Gudrun-Pausewang-Platz
Der Gudrun-Pausewang-Platz (Hannover, ehemals Continentalplatz genannt,[1] ist ein Anfang des 20. Jahrhunderts angelegter Platz vor dem Industriekomplex[2] der Continental-Caoutchouk- und Gutta-Percha-Compagnie,[3] der späteren Continental AG im hannoverschen Stadtteil Vahrenwald. Der 1911 als öffentlicher Raum angelegte Platz[2] entstand im Dreieck der Verkehrswege Grenzweg, Philipsbornstraße und Ritterstraße.[3] Er ist heute mit einem Spielplatz ausgestattet und erhielt 2021 den Namen der Kinderbuchautorin Gudrun Pausewang.[1]
) inGudrun-Pausewang-Platz | |
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Platz in Hannover | |
Basisdaten | |
Ort | Hannover |
Ortsteil | Vahrenwald (Hannover) |
Angelegt | 1911 |
Einmündende Straßen | Grenzweg, Philippsbornstraße, Ritterstraße |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußverkehr, Radverkehr, Spielplatz |
Platzgestaltung | Grünfläche |
Geschichte
BearbeitenZur Zeit des Nationalsozialismus wurde in den Anfangsjahren des Zweiten Weltkrieges im Zuge des Führer-Sofortprogramms zwischen November 1940 und Ende 1941 unter dem für Luftschutzbunker im Gebiet der Stadt Hannover zuständigen Stadtbaurat Karl Elkart unterhalb des Continentalplatzes ein Tiefbunker gebaut. Die sechs Bunker dieser Bauart in Hannover wurden alle in Zwangsarbeit durch Kriegsgefangene erbaut.[4] Derjenige unter dem Continentalplatz sollte bis zu 501 Schutzsuchenden Platz bieten.[5] Während der Luftangriffe auf Hannover kam es am Continentalplatz zu einem der größten Verluste von Menschenleben im Zusammenhang mit hannoverschen Luftschutzbunkern: In der Nacht des großen Feuersturms vom 8. auf den 9. Oktober 1943 versammelte sich noch nach der Schließung der Türen der unterirdischen Anlage eine große Menschenmenge außerhalb der Eingänge und schrie, hereingelassen zu werden. Doch der Bunker-Aufseher im Inneren verweigerte das erneute Öffnen der Türen. Als die Insassen später von Rettungskräften herausgeführt wurden, führte ihr Weg sie an zahlreichen verkohlten und zusammengeschrumpften Leichen vorbei.[6]
In der Nachkriegszeit und im Zuge des Kalten Krieges wurden zum Schutz der hannoverschen Zivilbevölkerung 35 öffentliche Zivilschutzanlagen im Rahmen der Schutzbauprogramme der Bundesrepublik hergerichtet: Diese Anlagen zum Schutz von insgesamt 38680 Menschen waren in drei Gruppen eingeteilt; für eine Verweil- und Nutzdauer von bis 14-Tagen, bis zu 10 Stunden und – wie im Fall der Anlage unter dem Continentalplatz – für einen Aufenthalt bis maximal 3 Stunden.[7]
Heute zeigt sich der Continentalplatz oberirdisch vor allem als Spielplatz für Kinder.[8] Am 27. Mai 2021 wurde nach einem zuvor mit großer Zustimmung im Bezirksrat Vahrenwald-List getroffener Beschluss zur Umbenennung des Platzes nach der Kinderbuchautorin Gudrun Pausewang umgesetzt: Bezirksbürgermeisterin Irma Walkling-Stehmann und der Vorsitzende der SPD-Bezirksratsfraktion Thomas Bechinie enthüllten das neue Straßenschild mit einer erläuternden Legendentafel. Ein Grund für die Umbenennung war, den Namen Continentalplatz mit der Verlagerung der Zentrale des Continental-Konzerns mitzuführen an die Hans-Böckler-Allee.[1]
Literatur
Bearbeiten- Michael Foedrowitz: Beten in Beton ... Die Geschichte hannoverscher Luftschutzbunker in Krieg und Frieden (= Hefte zur Zeitgeschichte), Beiheft zur Ausstellung im Stadtarchiv Hannover, o. O. [Hannover], o. J. [1997]
- Michael Foedrowitz: Bunkerwelten. Luftschutzanlagen in Norddeutschland. Ch. Links, Berlin 1998, ISBN 3-86153-155-0, S. 11 u.ö.
- Michael Foedrowitz: Air Raid Shelters in Hannover (in englischer Sprache), in: After the Battle Nr. 124, passim; als PDF-Dokument
Weblinks
Bearbeiten- Hannover, Tiefbunker Continentalplatz/Ritterstr. auf der Seite geschichtsspuren.de
- Bunker Continentalplatz auf der Seite luftschutzbunker-hannover.de
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c o. V.: Umbenennung des Continentalplatzes, illustrierte Erläuterung auf der Seite vom SPD-Ortsverein Vahrenwald-List vom 7. Juni 2021, abgerufen am 15. Juni 2021.
- ↑ a b Helmut Zimmermann: Continentalplatz, in ders.: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 55
- ↑ a b Vergleiche das Adressbuch Hannover von 1942, Teil II, S. 46; auch als Digitalisat bei Wikimedia Commons
- ↑ Stefan Kleinschmidt: Bombenschutz, Hotel, Kunst-Center: eine kurze Geschichte des Luftschutz-Tiefbunkers unter dem Klagesmarkt (1940–2013), in: Hannoversche Geschichtsblätter, S. 19–42; hier: S. 21f.
- ↑ o. V.: Aus der Stadt / Klagesmarkt / Der Bombensichere wird gesprengt. Artikel auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 15. Juli 2013, abgerufen am 23. April 2018.
- ↑ Michael Foedrowitz: Air Raid Shelters in Hannover (in englischer Sprache), in: After the Battle Nr. 124, passim; als PDF-Dokument
- ↑ o. V.: Zivilschutzanlagen / Öffentliche Zivilschutzanlagen in der Landeshauptstadt Hannover auf der Seite des Vereins Vorbei e.V. [ohne Datum], abgerufen am 23. April 2018.
- ↑ o.V.: Spielplätze ... / Stadtbezirk Vahrenwald/List ( des vom 10. Mai 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf der Seite des Bürger-Beratungs-Systems Hannover im Rahmen des e-government der Landeshauptstadt Hannover, [ohne Datum], abgerufen am 23. April 2018.
Koordinaten: 52° 23′ 22,5″ N, 9° 43′ 57,2″ O