Hünenburg Hemeln
Die Hünenburg Hemeln bei Hemeln im südniedersächsischen Landkreis Göttingen ist eine abgegangene, fast sieben Hektar große Wallburg auf der im Bramwald befindlichen Erhebung Hünenkopf. Ihre Entstehungszeit ist aufgrund von Funddatierungen in den ersten Jahrhunderten nach Christus anzunehmen, während ihre Nutzungszeit aufgrund von Fundstücken bis in die Zeit des Frühmittelalters um das Jahr 800 datiert wird. Die Wallburg dürfte als Fliehburg dem Schutz der Bevölkerung in kriegerischen Zeiten gedient haben.
Hünenburg Hemeln | ||
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Der Wall der Anlage, rechts der Innenraum | ||
Staat | Deutschland | |
Ort | Hemeln | |
Burgentyp | Höhenburg | |
Erhaltungszustand | Burgstall, Wälle | |
Geographische Lage | 51° 31′ N, 9° 36′ O | |
Höhenlage | 345 m ü. NHN | |
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Geographische Lage
BearbeitenDie Hünenburg Hemeln liegt in Spornlage auf dem Westhang des Bramwaldes zwischen Hemeln im Süden und dessen Ortsteil Glashütte im Nordnordosten, die beide zu Hann. Münden gehören. Das großflächige Gelände der einstigen Wallburg befindet sich auf etwa 320 bis 370 m ü. NHN[1] (im Mittel 345 m) auf dem bewaldeten Westhang des Hünenkopfs (388,5 m). Westlich wird die Erhebung auf etwa 110 m Höhe von der im Oberen Wesertal verlaufenden Weser umflossen. Etwa 500 m nordnordwestlich der Wallburg steht die Bergfriedruine als Hauptrest der einstigen Bramburg.
Beschreibung
BearbeitenDie ungleichmäßige, dreiecksförmige Wallburg hat die Ausmaße von etwa 220 × 440 Metern und eine Fläche von fast sieben Hektar. Ein etwa ein Kilometer langer Wall bot Schutz. An der flachen und gut zugänglichen Ostseite ist er besonders stark ausgeprägt und mit einem zwei Meter tiefen und fünf Meter breiten Spitzgraben versehen. Die anderen drei Seiten, insbesondere die Südseite zum Wesertal, boten durch ihre Steilhänge natürlichen Schutz. Der durchgängig gerade Wallverlauf an der Südseite wird Hünengraben genannt. Das einzige Tor lag an der Südseite und war auf den südlich liegenden Ort Hemeln ausgerichtet.
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Lageskizze der Hünenburg Hemeln von Carl Schuchhardt (Ende 19. Jahrhundert)
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Der flache Wall an der steilen Südseite ist kaum noch wahrnehmbar
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Früherer Torbereich an der Südseite, erkennbar als Einschnitt in den Wallkörper
Ausgrabungen
BearbeitenErste archäologische Untersuchungen führte der Prähistoriker Carl Schuchhardt Ende des 19. Jahrhunderts durch. 1950 wurde im Wallkörper die Ausrüstung eines fränkischen Reiters gefunden. Dazu zählen ein zweischneidiges Schwert, Flügellanzenspitzen, Steigbügel und Reste eines Eisenkessels. 1966 unternahm das Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen eine Ausgrabung mit einem Grabungsschnitt durch den Wall und den vorgelagerten Graben. Im Wall wurde eine Holz-Erde-Konstruktion mit Holzbalkenlager und Steinen vorgefunden, die den Wall verstärkten. Besiedlungsspuren im Inneren der Anlage konnten nicht festgestellt werden. Eine Radiokohlenstoffdatierung von Holzkohle aus dem Wall zeigte eine Zeitstellung von 130 bis 470 n. Christus auf. Daher lässt sich die Entstehungszeit der Anlage in dieser Zeitspanne vermuten, während ihre Nutzungsdauer aufgrund des Fundes der fränkischen Reiterkriegerausrüstung bis um das Jahr 800 angedauert haben muss.
Literatur
Bearbeiten- Zeiten ändern sich, Archäologie in Hann. Münden, Hrsg.: Stadt Hann. Münden, undatiert
- Klaus Grote: Der Hünengraben. Ein frühmittelalterlicher Burgwall im Wesertal bei Hemeln, in: Führer zu urgeschichtlichen Denkmälern, Bd. 7, Stadt und Landkreis Kassel, Stuttgart, 1986
- Klaus Grote: Siedlungen und Burgen, Haupthöfe und Kirchen. Das Mündener Gebiet zwischen 800 und 1100 in: Gegraben – Gefunden – Geborgen. Archäologische Spurensuche an Werra, Fulda und Weser., Hrsg. im Auftrag der Stadt Hann. Münden von Johann Dietrich von Pezold, Hann. Münden, 1998
- Helmut Saehrendt: Informationen über 50 interessante Örtlichkeiten für Ausflüge im Umkreis von Hann. Münden, 2013 (Online)
Weblinks
Bearbeiten- Eintrag von Stefan Eismann zu Hemeln, Hünenburg in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts