HC-BASIC

BASIC-Interpreter aus der DDR

HC-BASIC (manchmal auch KC-BASIC genannt) ist ein BASIC-Interpreter aus der DDR. Er stellte in der DDR einen Quasi-Standard dar.

HC-BASIC
Erscheinungsjahr: 1984
Entwickler: Deutschland Demokratische Republik 1949 Forschungs­zentrum für Tierproduktion Dummerstorf-Rostock
Beeinflusst von: Microsoft BASIC, Sinclair BASIC
Betriebssystem: CAOS (HC 900, ff.), Z9001-OS (Z9001, ff.), „Monitorprogramm“ (Z 1013)
Lizenz: Abandonware

Geschichte & Entwicklung

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Kassette für den Z9001 mit HC-BASIC
 
HC-BASIC auf dem KC 85/1

HC-Basic wurde für die 1984 auf den Markt gebrachten Kleincomputer Z 9001 und HC 900 bzw. KC 85/2 entwickelt. Bei der ersten Gerätegeneration war der Interpreter nicht integriert, sondern musste von Kassette oder Modul geladen werden. Die Nachfolger (ab KC 87 und KC 85/3) hatten diesen fest eingebaut. Das Programm war 10,5 kB groß.[1]

Wenig später erschien es für den Z 1013 vom VEB Robotron-Elektronik Riesa in einer leicht angepassten Version.[2]

Beschaffung des Programmcodes

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Mit Aufnahme der Entwicklungen für einen Kleincomputer bei Robotron (Z 9001) sollte ein passender BASIC-Interpreter gefunden werden. Dazu zog man zwei Entwicklungen heran:

Schließlich entschied man sich für letztgenannte Version, da diese weniger Speicher benötigte und auf das weltweit etablierte Microsoft BASIC setzte. Es wurden nur noch kleinere Anpassungen vorgenommen. Ende 1983 / Anfang 1984 wurde das Endprodukt dem VEB Mikroelektronik „Wilhelm Pieck“ Mühlhausen (im Kombinat Mikroelektronik Erfurt) übergeben, um eine frühzeitige Kompatibilität zu gewährleisten.[3] Die Entwicklung aus Dummerstorf stammt wiederum aus einer Zeitschrift westlicher Herkunft, dessen 6-seitiges Hexdump in zwei Tagen abgetippt, getestet, angepasst und gespeichert wurde.[4]

BASIC musste immer vom Betriebssystem aus gestartet werden;

  • Kaltstart: BASIC eingeben + Enter
  • Warmstart: REBASIC eingeben + Enter[5]

Unterschiede zu anderen BASIC-Dialekten

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Der Dialekt beherrschte über 100 Befehle und war somit umfangreich und komfortabel zu programmieren. Eine Programmzeile durfte nicht länger als 60 Zeichen sein.

Vorteile

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  • über 100 Befehle zur Verfügung
  • direkte Grafikbefehle wie Circle, Line usw. im Vergleich zu anderen Dialekten wie Commodore Basic V2 möglich
  • gute Kompatibilität der unterschiedlichen Versionen untereinander

Nachteile

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  • teilweise sehr langsame Grafik wie bei den meisten BASIC-Dialekten
  • Das Löschen des Bildschirms dauerte ≈1,75 s, das Scrollen ≈0,6 s; dies verbesserte sich erst mit dem KC 85/4 deutlich
  • Bei Speicherzugriffen durch die CPU kam es zu Bildstörungen (behoben ab KC 85/4)

Datensicherung

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Das Speichern und Laden von Programmen war via Kassette, Diskette und Modul möglich. Die Formatendung lautete .sss.

Codebeispiel

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 10 COLOR0,7:CLS
 20 PRINT
 30 PRINT"Darstellung der Funktion Z=X*X-Y*Y"
 40 W=PI/8
 50 A=0:B=0:D=0
 60 F1=20:F2=5:F3=8
 70 V1=160:V2=100
 80 CO=COS(W):SI=SIN(W)
 90 SY=-.5:SX=-.03
 100 FOR ZA=1 TO 2
 110 FOR YR=3 TO -4 STEPSY
 120 FOR XR=3 TO -3 STEPSX
 130 ZR=YR*YR-XR*XR
 140 X=INT(F1*(A+XR)+F3*(YR+C)*CO+V1)
 150 Y=INT(F2*(B+ZR)+F3*(YR+C)*SI+V2)
 160 PSET X,Y,0
 170 NEXT XR,YR
 180 IF ZA=1 THEN SY=-.04:SX=-.5
 190 NEXT ZA

War HC-BASIC separat zu erwerben, lauteten die Preise (in Mark)[6][7][8][9][10] wie folgt:

System Kassette ROM-Modul
HC 900 bzw. KC 85/2 99,00 M[11] n. b.
Z 9001 bzw. KC 85/1 87,00 M 785,00 M
Z 1013 im Lieferumfang enthalten

Verbreitung & Bedeutung

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Die Stückzahl der verkauften BASIC-Interpreter (ROM-implementiert und separat gekauft) korreliert in etwa mit der Stückzahl der verkauften Kleincomputer aller Varianten.

System: Verkaufte Einheiten:
HC 900 ff. mind. 50.000 (nur 85/4)[12]
Z 9001 ff. ~ 30.000*[13]
Z 1013 ~ 25.000*
Gesamt: mind. 105.000

Konkurrenz war eigentlich politisch sowie ideologisch nicht gewollt.[14] Andere Interpreter wie Tiny-Basic (sog. „Mini-Basic“ für Z 1013 und JU+TE-Computer)[15][16] erlangten keine größere Bedeutung, da keine Kompatibilität gewährleistet war.

„Professionelle“ BASIC-Interpreter wie für DCP spielten aufgrund der Preise (1980,00 M) und der anderen Zielgruppe für den Privatanwender keine Rolle.[1] Auch in den Schulen, in der Ausbildung / Weiterbildung usw. wurde Programmieren nahezu nur mit HC-BASIC gelehrt.[17][18]

Ein Export der Technik oder des Interpreters war von Anfang an ausgeschlossen, weder in die Staaten des RGW noch in den Raum des NSW.

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  • KC-BASIC. In: 8Bit-Homecomputer aus der DDR. homecomputer-ddr.de.vu, abgerufen am 2. Mai 2015.

Einzelnachweise

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  1. a b Programmiersprachen. In: robotrontechnik.de – Die Geschichte der Computertechnik der DDR. www.robotrontechnik.de, abgerufen am 1. Mai 2015.
  2. HC-Basic[Homecomputer DDR]. In: hc-ddr.hucki.net. Abgerufen am 1. Mai 2015.
  3. KC-BASIC[Homecomputer DDR]. In: hc-ddr.hucki.net. Abgerufen am 23. September 2015.
  4. Anlage 3 zum Dokument "Erzeugnislinie Heimcomputer, Kleincomputer und Bildungscomputer des VEB Kombinat Robotron Dresden" - Über die Entstehung der Prototypen der Robotron-Heimcomputer. (PDF; 197 kB) Klaus-Dieter Weise, S. 12f. (PDF)
  5. HC-Basic. In: mpm-kc85.de. Abgerufen am 23. September 2015.
  6. C0111 BASIC-Interpreter. In: mpm-kc85.de. Abgerufen am 1. Mai 2015.
  7. M006 BASIC. In: mpm-kc85.de. Abgerufen am 1. Mai 2015.
  8. Kassetten Robotron[Homecomputer DDR]. In: hc-ddr.hucki.net. Abgerufen am 1. Mai 2015.
  9. Module robotron[Homecomputer DDR]. In: hc-ddr.hucki.net. Abgerufen am 1. Mai 2015.
  10. Kleincomputer aus Riesa. In: Die Geschichte der Computertechnik der DDR. robotrontechnik.de, abgerufen am 1. Mai 2015.
  11. Kassette C0111 Basicinterpreter für den HC900. In: KC85-Museum. kc85-museum.de, abgerufen am 2. Mai 2015.
  12. RFT KC 85/4. In: heimcomputer.de. Abgerufen am 1. Mai 2015.
  13. Klaus-Dieter Weise: Erzeugnislinie Heimcomputer, Kleincomputer und Bildungscomputer des VEB Kombinat Robotron. (PDF; 391 kB) UAG Historie Robotron der Arbeitsgruppe Rechentechnik in den Technischen Sammlungen Dresden, 1. Dezember 2005, S. 37, abgerufen am 1. Mai 2015.
  14. Peter Salomon: Die Geschichte der Mikroelektronik-Halbleiterindustrie in der DDR. Funkverlag Bernhard Hein e.K., 2003, ISBN 3-936124-31-0, S. 89–90.
  15. Tiny-Basic[Homecomputer DDR]. In: hc-ddr.hucki.net. Abgerufen am 1. Mai 2015.
  16. JU+TE TINY[Homecomputer DDR]. In: hc-ddr.hucki.net. Abgerufen am 1. Mai 2015.
  17. Computerkabinett. In: Die Geschichte der Computertechnik der DDR. robotrontechnik.de, abgerufen am 1. Mai 2015.
  18. DDR-Computer im militärischen Einsatz. In: robotrontechnik.de - Die Geschichte der Computertechnik der DDR. www.robotrontechnik.de, abgerufen am 1. Mai 2015.