Girnghuber (GIMA)
Girnghuber (GIMA) ist ein Verbundunternehmen der Baustoffherstellung mit Ziegelei. Das Unternehmen mit Hauptsitz im bayerischen Marklkofen produziert Mauerziegel, Dachziegel und Klinker.
Girnghuber (GIMA)
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1903 |
Sitz | Marklkofen |
Leitung | Claus Girnghuber |
Mitarbeiterzahl | 875 (2019/20) (Gesamtkonzern)[1] |
Umsatz | 153,4 Mio. Euro (2019/20) (Gesamtkonzern)[1] |
Branche | Baustoffe |
Website | gima-ziegel.de |
Der Girnghuber Konzern setzt sich zusammen aus der ERLUS AG, der Girnghuber GmbH (auch GIMA), der Moeding Keramikfassaden GmbH sowie der MOEDING LLC, Las Vegas. Die einzelnen Gesellschaften des Konzerns halten eine lange Tradition in der Fertigung von Tonbaustoffen aufrecht.
Geschichte
BearbeitenDer Niedergang der Werke für „Grobkeramik“ im Süddeutschen Raum ließ von ursprünglich 350 Ziegelei-Betrieben bis 1962 nur noch 14 Betriebe und ein Werk in Marklkofen übrig.[2] Im Jahr 1903 ersteigerte die Urgroßmutter des heutigen Geschäftsführers Claus Girnghuber die Ziegelei. Die frühe Unternehmerin Therese Girnghuber erwarb den Betrieb nach dem Konkurs des ehemaligen Ziegeleibesitzers Josef Buchner und legte damit den Grundstein für das Familienunternehmen.[3][4][5] 1923 wurde die Ziegelei an den Sohn Ludwig Girnghuber senior übergeben. Zur damaligen Zeit wurden alle Ziegel noch per Hand gefertigt. Girnghuber baute den „Marklkofener Ziegelstadel“ zu einem bedeutenden und modernen Ziegeleiwerk um. Die Belegschaft wurde von knapp 12 auf 70 Mitarbeiter erweitert.[6]
In den 1950er Jahren übernahm sein Sohn Ludwig Girnghuber den Ziegeleibetrieb und baute das Unternehmen weiter aus.[7] Mutter Amalie Girnghuber unterstütze ihn bis 1972 beim Ausbau. Sie war für den kaufmännischen, Ludwig für den technischen Bereich verantwortlich.[8] 1992 begann die Girnghuber GmbH die Zusammenarbeit mit der Erlus AG im Bereich Dachziegel. Fortan wurden in Marklkofen alle Dachziegel nicht mehr unter eigenem Namen, sondern für die Erlus AG produziert.[4] Auch nach der Übernahme des Betriebs 1996 durch seinen Sohn Claus Girnghuber blieb Ludwig Girnghuber noch aktiv im Unternehmen tätig.[7] Heute gehört die Ziegelei Girnghuber zu den führenden Klinker-Herstellern Deutschlands und beliefert als einziges Klinkerwerk in Bayern nationale und internationale Großprojekte[9], wie das Tate Modern Museum in London oder den Gasteig in München[10]. Aktuell beschäftigt die Girnghuber GmbH 315 Mitarbeiter in der Verwaltung und der Produktion[11] und ist damit einer der Hauptarbeitgeber der Gemeinde Marklkofen im Landkreis Dingolfing-Landau.[12][3]
Produkte der verbundenen Unternehmen
BearbeitenDie Girnghuber GmbH ist die Konzernmuttergesellschaft und konzentriert sich auf die Fertigung von Tonbaustoffen für Fassaden (z. B. Klinker), den Bodenbereich (z. B. Pflasterklinker) sowie das Rohbau-Segment (z. B. Mauerziegel). Die Erlus AG gehört zu den führenden Herstellern von Dachkeramik und Schornsteinsystemen in Deutschland. Die Moeding Keramikfassaden GmbH entwickelt Fassadensysteme mit großformatigen, individuellen Fassadenplatten aus Ton[1].
Beteiligung an bedeutenden Bauwerken
BearbeitenDas Unternehmen stellt zum einen traditionelle Handschlagziegel her, die zur Restauration und Denkmalpflege eingesetzt werden. Seit Jahrzehnten liefert die Ziegelei Girnghuber beispielsweise Handschlagziegel zur Restauration der Münchner Frauenkirche.[13][14] Zum anderen ist das Unternehmen an der Fassadengestaltung moderner Bauwerke beteiligt, darunter:
- Das Museumsbauwerk The Tate Modern Project in London, geplant von Herzog & de Meuron.[15] Die Fassade dieses Hauses wurde bei der Girnghuber GmbH gefertigt.[16]
- Das Vitra Schaudepot in Weil am Rhein, geplant von Herzog & de Meuron.[17] Die Fassade mit gebrochenen Klinkern wurde von der Girnghuber GmbH gefertigt ebenso wie der Vorplatz mit Pflasterklinkern.[18]
- Die Erweiterung des Museums Küppersmühle in Duisburg, geplant von Herzog & de Meuron.[19] Die Fassade mit gebrochenen Klinkern und Sonderformsteinen für den Schriftzug wurden von der Girnghuber GmbH produziert.[20]
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The Tate Modern Project in London
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Schaudepot auf dem Vitra Campus
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Museum Küppersmühle in Duisburg
- Die Stadtbibliothek in Dornbirn, geplant von Dietrich Untertrifaller Architekten.[21] Die Keramik-Baguettes stammen aus dem MOEDING Werk der Ziegelei Girnghuber.[22]
- Das Haus der bayerischen Geschichte in Regensburg, geplant von Wörner Traxler Richter Planungsgesellschaft mbH.[23] Die Keramikfassade des Museums wurde in der Ziegelei Girnghuber von der Tochterfirma MOEDING Keramikfassaden gefertigt.[24]
- Das Hochhaus 1865 Broadway in New York, geplant von SOM Architects.[25] Die Keramikfassade dieses Hochhauses wurde von der Tochterfirma MOEDING Keramikfassaden gefertigt.[26]
- Das Malmö Live Konzerthus in Malmö, geplant von schmidt hammer lassen architect.[27] Die Keramikfassade für das Kulturzentrum wurde von der Tochterfirma MOEDING Keramikfassaden produziert.[28]
- Das Kuggen in Göteborg, geplant von Gert Wingårdh. Die bunte Keramikfassade für die Hochschule wurde von der Tochterfirma MOEDING Keramikfassaden produziert.[29]
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Stadtbibliothek in Dornbirn
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Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg
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Malmö Live Konzerthus in Malmö
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Kuggen in Göteborg
Auszeichnungen
BearbeitenZahlreiche Auszeichnungen zu Aktivitäten, Produkten oder persönliche Ehrungen wurden im Lauf der Jahrzehnte verliehen. Stellvertretend sind dazu benennbar:
- Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland 1974 an Amalie Girnghuber; Für Verdienste in der Pflege des bauhistorischen Erbes.[8]
- Denkmalschutzmedaille der bayerischen Staatsregierung 1993 an Ludwig Girnghuber; Für die Pionierarbeit bei der Denkmalpflege, z. B. bei der Glyptothek, der Staatsbibliothek oder der alten Pinakothek in München.[30]
- Bundesverdienstkreuz der Bundesregierung 1996 an Ludwig Girnghuber; Für den Ausbau des Ziegeleibetriebs zu einem bedeutenden Unternehmen und für das besondere ehrenamtliche Engagement.[30]
- Staatsmedaille für besondere Verdienste um die bayerische Wirtschaft 2005 an Ludwig Girnghuber; Für fünf Jahrzehnte unternehmerischer Tätigkeit im Bereich Ziegeleiwesen, besonderem Ansehen bei der Denkmalpflege und Gründung des Ziegelforum e.V. für die Belange der Ziegelindustrie.[30]
- Der Bayerische Gründerpreises 2017 wurde Ludwig Girnghuber für sein Lebenswerk verliehen. Hauptsächlich wird dazu die Entwicklung des Familienunternehmens behandelt.[4]
Literatur
Bearbeiten- Willi Bender, Walter Noack, Angela Girnghuber, Herbert Schuster: GIMA Girnghuber GmbH - Das Ziegel- und Klinkerwerk in Marklkofen. Zur Geschichte eines niederbayerischen Familienunternehmens. 1. Auflage. Kiebitz Buch, Vilsbiburg 2013, ISBN 978-3-9812136-7-6.
- Dieter Vogel: Ziegelei Girnghuber – Ein niederbayerisches Familienunternehmen. 1. Auflage. Kiebitz Buch, Vilsbiburg 2015.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c Erlus AG (Hrsg.): Bericht der Girnghuber GmbH Marklkofen als Hauptaktionärin der ERLUS Aktiengesellschaft Neufarn/NB über die Voraussetzungen für die Übertragung der Aktien der Minderheitsaktionäre der ERLUS Aktiengesellschaft auf die Girnghuber GmbH. Neufarn/NB 6. Mai 2021, S. 10–18 (erlus.com [PDF]).
- ↑ Landeshauptstadt München (Hrsg.): In München geboren, von München angezogen, nach München verschlagen. Buchendorfer Verl, München 1991, ISBN 3-927984-08-6, S. 177 (Buchvorschau – Internet Archive).
- ↑ a b Von damals bis heute. GIMA Girnghuber GmbH, abgerufen am 28. März 2022. (offizielle Seite zur Unternehmensgeschichte)
- ↑ a b c Sparkassenverband Bayern: GIMA Girnghuber GmbH - Ziegel aller Art aus Marklkofen. Sparkassenverband Bayern, abgerufen am 28. März 2022.
- ↑ Konkursaufhebung 1903: Josef Buchner, Ziegelwerk Marklofen. In: Archiv historische Dachziegel (Hrsg.): Tonindustriezeitung. Jahrgang 1903. Berlin 1903, S. 1552 (dachziegelarchiv.de [abgerufen am 29. März 2022]).
- ↑ Ziegeleibesitzer Ludwig Girnghuber (sen.), Marklkofen, gestorben. In: Archiv historische Dachziegel (Hrsg.): Tonindustriezeitung. 20. Auflage. Coburg: Verl. d. Sprechsaal, Goslar: Hübener (1977), anfangs: Berlin: Tonindustriezeitung, 1954 (dachziegelarchiv.de [abgerufen am 29. März 2022]).
- ↑ a b Waltraut Vogler: Nachruf: Ludwig Girnghuber (jun.). In: zi-online.info (Hrsg.): Ziegelindustrie International. Bauverlag BV GmbH, Gütersloh März 2019 (zi-online.info [abgerufen am 29. März 2022]).
- ↑ a b Dieter Vogel: Ziegel Girnghuber - ein niederbayrisches Familienunternehmen. Hrsg.: Dieter Vogel. Kiebitz Verlag, Vilsbiburg 2015, S. 32.
- ↑ Zweischalige Wand Marketing e. V.: Über uns. In: backstein.com. Zweischalige Wand Marketing e. V., abgerufen am 29. März 2022.
- ↑ Birgit Fürst: Feuer und Erde - Ein Leben für den Ziegelstein. In: programm.ard.de. BR Fernsehen, 24. November 2014, abgerufen am 29. März 2022.
- ↑ Girnghuber GmbH: Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 1. April 2019 bis zum 31. März 2020. In: bundesanzeiger.de. Bundesministerium der Justiz, 6. Juli 2021, abgerufen am 28. März 2022.
- ↑ Gemeinde Marklkofen: Die Gemeinde Marklkofen als Wirtschaftsstandort. In: /www.marklkofen.de. Gebietskörperschaft Gemeinde Marklkofen, abgerufen am 28. März 2022.
- ↑ Paul Enghofer: Den Fluß entlang - Im niederbayerischen Vilstal. In: br.de. Bayerischer Rundfunk, Anstalt des öffentlichen Rechts, 29. Mai 2015, abgerufen am 29. März 2022.
- ↑ Mila Schrader, Julia Voigt: Adressleitfaden und Ratgeber für Altbausanierung und exklusives Bauen. Bauforscher, Planer, Handwerker und Spezialisten, ökologische und historische Baustoffe, Denkmalpflege. Hrsg.: Landeshauptstadt München. Ed. Anderweit, Suderburg-Hösseringen 2004, ISBN 3-931824-32-2, S. 216.
- ↑ Bauverlag BV GmbH: The New Tate Modern eröffnet. https://www.dbz.de/.+Bauverlag BV GmbH, abgerufen am 30. März 2022.
- ↑ Thomas Geuder: Verschleierte Pyramide. In: german-architects.com. PSA Publishers Ltd., 12. Juni 2017, abgerufen am 30. März 2022.
- ↑ Valerie Präkelt: Außen dicht, innen licht. In: ad-magazin.de. Condé Nast Germany GmbH, 8. Juni 2016, abgerufen am 30. März 2022.
- ↑ Bauverlag BV GmbH: Vitra Schaudepot, Weil am Rhein. In: dbz.de. Bauverlag BV GmbH, 1. September 2018, abgerufen am 30. März 2022.
- ↑ Matthias Alexander: Museum Küppersmühle Duisburg: Kehrtwende in den Ensemblegeist. In: FAZ.NET. 24. September 2021, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 30. März 2022]).
- ↑ Eva Berggötz: Handgefertigte Klinker von GIMA - Sonderform für Klinker. db deutsche bauzeitung, 9. Mai 2021, abgerufen am 30. März 2022.
- ↑ BauNetz Media GmbH: Stadtbibliothek Dornbirn | Dietrich | Untertrifaller Architekten, Bregenz. Abgerufen am 30. März 2022.
- ↑ Abstrakte Bücher aus Keramik. 21. September 2020, abgerufen am 30. März 2022 (deutsch).
- ↑ Haus der Bayerischen Geschichte: Gold für das Haus der Bayerischen Geschichte. Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, abgerufen am 30. März 2022.
- ↑ ROM: Museum der Bayerischen Geschichte von Wörner Traxler Richter. In: architekturzeitung.com. AZ/Architekturzeitung, 20. Mai 2019, abgerufen am 30. März 2022.
- ↑ 1865 Broadway. newyorkyimby.com, abgerufen am 30. März 2022.
- ↑ Tanja Slasten: Deutsche Know-How am Broadway. In: stein-magazin.de. Georg GmbH & Co. KG, 15. Januar 2021, abgerufen am 30. März 2022.
- ↑ schmidt hammer lassen composes series of twisted towers for malmö cultural center. 30. April 2015, abgerufen am 30. März 2022 (englisch).
- ↑ Die Farben der Stadt -. Abgerufen am 30. März 2022.
- ↑ Neubau eines Bürohauses auf dem Campus der Chalmers University of Technologie in Göteborg mit der Zielsetzung höchster Energieeffizienz - FVHF.de. Abgerufen am 5. April 2022.
- ↑ a b c Dieter Vogel: Ziegelei Girnghuber - ein niederbayerisches Familienunternehmen. Hrsg.: Dieter Vogel. Kiebitz Buch Verlag, Vilsbiburg 2015, S. 79.