] %
Größte Teufe 344 m
Geographische Lage
Koordinaten 51° 57′ 42,7″ N, 10° 56′ 20,1″ OKoordinaten: 51° 57′ 42,7″ N, 10° 56′ 20,1″ O
Kaliwerk Wilhelmshall (Sachsen-Anhalt)
Kaliwerk Wilhelmshall (Sachsen-Anhalt)
Lage Kaliwerk Wilhelmshall
Standort Anderbeck
Gemeinde Huy
Landkreis (NUTS3) Harz
Land Land Sachsen-Anhalt
Staat Deutschland
Revier Nordharzrevier

Sie wurde 1886 in Essen durch Heinrich Stallschmidt und Dr. Martin Schenck gegründet und kurze Zeit später durch die Wilhelm-Sauer-Gruppe übernommen.

Geologie

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Die Salzlagerstätte im Huy ist ein Salzkissen oder Breitsattel, d. h. eine durch Halokinese angehobene salinare Struktur, die flacher und breiter als ein Salzstock ist und eine Zwischenform zwischen Salzflöz und -stock darstellt.[3] Teilweise wird die Huy-Struktur aber auch den Salzstöcken zugeordnet.[2][4]

Die Huywald-Struktur[5] erstreckt sich etwa 20–25 km in der subherzynen Senke in ost-westlicher Richtung und hat einen etwa erdnußförmigen Grundriss.[4] Die Tagesoberfläche liegt bei etwa 200 m ü. NHN, danach kommen tertiäre Geschiebe. Die Nordflanke des Salzkissens taucht an einer mit etwa 70–80gon nach Norden einfallenden Störung ab. Nördlich der Störung steht zunächst der mittlere und untere Muschelkalk an, danach kommen der obere, mittlere und untere Buntsandstein. Südlich der Störung ist der Muschelkalk sowie der obere Buntsandstein erodiert und der mittlere bzw. untere Buntsandstein stehen am Tage an.[2][6]

Zwischen etwa 30 und 10 m unter NHN liegt der Gipshut dem Salzspiegel auf, der hier vom Staßfurt-Steinsalz (Na2) gebildet wird. Das ausschließlich ausgeprägte Kaliflöz Staßfurt (K2) lagert dem Saßfurt-Steinsalz an den Flanken auf; im Bereich des Gipshutes ist es abgewaschen.[2][6] Das Hangende des Flözes Staßfurt wird auf der Südflanke vom grauen Salzton (T3) gebildet, dem der Hauptanhydrit (A3) auflagert. Diesem folgt der rote Salzton (T4) sowie das Leine-Steinsalz (Na3)[2] Auf der Nordflanke sind Anhydrit und Salzton nicht ausgebildet. Das Hangende des Flözes Staßfurt wird hier vom Leine-Steinsalz gebildet, das bis an die Störung reicht.[2]

Typlokalität

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Das Kaliwerk Wilhelmshall-Anderbeck gilt als Typlokalität (erster Fundort) für die Minerale Langbeinit und Vanthoffit. Daneben wurden hier auch die Minerale Carnallit, Halit und Kainit gefunden.[7]

Geschichte

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Bergwerksbetrieb

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Direktionsgebäude Wilhelmshall

Die Gewerkschaft begann am 22. Juli 1889 mit dem Abteufen des ersten Schachtes in der Gemarkung Anderbeck im Huy in der preußischen Provinz Sachsen. Der Schacht Elisabeth (Wilhelmshall I) hatte einen lichten Durchmesser von 5 Metern und erreichte 1892 seine Endteufe von 344 Metern. Es wurden insgesamt 5 Sohlen angelegt, und zwar bei 210, 236, 297, 318 und 337 Meter Teufe. Am 14. Januar 1913 begann man mit dem Teufen des Schachtes Anderbeck (Wilhelmshall II) (51° 57′ 40,6″ N, 10° 56′ 9,8″ O), der im November 1920 seine Endteufe von 485 Metern erreichte. Der Schacht hatte ebenfalls 5 Meter Durchmesser und war wie Schacht I in Mauerung gesetzt. Der wasserbringende Abschnitt beider Schachtröhren stand in Tübbingausbau. Die Schächte waren mit dem Schacht Wilhelm von Recklinghausen (Mönchai / Dingelstedt) (51° 57′ 47″ N, 10° 58′ 23,2″ O) untertägig verbunden.

In Schacht I wurde 1892 mit dem Abbau begonnen, Schacht II nahm 1920 die Förderung auf. Zum Stichtag 1. November 1924 hielt Schacht I eine Durchschnittsbeteiligung von 135 und Schacht II von 27 % am Kalisyndikat. Abgebaut wurde das steilstehende Flöz Staßfurt auf der Nord- und Südflanke des Kissens. Der Schwerpunkt der Abbaue lag in der Nordflanke.[2]

Das Bergwerk wurde 1926 stillgelegt.

Heeresmunitionsanstalt

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Am 1. November 1934 wurde das stillgelegte Bergwerk als Heeresmunitionsanstalt übernommen und als solche bis zum 8. April 1945 genutzt. Bei der Heeres-Munitionsanstalt Dingelstedt bei Halberstadt arbeiteten 1944 bis zu 600 Angestellte und Zwangsarbeiter. Bei zwei Explosionen im übertägigen Bereich der Muna am 21. September 1944 gab es 59 Tote. Die Munitionsanstalt wurde am 11. April von der US-Armee besetzt und am 30. Juni an die Sowjetarmee übergeben. Diese ließ die Munition aus den Grubenbauen räumen.[1]

Heilstätte

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1948 wurde das inzwischen geräumte Kaliwerk von der VVB Kali übernommen und gestundet. Auf dem Gelände Wilhelmshall entsteht eine Tuberkulose-Heilstätte sowie eine Nervenklinik. Beide wurden 1971 geschlossen, nachdem die Tuberkulose in der DDR als ausgerottet galt.[8][1]

Verwahrung

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1957 wurden an den Schächten Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt. Als 1961 klar wurde, dass die Fabrikabwässer nicht entsorgt werden können, wurde das Bergwerk endgültig stillgelegt. Bis 1962/63 wurde noch Material geraubt und anschließend die Fördergerüste verschrottet.[1]

Vom 1. August 1974 bis zum 1. Februar 1978 wurde das Grubengebäude geflutet.[1] 2012/13 wurden die Schachtröhren mit Schotter verfüllt.[9][10]

Literatur

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  • Rainer Slotta: Die Kali- und Steinsalzindustrie. In: Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland. Band 3. Deutsches Bergbaumuseum, Bochum 1980.
  • Thomas Reuter: Die Schächte des Kalibergbaues in Deutschland. In: Stadtverwaltung Sondershausen (Hrsg.): SONDERSHÄUSER HEFTE zur Geschichte der Kali-Industrie. Nr. 13. Stadtverwaltung Sondershausen, Fachbereich Kultur, Sondershausen 2009, ISBN 978-3-9811062-3-7, S. 52, 191, 192.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Chronik des Salzbergbaus im Huy. In: wilhelmshall.de. Abgerufen am 6. August 2022.
  2. a b c d e f g F. Jacobs, W. Ehrmann: Universelles integriertes geophysikalisches Mess- und Auswerteinstrumentarium zur Charakterisierung von Problemzonen im Salinar. Leipzig 16. Dezember 2004, S. 11 (uni-leipzig.de [PDF; abgerufen am 30. Juli 2016]).
  3. Gerhard Best, Max Zirngast: Die strukturelle Entwicklung der exhumierten Salzstruktur „Oberes Allertal“. Hrsg.: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe. Hannover 2002, ISBN 978-3-9813373-0-3, Regionalgeologische Lage, S. 11–13, 70 (bgr.bund.de [PDF; abgerufen am 30. Juli 2016]).
  4. a b Dietrich Franke: Regionale Geologie von Ostdeutschland – Ein Wörterbuch. Glienicke 2016, Abb. 25.1 Salinarstrukturen und Hochlagen ohne Salzakkumulation im Tafeldeckgebirge Ostdeutschlands (regionalgeologie-ost.de [PDF; abgerufen am 30. Juli 2016] 191 Huy).
  5. Dietrich Franke: Regionale Geologie von Ostdeutschland – Ein Wörterbuch. Glienicke 2016, Abb. 28.1 Saxonischer Strukturbau der Subherzynen Senke (regionalgeologie-ost.de [PDF; abgerufen am 30. Juli 2016]).
  6. a b Geopunkt 1 – Schacht Wilhelmshall – Geologischer Rundweg Huy. In: badersleben.de. Abgerufen am 25. Juli 2016.
  7. Kaliwerk Wilhelmshall. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 30. Juli 2016.
  8. Medizin / Tuberkulose Schluß machen. In: Der Spiegel. Nr. 8, 1971 (online).
  9. Dieter Kunze: Es kommt Bewegung in die alten Schächte. In: volksstimme.de. 15. August 2012, abgerufen am 25. Juli 2016.
  10. Landesanstalt für Altlastenfreistellung: Gruben der LMBV-KSE (ehem. GVV). laf.sachsen-anhalt.de, abgerufen am 6. Juli 2022.
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