GKV Informatik
Die GKV Informatik GbR (GKVI; Eigenschreibweise gkv informatik) mit Sitz in Wuppertal ist eine eingetragene Gesellschaft bürgerlichen Rechts mit den Gesellschaftern AOK Nordost, AOK Nordwest, AOK Rheinland/Hamburg, Barmer Ersatzkasse und Hanseatische Krankenkasse. Diesen stellt sie IT-Dienstleistungen in unterschiedlichem Umfang zur Verfügung. Das 2006 gegründete Unternehmen ist eine Arbeitsgemeinschaft nach dem Sozialgesetzbuch § 94 SGB X und beschäftigt an mehreren Standorten in Deutschland insgesamt über 860 Mitarbeiter. Bundesweit betreut die GKVI die Arbeitsplätze von über 41.000 Anwendern an rund 1.000 Standorten und realisiert für ihre Gesellschafter unter anderem den zentralen Beitragseinzug für ca. 17 Millionen Versicherte.
GKV Informatik
| |
---|---|
Rechtsform | eingetragene Gesellschaft bürgerlichen Rechts |
Gründung | 7. April 2006 |
Sitz | Wuppertal, Deutschland |
Leitung | Ulrich Arnold |
Mitarbeiterzahl | 697 |
Branche | IT-Dienstleistung |
Website | www.gkvi.de |
Geschichte
BearbeitenGründung
BearbeitenIm Februar 2004 gründete ein Gremium von Vertretern der Barmer Ersatzkasse, verschiedener Landes-AOKs, der ARGE Nord und des AOK-ISC Teltow eine kassenübergreifende Arbeitsgemeinschaft – die ARGE informatik Betrieb. Der Auftrag der Arbeitsgemeinschaft bestand darin, die benötigten IT-Services durch Bündelung von Ressourcen und Wissen nach technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten in hoher Qualität bereitzustellen. Der im April 2004 unterzeichnete Letter of Intent bildete die Grundlage für den späteren Gesellschaftsvertrag der GKV Informatik. Dieser wurde am 7. April 2006 in der konstituierenden Sitzung der Gesellschafterversammlung von den Vorständen der AOKs Berlin, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe sowie der Barmer Ersatzkasse unterzeichnet. Das Unternehmen bediente zu diesem Zeitpunkt circa 23 % (bezogen auf den durch die Krankenkassen repräsentierten Versichertenanteil) des deutschen Marktes der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).
Gesellschafter
BearbeitenBereits kurz nach der Gründung der GKV Informatik schlossen sich die AOK Rheinland und die AOK Hamburg zur AOK Rheinland/Hamburg zusammen. Ab Januar 2010 begleitete GKV Informatik die Vereinigungen ihrer Gesellschafter AOK Berlin und AOK Brandenburg zur AOK Berlin-Brandenburg, AOK Westfalen-Lippe und AOK Schleswig-Holstein zur AOK Nordwest sowie später der AOK Berlin-Brandenburg und AOK Mecklenburg-Vorpommern zur AOK Nordost.[1] Zudem fusionierte die Barmer Ersatzkasse im Januar 2010 mit der Gmünder Ersatzkasse zur Barmer GEK. Am 28. Januar 2011 nahm GKV Informatik einen neuen Gesellschafter, die Hanseatische Krankenkasse, auf. Die HEK ist der erste nicht an der Gründung beteiligte Gesellschafter. Zum 1. Januar 2017 fusionierte die Barmer GEK mit der Deutschen BKK zur Barmer Ersatzkasse.[2] Die AOK Sachsen-Anhalt ist ab dem 1. Januar 2019 nicht mehr Gesellschafterin der gkv informatik, die Dienstleistungen endeten bereits im Mai 2018.[3][4]
Leistungen
BearbeitenAufbau
BearbeitenDie Unternehmensstruktur ist nach dem Prinzip einer Wertschöpfungskette aufgebaut. Diese beschreibt den Weg einer IT-Dienstleistung von der Planung über die Entwicklung bis zur Produktion und Bereitstellung der IT-Dienstleistung an den Kunden. Die Unternehmensprozesse werden gemäß Best practices des IT-Umfeldes strukturiert. Dazu orientiert sich GKV Informatik an Standard-Referenzmodellen wie ITIL und IIM (Industrialisiertes Informationsmanagement).
Service Portfolio
BearbeitenGKV Informatik beschreibt ihre Leistungen als standardisierte IT-Services in einem modularen Service-Portfolio.[5] Zu den Services im Portfolio gehören Infrastruktur-, Applikationsbetriebs- und IT-Services zur Geschäftsprozessunterstützung, die Übernahme von Geschäftsprozessen (BPO-Services) sowie Beratung, Einkauf und Lieferantenmanagement in Hinblick auf die Beschaffung von IT-Lösungen.
Oscare
BearbeitenSeit 2006 unterstützt GKV Informatik die automatische Verteilung (engl. „deployment“) der Software Oscare als GKV-Branchenlösung bei ihren Gesellschaftern. Das auf SAP basierende Softwareprodukt ist eine eingetragene Marke der AOK Systems GmbH. Es bildet als integrative IT-Plattform sämtliche Geschäftsprozesse der gesetzlichen Krankenversicherung ab. Die Software wird zur Unterstützung der Abwicklung von Geschäftsprozessen wie Stammdatenverwaltung, Beitrags- und Leistungsmanagement, Controlling und Statistiken entwickelt.[6] Die Anwendung wird sukzessive in verschiedenen Modulen verteilt.
Rechenzentren und Datensicherheit
BearbeitenGKV Informatik betrieb bis 2019 zwei zertifizierte Rechenzentren mit einer Gesamtfläche von mehr als 3000 Quadratmetern an zwei räumlich voneinander getrennten Standorten. Durch ein bundesweites Datennetz war das zentrale Rechenzentrum in Wuppertal mit den Niederlassungen der Kunden der GKV Informatik verbunden. Für den Datenschutz und die IT-Sicherheit sorgten moderne technische Sicherheitssysteme sowie strenge Sicherheitsrichtlinien. Brandschutzsensoren, Lösch- und Klimaanlagen sowie eine gesonderte Stromversorgung gewährleisteten die Katastrophenvorsorge und den unterbrechungsfreien Betrieb aller wichtigen Systeme.
Im Zuge des Outsourcing wurden der Betrieb des Rechenzentrums an die T-Systems übergeben.[7]
Elektronische Gesundheitskarte
BearbeitenIm Frühjahr 2007 wurde GKV Informatik in einem Sicherheitsgutachten der Gematik – Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte die Erlaubnis zur Ausgabe der elektronischen Gesundheitskarte erteilt.[8][9] Die elektronische Gesundheitskarte dient den gesetzlich Krankenversicherten als Ausweis zur Leistungsinanspruchnahme bei Ärzten, Zahnärzten, in Krankenhäusern und bei sonstigen Leistungserbringern. GKV Informatik betreibt für ihre Gesellschafter die nötige Infrastruktur zur Herausgabe der elektronischen Gesundheitskarte (Erzeugung und Auslieferung der Auftragsdaten) sowie die entsprechenden Fachdienste, wie z. B. das Kartenapplikationsmanagementsystem (KAMS) und den Versichertenstammdatendienst (VSDD), in einer zertifizierten Hochsicherheitsumgebung. Bis heute sind von GKV Informatik insgesamt über 20 Millionen elektronische Gesundheitskarten ausgegeben worden.
Sonstiges
BearbeitenMitgliedschaften
BearbeitenSeit 2009 ist GKV Informatik Mitglied im Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien.[10] Der Branchenverband vertritt die Interessen von über 2200 Unternehmen der digitalen Wirtschaft. Weiterhin gehört GKV Informatik dem Voice – Bundesverband der IT-Anwender an, der die IT-Entscheider seiner Mitgliedsunternehmen miteinander vernetzt.[11]
Auszeichnungen
BearbeitenIn einem Ranking des Magazins Focus wurde GKV Informatik in den Jahren 2014 und 2015 jeweils unter die Top 55 Arbeitgeber Deutschlands in der Branche Telekommunikation und IT gewählt.[12] Auf der 2016 vom Focus veröffentlichten Liste der besten Arbeitgeber Deutschlands in der Branche Telekommunikation und IT wurde GKV Informatik auf Platz 26 gelistet.[13] GKV Informatik wurde 2015 in der Lünendonk-Liste 25 führende IT-Service-Unternehmen in Deutschland geführt.[14]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Krankenkassen-Fusionen: Zahl der Kassen geht zurück. Abgerufen am 21. August 2015.
- ↑ BARMER: Fusion zum 1. Januar 2017 | BARMER. Abgerufen am 27. Mai 2019.
- ↑ SERKEM_EL: Neue Datenannahmestelle der AOK Sachsen-Anhalt. In: SERKEM. 7. März 2018, abgerufen am 31. Dezember 2018 (deutsch).
- ↑ gkv informatik – Gesellschafter. Abgerufen am 1. Januar 2019.
- ↑ Mit gkv informatik auf der sicheren Seite. Abgerufen am 7. August 2019.
- ↑ oscare®-Highlights. Abgerufen am 21. August 2015.
- ↑ Outsourcing: gkv informatik vertraut T-Systems seine IT-Systeme an | storageconsortium.de. Abgerufen am 21. November 2023.
- ↑ Release der elektronischen Gesundheitskarte. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 24. September 2015; abgerufen am 21. August 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Verordnung über Testmaßnahmen für die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 3. März 2018; abgerufen am 21. August 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , seit 24. Mai 2018 außer Kraft (BGBl. I S. 617)
- ↑ Bitkom-Über uns. Abgerufen am 11. April 2018.
- ↑ VOICE-Über uns. Abgerufen am 21. August 2015.
- ↑ gkv informatik behauptet sich unter den TOP-Arbeitgebern Deutschlands. Abgerufen am 21. August 2015.
- ↑ gkv informatik – Auf dem Sprung nach vorne. Abgerufen am 24. März 2016.
- ↑ Listen ITK-Markt. Abgerufen am 21. August 2015.