Giesecke+Devrient

Hersteller von Banknoten, Bearbeitungssystemen, Chipkarten zur Sicherung von Daten, Identität

Die Giesecke+Devrient GmbH (G+D) ist ein inhabergeführtes, internationales Unternehmen für Sicherheitstechnologie in den Geschäftsfeldern Digitale Sicherheit, Finanzplattformen und Währungstechnologie. Das Unternehmen wurde 1852 gegründet und entwickelte sich vom Hersteller von Banknoten, Substraten, Banknotenbearbeitungsmaschinen, Wertpapieren, Ausweisen (Personalausweise und Reisepässe) und Zahlungskarten zu einem Anbieter von Sicherheitstechnologien in den Bereichen Bezahlen, Identitäten, Konnektivität und Digitale Infrastrukturen. Der Hauptsitz befindet sich an der Prinzregentenstraße in München.[2][3]

Giesecke+Devrient GmbH

Logo
Rechtsform GmbH
Gründung 1. Juni 1852 in Leipzig
Sitz München, Deutschland Deutschland
Leitung
Mitarbeiterzahl 14.203[1]
Umsatz 2,97 Mrd. Euro[1]
Branche Sicherheitstechnologie
Website www.gi-de.com
Stand: 31. Dezember 2023
Haupteingang G+D an der Prinzregentenstraße in München

Das Unternehmen ist international in 40 Ländern vertreten und erzielte im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 2,97 Milliarden Euro.[1] Stand 2024 fertigt G+D Geldscheine für 145 Zentralbanken.[4]

Geschichte

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Werbeanzeige um 1860
 
Unternehmenssitz in Leipzig
 
Unternehmenssitz in Leipzig
 
Aktie der Giesecke & Devrient AG, Nennwert 1000 Reichsmark, 1939
 
Papierfabrik Louisenthal, Werk Königstein

Gründung

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Das Unternehmen wurde am 1. Juni 1852 von Hermann Giesecke (1831–1900) und Alphonse Devrient (1821–1878) in Leipzig als Typografisches Kunst-Institut Giesecke & Devrient gegründet.[5][6] Schnell entwickelte sich der Banknoten- und Wertpapierdruck zu einem erfolgreichen Geschäftsfeld und wurde bestimmend für das junge Unternehmen. Bereits 1858 zog die Druckerei mit einer eigenen Schriftgießerei in neu erbaute Geschäftsräume im Gebäude Bosenstraße 1b (heute: Nürnberger Straße 12) in Leipzig.[5]

Bereits zwei Jahre nach der Gründung druckte G+D seine erste Banknote: Die 10-Taler-Note für die Weimarische Bank. Weitere Aufträge folgten; von den zahlreichen privaten und staatlichen Notenbanken in Deutschland in der Zeit von 1850 bis zur Reichsgründung zählten mehr als zwei Drittel zu den Kunden von G+D. Seit Mitte der 1860er Jahre stand G+D mit Schweizer Privatbanken in Geschäftsverbindung. Die erste war die Bank in Graubünden, für die G+D 1865 eine 100-Franken-Note druckte. Es folgten weitere neun Privatbanken, die für die Ausweitung des Geschäfts ins europäische Ausland stehen. 1873 richtete sich der Blick der Leipziger Drucker erstmals über die Grenzen Europas hinaus. In diesem Jahr wurde ein Druckauftrag für den Banco de Piura in Peru erledigt. Das Leipziger Unternehmen etablierte sich im internationalen Banknotendruck, es folgten Druckaufträge aus Siam und dem Osmanischen Reich. Mitten in der Inflation 1922/1923 zählte Giesecke+Devrient zu den privaten Druckereien, die für die Reichsbank produzierten.[7][8]

Am Ende der Inflation war G+D ab November 1923 maßgeblich am Druck der Rentenmark beteiligt.[9]:XIV Die Produktionsanlagen wurden 1943 durch einen alliierten Bombenangriff schwer beschädigt, und die Produktion wurde ausgelagert. Das Unternehmen wurde 1948 durch die SMAD enteignet und die Druckerei im Weiteren in einen Volkseigenen Betrieb (VEB) umgewandelt.

Wiederaufbau

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Nach der Enteignung in Leipzig und dem Tod von Ludwig Devrient sen. (1894–1948) verlegte Siegfried Otto 1948 den Sitz des Unternehmens nach München und baute es neu auf.[7][10]:74,161 Vom ersten Standort auf dem Flughafengelände in Riem zog G+D zwischen 1953 und 1959 in Neubauten am Vogelweideplatz in Steinhausen.

Bereits 1958 richtete Siegfried Otto das Unternehmen durch die Gründung einer Tochtergesellschaft in Mexiko international aus.[11] Ab 1958 wurde G+D mit der Lieferung der halben Jahresmenge der DM-Banknoten für die Deutsche Bundesbank beauftragt.[12] Die andere Hälfte lieferte die staatseigene Bundesdruckerei in West-Berlin. Eine strategische Entscheidung war 1964 der Erwerb der Papierfabrik Louisenthal, die es G+D ermöglichte, eigenes Banknoten- und Sicherheitspapier herzustellen.[10]:107 ff. Dieses Tochterunternehmen wurde seitdem zum führenden Hersteller von Banknoten- und Sicherheitssubstrat sowie Sicherheitsfolien mit Produktionsstätten in Gmund am Tegernsee und im Königsteiner Ortsteil Hütten in der Sächsischen Schweiz.[13] Siegfried Otto gründete 1970 die Gesellschaft für Automation und Organisation mbH (GAO), in der über 30 Jahre lang die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten von G+D gebündelt wurden. Die Modernisierung und Automatisierung der Banknotenbearbeitung und des Zahlungsverkehrs waren der Forschungsschwerpunkt der GAO.[14]

 
Erste von Giesecke & Devrient hergestellte Chipkarte, 1979

1968 war G+D an der Entwicklung des eurocheques und der eurocheque-Karte beteiligt, was den Grundstein für bargeldlosen Zahlungsverkehr in Europa legte.[15]:18 ff. Unter dem 1970 ernannten GAO-Geschäftsführer Helmut Gröttrup, der bereits im Februar 1967 in Deutschland die grundlegenden Prinzipien der Chipkarte zum Patent angemeldet hatte, wurde die Chipkartentechnologie wegweisend weiterentwickelt.[10]:121 ff. 1986 wurden die ersten Chipkarten für den Einsatz als Telefonkarten im Auftrag der Deutschen Bundespost hergestellt.[15]:98 1989 brachte der Konzern das „SIM Plug in“ auf den Markt, das sich in den darauffolgenden Jahren zum weltweiten Standard für SIM-Karten durchsetzen sollte.[15]:168

Expansion

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Mit der 1964 erfolgten Übernahme und dem anschließenden Ausbau der Papierfabrik Louisenthal wurde G+D zu einem der führenden Hersteller von Banknoten- und Sicherheitspapier, mit Produktionsstätten in Gmund am Tegernsee und seit 1991 auch im vorherigen DDR-Werk in Königstein (Sächsische Schweiz).[16]

 
Banknotenbearbeitungssystem ISS 300PS (1986), seit 2006 ausgestellt im Deutschen Museum

1975 lieferte G+D die erste automationsfähige Banknote aus, deren Echtheit durch maschinenlesbare Merkmale überprüft werden konnte.[10]:204 In den folgenden Jahren wurden Maschinen zur Sortierung von umlaufenden Banknoten nach Echtheit und Zustand (Umlauffähigkeit) entwickelt. Damit entwickelte sich G+D bereits in den 1980er Jahren zum Weltmarktführer für die Ausstattung von Zentralbanken. Seitdem baute G+D sein Angebot weiter aus, sodass fast jeder Prozessschritt sowohl im Cash Center als auch im Cash Cycle mit Systemen und Software von G+D bedient werden kann. Vom Banknoteninspektionssystem in der Banknotendruckerei über Banknotenbearbeitungssysteme in jeder Leistungsklasse für Werttransportunternehmen, Zentral- und Geschäftsbanken sowie Casinos, bis zu Banknotenvernichtungsanlagen für Zentralbanken.

Ab 1990 wurde das Angebot im Bereich Chipkarten ausgebaut.[17] So entstand die erste Krankenversichertenkarte (1993)[15]:140, die erste multifunktionale eurocheque-Karte mit Funktion einer elektronischen Geldbörse in Österreich (1995)[15]:150 und die weltweit erste SIM-basierte Mobile Banking-Anwendung (1998).[15]:175 Mitte der 1990er Jahre hatte sich G+D als führender Lieferant von Masken, Karten und Terminals für die in Deutschland eingeführte GeldKarte etabliert. Wenig später wurde das neue Unternehmenssegment Sicherheitssysteme gegründet, das seinen Schwerpunkt auf Informations- und Netzwerksicherheit legte. Nach der deutschen Wiedervereinigung erwarb G+D 1991 das ehemalige Stammhaus in Leipzig zurück und gliederte es als Standort für den Wertpapier- und Banknotendruck in den aus München geführten Konzern ein. Im selben Jahr lieferte das Unternehmen die erste SIM-Karte aus.[18]

Das Unternehmen war 1998 Mitgründer der Stiftung Bayerische EliteAkademie.[19]

Seit 1999 druckt G+D (neben der Bundesdruckerei und anderen Sicherheitsdruckereien) für die Europäische Zentralbank. Die von G+D gedruckten Eurobanknoten der ersten Serie (ES1) tragen die Druckereikennung P im Plattencode. Eurobanknoten der Europaserie (ES2) mit einem X am Anfang der Seriennummer wurden bis 2015 bei G+D in München gedruckt, solche mit einem W werden bei G+D in Leipzig gedruckt.[20]

Im Jahr 2001 wurde die Tochtergesellschaft Giesecke+Devrient India Pvt. Ltd. in Mumbai gegründet. 2004 wurde der Unternehmenssitz nach Gurgaon (heute Gurugram) in die Nähe von Delhi verlegt. 2005 kam in Indien ein Entwicklungszentrum in Pune und 2012 ein Karten-Personalisierungszentrum in Chennai sowie ein weiterer Entwicklungsstandort in Gurgaon (heute Gurugram) hinzu, damit beschäftigte das Unternehmen in Indien 2014 über 800 Mitarbeiter.[21] 2002 war G+D für Entwicklung, Design und Druck der neuen Banknotenserie für Afghanistan verantwortlich.[22] In den folgenden Jahren entwickelte das Unternehmen vor allem Visa-Personalisierungssysteme, beispielsweise für Kasachstan, Serbien und Italien. Dem folgte die Herstellung von elektronischen Gesundheitskarten, beispielsweise für Taiwan.[23] 2003 wurde eine Banknotendruckerei in Malaysia nahe Kuala Lumpur eröffnet. 2004 war G+D an der Herstellung der neuen deutschen Ausweisdokumente mit Speicherung biometrischer Daten auf einem Chip beteiligt. Zudem ist das Unternehmen am Projekt elektronische Gesundheitskarte (eGK) beteiligt.

2004 erwarb G+D den IT-Sicherheitsdienstleister secunet (secunet Security Networks AG) und hielt zunächst 47 % der Anteile.[24] 2009 erhöhte das Unternehmen seine Beteiligung auf 79 %.[25]

Bis Juli 2008 lieferte G+D das Papier für den Druck der Banknoten des Simbabwe-Dollar. Die Lieferung wurde schließlich wegen des international wachsenden öffentlichen Drucks und der Kontroverse um die rechtliche und moralische Erlaubnis der Lieferungen eingestellt. Während die USA bereits 2001 Sanktionen gegen Simbabwe verhängt hatten, existierten in der Europäischen Union lediglich Sanktionen gegen einzelne Vertreter des Regimes von Robert Mugabe.[26][27][28][29]

2012 brachte G+D ihre erste eSIM auf den Markt; eine digitale Version der herkömmlichen SIM-Karte, die fest im Gerät verbaut ist und keine physische Karte erfordert. Genutzt werden diese unter anderem in Smartphones, Uhren und Autos.[4]

Im Jahr 2013 wurde in Malaysia eine zweite Drucklinie eröffnet und damit die Kapazität der dortigen Banknotendruckerei verdoppelt.[30][31] G+D produziert dort Banknoten für den heimischen Bedarf und den Weltmarkt.

Ausbau der Geschäftsaktivitäten und Umstrukturierung

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Im Januar 2015 nahm Veridos[32], ein als Joint Venture (Shareholder-Struktur: Giesecke+Devrient 60 %, Bundesdruckerei 40 %) geführtes Gemeinschaftsunternehmen, seine Tätigkeit auf. Mit Hauptsitz in Berlin ist Veridos zuständig für das internationale Geschäft im Bereich sichere Identifikationsprodukte für Regierungen, wie ID-Dokumente und Pass- und Grenzkontrollsysteme.[33][34]

Im Jahr 2015 folgte die Schließung der Banknotendruckerei in München mit einer gleichzeitigen Erhöhung der Druckkapazitäten in Leipzig. Zusätzlich wurde das Werk für Chipkartenpersonalisierung nach Neustadt bei Coburg verlagert.[35][36]

G+D trat im Dezember 2017 der Identifikationsplattform Verimi bei, die zusammen mit mehr als einem Dutzend namhafter deutscher und ausländischer Unternehmen ein Portal zum Schutz der digitalen Identität und der persönlichen Daten anbietet.[37] Seit Januar 2018 hält G+D einen Anteil von 10 % an Verimi.[38]

Zur selben Zeit durchlief das Unternehmen eine Umstrukturierung und wurde zur Holding umgebaut, während die Geschäftsaktivitäten auf vier Gesellschaften verteilt wurden.[34] Im April 2018 änderte sich die Schreibweise der Firma geringfügig von Giesecke & Devrient (G+D) in Giesecke+Devrient (G+D) mit einer Aufspaltung in die Unternehmensteile G+D Currency Technology (mit Papierfabrik Louisenthal), secunet, Veridos und G+D Mobile Security.[39] Im selben Jahr nahm G+D ein Schuldscheindarlehen in Höhe von 200 Millionen Euro auf.[40]

Im Juli 2018 erhielt das Unternehmen einen Auftrag für die Herstellung von elektronischen Reisepässen für die Einwohner Bangladeschs. Innerhalb von zehn Jahren sollen 160 Millionen Reisepässe bereitgestellt werden. Der Auftrag beläuft sich auf 340 Millionen Euro und ist eines der größten Projekte von G+D.[41] Im Bereich biometrischer Identitätsschutz, wie beispielsweise Gesichts-Anonymisierung, beteiligte sich G+D 2019 mit 4,85 % an der Berliner Brighter AI Technologies GmbH.[42]

2019 wurde entschieden, einen Teil der Unternmehmenszentrale am Vogelweideplatz in München-Steinhausen anders zu nutzen.[43] 2020 wurde der zwischen 1953 und 1959 erstellte Altbau auf dem G+D-Gelände abgerissen. 2024 sollte der Neubau bezugsfertig sein[44] und als „Der Bogen“ Platz für Einzelhandel, Gastronomie und Büros bieten.[45][46]

2020 erwarb G+D Ventures Beteiligungen an dem Krypto-Assetunternehmen Metaco sowie 30 % an dem Schweizer Softwareunternehmen Netcetera[47], die im Januar 2024 auf 95 % erhöht wurden, um das Wachstum bei digitalen Bezahlsystemen zu beschleunigen.[48] Weiterhin entwickelte G+D eine digitale Zentralbankwährung namens Filia. Hierbei handelt es sich um digitales Bargeld, das für Offline-Zahlungen über Smartphones und Smartcards genutzt werden kann, ohne dafür ein Bankkonto oder eine Netzwerkverbindung zu benötigen. Weiterhin werden bei der Bezahlung über Filia keine privaten Daten offengelegt, und es fallen keine Gebühren an.[49]

Aussetzung des Geschäfts mit Myanmar

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Ende März 2021 teilte G+D mit, dass es Myanmar kein Material zur Herstellung von Banknoten mehr liefern werde. Bis dahin hatte das Unternehmen Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe für die Herstellung der Banknoten in der myanmarischen Währung Kyat geliefert. Nach sorgfältiger Prüfung habe man entschieden, das Geschäft mit der Staatsdruckerei des Landes auszusetzen. Grund sei das gewaltsame Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Opposition in dem südostasiatischen Land, sagte Vorstandschef Ralf Wintergerst laut Spiegel Online.[50] Der Entscheidung seien Gespräche mit den Vereinten Nationen, deutschen Behörden sowie diplomatischen Einrichtungen vorausgegangen, um vertragliche Verpflichtungen nicht ohne weiteres zu brechen.[51][52][53]

Neue Entwicklungen

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2021 übernahm G+D Ventures die in Großbritannien ansässige Pod Group, ein Unternehmen für skalierbare Konnektivitätssysteme im Internet der Dinge, und investierte zudem in das Start-up-Unternehmen FNA. 2021 startete G+D erste Pilotprojekte im Bereich CBDC, unter anderem mit der Bank of Ghana und der Bank of Thailand.[54] Ein Jahr später übernahm G+D die Geschäftsbereiche Bezahlen und Identitäten von Valid USA mit drei Produktionsstätten in Illinois und Indiana, in denen insgesamt mehr als 400 Mitarbeiter beschäftigt sind.[55]

2023 übernahm G+D das Münchner Unternehmen Mecomo AG. Durch den Erwerb von Mecomo sollen die Bereiche der IoT-Anwendungen ausgeweitet werden. Mecomo ist ansässig in Unterschleißheim mit ca. 60 Mitarbeitern.[56][57] Im selben Jahr wurde die 100 Millionste eSIM von G+D aktiviert.[58]

Unternehmensstruktur

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Die Giesecke+Devrient GmbH ist das Mutterunternehmen der G+D Gruppe und hat ihren Sitz in München. Sie wird von Ralf Wintergerst geleitet. Stand 2024 verfügt G+D über 123 Tochtergesellschaften, davon zehn in Deutschland.[59]

Die Unternehmensgruppe setzt sich zusammen aus secunet, G+D Ventures, Veridos und Netcetera. G+D ist Hauptaktionär der Secunet Security Networks Aktiengesellschaft mit Hauptsitz in Essen. Mit Stand 2021 werden 75,11 % der Aktienanteile gehalten.[60] Die Unternehmenstochter bietet Produkte und Dienstleistungen im Bereich IT-Sicherheit an und ist IT-Sicherheitspartner der Bundesrepublik Deutschland.[61] Zu den Hauptkunden gehören die Bundeswehr, das Auswärtige Amt, das Außenministerium Österreichs, verschiedene nationale und internationale Sicherheitsbehörden sowie zivile Großunternehmen wie Lufthansa, Novartis, Bechtle und Beiersdorf.[62] Die G+D Ventures investiert seit 2018 in Start-ups im Bereich TrustTech, die Technologien zur Stärkung des Vertrauens in digitale Prozesse entwickeln. Sie bieten sowohl finanzielle Unterstützung als auch Zugang zum Netzwerk der G+D Gruppe. Veridos ist ein Berliner Unternehmen aus dem Bereich der Identitätstechnologien und entwickelt physische und digitale Ausweisdokumente sowie Anwendungen für Identitätsmanagement und Verifizierung von Identitäten.[63] Netcetera ist ein IT-Dienstleister, der Softwareanwendungen und digitale Dienstleistungen anbietet. Das Unternehmen ist hauptsächlich in den Bereichen Banking, Mobilität und Gesundheit tätig.[64][1][65]

Mit seinen Produkten gehört das Unternehmen zu den weltweiten Markt- und Technologieführern.[66]

Archivgut des Unternehmens befindet sich im Sächsischen Staatsarchiv (Staatsarchiv Leipzig) und bildet dort den Bestand 21061.[67]

Gesellschafter

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Die Anteile der Giesecke+Devrient GmbH befinden sich im Familienbesitz.[9] Als Siegfried Otto am 17. August 1997 starb, erbten seine zwei Töchter Verena von Mitschke-Collande (* 1949) und Claudia Miller das Unternehmen zu gleichen Teilen. Claudia Miller, die seit langem in den USA lebt, verkaufte ihre Anteile 2006 an ihre Schwester.[68][69] Verenas Ehemann Hans-Christoph von Mitschke-Collande (* 1940) war bis 2005 Arbeitsdirektor des Unternehmens. Seit 2012 sind ihre vier Kinder (Celia, Gabriel, Marian, Sylvius) zu gleich hohen Anteilen am Unternehmen beteiligt. Wie hoch deren Anteile insgesamt sind, blieb unerwähnt.[70] Verena von Mitschke-Collande war bis Anfang April 2024 im Aufsichtsrat und im Beirat aktiv und wurde dann durch ihren Sohn Marian abgelöst.[71]

Standorte

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Stand Oktober 2024 ist das Unternehmen mit 123 Tochtergesellschaften und Gemeinschaftsunternehmen in 40 Ländern in Nord- und Südamerika, Europa, Afrika, Asien und Australien vertreten.[59]

Geschäftsbereiche

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Das Unternehmen bietet Produkte und Anwendungen für Sicherheitstechnologie (SecurityTech) in drei Geschäftsbereichen, die 2023 jeweils knapp eine Milliarde Euro Umsatz generierten.[72][73]

Digitale Sicherheit

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Der Geschäftsbereich Digitale Sicherheit (Digital Security)[48] umfasst Anwendungen in den Bereichen Konnektivität und Internet der Dinge[74], Identitätstechnologie und digitale Infrastrukturen und schützt bzw. verwaltet vertrauliche Systeme, Netzwerke, Daten und Identitäten.[75] Dazu zählen Technologien wie SIM-, eSIM- und iSIM-Karten[72], Identitätsdokumente und -management sowie Cybersicherheit[76] für verschiedene Kunden, darunter Regierungen, Behörden, Gesundheitswesen und Industrie.[77] Zur Sicherheitstechnologie (SecurityTech) von G+D gehören Anwendungen für Identitätsschutz sowie den Schutz sensibler Daten mit Technologien zur Verifizierung und Authentifizierung.[78][76] Beispielsweise verschlüsselt G+D Regierungsdokumente und entwickelt biometrische Grenzkontrollsysteme für Flughäfen.[4] G+D stellt für Smartphonehersteller wie Apple oder Samsung die eSIM sowie die damit verbundenen Managementsysteme bereit.[2]

Finanzplattformen

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Im Geschäftsbereich Finanzplattformen (Financial Platforms)[48] sind integrierte Anwendungen für Bezahlen und Banking zusammengefasst. Das Angebot umfasst alle Schritte des Finanzdienstleistungsprozesses – von Anmeldung und Authentifizierung über Kartenausgabe bis hin zu digitalem Banking und Check-out im elektronischen Handel.[79][72][48] Zusätzlich unterstützt G+D Banken bei der Erfüllung von ESG-Anforderungen.[80][79][81]

Währungstechnologie

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Der Geschäftsbereich Währungstechnologie (Currency Technology)[48] umfasst Anwendungen für den gesamten Bargeldkreislauf, sowohl physisch als auch digital. Dazu zählen fälschungssichere Banknotendesigns, hochsichere Banknotenproduktion und -bearbeitung sowie digitale Währungsangebote wie digitales Zentralbankgeld.[48][81] Weiterhin unterstützt G+D Zentralbanken dabei, effiziente Cash-Cycle-Anwendungen und Zahlungstechnologien für physische und digitale Währung zu entwickeln.[2][82][81]

Wirtschaftliche Kennzahlen

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Die nachfolgenden Finanzkennzahlen beziehen sich auf den Konzernabschluss nach IFRS bzw. § 317 HGB und wurden in den Geschäftsberichten des Unternehmens veröffentlicht.[1][83]

Jahr Umsatzerlöse
in Mio. Euro
Bruttoergebnis
in Mio. Euro
Nettoergebnis
in Mio. Euro
Mitarbeiter
Ausland
Mitarbeiter
Deutschland
1999 0902 325 040,0 1833 3310
2002 1088 358 023,5 2819 3606
2004 1157 359 038,4 3852 3485
2006 1297 388 081,1 4947 3348
2008 1689 528 111,0 6102 3747
2009 1684 503 104,5 6230 3892
2010 1688 564 080,5 6493 3920
2011 1635 521 052,4 6613 3941
2012 1789 530 039,0 7125 4088
2013 1754 505 002,6 7516 4144
2014 1833 461 073,3 7286 4167
2015 2011 538 054,5 7432 3947
2016 2089 589 052,5 7453 3847
2017 2136 619 067,0 7613 3987
2018 2246 613 050,2 7247 4142
2019 2447 653 080,4 7281 4229
2020 2313 654 042,9 7137 4345
2021 2377 684 085,2 7366 4402
2022 2527 168 80,6 7969 4635
2023 2973 176 92,1 9329 4874

G+D-Stiftung

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Im Jahr 2010 gründete die Gesellschafterin Verena von Mitschke-Collande die G+D Stiftung[84] zur Förderung von Institutionen und Entwicklung von Projekten mit den Schwerpunkten Kunst, Kultur und Bildung. Die Stiftung ist ein wichtiger Unterstützer des Museum für Druckkunst in Leipzig, das Kurse für Kinder und Jugendliche fördert und Informationsveranstaltungen zur Wissensvermittlung über die Kulturgeschichte des Schriftsatzes, des Drucks und der Buchbinderei durchführt.[85] Die G+D-Stiftung betreut seit Oktober 2021 die Giesecke+Devrient Stiftung Geldscheinsammlung (die frühere HVB Stiftung Geldscheinsammlung), die mit mehr als 300.000 Geldscheinen zu den bedeutendsten Sammlungen dieser Art zählt.[73]

Nachhaltigkeit

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Zu den Hauptmaßnahmen im Bereich der Nachhaltigkeit gehören die Dekarbonisierung der Geschäftstätigkeit mit dem Ziel, bis 2040 Netto-Null-Emissionen zu erreichen,[86] die Umstellung auf 98 % Grünstrom sowie die Einsparungen von Emissionen durch Effizienzsteigerung, beispielsweise durch die Nutzung von 5G-Netzen.[1][87] Zudem entwickelt G+D nachhaltige Produkte wie recycelbare Bezahlkarten und umweltfreundliche E-Pässe.[1][88] Recycelbare Bezahlkarten werden in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank und Mastercard hergestellt. Die Deutsche Bank erklärte 2023, bis Ende 2024 rund 19 Millionen Bankkarten auf recyceltes Material umzustellen.[89] Durch die Umstellung kann im Vergleich zum herkömmlichen Verfahren rund 65 % CO2 eingespart werden.[90] Zusammen mit der HypoVereinsbank bietet G+D zudem unter dem Namen Convego eine plastikfreie Debitkarte an.[91]

2022 startete G+D die Green-Banknote-Initiative. Ziel der Initiative ist es, Herstellung und Lebenszyklus von Banknoten nachhaltiger zu gestalten und somit die Umweltauswirkungen der Banknotenproduktion zu reduzieren.[92]

Auszeichnungen (Auswahl)

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  • 2015: Wirtschaftspreis Via Oeconomica für die Giesecke+Devrient Wertpapierdruckerei Leipzig GmbH[93]
  • 2020: Best New Environmental Sustainability Project für das Tochterunternehmen Louisenthal[92][94]
  • 2022: Best Technology Award im Wettbewerb Global Fast Track CBDC für die Anwendung Filia, verliehen von der Hong Kong Monetary Authority (HKMA) und InvestHK[49]
  • 2023: Mittelstandspreis der Medien für die Giesecke+Devrient GmbH, verliehen im Rahmen der Markengala Convention[95]

Literatur

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  • Klaus W. Bender: Geldmacher, das geheimste Gewerbe der Welt. Wiley-VCH Verlag, Weinheim 2004, ISBN 3-527-50383-8 (325 S.).
  • Jan Hendrik Prell, Horst Böttge: Giesecke & Devrient 1852–2002. Werte im Wandel der Zeit. Hrsg.: Giesecke & Devrient. Deutscher Sparkassen-Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-09-303892-8 (260 S.).
  • Hermann Giesecke, Alphonse Devrient: Das Etablissement von Giesecke & Devrient in Leipzig. Nr. 688. Giesecke & Devrient AG, Leipzig 1862 (40 S.). (im Staatsarchiv Leipzig)
  • Franziska Jungmann-Stadler, Ludwig Devrient: Giesecke & Devrient. Banknotendruck 1854–1943 / Banknote Printing 1854–1943. Hrsg.: Giesecke & Devrient. Battenberg Gietl Verlag, München 2009, ISBN 978-3-86646-527-5 (deutsch, englisch, 266 S.).
  • Franziska Jungmann-Stadler, Ludwig Devrient: Giesecke & Devrient. Banknotendruck 1955–2002 / Banknote Printing 1955–2002. Hrsg.: Giesecke & Devrient. Böhlau, Köln 2014, ISBN 978-3-412-22258-1 (deutsch, englisch, 266 S., Anhang: VEB Wertpapierdruckerei der DDR (WPD) 1951–1990).
  • Horst Böttge, Tobias Mahl, Michael Kamp: Von der ec-Karte zu Mobile Security 1968–2012 / From Eurocheque Card to Mobile Security 1968–2012. Hrsg.: Giesecke & Devrient. Battenberg Gietl Verlag, München 2013, ISBN 978-3-86646-549-7 (deutsch, englisch, 248 S.).
  • Giesecke & Devrient (Hrsg.): Ein Jahrzehnt der Innovation. Giesecke & Devrient 2002–2011 / A Decade of Innovation. Battenberg Gietl Verlag, München 2012, ISBN 978-3-86646-549-7 (deutsch, englisch, 120 S.).
  • Tobias Mahl, Astrid Wolff: Louisenthal 1964–2014. Hrsg.: Papierfabrik Louisenthal. Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2014, ISBN 978-3-7995-0590-1 (deutsch, englisch, 129 S.).
  • Giesecke+Devrient (Hrsg.): Ein Jahrzehnt der Transformation. Giesecke+Devrient 2012–2022. A Decade of Transformation. München 2022, ISBN 978-3-00-072804-4 (deutsch, englisch, 176 S.).
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Commons: Giesecke+Devrient – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g Geschäftsbericht 2023. In: Giesecke+Devrient. 11. April 2024, abgerufen am 11. April 2024.
  2. a b c Joachim Hofer: Mittler zwischen alter und neuer Bezahlwelt. In: Handelsblatt vom 8. Mai 2023, S. 32.
  3. Banknotendrucker Giesecke+Devrient baut auf digitale Währungen. In: Handelsblatt vom 31. März 2022.
  4. a b c Stefan Merx: Giesecke+Devrient schafft sich Konkurrenz im eigenen Haus. In: Wirtschaftswoche vom 11. Juni 2024.
  5. a b StA-L (Staatsarchiv Leipzig), 21061, Giesecke & Devrient A.G., Nr. 688, Hermann Giesecke, Alphonse Devrient, Das Etablissement von Giesecke & Devrient in Leipzig, Leipzig 1862.
  6. Sebastian Hölzle: Wie der digitale Euro funktionieren soll. In: Münchner Merkur vom 22. August 2024, S. 6.
  7. a b Geld-Macher in sechster Generation. In: Münchner Merkur vom 6. Februar 2018, S. 6.
  8. Die Geschichte von G+D: vom Banknotendruck zu SecurityTech. In: Giesecke+Devrient. Abgerufen am 19. November 2024.
  9. a b Franziska Jungmann-Stadler, Ludwig Devrient: Giesecke & Devrient. Banknotendruck 1854–1943. Hrsg.: Giesecke & Devrient. Battenberg Gietl Verlag, München 2009, ISBN 978-3-86646-527-5.
  10. a b c d Jan Hendrik Prell, Horst Böttge: Giesecke & Devrient 1852–2002. Werte im Wandel der Zeit. Hrsg.: Giesecke & Devrient. Deutscher Sparkassen-Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-09-303892-8.
  11. Giesecke & Devrient (Hrsg.): Ein Jahrzehnt der Innovation. Giesecke & Devrient 2002–2011. Battenberg Gietl Verlag, München 2012, ISBN 978-3-86646-549-7, S. 102 f.
  12. Franziska Jungmann-Stadler, Ludwig Devrient: Giesecke & Devrient. Banknotendruck 1955-2002. Hrsg.: Giesecke & Devrient. Böhlau, München 2014, ISBN 978-3-412-22258-1, S. 14.
  13. Tobias Mahl, Astrid Wolff: Louisenthal 1964–2014. Hrsg.: Papierfabrik Louisenthal. Jan Thorbecke, Ostfildern 2014, ISBN 978-3-7995-0590-1, S. 8.
  14. Von der Leipziger Officin für Geld- und Werth-Papiere zum weltweit tätigen Hochsicherheitskonzern. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10. Juni 2002, S. 20.
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Koordinaten: 48° 8′ 20,2″ N, 11° 37′ 21,2″ O