Grenze zwischen dem Iran und der Türkei

grenzt die Staatsgebiete des Irans und der Türkei gegeneinander ab

Die Grenze zwischen dem Iran und der Türkei erstreckt sich über 534 Kilometer zwischen den beiden vorderasiatischen Staaten.[1]

Verlauf der iranisch-türkischen Grenze
 
"Karte der türkisch-persischen Grenze" (1849 bis 1855 erstellt von russischen und englischen Offizieren)

Für den Iran (bis 1935 im internationalen Sprachgebrauch "Persien") liegt die Grenze im Westen und Norden seiner nordwestlichsten Provinz West-Aserbaidschan.

Für die Türkei umfasst der Grenzverlauf etwa ein Fünftel ihrer internationalen Landgrenzen von insgesamt ca. 2650 km. Ihre östlichsten Provinzen bilden die Grenze zum Iran: ganz im Norden Iğdır mit dem höchsten türkischen Berg Ararat, dann Ağrı, dann Van mit dem überwiegenden Teil des Grenzverlaufs, am südlichsten die Provinz Hakkâri.

Die Grenzlinie liegt hauptsächlich in Nord-Süd-Richtung teils auf der Wasserscheide zwischen dem türkischen Vansee und dem iranischen Urmiasee, zwei großen Steppenseen. Im Norden endet sie am Dreiländereck der beiden Staaten mit Aserbaidschan, genauer dessen Exklave Nachitschewan, im Süden am Dreiländereck mit dem Irak, dessen Autonomer Region Kurdistan.

Geschichte

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Im 16. und 17. Jahrhundert trugen in den Osmanisch-Safawidischen Kriegen Persien – der heutige Iran – und die beiden Nachfolgestaaten des osmanischen Reiches Irak und Türkei territoriale Konflikte aus. Im Vertrag von Qasr-e Schirin (auch Vertrag von Zuhab) einigten sich Safawiden und Osmanen am 17. Mai 1639 schließlich über den gegenseitigen Besitzstand. Diese Einigung ist bis auf den Grenzverlauf zwischen Ararat und Aras die Grundlage der heute gültigen Grenzziehung zwischen Iran und der Türkei sowie zwischen Irak und der Türkei. Die Demarkation der Grenzlinie erfolgte durch mehrere Verträge im Verlauf des 19. Jahrhunderts.[2]

Am 23. Februar 2020 erschütterten Erdbeben die Region. Sie hatten eine Stärke von bis zu 5,8 Mw. bzw. 6,0 Mw. Zehn Menschen kamen um ihr Leben, 141 wurden verletzt, mehrere hundert Gebäude zerstört oder beschädigt.

Grenzübergänge

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Es gibt drei offizielle Grenzübergänge.[3]

Gürbulak - Bezarkan

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Panoramabild der Grenze bei Gürbulak (Juni 2011)

Gürbulak - Bezarkan ist der nördliche der drei Übergänge. Er ist der größte Grenzübergang zwischen dem Iran und der Türkei und gilt als einer der meist-frequentierten der Welt. Die hier verlaufende Straße ist gleichzeitig das östliche Ende der Europastraße 80 und der türkischen Schnellstraße D 100, sie gehört zum westlichsten Teilstück des Asian Highway 1 und wird auf iranischer Seite als Iran First Level Road 32 geführt. Die Straße führt hier nach Täbris. Ganz in der Nähe der Grenze mündet in die 32 die Iran First Level Road 12, welche in nordöstlicher Richtung über noch eine weite Strecke an der iranisch-türkischen Grenze entlang führt. Auf türkischer Seite liegt ca. 35 km westlich von Gürbulak die Stadt Doğubeyazıt.

Kapıköy - Razi

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Etwa in der Mitte des Grenzverlaufs liegt auf türkischer Seite das Dorf Kapıköy (türkisch für Türdorf, kurd. Heretil) am Vandoğusu-Gebirge im Landkreis Saray der Provinz Van, mit 3220 Metern Höhe über dem Meeresspiegel einer der höchstgelegenen Orte des Landes. Die türkische D 300 führt auf iranischer Seite weiter nach Khoy.

Bei Kapıköy überquert auch die Bahnstrecke Van–Täbris die Grenze, die einzige Eisenbahnverbindung zwischen dem Iran und der Türkei. Türkischseitig liegt hier der Grenzbahnhof für den internationalen Verkehr; der iranische Grenzbahnhof Razi liegt sechs Streckenkilometer weiter östlich.

Esendere - Serow

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Grenzübergang bei Esendere von türkischer Seite

Im Süden unmittelbar an der Grenze liegt auf türkischer Seite auf 1650 m über dem Meeresspiegel die Kleinstadt Esendere (kurd. Bajirge). Zum dortigen Grenzübergang führt die türkische Schnellstraße D 400, die auf iranischer Seite als Iran First Level Road 16 weiterführt nach Urmia.

Fluchtroute

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Schätzungsweise über hunderttausend Flüchtlinge sind in den vergangenen Jahren vom Iran aus über die lokalen Berge illegal in den Osten der Türkei eingereist, darunter viele aus Afghanistan, Bangladesch, Pakistan oder Syrien.

Nach dem Abzug der US- und NATO-Truppen aus Afghanistan ab Mai 2021 überquerten laut Presseberichten täglich 1000 bis 1500 Flüchtende allein von dort die Grenzlinie. Schleuser nahmen 2500 bis 3000 Dollar pro Kopf für den 3000 Kilometer langen Weg – ein Teil des Geldes diene der Bestechung iranischer und türkischer Grenzpolizei.

Grenzmauer

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Eine von der Türkei geplante und in Teilen schon errichtete Mauer soll die Fluchtbewegungen unterbinden. Auch sollen Kämpfende der von der Türkei als Terrororganisation eingestuften kurdischen Arbeiterpartei (PKK) daran gehindert werden, in der Türkei Operationen durchzuführen, darüber hinaus soll sie den Schmuggel verhindern.

Am 8. August 2017 wurde am nordöstlichen Ende der Grenze bei der aserbaidschanischen Exklave zwischen Armenien und Iran, etwas südwestlich vom größten iranisch-türkischen Grenzübergang Gürbulak - Bezarkan in Anwesenheit des zuständigen Gouverneurs der Provinz Ağrı, Süleyman Elba, mit dem Bau begonnen.[4]

Der Kordon soll entlang der gesamten Grenze aus drei Meter hohen, 2,80 m breiten und sieben Tonnen schweren vorgefertigten Betonteilen errichtet werden. Außerdem werden Beobachtungstürme gebaut und Überwachungskameras installiert. Wie bereits die türkisch-syrische Grenzmauer wird auch diese im Auftrag der nationalen staatlichen Wohnungsbaubehörde Toplu Konut İdaresi Başkanlığı (TOKİ) erstellt.[5]

Laut einer Twitter-Nachricht des ehemaligen türkischen Innenministers Süleyman Soylu vom November 2020 waren bis dahin 81 Kilometer der Mauer entlang der türkischen Provinz Ağrı fertiggestellt; damit waren 150 Kilometer des Bauwerks errichtet.[6]

Siehe auch

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Commons: Grenze zwischen dem Iran und der Türkei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Iran - The World Factbook. Abgerufen am 23. August 2021.
  2. Sabri Ateş: The Ottoman-Iranian Borderlands. Making a Boundary, 1843-1914. Cambridge University Press, New York 2015, ISBN 978-1-107-54577-9, S. 23
  3. indiereisen.de, 22. August 2021
  4. Jürgen Gottschlich: Mauer an der Grenze zum Iran: Erdoğan macht dicht. In: Die Tageszeitung: taz. 9. August 2017, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 22. August 2021]).
  5. Badische Zeitung: Die Türkei baut eine Mauer zum Iran - Ausland - Badische Zeitung. Abgerufen am 22. August 2021.
  6. tagesschau.de: Türkei: Ein Bollwerk an der Grenze zum Iran. Abgerufen am 22. August 2021.