Guderian-Plan
Beim sogenannten Guderian-Plan[1] handelt es sich um einen im Herbst 1944 entwickelten Plan zur Wiederherstellung und zum Ausbau der Ostbefestigungen des Deutschen Reiches. Der Plan wurde nach seinem Initiator Generaloberst Heinz Guderian benannt.[2]
Generaloberst Heinz Guderian ließ, in seiner Funktion als Chef des Generalstabs des Heeres, im Herbst 1944 einen Plan für den möglichen Ausbau der deutschen Ostbefestigungen ausarbeiten. Dies geschah angesichts der Tatsache, dass sowjetische Truppen im Zuge der Operation Bagration im Sommer 1944 bis an die Weichsel und an die Reichsgrenze in Ostpreußen vorgestoßen waren. Den Plan fertigte Guderian zusammen mit dem General der Pioniere Alfred Jacob an. Er umfasste die Wiederbewaffnung des Oder-Warthe-Bogens (Ostwall), den Aufbau von Verteidigungslinien entlang der Oder (Oderstellung), Weichsel und Netze, den Aufbau des Pommernwalls und der Samlandbefestigungen inklusive der Befestigung der Stadt Königsberg. Des Weiteren wurden Befestigungsanlagen in Glogau, Breslau, Posen und Danzig sowie auf der Halbinsel Hela und der Öxhöfter Kämpe bei Gdingen, zu der Zeit Gotenhafen genannt, aufgebaut bzw. instand gesetzt. Zur Durchführung dieser Bauten wurde der Befestigungsstab des Generalstabes wiedereingerichtet und unter das Kommando von Oberstleutnant Thilo gestellt. Der Ausbau der Festungen und Schanzen erfolgte durch den Masseneinsatz von Freiwilligen und zwangsverpflichteten Zivilisten sowie der Hitlerjugend.[3]
Zur Bemannung dieser Festungen wurden 100 Festungsinfanterie-Bataillone sowie 100 Festungsbatterien aufgestellt. Im Zuge der Ardennenoffensive wurden jedoch auf Befehl Hitlers 80 % dieser Truppen an die Westfront verlegt, so dass während des Beginns der sowjetischen Großoffensive im Januar 1945 die Festungen nur mit rund 20 % der geplanten Personalstärke bemannt waren. Zur Armierung der Festungen waren Tausende noch in deutschen Heereszeugämtern eingelagerte funktionsfähige Beutegeschütze vorgesehen. Diese Bewaffnung wurde jedoch auf Befehl Generaloberst Alfred Jodls ebenfalls an die Westfront abgezogen, so dass nur wenige Geschütze größeren Kalibers in die Ostbefestigungen eingebaut werden konnten. In Massen wurden lediglich Flakgeschütze in die improvisierten Stellungen eingebaut. Die Bevorratung der Festungen war für die Dauer von drei Monaten eingerichtet.[4]
Betrachtet man die Wirkungen dieser Festungen im Nachhinein, so kann festgestellt werden, dass diese zum Teil den Vormarsch der Roten Armee deutlich abgebremst haben, wenn sie ihn auch nicht aufhalten konnten. Die Festungen des Oder-Warthebogens fielen sehr schnell, während andere Festungen wie Königsberg, Danzig, Glogau oder Breslau (bis zur Kapitulation im Mai 1945) länger aushielten. Am längsten hielten die Festungen von Glogau (Belagerung von Glogau) und Breslau (Belagerung von Breslau) den Angriffen der Roten Armee stand. Festzuhalten bleibt, dass die Befestigungen durch das Abbremsen des sowjetischen Vormarsches den Krieg deutlich verlängerten, was eine erhebliche Zahl zusätzlicher (Todes-)Opfer mit sich brachte, aber auch vielen Millionen Flüchtlingen, insbesondere aus Schlesien, Pommern, West- und Ostpreußen, die Flucht ermöglichte. Hierzu zählt auch das Offenhalten von Landverbindungen und Seehäfen (Unternehmen Hannibal) für einen gewissen Zeitraum.[5]
Literatur
Bearbeiten- Karl J. Walde: Guderian. Ullstein 1979, Frankfurt am Main / Berlin / Wien, ISBN 3-548-33004-5.
- Dermot Bradley: Generaloberst Heinz Guderian und die Entstehungsgeschichte des modernen Blitzkrieges. Biblio, Osnabrück 1986, ISBN 3-7648-1486-1.
- Gerd F. Heuer: Die Generalobersten des Heeres. Inhaber höchster deutscher Kommandostellen. Moewig, Rastatt 1988, ISBN 3-8118-1049-9, S. 71–78.
- Florian K. Rothbrust: Guderian’s XIXth Panzer Corps and the Battle of France. Breakthrough in the Ardennes, May 1940. Praeger, New York NY 1990, ISBN 0-275-93473-X, (englisch).
- Kenneth Macksey: Guderian der Panzergeneral. Biografie. Kaiser, Klagenfurt 1994, ISBN 3-7042-3037-5.
- Heinz Guderian: Erinnerungen eines Soldaten. 14. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1995, S. 171 ff.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Kenneth Macksey: Guderian der Panzergeneral. Biografie. Kaiser, Klagenfurt 1994, ISBN 3-7042-3037-5, S. 81.
- ↑ Gerd F. Heuer: Die Generalobersten des Heeres. Inhaber höchster deutscher Kommandostellen. Moewig, Rastatt 1988, ISBN 3-8118-1049-9, S. 71–78.
- ↑ Heinz Guderian: Erinnerungen eines Soldaten. 14. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1995, S. 174 ff.
- ↑ Heinz Guderian: Erinnerungen eines Soldaten. 14. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1995, S. 169 f.
- ↑ Heinz Guderian: Erinnerungen eines Soldaten. 14. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1995, S. 176 ff.