Gräberfeld von Großörner

Körpergräberfeld einer germanischen Elite aus der späten Völkerwanderungszeit im Mansfelder Land in Sachsen-Anhalt

Koordinaten: 51° 37′ 0″ N, 11° 29′ 24″ O

Gräberfeld von Großörner
p1
f1
Lage Sachsen-Anhalt, Deutschland
Fundort Großörner
Ortsausgang nach Hettstedt
Gräberfeld von Großörner (Sachsen-Anhalt)
Gräberfeld von Großörner (Sachsen-Anhalt)
Wann Spätes 5. Jahrhundert bis frühes 6. Jahrhundert
(Reich der Thüringer)
Wo Großörner, Mansfelder Land/Sachsen-Anhalt
ausgestellt Landesmuseum für Vorgeschichte (Halle), Sammlung

Das altthüringische Gräberfeld von Großörner, ein kleines Körpergräberfeld einer germanischen Elite aus der späten Völkerwanderungszeit, wurde im Mansfelder Land entdeckt und vom Landesmuseum Halle aus untersucht. Das Gräberfeld wird ins späte fünfte Jahrhundert und frühe sechste Jahrhundert n. Chr. datiert. Die hervorragenden Grabbeigaben zweier Elitegräber gaben Anlass, die Bestatteten mit der Königssippe der Thüringer in Verbindung zu bringen. Die Bestattungen verteilen sich auf zwei getrennte Grabgruppen, die als eine des 'Adels' und eine von Abhängigen gedeutet werden.

Fundbeschreibung

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Die ,Adels`-Nekropole auf dem Gebiet der Thüringer, die ins späte fünfte und frühe sechste Jahrhundert datiert, enthält zwanzig Körperbestattungen sowie fünf Tiergräber mit insgesamt sieben Pferden und fünf Hunden.[1] Zwei reiche, schon im sechsten Jahrhundert beraubte Bestattungen werden als Elitegräber ersten Ranges eingestuft.

Altthüringisches Elitegrab (Befund 1)

Die hölzerne Grabkammer mit einem Umfang von 4 mal 4,5 Metern bei einer Tiefe von 1,40 Metern enthielt trotz der antiken Beraubung noch Grabbeigaben ersten Ranges. Fundstücke wie Goldbrokat, ein Ango, eine Saufeder, ein Holzeimer, ein achteckiger Goldbeschlag, besetzt mit Chrysopas und Almandin, zwei Goldhülsen, vielleicht von einer Pferdetrense oder von zwei Messergriffen zeugen vom außerordentlichen Reichtum des Grabes.

Altthüringisches Elitegrab (Befund 19)

Das Knabengrab, eine hölzerne Grabkammer mit einem Umfang von 2,80 mal 3,06 Metern bei einer Tiefe von 2,70 Metern, enthielt trotz Beraubung noch außergewöhnliche Grabbeigaben. Ein goldener Kolbenarmring, Silberknöpfe, eine kostbare Pferdetrense reiternomadischer Provenienz lassen in dem bestatteten Knaben einen Angehörigen der altthüringischen Königsfamilie vermuten. In zwei Grabgruben neben dem Knabengrab waren drei Reitpferde und zwei Jagdhunde begraben. Ein weiteres Grab mit einem Pferd und einem Hund lag in der Nähe.

Altthüringisches Frauengrab reiternomadischer Provenienz

In einem Grab der zweiten Gräbergruppe mit wenig Beigaben lag eine Frau mit künstlich deformiertem Schädel. Das Grab ist bezogen auf die hunnenzeitliche Sitte der Schädelverformung mit der Frauenbestattung von Oßmannstedt vergleichbar.

Pferdetrense reiternomadischer Provenienz

Die Pferdetrense ist die kostbarste der Völkerwanderungszeit in Europa. Sie datiert in die zweite Hälfte des fünften Jahrhunderts. Goldene und silberne gerippte Hülsen über den eisernen Seitenstangen und Almandine an den Endknöpfen der Seitenstangen sowie Silbertauschierung im Eisen und silberne Riemenzwingen für die Zügel bezeugen außerordentlichen Reichtum des Besitzers. Aus dem merowingerzeitlichem Fürstengrab von Krefeld-Gellep aus Gelduba liegt eine ähnliche, 'nur' mit silbernen gerippten Hülsen und Almandin verzierte Trense vor.

Kolbenarmring

Der Kolbenarmring stellt das Knabengrab zu den Elitegräbern von Tournai, Pouan, Wolfsheim, Fürst, Blučina, Apahida und Mezőbánd (in Ungarn).

Ausstellung

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Die hervorragenden Grabfunde aus dem Gräberfeld Großörner sind Teil der Sammlung des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle.

Anmerkungen

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  1. Vgl. Günter Behm-Blancke: Gesellschaft und Kunst der Germanen. Die Thüringer und ihre Welt. Verlag der Kunst, Dresden 1973, S. 114 ff; vgl. Berthold Schmidt: Die späte Völkerwanderungszeit in Mitteldeutschland. Katalog (Nord- und Ostteil). (=Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle 29). Berlin 1975, S. 75–80, Tafel 177; vgl. Berthold Schmidt: Großörner. In: Joachim Herrmann et al. (Hrsg.): Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik Band 2. 1989, S. 555–557.

Literatur

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  • Heiko SteuerGroßörner. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 13, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1999, ISBN 3-11-016315-2, S. 85 f. (kostenpflichtig über GAO, De Gruyter Online).
  • Peter Donat: Die Adelsgräber von Großörner und Stößen und das Problem der Qualitätsgruppe D merowingerzeitlicher Grabausstattungen. In: Jahresschrift für Mitteldeutsche Vorgeschichte 72. Halle an der Saale 1989, S. 185–204.
  • Berthold Schmidt: Thüringische Hochadelsgräber der späten Völkerwanderungszeit. In: Peter Grimm (Hrsg.): Varia Archaeologica. Wilhelm Unverzagt zum 70. Geburtstag dargebracht, Schrift. Sektion Vor- und Frühgeschichte 16. Berlin 1964, S. 195–213.
  • Berthold Schmidt: Die Thüringer. In: Bruno Krüger (Hrsg.): Die Germanen. Geschichte und Kultur der germanischen Stämme in Mitteleuropa. Ein Handbuch in zwei Bänden. Berlin 1986, S. 502–548.
  • Berthold Schmidt: Das Königreich der Thüringer und seine Provinzen. In: Wilfried Menghin, Tobias Springer, Egon Wamers (Hrsg.): Germanen, Hunnen und Awaren. Schätze der Völkerwanderungszeit. Nürnberg 1987, S. 471–512.
  • Berthold Schmidt: Das Königreich der Thüringer und seine Eingliederung in das Frankenreich. In: Die Franken. Wegbereiter Europas. Mainz 1996, S. 285–297.
  • Berthold Schmidt, Jan Bemmann: Körperbestattungen der jüngeren Römischen Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit Mitteldeutschlands. Katalog. (=Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle 61). Halle an der Saale 2008.