Gieseler (Fluss)

Nebenfluss der Lippe

Die Gieseler ist ein 12,9 km langer linker Nebenfluss der Lippe im nordrhein-westfälischen Kreis Soest. Der Bach liegt westlich der B 55 im Naturschutzgebiet Gieseler. Seit 2022 hat sich der Europäische Biber an der Gieseler angesiedelt.

Gieseler
Die Gieseler in Bad Westernkotten

Die Gieseler in Bad Westernkotten

Daten
Gewässerkennzahl DE: 27852
Lage Deutschland
Flusssystem Rhein
Abfluss über Lippe → Rhein → Nordsee
Quelle Quellgebiet mit Blauem Kolk als Hauptquelle, nordwestlich des Kernorts Eikeloh
51° 37′ 29″ N, 8° 23′ 41″ O
Quellhöhe 97,5 m ü. NHN[1]
Mündung bei Lippstadt-Hellinghausen in die LippeKoordinaten: 51° 40′ 11″ N, 8° 16′ 40″ O
51° 40′ 11″ N, 8° 16′ 40″ O
Mündungshöhe 72,5 m ü. NHN[1]
Höhenunterschied 25 m
Sohlgefälle 1,9 ‰
Länge 12,9 km[1]
Einzugsgebiet 160,57 km²[1]
Abfluss am Pegel Bökenförde 2[2]
AEo: 59 km²
NNQ (1991)
MQ
Mq
HHQ (1995)
49 l/s
1,11 m³/s
18,8 l/(s km²)
12,3 m³/s
Linke Nebenflüsse Pöppelsche, Mühlenbach, Glasebach

In der Karte mit dem Titel „Eigentliche Gelegenheit des Dorfs Westerenkotten“ aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, ist die heutige Gieseler, in dem Teil zwischen Bökenförde und Bad Westernkotten, mit dem Namen „Die Weyde“ verzeichnet.[3][4] In Eikeloh nannte man die Gieseler im Jahr 1614 die Beeke.[5] In Hellinghausen wurde sie im 16. Jahrhundert als Becke bezeichnet.[6][7]

Geographie

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Das Quellgebiet der Gieseler befindet sich ca. 250 m nördlich des ehemaligen Hellwegs, der heutigen Bundesstraße 1, bei Eikeloh. Ihr Wasser entspringt in dem bewaldeten Quellgebiet in mehreren Einzelquellen. Die ergiebigsten der Gieselerquellen sind der sogenannte „Blaue Kolk“ sowie eine Quelle, die von den Stadtwerken Lippstadt zur Trinkwassergewinnung genutzt wird. Der "Blaue Kolk" ist nahezu kreisrund und hat einen Durchmesser von etwa 10 m. Seinen Namen verdankt er dem blau-grünen Karstwasser, welches ihm entspringt.[8] Das 4,9 ha große Quellgebiet der Gieseler steht seit 1982, aufgrund seiner geologischen Besonderheit und Bedeutung als Lebensraum für wildlebende Tier- und Pflanzenarten, unter Naturschutz.[9]

Das Gieselerwasser wird nach wenigen hundert Metern am "Hof zur Osten" zur Stromgewinnung aufgestaut, bevor der Fluss am Südwest-Rand von Bökenförde die „Pöppelsche“ aufnimmt. Nach 12,9 km mündet die Gieseler bei Lippstadt-Hellinghausen in die Lippe.

Zuflüsse

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  • Lanftergraben (rechts), 2,0 km, 5,50 km², 0,06 m³/s
  • Pöppelsche (links), 16,7 km, 50,93 km², 0,57 m³/s
  • Weihe (rechte Abzweigung), 4,9 km
  • Flachsröte (links), 1,5 km, 1,88 km², 0,01 m³/s
  • Osterbach (links), 2,8 km, 8,92 km², 0,09 m³/s
  • Mühlenbach (links), 4,6 km, 14,37 km², 0,14 m³/s
  • Glasebach (links), 16,7 km, 58,52 km², 0,39 m³/s
  • Stirper Mühlenbach (links), 5,0 km, 4,71 km², 0,04 m³/s
  • Rottgraben (links), 2,0 km, 1,79 km², 0,02 m³/s
  • Roßbach (rechts), 4,8 km, 3,87 km², 0,04 m³/s

Wasserbauwerke

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Stöckers-Schemm

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Westlich von Bökenförde liegt das Stauwerk Stöckers-Schemm. Es wurde im Jahr 1846/47 erbaut, um mit dem Wasser der Gieseler die Wiesen im Merschfeld bewässern zu können. Das Wasser wurde über Flut- bzw. Abflussgräben der Weihe wieder abgeleitet.

Engelbert-Schemm

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Im frühen 17. Jahrhundert baute die Stadt Lippstadt ihre Festungsanlagen aus. Für die Südliche Umflut benötigte man ausreichend Wasser und schuf um 1678 eine Anbindung der Weihe an die Gieseler bei Bad Westernkotten. Ein Wehr in der Gieseler ermöglichte an dieser Stelle das Aufstauen das Wassers, welches dann durch die Weihe nach Lippstadt umgeleitet werden konnte. Das heutige Stauwehr, das auch Engelbert-Schemm genannt wird, ist im Jahr 1852 erbaut worden.[10] Das mit dem Wehr verbundene Recht, das Wasser der Gieseler zu 1/3 zum Betrieb der Mühle in Overhagen und zu 2/3 für die Spülung von Kanälen in Lippstadt zu nutzen, besteht noch heute, wird aber nicht mehr genutzt.[2][11]

Wehr Overhagen

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Das Wehr an der Gieseler in Overhagen ist ein Relikt mittelalterlicher Grundherrschaftsrechte, mit denen die Wasserrechte der Herren und Freiherren von Schorlemer verbunden sind. Dazu gehört unter anderem die Regulierung des Wasserstandes der Gräfte von Schloss Overhagen und die Absicherung der Wasserstände der von Herringhausen in die Lippe führenden Gewässer. Das vom Wehr aufgestaute Wasser wird zum Teil in den abzweigenden Mühlgraben (Mahlbieke) geleitet und so der Schlossgräfte zugeführt. Bis zum Jahr 1961 wurde mit dem Wasser des Mühlgrabens eine Mühle betrieben.[12]

Bildergalerie

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Commons: Gieseler (Fluss) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)
  2. a b Dirk Ruholl (Hrsg.): Bökenförde, ein Dorf an Gieseler und Pöppelsche. Dorfgeschichte 1005–2005. Bökenförde 2005.
  3. Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen: Westernkotten (Erwitte): Ortsansicht aus der Vogelschau – Eigentliche Gelegenheit des Dorfs Westerenkotten. 2. H. 16. Jh., Herzogtum Westfalen, Landesarchiv VIII Nr. 17.
  4. Gemeinde Bad Westernkotten (Hrsg.): Bad Westernkotten 1258–1958. Ein Heimatbuch. C. Jos. Laumanns, Lippstadt 1958.
  5. Hubert Schulte Beerbühl: Eikeloh – Ein Dorf am Hellweg 836–1986. Selbstverlag, Münster 1985.
  6. Archiv Herringhausen des Freiherrn von Schorlemer: Urkunde Nr. 172 vom 8. Mai 1509.
  7. Archiv Herringhausen des Freiherrn von Schorlemer: Urkunde Nr. 349 vom 18. August 1587.
  8. Heinz-Josef Sauerland: Quellen am Hellweg – Geologisch-hydrologische Überlegungen zum Quellhorizont am Hellweg im Kreise Lippstadt. Auswirkungen auf die Besiedlung dieses Raumes. C. Jos. Laumanns, Lippstadt 1969.
  9. Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e. V. – Schutzgebiet SO-014: Quellgebiet der Gieseler (Memento vom 25. Juli 2015 im Internet Archive)
  10. Dirk Ruholl (Hrsg.): Bökenförde - Ein Dorf an Gieseler und Pöppelsche. Dorfgeschichte 1005–2005. Bökenförde 2005. S. 347–350.
  11. Wolfgang Marcus: Weihe, Überflut, Breiter Graben. 1990, abgerufen am 1. November 2013.
  12. Heimatbund Lippstadt e. V.: Achthundert Jahre Overhagen 1203–2003. Phototypo GmbH, Lippstadt 2003, ISBN 3-9804307-6-6, S. 51ff.