Gunnar Dedio

deutscher Filmproduzent und Autor

Gunnar Dedio (* 16. November 1969 in Rostock) ist ein deutscher Filmproduzent und Medienunternehmer. Er ist Gründer und Geschäftsführer der Filmproduktionsfirma LOOKSfilm. 2019 übernahm er das Archiv von Progress Film[1][2].

Gunnar Dedio wuchs in Rostock auf und besuchte dort die 35. POS Albin Köbis sowie die Herder Oberschule, die intensiv Russisch, Englisch und Französisch lehrten. Als langjähriger Schüler Peter Heidrichs genoss Dedio eine weltoffene Erziehung und interessierte sich schon früh für Psychologie und Geschichte. Nach dem Mauerfall zog es Dedio nach Frankreich, dort studierte er Moderne Literaturwissenschaften an der Universität Avignon.[3] Während dieser Zeit begegnete er 1992 Fernand Meyssonnier, dem letzten Henker Frankreichs. Fasziniert von dessen Geschichte entstand der Dokumentarfilm Henker – Der Tod hat ein Gesicht (2001) sowie das Buch Die letzten Henker (2002).[4]

Dedio, während seines Studiums zunächst für deutsche Zeitungsverlage tätig, gründete 1994 einen eigenen Zeitungsverlag, sowie 1995 die Filmproduktionsfirma LOOKSfilm in Rostock. Mittlerweile ist LOOKSfilm in Leipzig, Berlin und Hannover vertreten und produziert Serien und Spielfilme für VoD-Plattformen, Kino und das Fernsehen.[5]

Parallel zu seiner Arbeit als Produzent und Geschäftsführer führte Dedio sein Executive Training an die INSEAD und ans IMD. An der INSEAD studierte er bei Manfred F.R. Kets de Vries, Roger Lehman und Eric van der Loo und absolvierte 2016 den Executive Master in Consulting and Coaching for Change (EMCCC Wave 21)[6].

An der Hochschule Hannover im Masterstudiengang Fernsehjournalismus, der Hochschule Mittweida und anderen Universitäten lehrt Dedio regelmäßig Filmproduktion.

Produzent

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Mit seiner Produktionsfirma LOOKSfilm ist Dedio auf internationale Koproduktionen zu historischen Themen spezialisiert. Er arbeitete von Anfang an eng mit den französischen Sendern Arte, Les Films d‘Ici, Teleimages, Lagardère, ZADIG und weiteren französischen Sendern und Produzenten zusammen.[7]

2008 etablierte seine Produktionsfirma eine eigene Archivabteilung, die neben Recherche und Rechtehandel von 2011 bis 2016 für den Vertrieb von British Pathé zuständig war.

International bekannt wurde Dedio mit der Dokuserie Damals in der DDR (2004), für die er 2005 unter anderem den Adolf-Grimme-Preis erhielt.[8]

2011 produzierte LOOKSfilm die von Dedio und Regisseur Jan Peter entwickelte dokumentarische Dramaserie 14 – Tagebücher des Ersten Weltkriegs (2014). Sie ist die erste deutsche Serie, für die Netflix US die Lizenzrechte erwarb. Dedio initiierte bei dieser Serienproduktion zudem eine multimediale Kooperation mit Museen, Verlagen und Onlinemedien.[9]

2014 produzierte Dedio die erste historische Dokuserie über den Ersten Weltkrieg für Kinder Kleine Hände im Großen Krieg (2014)[10], deren Fortsetzung Der Krieg und ich (2019) mit dem Goldenen Spatzen 2018 ausgezeichnet wurde[11].

Krieg der Träume (2018), die Fortsetzung von 14-Tagebücher des Ersten Weltkriegs, wurde ebenfalls von Dedio und Jan Peter entwickelt und federführend von LOOKSfilm produziert. Die Serie über die Zwischenkriegszeit entstand in Zusammenarbeit mit 23 internationalen Sendern und wurde im September 2018 auf Arte erstausgestrahlt.[12] Sie war Bestandteil des transnationalen Projekts Clash of Futures, welches sich international und medienübergreifend der Zwischenkriegszeit widmete[13]. Vom Rolling Stone wurde die Serie im Dezember 2018 unter die Top Ten der beliebtesten deutschen Serien aller Zeiten gewählt[14].

Seit 2010 produziert Dedio neben Dokumentationen auch Spielfilme, wie beispielsweise die mehrfach ausgezeichneten Koproduktionen Michael Kohlhaas (2013) mit Mads Mikkelsen und Bruno Ganz[15], Licht (2017) mit Maria Dragus und Devid Striesow[16] und Die Sanfte von Sergei Loznitsa[17].

The Cuba Libre Story (2016),[18] Age of Tanks (2017)[19] Bobby Kennedy for President (2018)[20], Colonia Dignidad: Eine deutsche Sekte in Chile[21] und Dig Deeper: Das Verschwinden von Birgit Meier[22] sind weitere Produktionen und Koproduktionen von Dedio in Zusammenarbeit mit Netflix.

Soziales Engagement

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Zusammen mit der AWO Rostock, Prof. Henning Wode und dem Institut français rief Dedio 1995 die den auf dem Prinzip der Immersion beruhenden zweisprachigen Kindergarten Rappelkiste mit dem Ziel ins Leben, Mehrsprachigkeit und alternative Perspektiven bereits im Kindesalter zu fördern[23].

Von 1998 bis 2008 engagierte sich Dedio in Kooperation mit der GTZ und dem DED im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Im Auftrag der GTZ produzierte Dedio in Peru eine Dokumentation über Lösungsansätze im Bereich der Trinkwasserversorgung. In Zusammenarbeit mit der GTZ in Botswana leitete Dedio ein mehrjähriges Ausbildungsprogramm für Mediengestalter in Gaborone[24]. In Kooperation mit dem DED führte Dedio eine Social Marketing Kampagne für HIV Awareness in Tansania mit Hilfe von vor Ort produzierten TV-Spots durch[25][26].

Filmografie

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Sachbücher

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Auszeichnungen (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. Neue Rechercheplattform online. Die Projektleitung liegt in den Händen des Filmproduzenten Gunnar Dedio. 19. Dezember 2019, abgerufen am 13. August 2024.
  2. Gunnar Dedio, CEO (LOOKSfilm), Jury Archive Award Expert*in Marktplatz. Abgerufen am 13. August 2024.
  3. Grimme-Preis 2005 – Gunnar Dedio. In: grimme-preis.de. Archiviert vom Original am 19. Januar 2022; abgerufen am 5. September 2024.
  4. Helmut Ortner: Das Buch vom Töten: Über die Todesstrafe. Zu Klampen Verlag, ISBN 978-3-86674-227-7.
  5. Gunnar Dedio auf IMDb. Abgerufen am 11. März 2019 (englisch).
  6. Alumni Businesses. In: insead.edu. Abgerufen am 11. März 2019.
  7. Schedule FIPADOC 2019. In: fipadoc.com. Abgerufen am 11. März 2019.
  8. 41. Grimme-Preis 2005:Damals in der DDR. Grimme-Preis, abgerufen am 11. März 2019.
  9. 14 – Tagebücher des Ersten Weltkriegs: Über das Projekt. Abgerufen am 11. März 2019.
  10. »Der Krieg und ich« wendet sich bewusst an Kinder. In: dokumentarfilm.info. Abgerufen am 11. März 2019.
  11. goldenerspatz.de: Der Krieg und ich: Anton. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 11. März 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/www.goldenerspatz.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  12. Carolin Ströbele: "Die Parallelität macht schon Angst" (Interview mit Gunnar Dedio). Abgerufen am 11. März 2019.
  13. Krieg der Träume: Über das Projekt. Abgerufen am 11. März 2019.
  14. Rolling Stone: Leser-Lieblinge. Dezember 2018, S. 72.
  15. Andreas Kilb: Der Schmerz sitzt tiefer als der Zorn. 15. September 2013, abgerufen am 11. März 2019.
  16. Licht (Mademoiselle Paradis). In: looksfilm.tv. Archiviert vom Original am 7. Februar 2019; abgerufen am 5. September 2024.
  17. Die Sanfte. Abgerufen am 11. März 2019.
  18. The Cuba Libre Story bei Netflix, abgerufen am 11. März 2019.
  19. Age of Tanks bei Netflix, abgerufen am 11. März 2019.
  20. Bobby Kennedy for President bei Netflix, abgerufen am 11. März 2019.
  21. Colonia Dignidad: Eine deutsche Sekte in Chile bei Netflix, abgerufen am 26. Januar 2022.
  22. Dig Deeper: Das Verschwinden von Birgit Meier bei Netflix, abgerufen am 26. Januar 2022.
  23. Die Kinder werden im Kopf einfach fitter… Fremdsprachenangebote in der Kita Rappelkiste. Abgerufen am 29. März 2021.
  24. Jochen Müller: Fokus Dokumentarfilm. Fiktionalisierte Fernseh-Dokus. Abgerufen am 29. März 2021.
  25. HIV/Aids Awarenessraising TV Campaign. Abgerufen am 29. März 2021.
  26. HIV/AIDS Prevention. Abgerufen am 29. März 2021.
  27. Neues Deutschland Feuilleton "Molotow" auf arte. Abgerufen am 2. Januar 2015.
  28. Spiegel online Kultur Reichspräsident Hindenburg: Hitlers wissender Vollstrecker. Abgerufen am 2. Januar 2015.
  29. Tagesspiegel Medien Dichter und Lenker. Abgerufen am 2. Januar 2015.
  30. Le CMB - Actualités - Centre Marc Bloch. 9. Februar 2015, archiviert vom Original am 9. Februar 2015; abgerufen am 11. Februar 2019.
  31. Berliner Zeitung: Doku-Reihe „Die Wahrheit über den Holocaust“: Ein vielstimmiger Chor für das Unmögliche. Archiviert vom Original am 2. Januar 2015; abgerufen am 5. September 2024.
  32. The Natural History of Destruction. Sergei Loznitsa. Abgerufen am 13. August 2024.
  33. ARD. Das Erste: Großes Publikumsinteresse an der Dokumentation "Die Queen - Schicksalsjahre einer Königin" im Ersten. Abgerufen am 13. August 2024.
  34. Tschernobyl – Die Katastrophe. Vierteilige ZDFinfo-Dokuserie. Abgerufen am 13. August 2024.
  35. Reise in die Kindheit berühmter Persönlichkeiten. Abgerufen am 13. August 2024.
  36. Krieg der Erinnerungen: MDR-Dokumentation für ARTE zeigt, wie Russland und die Ukraine die Geschichte instrumentalisieren. Abgerufen am 13. August 2024.
  37. 2021 Winner Manuel Heller for Afghanistan: The Wounded Land. FOCAL International, abgerufen am 18. August 2021 (englisch).
  38. Afghanistan. Das verwundete Land. Grimme-Preis, abgerufen am 18. August 2021.
  39. Nominierungen Grimme-Preis 2021. Abgerufen am 18. August 2021.
  40. Banff World Media Festival: 2021 Nominees. Abgerufen am 18. August 2021 (englisch).
  41. 2021 NOMINEES. Realscreen Awards, abgerufen am 18. August 2021 (englisch).
  42. Rose d’Or 2020 finalists announced. Abgerufen am 18. August 2021 (englisch).
  43. Submissions for Congress Awards: The Buzzies. Abgerufen am 18. August 2021 (englisch).
  44. Die Preisträger der Auszeichnungen der Deutschen Akademie für Fernsehen 2020. Abgerufen am 18. August 2021.
  45. Kids of Courage – Anton. In: ticff.org.tw. Archiviert vom Original am 18. Juni 2020; abgerufen am 5. September 2024 (englisch).
  46. Der Deutsche Hörfilmpreis 2020. Abgerufen am 18. August 2021.
  47. PRIX JEUNESSE 2020 Prize Winners. Abgerufen am 18. August 2021 (englisch).
  48. 2019 INTERNATIONAL EMMY® KIDS AWARDS NOMINEES ANNOUNCED. Abgerufen am 18. August 2021 (englisch).
  49. JAPAN PRIZE 2019. Announcing the JAPAN PRIZE 2019 winners! In: NHK. Abgerufen am 18. August 2021 (englisch).
  50. Kinder-Medien-Preis 2019: Diese Gewinner durften sich über einen WEISSEN ELEFANTEN freuen. Abgerufen am 7. Juli 2019.
  51. Krieg der Träume (LOOKSfilm/IRIS Group/Les Films d'Ici/Fortis Imaginatio für SWR/NDR/WDR/RBB/ORF/CT/Toute l'histoire). Abgerufen am 21. Januar 2019.
  52. KiKA: „Goldener Spatz“ für SWR Drama-Serie „Der Krieg und ich“. In: swr.de. Archiviert vom Original am 1. Dezember 2018; abgerufen am 5. September 2024.
  53. Preisträger seit 1983. In: robert-geisendoerfer-preis.de. Archiviert vom Original am 21. Januar 2016; abgerufen am 5. September 2024.
  54. Deutscher Fernsehpreis Official Website. Abgerufen am 21. Oktober 2014.
  55. a b Japan Prize Official Website. Abgerufen am 28. November 2014.
  56. Damals in der DDR. Abgerufen am 21. Januar 2019.