Gutuater
Gutuater ist in einigen Inschriften aus der gallo-römischen Zeit die Bezeichnung für einen religiösen Würdenträger der Gallier. Bei Aulus Hirtius wird der Verantwortliche für den Aufstand der Karnuten gegen die Römer so genannt.
Inschriften und Etymologie
BearbeitenAuf vier Inschriften wird der Titel Gutuater genannt, ohne dass dabei die religiöse Funktion oder Bedeutung deutlich erkennbar ist.[1] Sie stammen aus Le Puy-en-Velay[2] (Haute-Loire), Autun[3][4] und Mâcon[5] (beide Saône-et-Loire).
Der Name Gutuater leitet sich eventuell ab von der Indogermanischen Wortwurzel *ĝhu-, gutu-, air. guth („Stimme“) sowie -ater, -athir („Vater“, vom lateinischen pater mit keltischem p-Verlust). Seine ursprüngliche Aufgabe war vermutlich die Anrufung des zum Opfer herbeizurufenden Gottes.[6][7][8][9]
Commentarii de bello Gallico
BearbeitenIn den Commentarii de bello Gallico (b.G. VIII, 38[10]) schreibt der Autor Aulus Hirtius, der Caesars Werk vollendete, dass dieser den Gutuater der Karnuten als Kriegstreiber (concitator belli) hinrichten ließ. Angeblich auf Betreiben der römischen Soldaten soll er durch Totpeitschen und Enthaupten getötet worden sein.[8][6] Es wird aber auch vermutet, dass es sich dabei um den Anführer der Karnuten mit dem Namen Cotuatus (b.G. VII 3) gehandelt haben könnte, was allerdings nicht unumstritten ist. In den Handschriften ist gutuatrum (Akkusativ) zu finden, was von einigen Kommentatoren als Cotuatum gelesen wird.[11]
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2609-3.
- Bernhard Maier: Lexikon der keltischen Religion und Kultur (= Kröners Taschenausgabe. Band 466). Kröner, Stuttgart 1994, ISBN 3-520-46601-5.
- Bernhard Maier: Die Religion der Kelten. Götter, Mythen, Weltbild. Beck, München 2001, ISBN 3-406-48234-1.
- Wolfgang Meid: Keltische Religion im Zeugnis der Sprache. Zeitschrift für celtische Philologie (ZcP), Vol. 53, No. 1, April 2003.
- Wolfgang Meid: Die Kelten. Reclams Universal-Bibliothek, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-15-017053-3.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. S. 896.
- ↑ CIL adlector?] ferrariar(um) gutuater praefectus colon(iae) [3] / [3] qui antequam hic quiesco liberos meos [3] / [3] utrosq(ue) vidi Nonn(ium) Ferocem flam(inem) IIvirum bis[ XIII, 1577
- ↑ CIL ]Aug(usto) sa[cr(um)] / deo An/vallo Nor/baneius / Thallus / Gutuater / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito) XIII, 11225
- ↑ CIL ]Aug(usto) sacr(um) / deo Anvallo / C(aius) Secund(us) Vi/talis Appa / Gutuater / d(edit?) / s(ua) p(ecunia) ex voto XIII, 11226
- ↑ CIL C(ai) Sulp(ici) M(arci) fil(ii) Galli omnibus / honoribus apud suos func(ti) / IIvir(i) q(uinquennalis) flaminis Aug(usti) P[3]OGEN(?) / dei Moltini Gutuatri(?) Mart[is] / Ul(toris?) cui ordo quod esset civ[is] / optimus et innocentissimus / statuas publ(icas) ponendas decrev(it) XIII, 2585
- ↑ a b Wolfgang Meid: Keltische Religion im Zeugnis der Sprache. S. 24 f.
- ↑ Wolfgang Meid: Die Kelten. S. 101 f.
- ↑ a b Bernhard Maier: Lexikon der keltischen Religion und Kultur. S. 153 f.
- ↑ Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. S. 899.
- ↑ Caesar, b.G. VIII,38,3: [Caesar] princepem sceleris illias et concitatorem belli gutuatrum ad supplicium depoposcit.
- ↑ Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. S. 242, 918.