Grisel-Syndrom
Klassifikation nach ICD-10 | |
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M43.6 | Torticollis |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Das Grisel-Syndrom bezeichnet eine Subluxation der Halswirbelsäule im Atlantoaxialgelenk aufgrund einer schmerzbedingten Schonhaltung auf der Grundlage einer Entzündung im Hals-Nasen-Rachen-Bereich.[1]
Synonyme sind Watson-Jones-Krankheit und Torticollis atlantoepistrophealis.
Die Bezeichnung geht auf den Erstbeschreiber, den französischen Chirurgen Pierre Grisel (1869–1959)[2] zurück.[3]
Ursache
BearbeitenDas Grisel-Syndrom kann posttraumatisch, im Rahmen von rheumatischen Erkrankungen, nach Weichteilentzündungen im Nasen-Rachen-Raum wie Mandelentzündung, aber auch nach Operationen im Hals- und Kopfbereich (wie Entfernung der Mandeln oder der Rachenmandeln, Mastoidektomie) auftreten.[4][5]
Klinische Erscheinungen
BearbeitenKlinische Kriterien sind:[1]
- Starke Nackenschmerzen
- Schiefhaltung des Kopfes
- Verschiebung des Atlas zur Seite mit Subluxation
Untersuchungsmethoden
BearbeitenDie Diagnose kann im Röntgenbild vermutet werden, die genauere Darstellung einschließlich der Ursache erfolgt mittels Kernspintomographie.
Differentialdiagnose
BearbeitenAbzugrenzen ist ein Schiefhals anderer Ursache:[2]
- Kongenitaler muskulärer Schiefhals
- Klippel-Feil-Syndrom
- Torticollis bei einseitiger Schwerhörigkeit oder Störung des Gleichgewichtsorgans
- muskulär aufgrund von Verspannungen
Therapie
BearbeitenIn der Regel ist eine konservative Behandlung ausreichend, bei Abszessen erfolgt die operative Revision.
Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist entscheidend, um das Risiko schwerer Folgeerscheinungen zu vermeiden.[5]
Literatur
Bearbeiten- P. Kasten, J. Zeichen, T. Gösling, C. Krettek: Grisels Syndrom – eine unfallchirurgische Rarität. In: Der Unfallchirurg. Bd. 105, Nr. 6, Juni 2002, S. 565–568, ISSN 0177-5537. PMID 12132197.
- H. J. Teske, H. Chüden: Die Atlasverschiebung als Folgezustand entzündlicher Veränderungen oder operativer Eingriffe im Nasen-Rachen-Raum. In: Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen und der Nuklearmedizin. Bd. 113, Nr. 4, Oktober 1970, S. 519–522, ISSN 0015-8151. PMID 5534478.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b B. Leiber: Die klinischen Syndrome. Syndrome, Sequenzen und Symptomenkomplexe. Herausgegeben von G. Burg, J. Kunze, D. Pongratz, P. G. Scheurlen, A. Schinzel, J. Spranger, 7. Auflage. Urban & Schwarzenberg 1990, ISBN 3-541-01727-9
- ↑ a b Lexikon-Orthopädie
- ↑ Grisel, P.: Enucléation de l'atlas et torticollis naso-pharyngien. In: Ref. Zbl. Chir., Bd. 58, 1931, S. 432.
- ↑ Leitfaden Grisel-Syndrom
- ↑ a b Natalia Żuchowska, Wacław Kopala: Pseudo-Grisel's syndrome as a complication of adenotonsillectomy. In: Polish Annals of Medicine. Band 26, Nr. 1, 2019, S. 51, doi:10.29089/2017.17.00061. Zusammenfassung.