Gouvernement al-Hasaka

Gouvernement in Syrien

Al-Hasaka (arabisch الحسكة, DMG al-Ḥasaka, kurdisch حەسیچە Hesîçe, syrisch ܓܙܪܬܐ Gozarto) ist ein syrisches Gouvernement an der Grenze zur Türkei und zum Irak mit einer Fläche von 23.334 km² und einer Bevölkerung von etwa 1,4 Mio. Menschen (2008), die überwiegend aus Kurden, Arabern und Aramäern/Assyrern besteht.[1] Die Region gilt als Kornkammer Syriens.[2]

al-Ḥasaka / الحسكة
kurdisch حەسیچە Hesîçe
reichsaramäisch ܓܙܪܬܐ Gozarto
al-Hasaka
Die Lage der Provinz in SyrienLibanonJordanienSaudi-ArabienTürkeiIrakIsraelWestjordanland (de-facto Israel - teils unter Verwaltung der palästinensischen Autonomiebehörde)Golanhöhen (de-facto Israel - von Syrien als Teil von Quneitra beansprucht)QuneitraDarʿāas-SuwaidaDamaskusRif DimaschqTartusLatakiaal-HasakaIdlibHamaar-RaqqaAleppoDeir ez-ZorHoms
Die Lage der Provinz in Syrien
Die Lage der Provinz in Syrien
Basisdaten
Staat Syrien
Hauptstadt al-Hasaka
Fläche 23.334 km²
Einwohner 1.400.000 (2008)
Dichte 60 Einwohner pro km²
ISO 3166-2 SY-HA
Koordinaten: 36° 31′ N, 40° 53′ O

Als Folge des Syrischen Bürgerkrieges existiert das Gouvernement als Verwaltungseinheit des syrischen Staates nicht mehr. Im April 2017 standen nur noch Teile der beiden größten Städte, die namengebende Stadt al-Hasaka und Qamishli, unter der Kontrolle der Regierungstruppen. Der Großteil der Region befand sich dagegen bis zur türkischen Invasion 2019 unter der Kontrolle kurdischer Volksverteidigungseinheiten (YPG), für die dieses Gebiet der Kanton Cizîrê der von ihnen beanspruchten Föderation Nordsyrien – Rojava ist.

Geschichte

Bearbeiten

In der Region liegen zahlreiche Tells, die teilweise ab der Steinzeit bis in römische Zeit besiedelt waren. Dazu gehören Tell Brak, Tell Halaf und ganz im Nordosten Hamoukar.

1933 siedelten am Fluss Chabur 30.000 assyrische Flüchtlinge, die vor der Verschleppung und Angriffen von Extremisten im Irak flohen. Um und in al-Malkiyye im äußersten Nordosten existieren zwei historische Kirchen. Die als Pilgerstätte geltende Syrisch-Orthodoxe Kirche der heiligen Jungfrau wurde im Jahre 1955 durch das Wunder des Weihwassers bekannt. Die Kirche der heiligen Jungfrau in Barabaida wird als Pilgerstätte jährlich am 15. Mai von christlichen Pilgern besucht.

Auch vor dem Bürgerkrieg gab es zwischen den im Gouvernement lebenden Kurden und den Sicherheitskräften der Regierung häufig Spannungen. So kam es etwa im März 2004 zu politischen Unruhen in Qamischli und Umgebung, nachdem Tumulte bei einem Fußballspiel zwischen arabischen Baath-Anhängern und Kurden eskalierten.

Im Zuge des syrischen Bürgerkrieges 2011 gründeten mehrere Organisationen unter Führung der Partiya Yekitîya Demokrat Kantone, um sich selbst zu verwalten. Das Gouvernement al-Hasaka bildet eines der drei Kantone. Das Gouvernement ist zwischen der syrischen Regierung, den kurdischen Gruppen und dem Islamischen Staat umkämpft. Von kurdischen Nationalisten wird das Gouvernement als „Westkurdistan“ oder Rojava bezeichnet und in weiten Teilen dem Stammland des Kurdengebietes zugeschrieben, welches von der kurdischen Opposition in Syrien für eine Autonomie ähnlich der Autonomen Region Kurdistan beansprucht wird. Einige Araber befürchten jedoch die Entstehung eines separaten Staates.[3]

Wichtigste Ortschaften und ethnische Zusammensetzung

Bearbeiten

Sunnitische Muslime machen zirka 70–80 % des Gouvernement aus, davon variiert der Anteil der Kurden zwischen 40 und 70 %, den Rest der muslimischen Bevölkerung stellen Araber und zu kleineren Teilen Turkmenen. Die Christen bilden etwa 20–30 % der Bevölkerung, überwiegend Aramäer/Assyrer und Armenier.[4] Hauptstadt ist al-Hasaka, wo Araber die Bevölkerungsmehrheit stellen. Die größte Stadt ist Qamischli. Der letzte offizielle Zensus wurde 2004 durchgeführt, die Zahlen der folgenden Tabelle beziehen sich auf dessen Ergebnisse.[5] Alle Zahlen zur ethnischen Zusammensetzung und auch zu Einwohnerzahlen sind umstritten. So war im Rahmen der Volkszählung 1962 120.000 syrischen Kurden, also etwa 20 % der damaligen kurdischen Bevölkerung Syriens, die syrische Staatsbürgerschaft aberkannt worden.[6] Die folgende Tabelle gibt daher nur eine grobe Orientierung über die Größe der einzelnen Städte.

Lateinische Schreibweise Arabischer Name Kurdischer Name Aramäischer Name Bevölkerung Distrikt
al-Hasaka الحسكة Hesîçe ܚܣܟܗ 188.160 Distrikt al-Hasaka
al-Qamischli القامشلي Qamişlo ܩܡܫܠܐ 184.231 Distrikt Qamischli
Raʾs al-ʿAin رأس العين Serê Kaniyê ܪܝܫ ܥܝܢܐ (Rēṣḥ ʿAynā) 29.347 Distrikt Raʾs al-ʿAin
Tal Hamis تل حميس 71.699 Distrikt Qamischli
al-Yaʿrubiyya اليعربية 39.459 Distrikt al-Malikiyya
Amude عامودا Amûdê 26.821 Distrikt Qamischli
al-Malikiyya المالكية Dêrika Hemko 26.311 Distrikt al-Malikiyya
al-Qahtaniyya القحطانية Tirbesipî ܩܒܪ̈ܐ ܚܘܪ̈ܐ 65.685 Distrikt Qamischli
asch-Schaddadi الشدادي 58.916 Distrikt al-Hasaka
al-Haul الهول 14.804 Distrikt al-Hasaka
al-Arischa العريشة 30 544 Distrikt al-Hasaka
Tell Tamer تل تمر Girê Xurma ܬܠ ܬܡܪ 50 285 Distrikt al-Hasaka
al-Maabada المعبدة Girkê Legê 15.759 Distrikt al-Malikiyya
as-Sabʿa wa-Arbaʿin السبعة وأربعين 14.177 Distrikt al-Hasaka
al-Manadschir المناجير 12.156 Distrikt Raʾs al-ʿAin
ad-Darbasiyya الدرباسية Dirbêsî 8.551 Distrikt Raʾs al-ʿAin
al-Dschawadiyya الجوادية 6.630 Distrikt al-Malikiyya
Mabruka مبروكة 6.325 Distrikt Raʾs al-ʿAin
Tal Safuk تل صفوك 5.781 Distrikt al-Hasaka
at-Tweina التوينة 5.062 Distrikt al-Hasaka
al-Fadghami الفدغمي 5.062 Distrikt al-Hasaka

Distrikte und Unterdistrikte

Bearbeiten

Das Gouvernement ist in vier Distrikte (Mintaqa) unterteilt, hier jeweils farblich unterschieden: al-Malikiyya (gelb), al-Qamischli (blau), Raʾs al-ʿAin (grün) und al-Hasaka (rot), die wiederum in Unterdistrikte (Nahiya) eingeteilt sind.

Literatur

Bearbeiten

Muhammad Talab Hilal (Vorsitzender der politischen Abteilung des Geheimdienstes in Al-Hasaka): Studie über die Provinz Al-Jazeera in nationaler, sozialer und politischer Hinsicht. Ins Deutsche übersetzt und mit einem Vorwort versehen von Dr. Gundî Dilberz, Berlin 2013, ISBN 978-3-942735-43-8. In dieser Studie begründet ein syrischer Geheimdienstoffizier die Notwendigkeit einer diskriminierenden syrischen Staatspolitik gegenüber den Kurden.

Bearbeiten
Commons: Gouvernement al-Hasaka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. acaps.org@1@2Vorlage:Toter Link/www.acaps.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Syriens Kornkammer bleibt leer - SPON
  3. Al Arabiya: Karayilan warnt Erdogan vor Einmarsch in Syrien.
  4. acaps.org@1@2Vorlage:Toter Link/www.acaps.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. توزع السكان والمساكن في محافظة دمشق حسب تعداد ٢ (Memento des Originals vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cbssyr.sy (PDF)
  6. Stateless Kurds in Syria granted citizenship – CNN.com