Goldenberg (Adelsgeschlecht)
Goldenberg ist der Name eines Adelsgeschlechts, dessen Stammburg das Schloss Goldenberg in der Gemeinde Dorf ist. Indizien weisen auf eine Winterthurer Abstammung des Geschlechts hin, so hatte es bereits früh Besitzungen in Töss. Das 1248 erstmals belegte Geschlecht kam später zu weiteren Besitztümern in der Umgebung Winterthurs und verlegte seinen Sitz auf das Schloss Mörsburg bei Oberwinterthur. 1569 starb das Geschlecht in der männlichen Linie aus.
Geschichte
BearbeitenErster Vertreter des Geschlechts ist ein Jakob von Goldenberg, der 1248 zusammen mit 86 weiteren Adligen von Hartmann von Kyburg zum Ritter geschlagen wurde. Er ist wahrscheinlich identisch mit einem 1239–1248 erwähnten Jakob von Winterthur. Es wird vermutet, dass die Goldenberg ursprünglich aus der Region Winterthur stammen. Dies belegt eine am 14. April 1258 erfolgte Veräusserung von Besitztümern im heute Chrugler genannten Teil von Töss an das dortige Kloster – diese Veräusserung wird später auch noch durch die erst später mündig gewordenen Brüder bestätigt. Nach Aussterben der Kyburger stellten sich die Goldenberger in Dienst des Hauses Habsburg. Anfang des 14. Jahrhunderts ererbten sie wohl vom Rittergeschlecht zu Altikon die dortigen Reichenauer Lehen.
Mitte des 14. Jahrhunderts bekleideten wahrscheinlich Egbrecht II. und sein Sohn Egbrecht III. das Vogtamt auf der Kyburg. Egbrecht II. nahm 1361 zunächst Sitz in der Burg Altikon, bevor er 1363 mit der Mörsburg belehnt wurde. Zur Burg kam er durch seine Ehe mit der Erbtochter Anna Meier von Mörsberg. Egbrecht IV., genannt «Egli», bekam im gleichen Jahr die Herrschaft über Ellikon an der Thur. 1365 bekam er zusätzlich als Pfand die Vogtei Oberwinterthur zugesprochen. Egbrecht IV. ging 1407 ein Burgrecht mit der Stadt Winterthur ein, was der Familie auch weitergehende Unabhängigkeit von Zürich sicherte, zur selben Zeit liquidierte das Geschlecht auch seine Herrschaftsrechte in Altikon. Nachdem die Machtverhältnisse sich 1412 zugunsten der Stadt Zürich verändert hatten, blieben die Goldenberg vorerst weiterhin den Habsburgern zugehörig, und ihre Besitzungen erscheinen somit auch nicht in den Zürcher Steuerbüchern. Noch 1453 begleitete Hans I. von Goldenberg Friedrich III. zur Kaiserkrönung nach Rom und erhielt als Dank weitere Privilegien.[1] Seine Ehefrau Elisabeth von Sal war die Tochter des Winterthurer Schultheissen Laurenz von Sal.
Erst mit dem als Ewige Richtung bekannten Friedensvertrag zwischen der Alten Eidgenossenschaft und Herzog Sigismund von Tirol im Jahr 1474 empfing Hans I. die Mörsburg neu von Zürich als Lehen. 1472 fertigte Hans II. von Goldenberg die erste Offnung Oberwinterthurs aus. Mindestens ab 1501 traten die von Goldenberg auch in das Bürgerrecht der Stadt Winterthur ein und erwarben später mit dem Bauhof auch einen städtischen Wohnsitz.[1]
Während der Reformation tat sich Hans V. als deren Gegner hervor, auch war er durch eine Vielzahl von Quellen als eher streitlustig bekannt. 1549 wurde er mit Genehmigung des Winterthurer Rates wegen Äusserungen zur Reformation und über die Zürcher Herrschaft vom Zürcher Rat mit 100 Gulden Busse bedacht. Auch führten die Äusserungen von Hans V. zur Entdeckung der neuen Urkunden, die sich die Stadt Winterthur 1544 von Karl V. in Österreich hatte ausfertigen lassen.
Die Söhne von Hans V. stellten schliesslich die letzte Generation der von Goldenberg dar. Am 29. April 1569 starb Eglolf von Goldenberg als letzter Vertreter des Geschlechtes. Mit den Worten «Heute Goldenberg und Goldenberg nimmermehr» soll Eglolf im inzwischen abgerissenen Hegemerchor der Kirche St. Arbogast bestattet worden sein. Dass die Kirche in Oberwinterthur bei der Grablege des letzten Goldenbergers ihre Glocken während zweieinhalb Stunden läuten liess, führte zum Beschluss der reformierten Zürcher Synode, dass künftig bei allen Verstorbenen gleich lang geläutet werden sollte.[1]
Das Erbe der von Goldenberg traten einerseits Hans Ulrich Stockar sowie Marx Blarer von Wartensee an. Da jedoch die Streitigkeiten um das Erbe viele Mittel verschlangen, gelang es der Stadt Winterthur 1598, die Mörsburg zu erwerben.[1]
Namensherkunft
BearbeitenOb der Name Goldenberg als Toponym beim Schloss Goldenberg oder ursprünglich als reiner Burgname zu werten ist, ist umstritten. Jedoch besteht kein Zusammenhang zwischen dem Adelsgeschlecht und dem in örtlicher Nähe zu Oberwinterthur gelegenen Goldenberg am Hang des Lindbergs. Der Name wird auch andernorts im Kanton Zürich vorzugsweise für Weinberge benutzt und ist eher als Bezeichnung für eine bevorzugte, sonnige Lage zu deuten.[2]
Stammtafel
BearbeitenDer nachfolgende Stammbaum orientiert sich an jenem, der in der Ortsgeschichte von Oberwinterthur publiziert wurde:[3]
Jakob (1248) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Jakob (1259–1271) | Petrus (1259) | Egbrecht I. (1259–1292?) | Johannes (1259–1262) | N.N. von Hegi? | Konrad (1259–1262/69) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Egbrecht II. (1301–1333) | Wetzel (1327) | Johannes 1327 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Egolf (gest. 1374/75) | Ulrich (1325) | Egbrecht III. (1339–1375) | Agnes von ? (⚭ vor 1349) | Rudolf (1349–1378) | Klara von Rorschach | Kunigsunde (vor 1314) | Hermann von Ulm | Egbert (1312) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Jakob «Egolfs» (1374–1386) | Egolf (1386) | Egbrecht IV. (1364–1412) | Anna Meyer von Mörsberg (⚭ vor 1363) | Herdegen (1375–1408) | Elsbeth (1390) | Agnes (1390) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Margaretha (1390–1404) | Hans Wernher von Küngstein | Hans I. (1409–1426) | Elisabeth von Sal | Pantaleon (1409–1413) | Egli (1409–1415) | Elsbeth (1421–1430) | Eglolf von Randenburg (⚭ vor 1421) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hans (1422) | Jakob (1422–1455) | Afra von Bichwil (⚭ vor 1448) | Ursula (1422) | Margreth (1422) | Hans Konrad (1422; 1428 tot) | Clarelse (1422) | Rudolf (1422) | Hans II. (* nach 1422–1482) | Anna Trüllerey von Schaffhausen (⚭ 1465) | Barbara (* nach 1422) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Wilhelm (1456) | Egli (1456) | Hans III. (1478–1504) | Magdalena von Hallwil (⚭ vor 1484) | Elisabeth (1492–1497) | Jos (1482–1493) | Rudolf | Hans IV. (1478–1482) | Clarelse (⚭ vor 1493) | Ludwig Egli von Herdern (⚭ vor 1493) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Egolf (1511–1514) | Hans V. (1514–1560) | Amalia von Schienen | Magdalena (⚭ 1519) | Hans von Löwenberg (⚭ 1519) | Verena (1525) | Josua Schiterberg | Beatrix (1525) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Eglolf (1561-29.7.1569) | Hans VI. (1561; 1569 tot) | Arbogast (1561; 1569 tot) | Jos (1561–1569) | Anna Lanz von Liebenfels (⚭ 1565) | Elsbeth (gest. 1577) | Hans Ulrich Stockar zu Schwandegg (1577 «landtrünnig») | Margreth (gest. 1587) | Marx Blarer von Wartensee (gest. 1582) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Literatur und Quellen
Bearbeiten- Hans Kläui: Geschichte von Oberwinterthur I (= Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur. Nr. 299). Winterthur 1969, Die Herren von Goldenberg auf Mörsburg, S. 124–142.
- Hans Kläui: Geschichte von Oberwinterthur II (= Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur. Nr. 301). Winterthur 1971, S. 34–49.
- Martin Leonhard: von Goldenberg. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 4. Januar 2007.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d Peter Niederhäuser: Wie Winterthur zur Mörsburg kam. In: Der Landbote. 27. Juli 2019, S. 5 (landbote.ch [abgerufen am 24. Januar 2022]).
- ↑ Schloss Goldenberg. In: Zürcher Siedlungsnamensbuch. ortsnamen.ch, abgerufen am 24. Januar 2022.
- ↑ Hans Kläui: Geschichte von Oberwinterthur I (= Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur. Nr. 299). Winterthur 1969, S. Anhang 3.