Handbook Germany

mehrsprachige Informationsplattform für geflüchtete Menschen und Zugewanderte in Deutschland

Handbook Germany ist eine mehrsprachige Informationsplattform für Geflüchtete und Zugewanderte sowie andere neu in Deutschland angekommene Menschen, wie zum Beispiel ausländische Fachkräfte. Handbook Germany ist für Mobilgeräte optimiert, um den Mediengewohnheiten der Zielgruppen gerecht zu werden. Alle Inhalte sind in acht Sprachen der Zielgruppen und auf Deutsch abrufbar. Bei den Inhalten, der Redaktion und Kommunikation mit den Nutzern wird ein Peer-to-Peer Ansatz verfolgt. Anstatt auf institutioneller Ebene zu kommunizieren, werden die Informationen von Menschen aus den jeweiligen Zielgruppen recherchiert, redaktionell bearbeitet und präsentiert.

Hintergrund

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Projektträger ist seit Ende 2016 der Verein Neue deutsche Medienmacher*innen. Die Informationsplattform ist ein Teil des Projekts Handbook Germany: Together – Zentrale digitale Anlaufstelle, zu dem auch die Community-Plattform Together in Germany[1] und die Datenbank und Suchmaschine Lokale Informationen[2] gehören. Das Projekt wird kofinanziert vom Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) der EU und gefördert durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat, die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, die Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus und durch das International Rescue Committee.[3]

Inhaltlich beteiligte Partner sind neben den Neuen deutschen Medienmacher*innen das IQ-Netzwerk, die Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Pro Asyl, die Internationale Organisation für Migration und bridge – Berliner Netzwerke für Bleiberecht.

Die Plattform bietet Geflüchteten und Zugewanderten vor allem Orientierungshilfen im Alltag in Deutschland. Mit Stand Januar 2024 deckte sie neun verschiedene Bereiche ab: Arbeit, Lernen, Leben, Rechte & Gesetze, Asyl in Deutschland, Migration nach Deutschland, Familie, Sprache und Gesundheit. Die Inhalte werden zielgruppengerecht aufbereitet. Die Plattform bündelt außerdem passende Hilfs- und Informationsangebote von Behörden, Hilfsorganisationen und Vereine.[4]

Neben Informationsvideos werden in der Reihe Phrase of the Day animierte Clips veröffentlicht, in denen die Darsteller deutsche Redewendungen, wie zum Beispiel „Ich steh auf dich“ oder „Ich bin hundemüde“, erklärt werden. Das Grundgesetz wird anhand animierter Filme in der von der Bundeszentrale für politische Bildung geförderten Reihe Was wäre, wenn…? vermittelt.

Mit der Datenbank Local Search kartiert Handbook Germany zudem deutschlandweite Unterstützungsangebote für Zugewanderte und macht diese durch eine mehrsprachige und niedrigschwellige Suchmaschine für die Zielgruppen sichtbar.

Seit Beginn der Corona-Pandemie werden zielgruppengerechte Informationen zu COVID-19 und den Auswirkungen auf den Alltag herausgebracht. In dieser Zeit entstanden auch die von der Robert-Bosch-Stiftung geförderte Videoreihe Was sagt die Wissenschaft? und das Multimedia-Format Fake News erkennen. Beide dienen dazu, Fake News und Gerüchten vorzubeugen und Falschinformationen aktiv entgegenzuwirken.

Alle redaktionellen Inhalte sind in den Sprachen Deutsch, Englisch, Farsi, Pashto, Französisch, Türkisch, Russisch, Arabisch und Ukrainisch verfügbar. Die Redaktion besteht zum Großteil aus Journalisten und Journalistinnen, die selbst aus Syrien, Afghanistan, Iran, der Ukraine und Russland nach Deutschland geflüchtet sind. Sie sprechen also nicht nur die Zielsprachen der Plattform, sondern kennen auch die Probleme und Bedürfnisse von Menschen aus ihren Communities aus eigener Erfahrung. Über eine Registrierung können Anfragen auch anonym gestellt und beantwortet werden.

Zielgruppen

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Die Website unterscheidet sich von ähnlichen Orientierungsangeboten durch die zielgruppengerechte Ansprache. So treten in den wöchentlichen Informationsvideos ausschließlich Protagonisten und Protagonistinnen aus den Communities auf. Durch diesen Peer-to-Peer Ansatz soll die Glaubwürdigkeit der vermittelten Informationen erhöht werden.[5] Neben Informationen für neu Zugewanderten aufgrund von Flucht und Vertreibung zählen auch praktische Hinweise für ausländische Fachkräfte zu den Angeboten.[6]

Rezeption

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Verschiedentlich wurde kritisiert, dass das Portal ausreisepflichtigen Ausländern Tipps gibt, wie sie sich einer Abschiebung entziehen können, und trotzdem lange Zeit durch öffentliche Gelder gefördert wurde. Dies konterkariere auch die behaupteten Ziele der Bundesregierung. Allerdings werden – entgegen mancher Falschmeldungen – keine direkten Aufrufe zum Bruch von Gesetzen gegeben. Die Förderung der Plattform wurde sowohl von der Teilen der Koalitionsparteien als auch von der Opposition kritisiert. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz distanzierte sich direkt von der Förderung, die allerdings für die asylbezogenen Themen der Plattform bereits 2022 ausgelaufen ist.[7][8][9][10]

Publikationskanäle

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Wie zahlreiche Studien in den letzten Jahren gezeigt haben, nutzen Zugewanderte für ihre Erstorientierung sowie als Informationsquelle überdurchschnittlich häufig soziale und digitale Medien.[11][12][13] Darum werden die Videoinhalte vor allem über Social-Media-Kanäle wie Facebook, YouTube, Instagram und Twitter verbreitet. Außerdem wird auf diese Weise der Peer-to-Peer Ansatz des Projekts gestärkt, da nicht über offizielle Stellen und Kanäle, sondern „auf Augenhöhe“ mit den Nutzern kommuniziert wird. Das Design der Website ist außerdem auf mobile Nutzung ausgerichtet.[14]

Auszeichnungen

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2017 wurde Handbook Germany vom Projekt Medien & Migration NRW im Rahmen des Film Festival Cologne als „Bestes Engagement einer Initiative/Institution“ ausgezeichnet.[15]

2018 erhielt Handbook Germany den Deutschen Digital Award für Branded Content (Bronze) vom Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.[16]

2018 gewann Handbook Germany Gold beim Deutschen Preis für Onlinekommunikation in der Kategorie Corporate Responsibility.[17]

2019 erlangte Handbook Germany den ersten Preis beim Smart Hero Award in der Kategorie „Vielfalt und Chancengleichheit“.[18]

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Medien:

Einzelnachweise

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  1. Alles über das Leben in Deutschland | Together in Germany. together-in-germany.de, abgerufen am 17. Januar 2024.
  2. Unser Engagement – für Neuzugewanderte. handbookgermany.de, abgerufen am 12. Januar 2024.
  3. Handbook Germany : Together. neuemedienmacher.de, abgerufen am 12. Januar 2024.
  4. Online: Infoportal für Neuankömmlinge. In: M – Menschen Machen Medien (ver.di). 1. Februar 2017 (verdi.de [abgerufen am 6. Oktober 2017]).
  5. Andrea Dernbach: Alles über Deutschland – per Video. In: Der Tagesspiegel Online. 1. Februar 2017 (tagesspiegel.de [abgerufen am 6. Oktober 2017]).
  6. Informationen für Fachkräfte | Handbook Germany. Abgerufen am 18. Mai 2024.
  7. Anne-Kattrin Palmer: Olaf Scholz ringt um Fassung: Kanzler trifft auf Vater, dessen Tochter von Flüchtling ermordet wurde. In: Berliner Zeitung. 9. Oktober 2024, abgerufen am 10. Oktober 2024.
  8. Informationen zur Berichterstattung über „Handbook Germany“. Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, 13. September 2024, abgerufen am 10. Oktober 2024.
  9. Gabriele Scherndl: Abschiebe-Debatte: Wie Rechte das Hilfsangebot „Handbook Germany“ instrumentalisieren. In: correctiv.org. 10. September 2024, abgerufen am 10. Oktober 2024 (deutsch).
  10. „Handbook Germany“ Portal gibt Anleitung, wie man nicht abgeschoben wird - Regierung fördert es. In: Focus. 13. September 2024, abgerufen am 10. Oktober 2024.
  11. Richter, Carola / Emmer, Martin: Flucht 2.0. Digitale Mediennutzung durch Flüchtlinge. 2017.
  12. Informationsverbund Asyl und Migration e.V. (Hrsg.): "Digital Streetwork" in der Asyl- und Migrationsberatung. 2018.
  13. Jauhiainen, Jussi: Refugees, Asylum Seekers and Undocumented Migrants in Germany. 2019.
  14. www.handbookgermany.de - Online-Portal bündelt Informationen für Flüchtlinge – MiGAZIN. Abgerufen am 6. Oktober 2017.
  15. Medien & Migration NRW 2017. Film Festival Cologne, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Oktober 2017; abgerufen am 8. Oktober 2017.
  16. Gewinner 2018 – Deutscher Digital Award |. In: Deutscher Digital Award |. 2018 (deutscherdigitalaward.de [abgerufen am 26. September 2018]).
  17. Winnerlist 2018 | Deutscher Preis für Onlinekommunikation. Abgerufen am 26. September 2018 (deutsch).
  18. Der Smart Hero Award für sozial engagierte Heldinnen und Helden im Internet. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 8. Oktober 2019; abgerufen am 28. Oktober 2019.