Gotthard Muhr

österreichischer Maler, Grafiker, Bildhauer und Hochschullehrer

Gotthard Muhr (* 30. Dezember 1939 in Schwanenstadt/Oberösterreich; † 17. September 2013 in Wien) war ein österreichischer Maler, Grafiker, Bildhauer und Hochschullehrer.

Gotthard Muhr war der Sohn eines oberösterreichischen Sargtischlers und Leichenbestatters. Von 1958 bis 1964 studierte er bei Max Melcher an der Meisterklasse für Malerei und Grafik[1] an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Nach dem Diplom lebte er als freischaffender Künstler in Wien und im Burgenland. 1965 hatte er seine erste Einzelausstellung in der Galerie Kontakt in Linz.[2] Im Jahr 1966 erhielt er den Österreichischen Staatspreis für Grafik.

Gemeinsam mit Arnulf Rainer nahm er für Österreich auf der II. Internationalen Grafikbiennale in Krakau teil[3][4], 1970 an der 7. Internationalen Grafikbiennale in Tokyo[5]. Bei der XIII. Biennale von São Paulo 1975 war er gemeinsam mit Cornelius Kolig und Hans Staudacher offizieller Vertreter Österreichs.[6]

1966 trat er der Künstlervereinigung MAERZ. bei. Seit 1971 war er Mitglied der Wiener Sezession, in seiner Zeit als Vorstandsmitglied (1983–1993) fand Mitte der 80er Jahre – unter der Präsidentschaft von Edelbert Köb – die Renovierung und künstlerische Neuausrichtung des Hauses statt.[7] Seit 1976 lehrte er an der Akademie der Bildenden Künste in Wien.

Auszeichnungen

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  • 1962 Silberne Fügermedaille
  • 1966 Österreichischer Staatspreis für Grafik[8]
  • 1966 Preis des Landes Niederösterreich beim 10. Österreichischen Grafikwettbewerb in Innsbruck[9]
  • 1983 1. Preis Römerquelle-Kunstwettbewerb[10]

Werk und Rezeption

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Bekannt wurde er in den 1960er Jahren durch seine Radierungen und Holzschnitte. In einer Festschrift zum 280-jährigen Bestehen der Akademie der bildenden Künste wird er als einer der „wichtigsten ehemaligen Schüler der Meisterschule für Graphik“ bezeichnet[11]. Als Bildhauer arbeitete er mit den Materialien Gips, Ton, Stein und Holz und wird von Otto Breicha in die große österreichische Tradition gestellt, die von Fritz Wotruba geprägt wurde[12]. In seiner Malerei der frühen siebziger Jahre gilt er als Vorläufer der Neuen Wilden. Zahlreiche mehrmonatige Studienreisen vor allem in afrikanische Länder schlugen sich auch im Werk nieder, etwa in der vom Rupertinum Salzburg herausgegebenen Lithografiemappe „Von einer ägyptischen Reise“.[13] Peter Baum deutet Muhrs Werk „in Fortsetzung der großen expressionistischen Tradition …, für die bei uns Namen wie Egon Schiele und Oskar Kokoschka, Alfred Kubin und Richard Gerstl stehen“[14]. Kristian Sotriffer sieht ihn „zwischen Goya und Art Brut angesiedelt“[15]. Otto Breicha wiederum will ihn gar nicht einordnen: „Er braucht nicht auf die in die verschiedenen Kunstrichtungen losbrausenden Züge aufturnen, weil er schlau und selbstbewusst weiß, was er möchte und wohin er will“.[16]

Literatur

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  • Oliver Bentz/Wolfgang Stifter/Philip Szikszay (Hg.): Meisterschule Max Melcher. Weitra: art edition Verlag Bibliothek der Provinz 2022, S. 39 (Abb.), 40 (Abb.), 41, 288, ISBN 978-3-99126-109-4
  • Anna Dabernig/Sebastian Hackenschmidt: Missing Link. Strategien einer Architekt*innengruppe aus Wien (1970–1980). Wien: MAK, Basel: Birkhäuser 2022, S. 52, ISBN 978-3-0356-2597-4
  • Semirah Heilingsetzer (Hg.): Kristian Sotriffer. Kunstkritiker. Verleger. Künstler. Fotograf. Weitra: art edition Verlag Bibliothek der Provinz 2019, S. 358, ISBN 978-3-99028-852-8
  • Amt der Burgenländischen Landesregierung (Hrsg.): Schnittpunkt Burgenland. Wege der Kunst ins 21. Jahrhundert. WAB Band 145, Eisenstadt 2012, ISBN 978-3-85405-195-4
  • Wieland Schmied (Hrsg.): Geschichte der bildenden Kunst in Österreich. 6. Band: 20. Jahrhundert München, London, New York: Prestel 2002, ISBN 3-7913-2516-7
  • Peter Baum: Expressionismus in Österreich. Figur, Landschaft, Portrait 1900 bis 2000. Lentos Kunstmuseum Linz 2002
  • Otto Breicha: Wotruba und die Folgen. Österreichische Plastik seit 1945. Salzburg: Rupertinum 1994
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Einzelnachweise

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  1. Oliver Bentz/Wolfgang Stifter/Philip Szikszay (Hg.): Meisterschule Max Melcher . Weitra: art edition Verlag Bibliothek der Provinz 2022, S. 39 (Abb.), 40 (Abb.), 41, 288, ISBN 978-3-99126-109-4
  2. Herbert Lange: Zwei junge Künstler in der Galerie Kontakt. Gotthard Muhr zeigt Radierungen. In: Oberösterreichische Nachrichten, 10. November 1965, S. 3
  3. II Międzynarodowe Biennale Grafiki Kraków 1968 (IIe Biennale Internationale de la Gravure Cracovie 1968). Kraków 1968,
  4. IIe Biennale Internationale de la Gravure Cracovie 1968 (Plakat)
  5. The National Museum of Modern Art, Tokyo (Ed.): The International Biennial Exhibition of Prints in Tokyo. Tokyo 1970
  6. Fundação Bienal de São Paulo: XIII Bienal de São Paulo. 1975, S. 45, 49 f
  7. Vereinigung Bildender Künstler, Wiener Secession (Hrsg.): Die Wiener Secession. Die Vereinigung bildender Künstler 1897-1985. Wien u. a.: Böhlau Verlag 1986, S. 7, ISBN 3-205-05025-8
  8. alte und moderne kunst, 12. Jg., Heft 91, 1967, S. 51
  9. Entscheidung im österreichischen Graphikwettbewerb. Jury prüfte in Innsbruck 885 Einsendungen. In: Tiroler Tageszeitung, 2. April 1966, S. 8
  10. Römerquelle Kunstwettbewerb. In: Vernissage, Mai 1983
  11. Akademie der bildenden Künste (Hrsg.): Akademie der bildenden Künste in Wien 1872-1972. 100 Jahre Hochschulstatut, 280 Jahre Akademie der bildenden Künste in Wien. Wien 1972: S. 57
  12. Otto Breicha: Wotruba und die Folgen. Österreichische Plastik seit 1945. Rupertinum, Salzburg 1994, S. 180–183.
  13. Dietgard Grimmer (Hrsg.): Otto Breicha. Gut zum Druck. Die Mappeneditionen mit Originalgraphik für das Rupertinum. Salzburg: Salzburger Landessammlungen Rupertinum 1997, S. 156–161
  14. Peter Baum (Hrsg.): XIII. Bienal de São Paulo 1975. Linz: Neue Galerie der Stadt Linz Wolfgang-Gurlitt-Museum 1975
  15. Kristian Sotriffer: Gotthard Muhr. In: Die Presse, Schaufenster, 25. März 1977, S. 2
  16. Otto Breicha: Wotruba und die Folgen. Österreichische Plastik seit 1945. Salzburg: Rupertinum 1994, S. 182