Halbstrauch-Radmelde
Die Halbstrauch-Radmelde (Bassia prostrata, Syn.: Kochia prostrata), auch Holzige Radmelde, Niederliegende Radmelde, Niederliegende Steppenmelde und Halbstrauchiges Strandkraut genannt[1], ist eine Pflanzenart in der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae).
Halbstrauch-Radmelde | ||||||||||||
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Halbstrauch-Radmelde (Bassia prostrata) bei Jetzelsdorf in Niederösterreich | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Bassia prostrata | ||||||||||||
(L.) Beck |
Beschreibung
BearbeitenVegetative Merkmale
BearbeitenDie Halbstrauch-Radmelde wächst als ausdauernder, stark verzweigter und im Umriss fast kugeliger Halbstrauch, der Wuchshöhen und -breiten von meist 30 bis 60 cm (selten 100 cm) erreicht. Die basale Achse („Stamm“) des verholzten Grundsprosses misst bis zu 5 cm im Durchmesser und geht nach unten in eine starke allorhize Pfahlwurzel mit langen, schnurförmigen Seitenwurzeln über. Der Grundspross ist oft geknickt und die Pflanze hängt dann an der steilen Lösswand herunter. Die aufrechten, bis auf die seitlichen Blütenstände unverzweigten, krautigen Blühsprosse sind 30 bis 70 cm lang. Deren Äste sind leicht längsrillig und mit gekräuselten Flaumhaaren besetzt, unten jedoch kahl. Die dicken, halbstielrunden, schmallinealischen Laubblattspreiten sind 0,5 bis 2 cm lang und 0,4 bis 0,7 mm breit und mit anliegenden, steifen und 0,5 bis 0,7 mm langen Haaren besetzt. Später verkahlen sie.[2][1][3]
Generative Merkmale
BearbeitenDie Blütezeit der Halbstrauch-Radmelde reicht in Mitteleuropa von Juli bis September. Die Blüten bilden, einzeln oder in wenigblütigen Knäueln in den Achseln der 3 bis 5 mm langen Tragblättern angeordnet, eine ziemlich kompakte und nur unten unterbrochene Scheinähre oder wenig verzweigte Rispe. Das kelchartige Perigon der zwittrigen, fünfzähligen, unscheinbar grünlichen Blüten ist außen dicht zottig behaart. Die Narben sind 0,4 bis 0,6 mm lang.[2][1][3]
Die Frucht ist eine einsamige, kahle Schließfrucht und misst 2 mm im Durchmesser. Die Frucht wird vom verwachsenblättrigen, im Durchmesser 4,5 bis 5 mm großen Fruchtperigon umschlossen. Die Perigonzipfel weisen je einen waagrecht abstehenden, eiförmigen bis rhombischen, trockenhäutigen, längsnervigen Perigonflügel auf. Die Fruchtperigonflügel überdecken einander nicht und gaben aufgrund ihres radförmigen Aussehens der Gattung ihren deutschen Namen.[2][1][3]
Chromosomenzahl
BearbeitenDie Halbstrauch-Radmelde weist die Chromosomenzahl 2n = 18 auf.[3]
Ökologie
BearbeitenBei der Halbstrauch-Radmelde handelt es sich um einen wärmeliebenden Nanophanerophyten.[3][1]
Vorkommen
BearbeitenDie Art hat ihr Hauptverbreitungsgebiet in Süd- und Südosteuropa sowie in Mittel- und Westasien, sie tritt aber auch in Mitteleuropa, Nordafrika und bis nach Pakistan auf.[4][2][5][3]
Die Halbstrauch-Radmelde gilt in Europa als postglaziales Relikt der zentralasiatischen Halbwüsten. Während der Nacheiszeit konnte die Art aufgrund der klimatischen Gegebenheiten ihr Verbreitungsareal weit nach Westen ausdehnen. Im Zuge der nacheiszeitlichen Wiederbewaldung der Landschaft wurde sie wieder von anspruchsvolleren Arten verdrängt und konnte sich nur an wenigen, extremen Trockenstandorten behaupten.
In Österreich tritt die Halbstrauch-Radmelde nur an zwei Fundorten im pannonischen Gebiet Niederösterreichs – bei Jetzelsdorf (auf dem Kirchberg und in der Flur Hausweingärten) und bei Retz (am Gupferten Berg bei Unternalb) – auf trockenen, steilen Feinsand- und Lösshängen auf. Im Burgenland ist die Art ausgestorben. Die Halbstrauch-Radmelde gilt in Österreich als stark gefährdet und keines der Vorkommen liegt in einem Schutzgebiet. Eine Gefährdung besteht einerseits durch menschliche Eingriffe in den Lebensraum und andererseits durch die Verdrängung durch invasive Pflanzen, wie Robinien. Bei der Anlage der Europastraße 59 wurden in Niederösterreich an Böschungen Neuanpflanzungen vorgenommen, wobei das Samenmaterial von den nahe gelegenen autochthonen Vorkommen gewonnen wurde.[2][1][6][3][7]
In den USA wird die Halbstrauch-Radmelde ingenieurbiologisch zur Stabilisierung von Steilböschungen eingesetzt.[1][3]
Bilder
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Der Halbstrauch ist stark verzweigt und von mehr oder weniger kugeligem Umriss.
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Der basale Stamm wird bis zu 5 cm dick.
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Die krautigen Äste sind mit gekräuselten Flaumhaaren besetzt.
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Die Laubblätter sind anliegend behaart, später verkahlen sie.
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Der Blütenstand ist eine ziemlich kompakte, traubig verzweigte Scheinähre.
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Die Blüten stehen einzeln oder in wenigblütigen Knäueln.
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Das radförmige, unscheinbare Perigon ist außen dicht behaart, die Perigonflügel decken einander nicht.
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Das Habitat bilden steile, trockene Lösshänge, die Pflanzen hängen oft an den fast senkrechten Wänden.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f g Manfred A. Fischer: Relikte der eiszeitlichen bis frühnacheiszeitlichen Lössvegetation, in: Heinz Wiesbauer und Herbert Zettel: Hohlwege und Lössterrassen in Niederösterreich, Wien 2014, ISBN 3-901542-42-6.
- ↑ a b c d e Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
- ↑ a b c d e f g h Arndt Kästner, Manfred A. Fischer: Porträts ausgewählter seltener österreichischer Gefäßpflanzenarten (IV): (31) bis (41), in: Verein zur Erforschung der Flora Österreichs (Hrsg.): Neilreichia, Band 6, 2011, ISSN 1681-5947, S. 123–164 (zobodat.at [PDF]).
- ↑ The Euro+Med PlantBase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity, abgerufen am 23. September 2014
- ↑ Bassia prostrata im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
- ↑ Harald Niklfeld: Zur xerothermen Vegetation im Osten Niederösterreichs, in: Verhandlungen der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien, 103/104, Wien 1964, S. 152–181 (zobodat.at [PDF; 2,3 MB]).
- ↑ Wolfgang Holzner et al.: Österreichischer Trockenrasenkatalog. „Steppen“, „Heiden“, Trockenwiesen, Magerwiesen: Bestand, Gefährdung, Möglichkeiten ihrer Erhaltung., in: Grüne Reihe des Bundesministeriums für Gesundheit und Umweltschutz, Band 6, Wien 1986, ISBN 3-900-649-065, Objekte ÖK22/13, ÖK 22/14, ÖK 22/15