Guttmann-Fluch
Als Guttmann-Fluch wird ein verbürgter Ausspruch des ehemaligen Fußballtrainers von Benfica Lissabon, Béla Guttmann, beschrieben. Dieser prophezeite dem Verein 1962 nach seinem nicht einvernehmlichen Abgang, „in Europa 100 Jahre keine Titel mehr zu gewinnen“.[1] Zuvor hatte Guttmann Benfica sensationell zwei Mal zum Gewinn des Europapokals der Landesmeister geführt und dadurch erstmals die seit Beginn des Wettbewerbs anhaltende Siegesserie von Real Madrid beendet. Seitdem verlor Benfica alle in internationalen Vereinsfußballwettbewerben erreichten Finalspiele. Der Begriff ist seit einigen Jahren international verbreitet.[2]
Hintergrund
BearbeitenUnmittelbar nach dem Finale am 2. Mai 1962 und dem Sieg gegen Real Madrid (5:3) im Europapokal der Landesmeister suchte Guttmann als Trainer des Siegerteams die Vereinsoberen von Benfica in der Ehrenloge des Amsterdamer Olympiastadions auf. Guttmann sollen dort eine Gehaltserhöhung oder bereits zugesagte Prämien durch die Verantwortlichen verwehrt worden sein, wonach er den Ausspruch tätigte.[3] Tatsächlich gelang Benfica seitdem kein europäischer Titel mehr – man konnte zwar weitere fünf Endspiele des Europapokals der Landesmeister (1963, 1965, 1968, 1988, 1990), ein UEFA-Pokal-Finale (1983) sowie zweimal das Finale der UEFA Europa League (2013, 2014) erreichen, musste sich jedoch stets dem jeweiligen Gegner geschlagen geben.
Am Vorabend des Landesmeister-Finales 1990 besuchte sogar Vereinsikone Eusébio, Star der Europapokalsiegermannschaften von 1961 und 1962, das Grab Guttmanns im neuen jüdischen Friedhof auf dem Wiener Zentralfriedhof und bat seinen ehemaligen Trainer, den Fluch zurückzunehmen – vergeblich, dem AC Mailand gelang die Titelverteidigung.[4]
Auch die Aufstellung einer Bronzestatue im heimischen Estádio da Luz im Februar 2014 konnte den Fluch nicht überwinden. Sie zeigt den einstigen Erfolgstrainer in Lebensgröße mit den zwei gewonnenen Europapokalen im Arm.[5] Kurz darauf verlor Benfica sein bisher jüngstes Europapokalendspiel, diesmal in der Europa League gegen den FC Sevilla.
Inzwischen hat Benfica acht Europapokalfinale in Folge verloren. Nur Juventus Turin hat mit aktuell zehn verlorenen Endspielen noch häufiger verloren. Den Rekord von aufeinander folgenden Finalniederlagen ohne einen Triumph hält jedoch Benfica. Hier nimmt Juventus mit fünf Niederlagen in Folge den zweiten Platz ein.
Mit dem Sieg im Finale der UEFA Youth League 2021/22[6] am 25. April 2022 in Nyon wurde nach zuvor drei verlorenen Endspielen (2013/14, 2016/17, 2019/20) der Fluch auf Juniorenebene gebrochen.
Finalniederlagen seit dem Fluch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Florian Haupt: Die Beschwörung aller Mächte, in: Welt am Sonntag Nr. 19 vom 11. Mai 2014, Seite 28.
- Ulrich Kühne-Hellmessen: 60 Jahre Champions League, Riva, 2016, Seite 48 f, ISBN 978-3-95971-369-6
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Nicht in 100 Jahren 11 Freunde, abgerufen, 24. Juni 2021.
- ↑ Ein Fluch verhindert Benficas Triumphe in Europa, Die Welt, 14. Mai 2013.
Nach der Hilfe von oben und gegen den Fluch Der Standard, 13. Mai 2013.
James Masters: Benfica and 'the curse of Bela Guttmann' CNN, 16. Mai 2013
Benfica spielt gegen den Guttmann-Fluch Sportschau, 14. Mai 2014, abgerufen am 14. Mai 2014.
La eterna maldición de Guttmann El Mundo, 15. Mai 2014
La "Maldición de Bela Guttman" sobrevuela la final Benfica - Sevilla El Liberal, 14. Mai 2014.
'Curse of Bela Guttman' abides as Portugal's Benfica loses another European soccer final Haaretz, 15. Mai 2014.
Andrea Sorrentino: Benfica, resiste la maledizione di Guttmann "Non vincerete più una Coppa per 100 anni" La Repubblica, 13. März 2013. - ↑ Florian Haupt: Die Beschwörung aller Mächte. In: Welt am Sonntag, Nr. 19 vom 11. Mai 2014, S. 28.
- ↑ Europa-League-Finale: Gaitan und Co. kämpfen gegen den Guttmann-Fluch. In: Sport Bild. 15. Mai 2013, abgerufen am 27. Juli 2016.
- ↑ Tilo Wagner: Europa-League-Finalist Benfica: Seit 52 Jahren verflucht. In: Spiegel Online. 14. Mai 2014, abgerufen am 27. Juli 2016.
- ↑ Einfache Sprache: Salzburg verliert mit 0 zu 6 im Finale der UEFA Youth League | Kleine Zeitung. 26. April 2022, abgerufen am 25. Mai 2022.