Gohre
Gohre ist ein Ortsteil der Ortschaft Dahlen der Hansestadt Stendal im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt, (Deutschland).[3]
Gohre Stadt Stendal
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Koordinaten: | 52° 33′ N, 11° 49′ O | |
Höhe: | 41 m ü. NHN | |
Fläche: | 5,79 km²[1] | |
Einwohner: | 157 (31. Dez. 2023)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 27 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 20. Juli 1950 | |
Eingemeindet nach: | Dahlen | |
Postleitzahl: | 39576 | |
Vorwahl: | 03931 | |
Lage von Gohre in Sachsen-Anhalt
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Dorfkirche in Gohre
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Geographie
BearbeitenGohre ist ein Rundplatzdorf mit Kirche auf dem Platz, das nach Westen und Süden erweitert wurde.[1] Es liegt etwa 6 Kilometer südwestlich der Kernstadt von Stendal in der Altmark.
Geschichte
BearbeitenMittelalter bis Neuzeit
BearbeitenIm Jahre 1287 wurde ein Henningus de Gore in Tangermünde als Zeuge in einer Urkunde aufgeführt.[4]
Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Gohre stammt aus dem Jahre 1290 als villa Gore. Die Markgrafen Otto IV. und Konrad vereigneten dem Stendaler Domstift je eine Wispel Roggen und Gerste im Dorf Gore auf Bitten ihres getreuen Bürgers Gerdingi de Stendal.[5][6] Weitere Nennungen sind 1319 villa ghor und 1345 villa goer.[1] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Gor und Gore aufgeführt.[7] Andere Erwähnungen sind 1420 Gore in dem stendelschen lande, 1687 Gohre[1] und 1804 Dorf Gohre mit zwei Gütern, Schmiede, Windmühle und Krug.[8]
Bereits 1345 gab es eine Mühle im Dorf.[1] Die Windmühle stand noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts südlich des Dorfes.[9]
Gohre war Stammsitz der Familie von Gohre, deren Nachkommen als Freiherren von Gor später in Bayern ansässig waren.[10] Vor 1474 bis 1748 hatte dann die Familie von Kläden eine Rittersitz, das spätere Rittergut I, inne.[1]
Ursprünglich war das Dorf rund angelegt. Nach einem Großbrand am 9. August 1823 wurde die Anlageform jedoch verändert. Gohre war eine selbstständige Gemeinde und ein Pfarrdorf.
Das Gemeindezentrum der Gemeinde Dahlen befand sich in Gohre.
Herkunft des Ortsnamens
BearbeitenDer Ortsname wird abgeleitet vom slawischen „gora“ für „Höhe“.[11][12]
Eingemeindungen
BearbeitenUrsprünglich gehörte das Dorf Gohre zum Tangermündeschen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag es im Stadtkanton Stendal auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen gehörte die Gemeinde ab 1816 zum Kreis Stendal, dem späteren Landkreis Stendal.[1]
Am 20. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Gohre nach Dahlen eingemeindet.[13]
Dahlen wurde am 1. September 2010 nach Stendal per Gesetz eingemeindet.[14] Seitdem gehört der Ortsteil Gohre zur neu gebildeten Ortschaft Dahlen und zur Stadt Stendal.
Einwohnerentwicklung
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Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1946:[1]
Im Jahre 1798 hatte das Dorf 136, das erste Gut 11 und das zweite Gut 13 Einwohner.[1]
Religion
BearbeitenDie evangelische Kirchengemeinde Gohre, die früher zur Pfarrei Gohre bei Stendal gehörte,[20] wird betreut vom Pfarrbereich Stendal, Süd-West im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[21]
Die ältesten überlieferten Kirchenbucheinträge für Gohre stammen aus dem Jahre 1714.[22]
Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[23]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Die evangelische Dorfkirche Gohre, ein Feldsteinbau, ist vermutlich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet worden.[24] 1980 ist die Kirche neu ausgemalt und der Kanzelaltar restauriert worden.[10]
- Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof.
- In Gohre steht eine Denkmalanlage neben der Kirche. Eine Stele erinnert an die Gefallenen des Krieges von 1870/71. Den Gefallenen des Ersten Weltkriegs wird gedacht mit einer aufgerichtete Granitplatte mit abgestuftem Sockel und davorgestellten eisernen Kreuzen aus Stein.[25]
- Noch im Jahre 1996 wurde von einem alten Backofen in der Straße „Im Gohrer Winkel“ berichtet.[10]
Sage aus Gohre
BearbeitenAlfred Pohlmann überlieferte 1901 eine Sage in plattdeutscher Mundart über einen Bauern aus Gohre („Guhr“) mit seiner Kuh und dem Teufel, der „woll äm van'n rechten Weg afbräng'n“. Doch der schlaue Bauer schlug dreimal mit einem „Stoahl“ auf seinen Feuerstein und vertrieb so den Teufel.[26]
Verkehr
BearbeitenSüdöstlich von Gohre verläuft die Bundesstraße 189.
Es verkehren Linienbusse und Rufbusse von stendalbus.[27]
Literatur
Bearbeiten- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 799–806, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 96 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 294, 35. Gohre (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
Bearbeiten- Hansestadt Stendal: Ortschaften. In: stendal.de.
- Gohre im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f g h i Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 799–806, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- ↑ a b Leon Zeitz: Einwohnerzahl geht zurück. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 16. Januar 2024, DNB 1002381223, S. 13.
- ↑ Hansestadt Stendal: Hauptsatzung der Hansestadt Stendal. Lesefassung vom Stand 2. März 2024. 2. März 2024 (stendal.de [PDF; abgerufen am 30. Juni 2024]).
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 322 (Digitalisat).
- ↑ Christian Popp: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Halberstadt 1. Das Stift St. Nikolaus in Stendal (= Germania Sacra, Neue Folge. Band 49). S. 179 (Digitalisat).
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 315 (Digitalisat).
- ↑ Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 342.
- ↑ Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 277 (Digitalisat ).
- ↑ Karte des Deutschen Reiches Blatt 265: Gardelegen. Reichsamt für Landesaufnahme, 1906, abgerufen am 3. Oktober 2020.
- ↑ a b c Gudrun Walinda: Kirchen der Altmark. Region Stendal. Hrsg.: Landkreis Stendal – Amt für Wirtschaftsförderung (= Kirchen der Altmark. Ausflüge zu steinernen Zeugen der Geschichte. I. Region Stendal). DBW-Verlag, Berkheim 1996, S. 40.
- ↑ Friedrich Hoßfeld, Ernst Haetge: Der Kreis Stendal Land (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 3). Hopfer, 1933, DNB 362544441, S. 72–73.
- ↑ nach Friedrich Hoßfeld: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Stendal. In: Altmärkische Tageszeitung. Juli 1932, ZDB-ID 2511766-X, Beilage „Die Altmärkische Heimat“.
- ↑ Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl, S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 279 (PDF).
- ↑ Gesetz über die Neugliederung der Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt betreffend den Landkreis Stendal (GemNeuglG SDL) Vom 8. Juli 2010. 8. Juli 2020, GVBl. LSA 2010, 419, § 2, § 5 (sachsen-anhalt.de [abgerufen am 5. September 2020]).
- ↑ a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 96 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- ↑ a b Bernd-Volker Brahms: Erstmals seit der Wende ein Plus. In: Stendaler Volksstimme. 13. Januar 2015, S. 13.
- ↑ a b Donald Lyco: Nach zehn Jahren wieder unter 40.000. In: Stendaler Volksstimme. 10. Januar 2020, S. 13.
- ↑ Donald Lyko: Und es werden immer weniger. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 11. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 13.
- ↑ Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
- ↑ Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 150 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Pfarrbereich Stendal, Süd-West. In: ekmd.de. Abgerufen am 2. April 2023.
- ↑ Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 17 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 10. Oktober 2020.
- ↑ Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 150.
- ↑ Gohre, Stadt Stendal, Landkreis Stendal. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. Juni 2020, abgerufen am 2. Oktober 2022.
- ↑ Alfred Pohlmann: Sagen aus der Wiege Preußens und des Deutschen Reiches, der Altmark. Franzen & Große, Stendal 1901, S. 13, Der beherzte Bauer und der Teufel (archive.org).
- ↑ Fahrplan der Linie 921. In: Stendalbus. Abgerufen am 18. April 2021.