Glindfeld
Glindfeld ist ein Weiler der Hansestadt Medebach im Hochsauerlandkreis (NRW).
Glindfeld Stadt Medebach
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Koordinaten: | 51° 12′ N, 8° 40′ O | |
Höhe: | 390 m | |
Postleitzahl: | 59964 | |
Vorwahl: | 02982 | |
Lage von Glindfeld in Nordrhein-Westfalen
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Luftbild (2013)
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Geschichte
BearbeitenIm 12. Jahrhundert wird der Ort in einer Stiftungsurkunde erstmals als „Glintfelden“ erwähnt. Weitere Nennungen erscheinen in den Folgejahren in Urkundenbüchern unter anderem mit Glyntfelden (1292), Glintvelde (1319), Glentvelden (1324), Glintfelt (1575).[1] 1499 wurde das Augustinerinnenkloster Glindfeld in eine Kanonie der Kreuzbrüder zu Glindfeld umgewandelt; die Glindfelder Kreuzherren nahmen großen Einfluss auf die Zeit während der Reformation in Medebach.
Ab 1816 war Glindfeld Teil der Gemeinde Steuergemeinde Medebach in der Bürgermeisterei Medebach im Kreis Brilon und gehörte verwaltungstechnisch zum äußeren Stadtbezirk Medebachs; 1818 lebten 30 Einwohner im Ort.[2] Auch für 1822 werden 30 Einwohner angegeben, wobei der Ort als kgl. Domain und Ziegelhütte angegeben wurde.[3] Der laut der Ortschafts- und Entfernungs-Tabelle des Regierungs-Bezirks Arnsberg als Kloster und Forsthaus kategorisierte Ort besaß 1839 2 Wohnhäuser. Zu dieser Zeit lebten 21 Einwohner im Ort, allesamt evangelischen Bekenntnisses.[2]
Die Gemeinde- und Gutbezirksstatistik der Provinz Westfalen führt 1871 den Ort als Gut und Forsthaus Glindfeld mit 3 Wohnhäusern und 46 Einwohnern auf.[4] Das Gemeindelexikon für die Provinz Westfalen gibt 1885 für Gut Glindfeld eine Zahl von 20 Einwohnern an, die in 2 Wohnhäusern lebten. Zusätzlich ist eine Oberförsterei Glindfeld mit 1 Wohnhaus und 11 Einwohnern aufgeführt.[5]
1885 wurde die St.-Laurentius-Kapelle von Bürgern des Ortes errichtet.
Auch 1895 werden Gut (1 Wohngebäude, 10 Einwohner) und Oberförsterei Glindfeld (1 Wohngebäude, 9 Einwohner) getrennt angegeben[6], ebenso 1905 (1 Wohngebäude und 31 Einwohner bzw. 1 Wohngebäude und 14 Einwohner).[7]
Kurz vor Ostern 1945 kam es im Raum zwischen Glindfeld und Küstelberg zu heftigen Kämpfen.[8] Beteiligt waren deutsche Soldaten und Soldaten der US-Army. Zunächst zogen am 1. April 1945 deutsche Truppen durch Glindfeld und besetzten den Kahlen und den Hesseberg. Am folgenden Tag wurde der Ort selbst von Soldaten der Wehrmacht belegt, wobei ein General auf Gut Glindfeld Quartier bezog. Es kam zu heftigen Kämpfen mit intensivem Artilleriebeschuss der amerikanischen Truppen auf die deutschen Stellungen. Alle Häuser mit Ausnahme des Forstamtes wurden dabei beschädigt. Am 3. April wurde Glindfeld von den Amerikanern eingenommen.[9]
Geographie
BearbeitenDer Ort liegt 3 km westlich des Stadtkerns von Medebach, zu dem es administrativ gehört, am Fuß der Glindfelder Berge[10] und am Rande der Medebacher Bucht. Westlich von Glindfeld liegt der Glindfelder Wald, ein rund 2.151 Hektar großes Waldreservat. Um Glindfeld herum sind der Hesseberg, der Kahlen und der Hohe Dienberg vorzufinden. Der Gelängebach verläuft durch den Weiler und mündet bei Medelon in die Orke.
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenBekannt ist Glindfeld für das 1298 entstandene Augustinerinnenkloster Glindfeld und die um 1900 errichtete, unter Denkmalschutz stehende Villa Hohe Mirke auf Gut Glindfeld, in der regelmäßig private und kulturelle Veranstaltungen stattfinden.[11][12]
In Glindfeld steht die St.-Laurentius-Kapelle aus dem Jahr 1885.[13]
In einem Waldstück westlich von Glindfeld stehen die sogenannten „Himmelssäulen“. Diese gut 60 Meter hohen Douglasien sind die höchsten Bäume in Nordrhein-Westfalen.[14][15]
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Friedrich Waldeck (* 6. Juli 1830 in Glindfeld; † 30. März 1891 in Arolsen) war ein deutscher Richter und Politiker.
- Ferdinand von Spee (* 5. April 1855 in Glindfeld; † 14. März 1937 in Kiel) war ein deutscher Anatomiker.
- Franz von der Recke (* 27. Juni 1854 im Forsthaus Glindfeld; † 24. Mai 1923 in Rudolstadt/Bad Blankenburg, genauer Ort unklar) war ein deutscher Staatsminister in Schwarzburg-Rudolstadt.
Literatur
Bearbeiten- Alfons Mohr: Medebach und seine Ortsteile. Alte Bilder einer Stadt, Band II. Eigenverlag, Medebach 1985, ISBN 3-88913-088-7, S. 123–129.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Michael Floer: Die Ortsnamen des Hochsauerlandkreises. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2013, ISBN 978-3-89534-946-1, S. 187/188 (PDF; 3,69 MB). Abgerufen am 9. Dezember 2019.
- ↑ a b Johann Georg von Viebahn: Ortschafts- und Entfernungs-Tabelle des Regierungs-Bezirks Arnsberg, nach der bestehenden Landeseintheilung geordnet, mit Angabe der früheren Gebiete und Aemter, der Pfarr- und Schulsprengel und topographischen Nachrichten. Ritter, Arnsberg 1841.
- ↑ Alexander A. Mützell: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 2. Karl August Künnel, Halle 1821.
- ↑ Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Westfalen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band IX, 1874, ZDB-ID 1467495-6 (Digitalisat).
- ↑ Gemeindelexikon für die Provinz Westfalen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. In: Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Band X, 1887, ZDB-ID 1046036-6 (Digitalisat).
- ↑ Gemeindelexikon für die Provinz Westfalen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1895 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. In: Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Band X, 1897, ZDB-ID 1046036-6 (Digitalisat).
- ↑ Gemeindelexikon für die Provinz Westfalen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamte. In: Königliches Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Heft X, 1909, ZDB-ID 1046036-6.
- ↑ Medebach.de: Geschichte der Stadt Medebach – Ein Überblick (Abschnitt Weimarer Republik). Abgerufen am 8. Dezember 2019.
- ↑ Hugo Cramer: Der Landkreis Brilon im zweiten Weltkriege 1939–1945. Erlebnisberichte vieler Mitarbeiter aus dem ganzen Kreisgebiet, zusammengetragen und dargestellt im Auftrage der Kreisverwaltung. Bigge 1955, S. 36f.
- ↑ Wir sind Medebach e. V.: Das winzige Dorf am Fuße der Glindfelder Berge. Abgerufen am 8. Dezember 2019.
- ↑ Kulturring Medebach Abgerufen am 9. Dezember 2019.
- ↑ Orte verbinden.de: Gut Glindfeld Villa Hohe Mirke. Abgerufen am 9. Dezember 2019.
- ↑ Kapelle in Glindfeld. Abgerufen am 7. Dezember 2019.
- ↑ Michael Gleich: Himmelssäulen, Medebach-Glindfeld (51.198797 | 8.642142). Sauerland-Wanderdörfer – Die 42 Seelenorte. Abgerufen am 12. Oktober 2021.
- ↑ Douglasie ‚Himmelssäulen‘ im Wald westlich von Glindfeld in Medebach, Nordrhein-Westfalen, Deutschland. In: Monumentale Bäume (Monumentaltrees.com). Abgerufen am 12. Oktober 2021.