Handelskai
Der Handelskai [Wiens. Er verläuft entlang des rechten Donauufers im 20. Wiener Gemeindebezirk, Brigittenau, und im 2. Bezirk, Leopoldstadt.
] ist mit rund 8,5 Kilometer Länge eine der längsten StraßenVerlauf
BearbeitenDer Handelskai beginnt bei der Schleusenbrücke der Nussdorfer Wehr- und Schleusenanlage im 20. Bezirk, wird vom Autobahnknoten bei der Nordbrücke unterbrochen und endet an der Abzweigung der Aspernallee im 2. Bezirk, wo er direkt in die Hafenzufahrtstraße und in weiterer Folge in die Freudenauer Hafenstraße übergeht, die an der Freudenauer Hafenbrücke Richtung Simmering endet. Fast der gesamte Straßenzug ist Teil der in Wien und Niederösterreich verlaufenden Landesstraße B 14.
Auf fast seiner gesamten Länge (ausgenommen nördlich der Nordbrücke, wo die Bahn landeinwärts der Straße verläuft) trennt ihn die Donauuferbahn vom Donaustrom und einer am Ufer verlaufenden Promenade. Der Handelskai unterquert alle Wiener Donaubrücken. Die Brückenauffahrten vom Handelskai an den historischen Brückenstandorten wurden platzartig gestaltet (Friedrich-Engels-Platz bei der Floridsdorfer Brücke, Mexikoplatz bei der Reichsbrücke).
Häuserblöcke im üblichen Sinn finden sich nur an der zentrumsnäheren Straßenseite (an der anderen verläuft die Bahn); auf einem Stadtplan um 1900 waren insgesamt vierzig (teilweise erst geplante) Häuserblöcke eingezeichnet, darunter viele Fabriksgelände (z. B. mehrere Lederfabriken).
Öffentlicher Verkehr
Bearbeiten(in Fließrichtung der Donau angeführt)
- Die Straßenbahn (heute Linie 31) überquert seit 1910 den Handelskai auf der Floridsdorfer Brücke im Zuge der Straßenbahnstrecke Schottenring–Stammersdorf, die 1886 von der Dampftramway-Gesellschaft vormals Krauss & Comp. eröffnet wurde.
- Die seit 1962 bestehende S-Bahn über die Nordbahnbrücke und die die Donau auf dem unmittelbar benachbarten Georg-Danzer-Steg überquerende U-Bahn-Linie U6 halten seit 1996 (Betriebsaufnahme der U6-Verlängerung) in Hochlage an der neu errichteten Station Handelskai auf Höhe des Millennium Towers bzw. des Rivergates; die auf Straßenniveau verlaufende S45 auf dem nördlichsten Streckenteil der Donauuferbahn hat dort ihre Endstation (zuvor seit 1993 bei der Floridsdorfer Brücke).
- Die U-Bahn-Linie U1 überquert seit 1982 den Handelskai im Untergeschoß der nach dem Einsturz von 1976 neu errichteten Reichsbrücke. Die U-Bahn-Station Vorgartenstraße befindet sich am anderen Ende des Mexikoplatzes. Zuvor bestand über die Reichsbrücke seit 1898 Straßenbahnverkehr.
- Die U-Bahn-Linie U2 überquert seit 2010 den Handelskai und die Donau in der U-Bahn-Station Donaumarina und auf der anschließenden Donaustadtbrücke, die sich 200 Meter stromaufwärts der Praterbrücke der Südosttangente (Stadtautobahn A23) befindet. Zuvor überquerte hier eine Buslinie (zuletzt 84A) die Donau.
- Im südöstlichsten Teil des Handelskais verkehrt die S-Bahn (seit 1967, heute S80) auf der Stadlauer Ostbahnbrücke (die Bahnlinie wurde 1870 eröffnet). Die Haltestelle am südlichen Brückenende heißt Wien Praterkai (früher: Stadlauer Brücke – Lusthaus).
Bis 1945 bestand auf der neben dem Handelskai verlaufenden, großteils 1876 eröffneten Donauuferbahn bescheidener Personenverkehr mit einigen Haltestellen. In den letzten 20 Jahren von der Opposition erhobene Forderungen nach Verlängerung der S45 bis zur Stadlauer Ostbahnbrücke wurden bis dato nicht erfüllt.
Das Schifffahrtsunternehmen Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft hat seine Zentrale (Schiffahrtszentrum) am Handelskai bei Reichsbrücke und Mexikoplatz. Auch andere Schifffahrtsgesellschaften nützen im Personenverkehr vom Handelskai aus zugängliche Länden.
Adressen
BearbeitenDie Nummerierung beginnt im Nordwesten. Gebäude mit ungeraden Hausnummern befinden sich jenseits der die Fahrbahn begleitenden Donauuferbahn, Gebäude mit geraden Hausnummern stehen direkt an der Straße.
- Gesamte Länge des Handelskais: Stromhafen
- Nr. 94 und 96: Millennium Tower, das zweithöchste Gebäude Österreichs
- Nr. 130: Ehemalige Garvenswerke, erbaut 1896 von Oskar Laske senior und Viktor Fiala, erweitert 1907 durch Friedrich Schön, unter Denkmalschutz
- Nr. 142–146: Hauptstelle der Pensionsversicherungsanstalt (Eingang Friedrich-Hillegeist-Straße 1)
- Nr. 210: Kommunaler Wohnbau der Zwischenkriegszeit, 1928 von Hans Glas erbaut, unter Denkmalschutz
- Nr. 214 und 214 A: Karlheinz-Hora-Hof, 2022 benannt nach Karlheinz Hora[1][2]
- Nr. 265: Schifffahrtszentrum Wien der DDSG bei der Reichsbrücke
- Nr. 269: Hilton Vienna Danube Hotel[3] im ehemaligen neuen Lagerhaus. Das Gebäude wurde ab 1911 errichtet und am 6. Oktober 1913 unter anderem im Beisein von Eisenbahnminister Forster eröffnet.[4] 1986–1988 wurde der Getreidespeicher zu einem Hotel (mit eigener Brücke über die Donauuferbahn) umgebaut, vorerst als Scandic-Crown,[5] später als Holiday Inn Crowne Plaza.
- Nr. 286–298: Wohnhaus und Pensionistenheim, 1994 von Harry Glück erbaut, vorher war an dieser Stelle das Städtische Kühllagerhaus (Heinrich Goldemund, 1915)
- Zwischen Nr. 302 und 338 / Engerthstraße 267 und 269: Ferry-Dusika-Stadion (Hallenstadion)
- Nr. 343: Marina Wien, Sportboothafen und Schiffsführerschule, der U-Bahn-Station Donaumarina benachbart; ehemals Militärschwimmanstalt
- Nr. 346: Marina Tower, Wohnhochhaus mit Beteiligung der Stadt Wien (Spatenstich Herbst 2015)[6]
- Nr. 348 / Johann-Böhm-Platz 1: Österreichischer Gewerkschaftsbund (ÖGB-Zentrale)
Geschichte
BearbeitenDer Handelskai entstand im Zuge der 1875 fertiggestellten, das Flussbett begradigenden Donauregulierung. Die offizielle Benennung erfolgte im Jahre 1884. Der Name nimmt Bezug auf die (teilweise noch heute vorhandenen) donauuferseitigen Lagerhäuser[7][Anm. 2], Schiffsanlegeplätze und Kaianlagen.
Ursprünglich war der Name historischen Stadtplänen zufolge für das unmittelbare, zu Kaianlagen ausgebaute Donauufer nördlich und südlich der Reichsbrücke in Verwendung. Später ging der Name auf die Durchgangsstraße entlang der Donauuferbahn über. Die Kaianlagen selbst erhielten andere Namen, die allerdings nur von Experten und auf Stadtplänen verwendet werden. In der Öffentlichkeit werden bis heute Straße samt Kaianlagen als Handelskai bezeichnet.
Der Handelskai wurde bei starken Hochwässern der Donau manchmal ebenso wie die Donauuferbahn überflutet, zuletzt 1975. Mit der 1988 beendeten zweiten Donauregulierung wurde der Hochwasserschutz am rechten Donauufer verbessert, sodass Überflutungen seither nicht mehr stattfinden.
Galerie
Bearbeiten-
Das nordwestliche Ende der Straße beim Brigittenauer Sporn
-
Der nordwestliche Teil der Handelskais
-
Vor der Floridsdorfer Brücke
-
Vor der Verkehrsstation Wien Handelskai
-
Bei der Holubstraße, das Ziegelgebäude sind die ehemaligen Garvenswerke
-
Bei der Wachaustraße, hinten die Reichsbrücke
-
Vom Kafkasteg aus gesehen
-
Vom Roman-Köhler-Steg aus gesehen
-
Bei der Meiereistraße, rechts das Hotel Hilton Vienna Danube
-
Vor der Praterbrücke, hinten die U-Bahn-Station Donaumarina der U2
-
Bei der Schipanygasse (nahe dem Heustadelwasser)
-
Das südöstliche Ende der Straße bei der Aspernallee; die Fortsetzung heißt Hafenzufahrtsstraße
Literatur
Bearbeiten- Lagerhaus der Stadt Wien. Wallishauser, Wien 1876,1883, 1884,1888, 1889, OBV.
- Eduard Strasser: Das Lagerhaus der Stadt Wien dessen Entstehung und Entwicklung. Denkschrift aus Anlaß der allgemeinen land- und forstwirtschaftlichen Ausstellung in Wien 1890. Wallishausser, Wien 1890, OBV.
- Der neue Speicher im Lagerhause der Stadt Wien am Handelskai. Gerlach & Wiedling, Wien 1913, OBV.
- 75 Jahre Lagerhäuser der Stadt Wien. Wiener Lager- und Kühlhaus Aktiengesellschaft (Hrsg.), Wien 1951, OBV.
- Alois Brunnthaler: Lagerraum einer Großstadt. 100 Jahre Lagerhäuser der Stadt Wien, herausgegeben aus Anlaß des hundertjährigen Bestandsjubiläums der Wiener Städtischen Lager- und Kühlhaus Ges.m.b.H. Wiener städtische Lager- und Kühlhaus Ges.m.b.H., Wien 1976, OBV.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Gemeindebau nach Karlheinz Hora benannt. In: wienerbezirksblatt.at. 3. November 2022, abgerufen am 4. November 2022.
- ↑ Ludwig/Gaal/Nikolai: Gemeindebau-Benennung nach Karlheinz Hora. In: ots.at. 3. November 2022, abgerufen am 4. November 2022.
- ↑ Website des Hilton Vienna Danube Hotels ( des vom 14. Mai 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 26. April 2013.
- ↑ Kommunalzeitung. Die Eröffnung des neuen Lagerhauses. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt, Nr. 17645/1913, 7. Oktober 1913, S. 9, oben rechts. (online bei ANNO).
- ↑ Wien-Besucher statt Getreide. Hotel eröffnet im Frühjahr ’88. Getreidespeicher am Handelskai erlebt neue Blüte. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 4. April 1987, S. 13.
- ↑ Meldung auf der Website der Wiener Stadtverwaltung vom Oktober 2015 ( des vom 7. Februar 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Wien, 14. Juli. Wiener Stadtlagerhaus. In: Die Presse, Nr. 193/1876 (XXIX. Jahrgang), 15. Juli 1876, S. 5, Mitte links. (online bei ANNO).
Anmerkungen
Bearbeiten- ↑ Die Ansicht zeigt das große Lagerhaus am Ausstellungsplatz mit Dampfeisenbahn, die Lagerhäuser an der Donaulände und das Innere mit Arbeitern bei der Einlagerung von Getreide.
- ↑ Die Gründung des Wiener Lagerhauses erfolgte gemäß Beschluss des Gemeinderates vom 7. Jänner 1876; die Eröffnung fand am 23. Oktober selben Jahres statt. Mit RGBl. 64/1889 konnte das Wiener Lagerhaus ein öffentlicher Betrieb werden. — Siehe: k.k. Statistische Central-Commission (Hrsg.): Statistische Monatschrift. XX. Jahrgang (1894), ZDB-ID 532113-X. Hölder, Wien 1894, S. 552, online, sowie RGBl. 1889/64. In: Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder, Jahrgang 1889, S. 213–222. (online bei ANNO).
Ein Lagerhaus vergleichbarer Größe war von der k.k. priv. Wiener Handelsbank für den Producten- und Waarenverkehr bereits 1868/69 errichtet worden. Es lag nicht am Hauptstrom, sondern am (späteren) Donaukanal an der heutigen Schüttelstraße (Am Schüttel 13) Ecke zur Franzensbrückenstraße und ging mit 15. Februar 1869 in Betrieb. (Siehe: (Annonce:) K.K. priv. Wiener Handelsbank für den Producten- und Waarenverkehr (…). In: Wiener Zeitung, Nr. 37/1869, 16. Februar 1869, S. 521. (online bei ANNO). ). Eine noch im selben Jahr notwendig gewordene anschließende Erweiterung wurde an der Franzensbrückenstraße 17 geschaffen. (Siehe: Stephan Sedlaczek u. a. (Bearb.): Die Lagerhäuser der Ersten Österreichischen Actiengesellschaft für öffentliche Lagerhäuser. In: Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien, Jahrgang 1894, Nr. (XII. Jahrgang), S. 458, unten (online bei ANNO). sowie (Annonce:) K.K. priv. Wiener Handelsbank für den Producten- und Waarenverkehr (…). In: Wiener Zeitung, Nr. 146/1872, 28. Juni 1872, S. 1378. (online bei ANNO). ).
Für beide Häuser wurde mit 1. Juni 1871 ein Gleisanschluss zur Wiener Verbindungsbahn freigegeben. (Siehe: Wien, 20. Mai. (…) Wiener Handelsbank. In: Die Presse, Nr. 140/1871 (XXIV. Jahrgang), 21. Mai 1871, S. 6, oben rechts. (online bei ANNO). )
Koordinaten: 48° 13′ 55″ N, 16° 23′ 49″ O