Große Fässchenschnecke

Art der Gattung Orcula

Die Große Fässchenschnecke (Orcula dolium), auch Große Tönnchenschnecke genannt, ist eine Schneckenart aus der Familie der Fässchenschnecken (Orculidae), die zur Unterordnung der Landlungenschnecken (Stylommatophora) gerechnet wird.

Große Fässchenschnecke

Große Fässchenschnecke (Orcula dolium)

Systematik
Unterordnung: Landlungenschnecken (Stylommatophora)
Überfamilie: Pupilloidea
Familie: Fässchenschnecken (Orculidae)
Unterfamilie: Orculinae
Gattung: Orcula
Art: Große Fässchenschnecke
Wissenschaftlicher Name
Orcula dolium
(Draparnaud, 1801)

Merkmale

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Das Gehäuse misst 6,7–9 mm in der Höhe und 3 bis 3,6 mm im Durchmesser. Es ist dick walzenförmig mit einem flachkonischen Apex. Es sind 8 bis 10,5 flach gerundete, langsam zunehmende Windungen vorhanden. Die letzte Windung steigt zur Mündung hin langsam an. Die Mündung ist rundlich mit einem breit umgeschlagenen Rand. Der Mundsaum ist in der Parietalregion jedoch unterbrochen, an den anderen Stellen lippig verdickt. In die Mündung ragen drei Lamellen hinein, zwei an der Spindelseite („Columellarfalten“ oder Spindelfalten), eine kräftige Falte an der Mündungswand („Parietalfalte“). Die Spindelfalten reichen nicht bis an den Mündungsrand heran; meist ist die obere Spindelfalte etwas schwächer als die untere Spindelfalte. Sie sind aber in der Mündungsansicht gut sichtbar. Die Farbe des Gehäuses variiert von gelblichbraun bis rötlichbraun; es ist nur schwach durchscheinend. Es ist fein und unregelmäßig gestreift; oft ist es auch schwarz verkrustet. Vor allem Jungtiere kleben zur Tarnung Kotpillen auf die Umgänge. In lokalen Populationen können die Maße des Gehäuses stark variieren.

Im männlichen Genitaltrakt tritt der wenig gewundene Samenleiter apikal in den Epiphallus ein. Noch vor dem Eintritt in den Epiphallus setzt ein kleiner Muskelstrang an. Der Epiphallus ist nach dem Eintritt des Samenleiters zunächst verdickt, danach etwas eingeschnürt. Im weiteren Verlauf schwillt der Epiphallus nochmals an. Das letzte Drittel vor dem Übergang in den Penis ist deutlich dünner. Am Übergang Epiphallus/Penis setzt der Retraktormuskel an. Außerdem ist an dieser Stelle ein plumper Bildsack (Caecum) ausgebildet. Der Penis ist weniger als halb so lang wie der Epiphallus, aber so lang oder etwas länger als der Blindsack. Im weiblichen Trakt des Genitalapparates zweigt der Samenleiter bereits sehr distal vom Eisamenleiter ab. Der freie Eileiter ist daher im Verhältnis zur Vagina sehr viel länger, etwa dreimal so lang. Das Atrium ist sehr flach.

Ähnliche Arten

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Das Gehäuse ist etwas größer und etwas bauchiger als das Gehäuse der Schlanken Fässchenschnecke.

Geographische Verbreitung und Lebensraum

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Die Art ist im Wesentlichen in den Alpen (Ostfrankreich, Norditalien, Schweiz, Deutschland, Österreich, Slowenien und Kroatien) und Karpaten (Nordungarn, Südpolen, Slowakei, Tschechien) beheimatet. Etwas aus dem Rahmen fallen die Vorkommen im französischen und schweizerischen Jura, in Südwestdeutschland (Südschwarzwald, Kaiserstuhl), das Vorkommen in Südungarn und ein kleines Vorkommen in Nordkroatien, das bereits eindeutig den Dinariden zuzurechnen ist. Das angebliche sehr große Verbreitungsgebiet bis in die Westukraine und auf die Krim, Rumänien, in Spanien, Italien (außerhalb der Alpen), Zentralasien, Tunesien, Äthiopien and Nordiran beruht auf Fehlbestimmungen[1].

Die Tiere leben im Wald, an Schutthängen, im Geröll und in der Bodenstreu hauptsächlich in höheren Lagen an trockenen, sonnigen, wie auch schattigen, feuchten Hängen auf kalkigem Untergrund. In der Schweiz steigt die Art bis auf 2220 m an[2].

Taxonomie

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Das Taxon wurde 1801 von Jacques Philippe Raymond Draparnaud als Pupa dolium erstmals beschrieben[3]. Es ist die Typusart der Gattung Orcula Held, 1838. Derzeit werden eine ganze Reihe von Unterarten unterschieden:[4]

  • ?Orcula dolium brancsikii Clessin, 1887[5]
  • Orcula dolium dolium (Draparnaud, 1801)
  • Orcula dolium edita Ehrmann, 1933 (Alpen-Tönnchenschnecke[6])
  • Orcula dolium gracilior S. Zimmermann, 1932 (Zierliche Tönnchenschnecke[7])
  • Orcula dolium infima Ehrmann, 1933 (Dicke Tönnchenschnecke[7])
  • Orcula dolium minimum (Brancsik, 1887)[8]
  • Orcula dolium pseudogularis A.J. Wagner, 1912 (Falsche Tönnchenschnecke[7])
  • Orcula dolium raxae E. Gittenberger, 1978 (Rax-Tönnchenschnecke[6])

Möglicherweise ist Orcula dolium brancsikii Clessin, 1887 eine eigenständige Art. Peter Reischütz fand dieses Taxon zusammen mit einer kleinen Form der Großen Fässchenschnecke (Orcula dolium minimum (Brancsik, 1887)), ohne Übergangsformen an der Typuslokalitat von brancsikii Clessin, 1887. Er behandelt Orcula brancsikii daher als eigenständige Art[8].

Gefährdung

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Insgesamt gesehen ist die Art aufgrund ihres großen Verbreitungsgebietes und ihrer Häufigkeit nicht gefährdet[9]. In Bayern wird die Art als potenziell gefährdet angesehen, da sie selten ist und auf ein vergleichsweise kleines Gebiet in Bayern beschränkt ist. Auch in der Schweiz wird die Art als potenziell gefährdet angesehen[2]. In Baden-Württemberg ist sie eine Art der Vorwarnliste[10].

In Österreich stehen zwei Unterarten auf der Roten Liste. Die Unterart, Orcula dolium gracilior wird als gefährdet eingestuft, Orcula dolium infima gilt sogar als stark gefährdet[9]. In Deutschland ist sie in der Gefährdungskategorie R – Extrem selten gelistet[11].

Literatur

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  • Klaus Bogon: Landschnecken Biologie, Ökologie, Biotopschutz. 404 S., Natur Verlag, Augsburg, ISBN 3-89440-002-1, S. 112–113.
  • Rosina Fechter, Gerhard Falkner: Weichtiere. 287 S., Mosaik-Verlag, München 1990 (Steinbachs Naturführer 10) ISBN 3-570-03414-3 (S. 146)
  • Edmund Gittenberger: Beiträge zur Kenntnis des Pupillacea VIII. Einiges über Orculidae. Zoologische Verhandelingen, 163: 3–44, 1978 (PDF).
  • Jürgen H. Jungbluth und Dietrich von Knore: Trivialnamen der Land- und Süßwassermollusken Deutschlands (Gastropoda et Bivalvia). Mollusca, 26(1): 105–156, Dresden 2008 ISSN 1864-5127
  • Michael P. Kerney, R. A. D. Cameron & Jürgen H. Jungbluth: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. 384 S., Paul Parey, Hamburg & Berlin 1983, ISBN 3-490-17918-8 (S. 99)
  • Francisco W. Welter-Schultes: European non-marine molluscs, a guide for species identification = Bestimmungsbuch für europäische Land- und Süsswassermollusken. A1-A3 S., 679 S., Q1-Q78 S., Planet Poster Ed., Göttingen 2012, ISBN 3-933922-75-5, ISBN 978-3-933922-75-5 (S. 144)
  • Vollrath Wiese: Die Landschnecken Deutschlands. 352 S., Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2014, ISBN 978-3-494-01551-4 (S. 84)

Einzelnachweise

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  1. Barna Páll-Gergely, Tamás Deli, Atanas Irikov, Josef Harl: Subgeneric division of the genus Orcula Held 1837 with remarks on Romanian orculid data (Gastropoda, Pulmonata, Orculidae). Zookeys, 301: 25–49, 2013 doi:10.3897/zookeys.301.5304
  2. a b Bundesamt für Umwelt: Rote Liste Weichtiere (Schnecken und Muscheln) Gefährdete Arten der Schweiz, Stand 2010. Bundesamt für Umwelt BAFU und vom Schweizerisches Zentrum für die Kartografie der Fauna, Bern, 2012 PDF (Memento des Originals vom 22. August 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bafu.admin.ch
  3. Jacques Philippe Raymond Draparnaud: Tableau des mollusques terrestres et fluviatiles de la France. - pp. [1-2], 1-116. Montpellier, Paris. (Renaud; Bossange, Masson & Besson, 1801 Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 58/9).
  4. Fauna Europaea
  5. Stephan Clessin: Die Molluskenfauna Oesterreich-Ungarns und der Schweiz. In: Stephan Clessin: Die Mollusken-Fauna Mitteleuropa's, Band 2, II + 860 S., Bauer & Raspe, Nürnberg, 1887 Online bei www.archive.org (S. 236/7)]
  6. a b Paul Mildner, Ursula Rathmayr: Rote Liste der Weichtiere Kärntens (Mollusca). In: Werner E. Holzinger, Paul Mildner, Thusnelda Rottenburg, Christian Wieser (Hrsg.): Rote Listen gefährdeter Tiere Kärntens (= Naturschutz in Kärnten. Band 15). Klagenfurt 1999, S. 643-662, hier S. 648 (zobodat.at [PDF]).
  7. a b c Rote Listen gefährdeter Tierarten. Umweltbundesamt Österreich, abgerufen am 18. August 2023.
  8. a b Peter L. Reischütz: Zur Kenntnis der Genitalmorphologie von Orcula brancsikii Clessin 1887 (Gastropoda: Stylommatophora: Pupillacea). Nachrichtenblatt der Ersten Vorarlberger Malakolosischen Gesellschaft, 3: 30-33, Rankweil, 1995 PDF.
  9. a b Orcula dolium in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013.2. Eingestellt von: Falkner, G. & von Proschwitz, T., 2010. Abgerufen am 15. Februar 2014.
  10. Manfred Colling, Gerhard Falkner, Klaus Groh, Jürgen H. Jungbluth, Matthias Klemm, Hans-Jörg Niederhöfer, Wolfgang Rähle, Günter Schmid: Rote Liste und Artenverzeichnis der Schnecken und Muscheln Baden-Württembergs 2008 PDF
  11. J. H. Jungbluth, D. von Knorre (unter Mitarbeit U. von Bössneck, K. Groh, E. Hackenberg, H. Kobialka, G. Körnig, H. Menzel-Harloff, H.-J. Niederhöfer, S. Petrick, K. Schniebs, V. Wiese, W. Wimmer, M. L. Zettler): Rote Liste der Binnenmollusken [Schnecken (Gastropoda) und Muscheln (Bivalvia)] in Deutschland. Mitteilungen der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft, 81: 1-28, Frankfurt/M. 2009 PDF (Memento des Originals vom 16. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dmg.mollusca.de (1,3 MB)
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