Größter gemeinsamer Teiler
Der größte gemeinsame Teiler (ggT) ist die jeweils größte natürliche Zahl , durch die sich zwei oder mehr gegebene ganze Zahlen ohne Rest teilen lassen. Weiterhin sind auch alle (echten) Teiler von dann Teiler aller beteiligten Zahlen, aber nicht die größten Teiler. Ist der größte gemeinsame Teiler , sind die beteiligten Zahlen teilerfremd. In der elementaren Mathematik ist dessen wichtigste Anwendung das Kürzen von Brüchen.
So ist der , da sich sowohl und durch teilen lassen. Der Bruch lässt sich zu kürzen. Die beiden „verbleibenden“ Zahlen und sind nun teilerfremd und lassen sich nicht weiter kürzen.
Sein Pendant ist das kleinste gemeinsame Vielfache (kgV). Beide spielen unter anderem in der Arithmetik, der Algebra und der Zahlentheorie eine Rolle.
Wichtigste Anwendung ist heutzutage die Kryptografie.
Das Konzept des größten gemeinsamen Teilers lässt sich auf Gaußsche Zahlen, Polynome und vieles andere erweitern.
Definition
BearbeitenDer größte gemeinsame Teiler ggT zweier ganzen Zahlen und , von denen mindestens eine ungleich Null ist, ist die größte ganze Zahl , so dass ein Teiler sowohl von als auch von ist. Das heißt, es gibt ganze Zahlen und , so dass
- und
ist und die größte Zahl mit dieser Eigenschaft ist.
Als Operator wird er in deutschsprachigen Texten, (greatest common divisor) in englischsprachigen Texten geschrieben, wobei letztere Schreibweise auch in deutschsprachigen Texten zu finden ist. Eine weitere Bezeichnung ist greatest common factor.
Ist eine der beiden Zahlen und Null, so ist der ggT der absolute Wert der betragsmäßig größeren Zahl:
- ,
da ist und was auch mit und übereinstimmt, wobei hier für für positive und für negative Zahlen steht. Dieser Fall ist weiterhin wichtig für den Abschluss des euklidischen Algorithmus.
Sind beide Zahlen Null, so ergibt letztere Regel
- ,
was wiederum mit und übereinstimmt, auch wenn die Zahl mit dem Begriff größter gemeinsamer Teiler nicht harmonisiert (obwohl es für den ggT gar keiner Division bedarf, siehe Definition).
Diese Definition bzw. Konvention wird meist auch verwendet, da sie einige Konzepte vereinfacht (wie z. B. die Bézout-Identität). Auch die meisten Computeralgebrasysteme, wie z. B. Wolfram Alpha benutzen diese Definition. Einige Autoren lassen jedoch ähnlich wie undefiniert.
Der ggT von und ist ihr größter gemeinsamer positiver Teiler in der Quasiordnung der Teilbarkeit. Das bedeutet, dass die gemeinsamen Teiler von und genau die Teiler ihres ggT sind. Dies wird in der Regel mit Hilfe des Lemma von Euklid, des Fundamentalsatzes der Arithmetik oder des euklidischen Algorithmus bewiesen. Dies ist die Bedeutung von „größte“, die für die Verallgemeinerung des Konzepts des ggT verwendet wird. Dies spielt eine wesentliche Rolle, wenn man die Schulmathematik verlässt und nicht nur Zahlen, sondern komplexere mathematische Konzepte wie Polynome, Funktionen und Matrizen verwendet.
Beispiele
BearbeitenGrößter gemeinsamer Teiler zweier Zahlen
Bearbeiten- hat die Teiler: .
- hat die Teiler: .
- Die gemeinsamen Teiler von und sind: und .
- Der größte gemeinsame Teiler ist :
Größter gemeinsamer Teiler dreier Zahlen
Bearbeiten- hat die Teiler: .
- hat die Teiler: .
- hat die Teiler: .
- Die gemeinsamen Teiler von , und sind: und .
- Der größte gemeinsame Teiler ist :
Größter gemeinsamer Teiler zweier Polynome
BearbeitenDie „Größe“ wird hier gemessen im Polynomgrad.
- Im Ring
- :
- hat die Teiler , . Beide haben den Grad 1.
- hat den Teiler .
- Ergebnis: Der gradmäßig größte gemeinsame Teiler von und ist .
- .
- [3]
- hat die Teiler und .
- hat die Teiler und .
- lässt sich zwar darstellen als . Wegen ist es aber prim im Ring .
- Die gemeinsamen Teiler von und sind im Ring :
- und .
- Ergebnis: Der gradmäßig größte gemeinsame Teiler ist:
- .
- Im Ring
- Die gemeinsamen Teiler von und sind wegen
- , , und .
- Ergebnis: Der größte gemeinsame Teiler im Ring ist:
- .
- Im Ring
- .
Rechenregeln für Zahlen
BearbeitenFür ganze Zahlen und als dem Betrag von gilt:
● | Kommutativgesetz | |||
● | Assoziativgesetz | |||
● | Distributivgesetz | |||
● | ||||
● | ||||
● | ||||
● | ||||
● | für | |||
● | ||||
● | mindestens für | |||
● | ||||
● | ||||
● | ||||
● | Verhältnis zwischen ggT und kgV | |||
● | Ist ein gemeinsamer Teiler von und , dann gilt: teilt und |
für | ||
● | Ist ( und sind kongruent modulo ), dann gilt: |
Aus der genannten Rechenregel ergibt sich speziell . Dies ergibt sich auch daraus, dass jede ganze Zahl (sogar die 0 selbst) wegen Teiler der 0 ist, während umgekehrt 0 keine von 0 verschiedene Zahl teilt.
Hält man eines der beiden Argumente fest, dann ist eine multiplikative Funktion, denn für teilerfremde Zahlen und gilt:
Berechnung des größten gemeinsamen Teilers
BearbeitenBerechnung mittels Primfaktorzerlegung
BearbeitenFür die Berechnung mittels Primfaktorzerlegung zweier Zahlen und verwendet man alle Primfaktoren, die in jeder der beiden Zahlen vorkommen, mit der jeweils kleinsten vorkommenden Potenz.
Gegeben seien die Primfaktorzerlegungen:
mit resp. als den Exponenten des Primfaktors der Zahl resp. der Zahl (für ). Da beide, und , ganze Zahlen sind, sind alle diese Exponenten .
Der berechnet sich zu
mit als dem kleinsten Exponenten des Primfaktors beider Zahlen.
- Beispiel
Gesucht ist der größte gemeinsame Teiler von und .
Die beiden Primfaktorzerlegungen lauten:
Dabei sind die jeweils kleinsten Exponenten in Rot, die anderen (irrelevanten) in Grau gesetzt.
Die jeweils kleinsten Exponenten sind . Daher folgt:
Euklidischer Algorithmus
BearbeitenDie Berechnung der Primfaktorzerlegung großer Zahlen und damit auch die Bestimmung des größten gemeinsamen Teilers über die Primfaktorzerlegungen ist sehr aufwändig bis hin zu praktisch unmöglich. Allerdings benötigt man auch gar nicht die Primfaktoren der beteiligten Zahlen, um den ggT zu bestimmen. Mit dem euklidischen Algorithmus existiert ein effizientes Verfahren, um den größten gemeinsamen Teiler zweier Zahlen zu berechnen. So braucht man von und gar nicht die Primfaktoren zu kennen, um zu erkennen, dass der ist. Über die Primfaktoren-Zerlegung wäre das eine Lebensaufgabe, mit dem euklidischen Algorithmus ist das Ergebnis sofort zu sehen.
Der klassische euklidische Algorithmus (wie von Euklid vor 2300 Jahren beschrieben) berechnet den größten gemeinsamen Teiler, indem er nach einem gemeinsamen „Maß“ für die Längen zweier Linien sucht.[4] Dazu wird die kleinere zweier Längen von der größeren mehrfach abgezogen, bis ein Ergebnis übrig bleibt, das kleiner als die kleinere ist (erste zwei Schritte im Beispiel). Bei einer Differenz von 0 ist man fertig und die kleinere Länge das Ergebnis. Andernfalls wiederholt man dieses Abziehen – jetzt aber mit der kleineren Länge anstelle der größeren und der letzten Differenz anstelle der kleineren Länge (im Beispiel die Schritte drei bis sieben mit dem Rest 13 als der kleineren Länge und 65 als der jetzt größeren). Beispiel für den größten gemeinsamen Teiler von 143 und 65:
Der größte gemeinsame Teiler von 143 und 65 ist somit 13.
Beim modernen euklidischen Algorithmus wird in aufeinanderfolgenden Schritten jeweils eine Division mit Rest durchgeführt, wobei im nächsten Schritt der Divisor zum neuen Dividenden und der Rest zum neuen Divisor wird. Der Divisor, bei dem sich Rest 0 ergibt, ist der größte gemeinsame Teiler der Ausgangszahlen. Beispiel für die Ausgangszahlen 143 und 65:
Somit ist 13 der größte gemeinsame Teiler von 143 und 65.[5] Beide Verfahren sind auch kombinierbar, bei kleineren Unterschieden kann man Subtrahieren, bei größeren die Division/Modulo-Operation verwenden.
In der Programmiersprache C kann der Algorithmus für zwei vorzeichenlose 64-Bit-Ganzzahlen wie folgt formuliert werden:
#include <stdint.h>
uint64_t ggT_Div_Schleife (uint64_t a, uint64_t b)
{
if (a == 0) return b;
if (b == 0) return a;
do {
uint64_t h = a % b;
a = b;
b = h;
} while (b != 0);
return a;
}
Eine Variante mit Rekursion (genauer: Endrekursion) lässt sich so formulieren:
uint64_t ggT_Div_Rekursiv (uint64_t a, uint64_t b)
{
if (a == 0) return b;
if (b == 0) return a;
return ggT_Div_Rekursiv (b, a % b);
}
Beide Versionen erzeugen mit Optimierung durch Auflösung der Endrekursion identischen Code.[6]
Steinscher Algorithmus
BearbeitenNeben dem euklidischen Algorithmus mit Modulo-Operation (bekanntere Version) und dem euklidischen Algorithmus mit rekursiver Subtraktion (ursprüngliche Version von Euklid) gibt es den steinsche Algorithmus als clevere Modifikation des euklidischen Algorithmus mit rekursiver Subtraktion.
Auf aktuellen CPUs[7] läuft der Steinsche Algorithmus etwa dreimal langsamer als euklidischen Algorithmus mit Modulo-Operation.
Er vermeidet Divisionen und erkauft sich das durch viele schlecht vorhersagbare Sprünge. Erstere sind auf aktuelle CPUs mittlerweile relativ schnell (64-Bit-Ganzzahl- wie auch -Gleitkomma-Division: 14 ± 1 Takte Latenz), letztere bremsen aktuelle CPUs massiv aus (falsch vorhergesagter Sprung: 18 ± 3 Straftakte Latenz).
Im Gegensatz zum euklidischen Algorithmus mit rekursiver Subtraktion zeigt er nicht dessen asymptodisch extrem lange Laufzeiten im Worst-Case-Fall, wenn irgendwann bei der rekursiven Berechnung Operanden mit sehr unterschiedlicher Größe entstehen (die zur quasi endlosen rekursiven Subtraktions-Schleifen führen, siehe Kommentare).
Der Knuth-Algorithmus ist der von Donald E. Knuth optimierte Algorithmus auf heutige CPUs angewendet.
Das gemessene Laufzeitverhalten zeigt die folgende Tabelle. Die verwendete Implementierung des ggT der Code darunter. Alle vier Implementierungen liefern die gleichen numerischen Ergebnisse für .
Zahlen- paare |
ggT(64 bit, 64 bit) | ggT(64 bit, 48 bit) | ggT(64 bit, 32 bit) | |||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Euklid (Div) |
Knuth | Stein | Euklid (Sub) |
Euklid (Div) |
Knuth | Stein | Euklid (Sub) |
Euklid (Div) |
Knuth | Stein | Euklid (Sub) | |
103 | 142 | 122 | 462 | 591 | 111 | 113 | 345 | 307 · 103 | 76 | 105 | 317 | 5,0 · 109 |
104 | 142 | 122 | 387 | 1024 | 111 | 113 | 352 | 495 · 103 | 78 | 105 | 322 | 11,9 · 109 |
105 | 142 | 122 | 382 | 800 | 111 | 113 | 348 | 729 · 103 | 78 | 106 | 322 | zu lang*) |
106 | 142 | 122 | 379 | 843 | 111 | 114 | 351 | 520 · 103 | 78 | 106 | 325 | zu lang*) |
107 | 142 | 122 | 380 | 1754 | 111 | 113 | 336 | zu lang*) | 78 | 106 | 322 | zu lang*) |
*) Messung abgebrochen, da Ausführungsdauer zu lang
#include <cstdint>
#include <bit> // für std::countr_zero
#include <algorithm> // für std::swap
using u64 = uint64_t;
// Steinscher Algorithmus
u64 Stein(u64 a, u64 b)
{
if (b==0) return a;
if (b&1)
return a <= b ? Stein(a, b-a) : Stein(b, a-b);
return a&1 ? Stein(a, b>>1) : Stein(a>>1, b>>1)<<1;
}
// Klassischer Euklidscher Algorithmus mit Subtraktion
u64 Euklid_Sub(u64 a, u64 b)
{
while (a != b)
if (a > b) a -= b; // Wenn a ≫ b oder a ≪ b, dauert diese Ausführung längere Zeit.
else b -= a; // Im schlimmsten Fall (UINT64_MAX, 1) mehrere hundert Jahre.
return a;
}
// Euklidscher Algorithmus mit Division
u64 Euklid_Div(u64 a, u64 b)
{
return b ? Euklid_Div(b, a % b) : a;
}
// Hilfsfunktion für Steinscher Algorithmus nach D. E. Knuth (für ab Mitte der 1980er Jahre entwickelte CPU EIN Maschinenbefehl)
unsigned long CountZeros(u64 x) // liefert für x>0 die Position des niedrigsten gesetzten Bits, für x=0 ist das Verhalten irrelevant
{
// return std::countr_zero(x); // ab C++20
// unsigned long ret; ::_BitScanForward64 (& ret, x); return ret;// für Microsoft VS
return __builtin_ffsll(x) - 1; // für GnuC, Clang, ellcc, Intel icc, nvc, zigC++
}
// Steinscher Algorithmus nach D. E. Knuth
u64 Knuth(u64 a, u64 b)
{
if (a == 0 || b == 0) // falls eines oder beide Argumente 0 sind,
return a | b; // ist das andere Argument oder 0 das Ergebnis
unsigned long const zeros = CountZeros(a | b); // LSB-Nullen, werden einmalig bestimmt
a >>= CountZeros(a);
do {
b >>= CountZeros(b);
if (a > b)
std::swap (a, b); // vertausche Variablen, damit immer die kleinere von der größeren Zahl abgezogen wird
b -= a;
} while (b);
return a << zeros;
}
Berechnung mittels Probieren
BearbeitenDie einfachste, aber meist langsamste Methode ist das Probieren:
- Beginnend von der kleinsten der Zahlen (daher sollte diese klein sein) wird abwärts zählend die Teilbarkeit geprüft.
- Teilbar durch 8? 8 ist teilbar, 12 ist nicht teilbar
- Teilbar durch 7? 8 ist nicht teilbar, 12 ist nicht teilbar
- Teilbar durch 6? 8 ist nicht teilbar, 12 ist teilbar
- Teilbar durch 5? 8 ist nicht teilbar, 12 ist nicht teilbar
- Teilbar durch 4? 8 ist teilbar, 12 ist teilbar
- Teilbar durch 6? 6 ist teilbar, 12 ist teilbar
- Teilbar durch 6? 6 ist teilbar, 93099 ist nicht teilbar, da ungerade
- Teilbar durch 5? 6 ist nicht teilbar, 93099 ist nicht teilbar, da nicht auf 0 oder 5 endend
- Teilbar durch 4? 6 ist nicht teilbar, 93099 ist nicht teilbar, da ungerade
- Teilbar durch 3? 6 ist teilbar, 93099 ist offensichtlich teilbar
Berechnung für mehrere Zahlen
Bearbeiten
Berechnung mittels Primfaktorzerlegung
BearbeitenDie Berechnung mittels Primfaktorzerlegung lässt nativ die Berechnung für eine beliebige Menge von Zahlen zu. Man verwendet alle Primfaktoren, die in jeder der Zahlen vorkommen, mit der jeweils kleinsten vorkommenden Potenz.
Gegeben seien die Primfaktorzerlegungen:
mit dem jeweiligen Exponenten des Primfaktors der Zahl ( ).
Der ggT berechnet sich zu (mit dem kleinsten Exponenten des Primfaktors aller Zahlen):
- .
- Beispiel
Gesucht ist der kleinste gemeinsame Teiler von und .
Die Primfaktorenzerlegung lautet, wobei die jeweils kleinsten Exponenten in Rot, die anderen (irrelevanten) in Grau gesetzt sind:
- ,
die kleinsten Exponenten sind . Daher folgt:
- Bemerkung
Bei Anwendung des jeweils größten Exponenten erhält man (analog) das kleinste gemeinsame Vielfache:
- ,
die größten Exponenten sind . Daher folgt:
Das Produkt aus und ist , das der drei Zahlen ist , womit man sieht, dass die Multiplikationsregel für und für mehr als zwei Zahlen nicht gilt.
Berechnung mittels Verkettung
BearbeitenWie wir schon festgestellt haben, ist die Berechnung über die Primfaktorenzerlegung nicht die effizienteste Methode.
Die Berechnung des erfolgt durch Verkettung. Die Reihenfolge (sowohl kommutativ wie assoziativ) ist dabei irrelevant:
Für die Berechnung von berechnet man z. B. zuerst
- und im zweiten Schritt
- .
Der Hintergrund, warum das funktioniert, ist die Eigenschaft des Minimum-Operators:
- , der sich durch das Anwenden auf die Exponenten auf die durchschlägt:
- .
und bezeichnen hier jeweils nichtleere Mengen an ganzen Zahlen, d. h. man kann eine Menge in (sinnvollerweise, aber nicht notwendigerweise echte) nichtleere Teilemengen und mit zerlegen und dann die Operation rekursiv anwenden.
Dies rechtfertigt die Schreibweise .[10]
- Bemerkung
Das Gleiche gilt für das kleinste gemeinsame Vielfache, nur dass hier das Minimum jeweils durch das Maximum (der Exponenten) ersetzt wird.
Berechnen für Polynome
BearbeitenDie Bestimmung des für Polynome läuft auf geschicktes Raten und Polynomdivisionen bzw. auf die Bestimmung der Nullstellen der Polynome hinaus.
Letzteres erfolgt folgendermaßen:
wobei die Menge aller paarweise identischen Nullstellen der beiden Polynome umfasst.
- Beispiel
- .
Die gemeinsamen Nullstellen sind die doppelte Nullstelle und die einfache Nullstelle , weiterhin ist das .
- .
Der rationale Bruch
lässt sich für kürzen zu:
Lemma von Bézout
BearbeitenNach dem Lemma von Bézout lässt sich der größte gemeinsame Teiler zweier ganzer Zahlen und als Linearkombination von und mit ganzzahligen Koeffizienten darstellen:
- mit [11]
Beispielsweise besitzt der größte gemeinsame Teiler von und die folgende Darstellung:
Die Koeffizienten und können mit dem erweiterten euklidischen Algorithmus berechnet werden.
Sonderfälle
BearbeitenFür gerades , ungerades sowie ganzes gilt:
Setzt man eine Primzahl aus zwei echten Summanden zusammen, gilt für diese stets Teilerfremdheit:
- Aus folgt .
Anwendungen
BearbeitenKürzen von Brüchen
BearbeitenBeim Kürzen wird ein gemeinsamer Faktor von Zähler und Nenner eines Bruches entfernt, wobei sich der Wert des Bruches nicht ändert, z. B. . Kürzt man mit dem größten gemeinsamen Teiler von Zähler und Nenner, entsteht ein Bruch, der nicht weiter kürzbar ist.[12] Zum Beispiel ist , also
Ein Bruch mit Zähler und Nenner , bei dem ist, ist nicht weiter kürzbar. Er wird voll gekürzt[13], in der Mathematik vollständig oder maximal gekürzter Bruch genannt. In der englischsprachigen Literatur wird er „Simplified fraction“ oder „Reduced fraction“ genannt.
Zusammenhang zwischen größtem gemeinsamen Teiler (ggT) und kleinstem gemeinsamen Vielfachen (kgV)
Bearbeiten- Satz
- Beweis
- Nachweis für positive ganze Zahlen und , alle anderen Fälle lassen sich analog behandeln. Sei , dann ist auch Teiler des Produkts . Die Zahl enthalte dagegen alle Primfaktoren des Produkts , die nicht enthält. Betrachtet man, wie der aus der Primfaktordarstellung des Produkts aus und berechnet wird, dann folgt . Daraus ergibt sich die obige Gleichung.[14]
Weitere algebraische Strukturen mit ggT
BearbeitenDer Begriff des baut auf dem Begriff der Teilbarkeit auf, wie er in Ringen definiert ist. Man beschränkt sich bei der Diskussion des auf nullteilerfreie Ringe, im kommutativen Fall sind das die Integritätsringe.
Ein Integritätsring, in dem je zwei Elemente einen besitzen, heißt ggT-Ring oder ggT-Bereich. (In einem -Ring haben je zwei Elemente auch ein .)
Im Allgemeinen besitzen solche Ringe keine Halbordnung, die antisymmetrisch ist, wie die ganzen oder die natürlichen Zahlen eine haben. Häufig ist die Teilbarkeitsrelation, die eine Quasiordnung ist, die einzige Ordnungsrelation. Deshalb lässt sich der gegebenenfalls nicht mehr eindeutig als nicht-negativ normieren, sondern nur bis auf Assoziiertheit bestimmen. Zwei Elemente und sind assoziiert, in Zeichen , wenn es eine Einheit mit gibt.
Wir erweitern den Begriff des auf die Menge aller größten gemeinsamen Teiler der Elemente einer Teilmenge eines Ringes , formal:
- .
In Worten: Die Teiler von sind genau die Elemente aus , die alle Elemente aus teilen. Die sind untereinander assoziiert.
Polynomringe
BearbeitenMan kann den z. B. auch für Polynome bilden. Statt der Primfaktorzerlegung nimmt man hier die Zerlegung in irreduzible Faktoren:
Dann ist
Der Polynomring in einer Variablen ist euklidisch. Dort gibt es zur Berechnung des eine Division mit Rest.
Gaußscher Zahlenring
BearbeitenIm gaußschen Zahlenring ist der größte gemeinsame Teiler von und gerade , denn und . Genau genommen ist nur ein größter gemeinsamer Teiler, da alle zu dieser Zahl assoziierten Zahlen ebenfalls größte gemeinsame Teiler sind. (Die Einheiten sind .)
Integritätsringe
BearbeitenIm Integritätsring haben die Elemente
keinen : Die Elemente und sind zwei maximale gemeinsame Teiler, denn beide haben den gleichen Betrag, aber diese zwei Elemente sind nicht zueinander assoziiert. Also gibt es keinen von und .
Die genannten Elemente und haben aber ihrerseits einen , nämlich . Dagegen haben sie kein , denn wenn ein wäre, dann folgt aus der „ggT-kgV-Gleichung“, dass assoziiert zu sein muss. Das gemeinsame Vielfache ist jedoch kein Vielfaches von , also ist kein und die beiden Elemente haben gar kein .
Ist ein Integritätsring und haben die Elemente und ein , dann haben sie auch einen , und es gilt die Gleichung:
Ein euklidischer Ring ist ein Hauptidealring, der ein faktorieller Ring ist, der schließlich ein ggT-Ring ist. Ebenso ist jeder Hauptidealring ein Bézoutring, der wiederum stets ein ggT-Ring ist.
Ein Beispiel für einen nicht-kommutativen ggT-Ring sind die Hurwitzquaternionen.
Analytische Zahlentheorie
BearbeitenIn der elementaren Zahlentheorie gehört der größte gemeinsame Teiler von zwei ganzen Zahlen zu den wichtigsten Grundkonzepten. Man schreibt dort regelmäßig und meint damit dann den positiven , geht also von aus.
In der analytischen Zahlentheorie kann die ggT-Funktion in einer Variablen für festes analytisch zu einer ganzen Funktion fortgesetzt werden. → Siehe Ramanujansumme.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Wolfram Alpha zu ggT(12, 18)
- ↑ Wolfram Alpha zu ggT(12, 18, 30)
- ↑ Wolfram Alpha zu ggT(2x³ + 9x² + 6x + 1, 3x³ + 14x² + 11x + 2)
- ↑ Lambacher Schweizer: Mathematik für Gymnasien 5 Niedersachsen. Klett Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-12-734551-3, S. 197.
- ↑ Schüler-Duden: Die Mathematik I. Dudenverlag Mannheim, 1990, ISBN 3-411-04205-2, S. 100
- ↑ Compiler Explorer
- ↑ C++, Microsoft Compiler, 64 bit-Code, Prozessoren um das Jahr 2020, Intel Cannon Lake, Raptor Lake, AMD ZEN 3, ZEN 4
- ↑ AMD Ryzen 9 3900X, Microsoft VC 2022, Optionen /GL /O2
- ↑ Compiler Explorer
- ↑ Harald Scheid: Einführung in die Zahlentheorie. Klett Verlag, Stuttgart, 1972, ISBN 3-12-983240-8, S. 78.
- ↑ Lemma von Bézout.
- ↑ Lutz Engelmann (Hrsg.): Kleiner Leitfaden Mathematik. Paetec, Berlin 1997, ISBN 3-89517-150-6, S. 51/2.
- ↑ Schüler-Duden: Die Mathematik I. Dudenverlag, Mannheim. Leipzig, Wien, Zürich 1990, ISBN 3-411-04205-2, S. 48.
- ↑ § 4. ggT und kgV. In: math-www.uni-paderborn.de. S. 14.
Literatur
Bearbeiten- Peter Bundschuh: Einführung in die Zahlentheorie. 6. Auflage. Springer, Berlin 2008, ISBN 978-3-540-76490-8.
- Universität Ulm: Elementare Zahlentheorie.
Weblinks
Bearbeiten- Verschiedene Online-Tools zur Primfaktorzerlegung, ggT und kgV.
- Skriptum: (PDF; 1,0 MB) Analytische Fortsetzung des ggT zu einer ganzen Funktion.
- Christian Spannagel: Der Euklidische Algorithmus. Vorlesungsreihe, 2012.
- Christian Spannagel: Der größte gemeinsame Teiler und das kleinste gemeinsame Vielfache. Vorlesungsreihe, 2012.