Grattenauer (Adelsgeschlecht)
Grattenauer (auch Krattenauer, von Krott(e)naurer, Gratenau o. ä.) ist der Name einer alten und in Einzellinien geadelten deutschen Gelehrtenfamilie, deren Ursprünge im 17. Jahrhundert liegen und die zahlreiche Persönlichkeiten vor allem im Bereich der evangelischen Theologie und der Rechtswissenschaften hervorgebracht hat.
Der ungarische Ursprung
BearbeitenÄltester nachweisbarer Namensträger ist Friedrich Grattenauer, Amtshauptmann des Grafen Batthyány in Pinkafeld. Sein Sohn David Friedrich, Kaufmann in St. Gotthard, wurde am 10. November 1660 von Kaiser Leopold I. unter dem Namen von Krottnaurer in den erblichen ungarischen Adelsstand erhoben.
Der Stammvater der deutschen Linien
BearbeitenDavid Friedrichs Sohn Christoph Friedrich Grattenauer (* 19. November 1650 in St. Gotthard, † 16. September 1706 in Stendal) floh infolge der von Leopold I. aktiv betriebenen Gegenreformation nach Sachsen, wo er ab 1675 in Leipzig Theologie studierte. Den ungarischen Adelstitel führte er nicht, da er im Deutschen Reich nicht galt. Allerdings ließ in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine Linie seiner Nachkommen den Namen von Krottnaurer in Preußen anerkennen. Seit 1680 wirkte Grattenauer am Dom zu Stendal, in dem sich auch sein Epitaph befindet. Er heiratete in erster Ehe in eine Berliner, in zweiter Ehe in eine Stendaler Patrizierfamilie ein.
Wappen
BearbeitenDas 1660 verliehene Wappen wird im Adelsdiplom wie folgt beschrieben:
„Ein aufrecht stehender Kriegsschild von himmelblauer Farbe auf grünem, sich weitverbreitendem Felde, auf welchem ein Landwirth in rothem Kleide, mit meerfarbenen Kniehosen und gelben Halblederstiefeln, mit meerfarbenem Gürtel, das Haupt mit einem rothen, heruntergekrempelten Hut bedeckt, in fortschreitender Stellung zu sehen ist, wie er die linke Hand auf die Lenden stützt, in der rechten aber eine volle Weintraube hält und sich nach der rechten Seite des Schildes wendet. Über dem Schilde ein kratikulierter oder geöffneter Kriegshelm mit dem Königsdiademe. Aus demselben ragt bis über die Kniee ein anderer, dem unteren ähnlicher Mann heraus, welcher ebenso die linke Hand auf die Lenden stützt, mit der rechten aber eine Laute oder Harfe zeigt und mit dem Angegebenen geschmückt ist, während sich von der Spitze oder dem Kegel des Helmes hier gelbe und meerfarbene, dort weiße und rothe Borten und Bänder bis über die Ränder verbreiten und das Schild selbst geschmackvoll zieren.“
Bei Siebmacher findet sich folgende Blasonierung: In Silber auf grünem Boden ein stehender, blau gekleideter Mann mit blauer Zipfelmütze, in der Rechten eine blaue Weintraube mit grünen Blättern. Auf dem gekrönten Helm der Mann wachsend, eine goldene Harfe in der Rechten haltend. Die Helmdecken sind blau-silbern.[1]
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Ernst Christoph Grattenauer (1744–1815), Verleger
- Carl Wilhelm Friedrich Grattenauer (1773–1838), Jurist und antisemitischer Autor
- Hugo von Krottnaurer (1851–1915), Unternehmer, Kommunalpolitiker
- Friedrich Grattenauer (1895–1944), Offizier
Quellen
Bearbeiten- Adelsdiplom für David Friedrich Krottnaurer vom 10. November 1660, Abschrift des Kammergerichts Berlin, 17. Juni 1784 in der Staats- und Universitätsbibliothek Breslau, amtliche beglaubigte Kopie vom 17. Dezember 1936, Privatbesitz
- Extractus protocollis incliti comitatus Castriferrei (Auszug aus dem Protokolle der gepriesenen Gespanschaft Eisenberg), 1661, notariell beglaubigte Kopie Szombathely, den 26. Juni 1885, Privatbesitz
- Notiz in: Deutscher Herold (1892), S. 102
- Genealogische Dokumentation der Familie Grattenauer, unveröffentlicht
Literatur
Bearbeiten- Otto Titan von Hefner, Alfred Grenser, George Adalbert von Mülverstedt: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 3 (Blühender Adel deutscher Landschaften unter preußischer Vorherrschaft), 2. Abt., Bd. 1, T. 1: Der blühende Adel des Königreichs Preußen: Edelleute A-L, Nürnberg 1878, S. 220 und Tafel 260 (Digitalisat).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Hefner/Grenser/Mülverstedt (1878), S. 220.