Die Haiangriffe vor Recife sind eine Serie von Angriffen auf Schwimmer und Surfer an den Stränden vor Recife, der Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Pernambuco.

Der 20 Kilometer lange Strand von Boa Viagem war weltweit als einer der gefährlichsten Orte für Haiangriffe bekannt. Von 1992 bis 2018 ereigneten sich 65 Haiangriffe (Stand Dezember 2019), 25 davon mit tödlichem Ausgang.[1] Vor 1992 waren Haiangriffe in Recife so selten, dass sie international keine Beachtung fanden. Fábio Hazin, Direktor des CEMIT[2], erklärte, dass die Zerstörung mariner Ökosysteme wie der Küstenmangroven ein Hauptgrund für diese Angriffe sei.

Pernambuco
Mangrovenwald
Strand von Boa Viagem/Recife
Strand von Candeias/Recife
Bullenhai
Warnschilder an den Stränden von Recife
Warnung vor Haiangriffen
Liste der Todesopfer durch Haiangriffe vor Recife[3][4]
Aktivität Name Datum Strand
Schwimmer Ubiratan Martins Gomes 28. Juni 1992 Piedade
Schwimmer Enoque Pereira dos Santos 10. September 1992 Boa Viagem
Schwimmer Robson Antonio R. Santos 30. Juni 1993 Boa Viagem
Schwimmer Alessandro Gomes de Souza 9. Juli 1994 Boa Viagem
Surfer Laudenilson Gomes de Lima 1. Dezember 1994 Paiva
Surfer Clélio Rosendo Falcão Filho 7. Juli 1995 Candeias
Schwimmer Marcos Santana Silva 7. April 1996 Boa Viagem
Schwimmer unbekannt 1. April 1998 Boa Viagem
Surfer Claudio Roberto Florêncio de Freitas 2. November 1998 Boa Viagem
Schwimmer Carlos Alberto Brasileiro 3. März 2001 Boa Viagem
Schwimmer unbekannt 3. Januar 2002 Candeias
Schwimmer Fábio Fernandes Silva 24. März 2002 Boa Viagem
Schwimmer Luis Soares de Arruda 14. Oktober 2002 Piedade
Schwimmer Edmilson Henrique dos Santos 29. Februar 2004 Piedade
Schwimmer Orlando Oscar da Silva 1. Mai 2004 Piedade
Schwimmer unbekannt 8. September 2004 Pina
Surfer Humberto Pessoa Batista 18. Juni 2006 Del Chifre
Schwimmer Darlan dos Santos Luz 4. September 2006 Pina
Schwimmerin Bruna Gobbi 22. Juli 2013[5] Boa Viagem
Schwimmer Ernesto Ferreira da Silva 3. Juni 2018 Piedade

Ursachenanalyse

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Mangrovenwälder sind sowohl Reproduktions- als auch Jagdzone von Haiarten, die dem Menschen potentiell gefährlich werden können: Bullenhai (Carcharhinus leucas), Tigerhai (Galeocerdo cuvier) und Kleiner Schwarzspitzenhai (Carcharhinus limbatus). Die Mangrovenwälder sind im brasilianischen Bundesstaat Pernambuco stark von Umweltverschmutzung durch Pflanzenschutzmittel und Dünger aus der landwirtschaftlichen Produktion, Industrie- und kommunale Abwässer bedroht.

Trawler haben ihr Fanggebiet in küstennahe Gebiete ausgedehnt und wühlen die Bodenzone auf, zerstören die Korallenriffe und vernichten somit die Biodiversität. Auch die verstärkte Krabbenfischerei hat den Haien einen wesentlichen Bestandteil ihrer Nahrung genommen. Diese Faktoren haben zu einer starken Zunahme der Haiangriffe geführt. Vor der zunehmenden Umweltzerstörung waren fatale Begegnungen zwischen Haien und Menschen im sehr nahrungsreichen Atlantik vor Pernambuco selten.

Otto Gardig von der Universidade Estadual Paulista (Unesp) führt an, dass Menschen den Haien nur zum Opfer fallen, wenn andere Nahrung fehlt. Die starke Bevölkerungszunahme in der Region Jaboatão dos Guararapes habe ohne Kontrolle der Abwässer oder dem Eintrag organischer Substanz und Schlachthausabfälle durch die intensivierte Landwirtschaft stattgefunden. Auch könne die Klimaveränderung eine Rolle spielen. Hochseehaie würden von den Abfällen der Schiffe in die Hafenregionen gelockt.

Hinzu kam 1984 der Ausbau des Tiefwasserhafens von Porto de Suape, 40 Kilometer südlich von Recife. Porto de Suape mit einem Jahresumschlag von 80.000 Tonnen wird von einem 2,95 m hohen Wellenbrecher und zahlreichen Ausbaggerungen geschützt, welche die natürlichen Flussläufe von Rio Ipojuca und Merepe nachhaltig veränderten. Den Haien ist durch diese Landschaftsveränderung ein Zugang zu ihren Jagdrevieren in den Flussmündungen verwehrt und sie folgen der vorherrschenden Strömung an die von Schwimmern und Surfern stark frequentierten Strände von Paiva, Candeias, Piedade, Pina und Boa Viagem.

Trächtige Weibchen suchen seit dieser ökologischen Veränderung für die Eiablage die Flussmündung des Rio Jaboatão auf, welcher im Einzugsgebiet der Metropolregion von Recife und den Stränden liegt.[6] Vor allem die Tourismusindustrie ließ sich von den Wechselwirkungen zwischen Bau des Tiefwasserhafens Suape und der Zunahme der Haiangriffe in Recife nicht überzeugen.[7] Der Präsident des Recife Convention & Visitors Bureau José Otávio de Meira Lins forderte eine Abkehr vom Bade- und Surftourismus zum kulturellen Tourismus und die Haie in ihrem Lebensraum in Ruhe zu lassen.[8]

Maßnahmen

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Die CEMIT betreibt an den Stränden Aufklärungsarbeit, um das Risiko der Haiunfälle zu minimieren. Vor Badeaktivitäten in den frühen Morgenstunden, Abenddämmerung, sowie bei Vollmond wird gewarnt, da in dieser Periode Haie auf Beutefang gehen, alle 350 Meter sind Warnschilder an den Stränden angebracht und Küstenboote fangen Haie, die sich dem Strand nähern.

Die CEMIT-Maßnahmen haben Modellcharakter und werden derzeit auch in Mexiko angewandt. Markierte Haie werden auf ihren Jagdzügen per Satellit überwacht und ihr Verhalten aufgezeichnet. So konnte die Anzahl der Haiangriffe vor der Küste Pernambucos signifikant reduziert werden.[9]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. PE tem a 25ª morte por tubarão. Der Bundesstaat Pernambuco hat sein 25. Todesopfer durch Haiangriffe. Destak Recife, 4. Juni 2018
  2. Comitê Estadual de Monitoramento dos Incidentes com Tubarões - Staatliches Komitee zur Überwachung von Haiangriffen an der Pernambuco Rural Universität
  3. Tabelle der Haiamngriffe. UOL Website vom 1. August 2006 (pt.)
  4. Statistik der 64 Haiangriffe, erhoben vom CEMIT, Recife (pt.)
  5. Drowning Brazilian teenager dies after being attacked by a shark as lifeguards rescue her. Tödlicher Haiangriff auf Bruna Gobbi am 22. Juli 2013. In: Mail.online. DMG Media, Kensington, London, UK, 24. Juli 2013, abgerufen am 5. September 2022 (englisch).
  6. http://www2.uol.com.br/JC/sites/tubarao/materia_tabela_ataques.htm
  7. Archivlink (Memento vom 10. Juli 2009 im Internet Archive)
  8. Studenten diskutieren Folgen der Haiattacken auf den Tourismus des Bundesstaates, Universia
  9. UFRPE monitora tubarões para evitar ataques no litoral pernambucano (Memento vom 15. Januar 2013 im Webarchiv archive.today) Universidade Federal Rural de Pernambuco (UFRPE), 10. September 2009 (portugiesisch)