Gisela Frankl

österreichische Komponistin

Gisela Frankl (geboren am 14. März 1860 in Wien; Sterbedatum und -ort unbekannt) war eine österreichische Pianistin und Komponistin.

Gisela Frankl, 1895

Gisela Frankl wuchs im elterlichen Haushalt in der Praterstraße 8 in der Wiener Leopoldstadt auf. Vater war der Hof- und Gerichtsadvokat Moriz Frankl, Mutter war Theresa geb. Löwy. Sie war die Erstgeborene, es folgten sechs Geschwister, von denen nicht alle das Erwachsenenalter erreichten. Ende der 1860er Jahre übersiedelte die Familie zunächst nach Oberdöbling, später in die Innere Stadt. Ab dem siebenten oder achten Lebensjahr erhielt sie Klavierunterricht, unter anderem bei Josef Dachs. Gisela Frankl zählte zu den ersten Schülerinnen der 1871 gegründeten Höheren Bildungsschule für Mädchen, einer Gründung des Wiener Frauen-Erwerb-Vereins. Zusätzlich erhielt sie Privatunterricht, neben Musik auch in Englisch und Französisch. Im Studienjahr 1873/1874 war sie am Wiener Konservatorium als Schülerin im Fach Klavier inskribiert, danach wechselte sie an die Clavierschule Ungar, gegründet vom Pianisten Ignaz Ungar, wo sie Klavier, Kontrapunkt, Harmonielehre und Komposition studierte.

Im Sommer 1880 legte sie – in Anwesenheit von Eduard Hanslick – die Staatsprüfung als „öffentliche Lehrerin für Clavier und Harmonielehre“ ab und bestand mit Auszeichnung. Dies wurde sogar in der Zeitschrift Die Hausfrau vermerkt, war sie damals doch erst zwanzig Jahre alt. Im selben Jahr gründete sie ein privates Musikinstitut in der Rotenturmstraße 37, welches in den folgenden Jahren regen Zulauf erfuhr. Das Musikinstitut übersiedelte mehrfach, 1884 in die Wasagasse im Alsergrund, im November 1885 an die Tuchlauben in der Inneren Stadt und 1888 in die Mariahilferstraße 12 in Wien-Neubau. Parallel dazu trat das Fräulein regelmäßig in Konzertsälen der Stadt auf – überwiegend in Bösendorfer- und Ehrbar-Saal, auch im Wiener Musikverein. Beispielsweise quittierte das Publikum ein Kompositionskonzert im Jahre 1888 „mit stürmischen Beifall“, so die Österreichische Kunstchronik.

1890 begannen ihre Konzertreisen, erst mit der Cellistin Josefine Donat und der Sängerin Ziona Grieger, im Folgejahr mit der Geigerin Amalie Ebner und der Sängerin Karoline Wogrinz. Im Bade- und Reise-Journal erschien eine glänzende Kritik eines Konzerts in Rohitsch-Sauerbrunn: „Das Programm wurde ….. mit einer Composition für Violine und Klavier eröffnet, worin sich Frl. Frankl als treffliche Pianistin und feinsinnige Compositeurin … erwies“. 1892 unternahm sie eine Tournee durch Nordamerika, begleitet von ihrer Schwester Regina, einer Malerin. Am 23. Dezember 1896 berichtete das New York Journal von einem Suffragetten-Dinner, in dessen Rahmen die Künstlerin ihren Festival March vortrug.[1] Ihre Spur verlor sich danach.

Regina Frankl wurde im September 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet.[2]

Einige ihrer kompositorischen Handschriften und Musikdrucke finden sich in Wienbibliothek und Österreichischer Nationalbibliothek. Das Œuvre umfasst überwiegend Salon- und Kammermusik, darunter eine Vielzahl Klavierstücke und Lieder mit Klavierbegleitung. Ihre Werke erschienen regelmäßig in Druck. Bis 1890 wurden um die fünfzig ihrer Kompositionen bei verschiedenen Verlegern veröffentlicht.

Bekannt sind einige Werke aufgrund ihrer Widmung. 1881 komponierte sie die Hochzeitshymne für Rudolf, Kronprinz von Österreich-Ungarn, mutmaßlich ihre erste eigene Komposition. Die Hymne trug den Titel Heil! dem hohen Caesar’s Sohne, der Verbleib des Autographs ist nicht bekannt. Ihrem Lehrer Josef Dachs widmete sie ihr op. 25, eine Mazurka de Salon. Ihr op. 63 ist ein Festival March, gewidmet Florence Sutro (1865–1906), der ersten Frau, die ein Doktorat am Grand Conservatory of New York erlangen konnte. In Sutros Women in Music and Law finden sich einige weitere Titel ihrer Kompositionen: Valse Brilliant, Romance, Frisch voran und Magir Florwor's Waltz. Bekanntheit erlangte auch ihre Polka française Auf Flügeln des Tanzes.[3]

Literatur

Bearbeiten
  • Florence Sutro: Women in Music and Law, 1895, S. 12
  • Eva Marx, Gerlinde Haas: 210 österreichische Komponistinnen. Vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Ein Lexikon. Wien: Residenz Verlag 2001, S. 150–153
  • Elke Krasny: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag 2008, S. 46 f., 203
  • Ilse Korotin (Hg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2016, S. 886
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Chronicling America: Image 4 of New York journal (New York [N.Y.), December 23, 1896], abgerufen am 31. Dezember 2024
  2. holocaust.cz: REGINA FRANKL, abgerufen am 31. Dezember 2024
  3. Salzburger Nachrichten: Komponistinnen bekommen ihren Platz im Konzertleben, 2. Dezember 2024