Hans-Georg Wagner (Bildhauer)

deutscher Bildhauer

Hans-Georg Wagner (* 22. November 1962 in Havelberg) ist ein deutscher Künstler, Bildhauer und Designer.

Hans-Georg Wagner arbeitet mit Holzbeitel und Klöppel an einer Skulptur
Hans-Georg Wagner bei der Arbeit

Hans-Georg Wagner lebt und arbeitet in Cottbus. 1979 bis 1981 absolvierte er dort eine Tischlerlehre. 1983 bis 1986 studierte er Holzgestaltung an der Fachschule für angewandte Kunst Schneeberg, heute Teil der Westsächsischen Hochschule Zwickau, unter der Mentorenschaft des Bildhauers und Designers Hans Brockhage und des Künstlers Karl Heinz Jakob.[1] Nach dem Abschluss bezog 1986 er sein Atelier in Cottbus, bis heute Zentrum seines Schaffens.

1994 baute Wagner sein erstes Holzkanu nach originalen Bauplänen der Birkenrindenkanus nordamerikanischer Ureinwohner. 1997 begegnete er bei einem Symposium Werner Stötzer und Sylvia Hagen, deren Freundschaft und Werk seine Arbeit nachhaltig prägten.[2][3] Seit 2005 ist Wagner auch als Kurator tätig und stellt in der Atelier Galerie Wagner Werke von Künstlerkollegen aus, besonders aus dem Bereich der Bildhauerei.

Schaffen

Bearbeiten

Hans-Georg Wagners Schaffen ist um das Material Holz zentriert.[4] Themen sind der Mensch, Freiheit und der Versuch sich ein Bild von der Welt zu machen.[5] Neben humanistischen und sozialen Motiven greift er auch auf politische Themen[6] und bedient sich religiöser Motive.[7]

In seinem Möbeldesign spiegelt sich ein weiterer Aspekt des Fokus auf den Menschen wider. Die Aufgabe von Design sieht er darin, Räume zu öffnen[8] und für den Menschen nutzbar zu machen. Der Bootsbau hat ihn darüber hinaus zum Canadian Style geführt, auf dessen Grundlage er Küren, sogenannte Kanuballets[9] choreographiert und sowohl Solo als auch in Gruppenkonstellationen zu Musik inszeniert. Diese Praxis überschneidet sich auch mit seinem Schaffen als Veranstalter und Kurator.[10]

Skulptur

Bearbeiten
 
Abgestorbene und zum temporären Kunstwerk umgestaltete Blutbuche[11] im Pillnitzer Schlosspark
 
Blutbuche im Pillnitzer Schlosspark

Wagner fertigt Kleinplastiken aus Holzsplittern und Wachs an und lässt diese später in Bronze gießen. Mittelformatige bis überlebensgroße Skulpturen entstehen aus Baumstämmen oder -Ästen. Nach eigener Aussage bringt Hans-Georg Wagner das aus dem Holz hervor, was bereits darin steckt. Für ihn ist ein Baum in Form gebrachte Lebenserfahrung.[2] Wagners Skulpturen entstehen in der Regel durch das Aufspalten eines Baumstammes.[12] Hierfür öffnet er den Baumstamm und treibt Spaltkeile in die Faser, bis sich der Stamm der Länge nach aufteilt. Danach trägt er die Rinde ab und entfernt alle durch Fäule oder Pilz befallenen Bereiche. In der so entstehenden Figur entdeckt er Formen und Bewegungen, deren menschliche Gestalt er anschließend herausarbeitet. Auch von den größeren Skulpturen gibt es Bronze-Varianten.

Oftmals stößt er bei diesem Prozess auf Einschlüsse, z. B. Kalaschnikow-Projektile oder Granatsplitter aus dem Zweiten Weltkrieg, Zaunmaterial, überwachsene Äste und mehr.[13] Diese Funde und die Möglichkeit durch das Zählen der Jahresringe eines Baumes diese Funde in eine zeitliche Dimension zu bringen, fügen der Skulpturarbeit eine archäologische Komponente hinzu.

Wagners Reliefs zeigen ebenfalls menschliche Motive oder sind abstrakte Strukturreliefs, die er entweder naturfarben belässt oder einfärbt. In einem besonderen Arbeitsvorgang, ähnlich dem Hochdruckverfahren bemalt er die Flächen farbig und macht Handabreibungen auf Shōjipapier und zieht sie auf Shōjirahmen, wodurch Zwischenstände der Reliefs festgehalten werden, die einen künstlerischen Eigenwert haben.[14]

Kunstdruck, Malerei & Grafik

Bearbeiten

Neben den oben erwähnten Handabreibungen praktiziert Wagner alle weiteren Formen der Bildenden Kunst wie Kaltnadelradierungen, Drucke, Grafiken, Zeichnungen und Gemälde.

 
Küchenmöbel mit bildhauerischen Elementen in Tradition des Bauhaus-Designs von Hans-Georg Wagner

Das Holzdesign Wagners ist eine Mischung aus dem modernen, industriellen Bauhaus-Design mit handwerklichen Einflüssen der deutschen Handwerkstradition sowie Elementen aus der japanischen Handwerkskunst.[2] Sein Möbeldesign umfasst Schränke, Regale, Stühle, Tische, Shōji, Paravents, Truhen und Betten. Sein Interieurdesign beinhaltet Treppen, Zwischenetagen, Bühnenelemente und mehr. Wagner designt auch Objekte für den Außenraum, wie Informationsschilder, mobile Halterungen und Reiseküchen.[15]

 
Birkenrindenboote nach Originalbauplänen nordamerikanischer Ureinwohner

Frame Wagner Canoes sind nach der Bauart Wood and Canvas des Typ Tetes de Boul 21/2 Fathom - Kanus vom St. Maurice-River in Kanada. Dabei benutzt Wagner statt der traditionellen Birkenrinde Birkensperrholz, was die Robustheit des Bootskörpers stark verbessert.[16] Erfahrene Canadiersportler beurteilen die Fahreigenschaften der Boote durchgängig als positiv.[17][18]

Kanuballet

Bearbeiten

Wagner beherrscht die Paddeltechnik des Canadian Style und des American Freestyle Paddlings, die ermöglichen Boote punktgenau und mit geringem Kraftaufwand zu manövrieren. Zusammen mit seiner Frau[19] und Mitgliedern der Kanu-Community Europas inszeniert er Choreographien zu Musik auf dem Wasser – hierzu gehört auch die Uraufführung des weltersten Kanuballetts zu einem Live-Orchester bei der Wiedereröffnung der Naturpyramide (Tumulus) im Branitzer Park.[20]

Veranstaltungen

Bearbeiten

In der Veranstaltungsreihe Bildhauerkunst zum Filmfestival[21] stellt Wagner meist jährlich während der Zeit des Filmfestival Cottbus in seiner Atelier Galerie Künstlerinnen und Künstler aus. Darunter befanden sich bisher Sonja Eschefeld, Sylvia Hagen, Berndt Wilde, Steffen Mertens und weitere.[10]

Eine ebenfalls wiederkehrende Veranstaltung ist der Kunstweihnachtsmarkt mit jährlich wechselndem Thema.[22]

Außerdem kuratiert Wagner immer wieder Personalausstellungen in der Galerie. Zu den bisher ausgestellten Künstlern gehören z. B. Joachim Böttcher, Anna Franziska Schwarzbach und weitere.

Auszeichnungen

Bearbeiten

Arbeiten im öffentlichen Raum (Auswahl)

Bearbeiten
 
Sagengruppe – Lausitzer Teufel und Ochsen in der Spreeaue Dissen

Ausstellungen (Auswahl)

Bearbeiten

Kataloge

Bearbeiten
  • Weltgericht/Festung Europa. Stiftung Neuzelle, Neuzelle 2019
  • Hans-Georg Wagner – Skulptur und Grafik. Cottbus 2013, ISBN 978-3-940021-60-1.
  • Skulpturen aus der Hornoer Kaiser-Wilhelm-Eiche. Stiftung Horno, Cottbus 2010.
  • Spaltungen und Risse. Technosatz, Cottbus 2007.
  • diverse Ausstellungskataloge Hans-Georg Wagner, darunter:
    • Burg Beeskow Galerie, Beeskow 2003.
    • Vattenfall Europe Mining & Generation. Senftenberg 2003.
    • Volks- und Raiffeisenbank Cottbus. Cottbus 2004

Der Cottbuser Filmemacher Donald Saischowa[37] hat sich dem Schaffen Hans-Georg Wagners filmisch gewidmet:

  • Selfie beim Höllensturz. DOSFILM, 50 Min.[38]
  • Spreewaldsaga 3D - Sympathie mit dem Teufel. DOSFILM, 65 Min.[39]
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. About – Hans-Georg Wagner. In: Webseite von Hans-Georg Wagner. Abgerufen am 15. Mai 2020 (englisch).
  2. a b c "Alles, was Spaß macht, ist bei mir Beruf". In: Lausitzer Rundschau. 26. September 2016, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.lr-online.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  3. Bodenständig und luftig leicht. In: Lausitzer Rundschau. 15. September 2017, archiviert vom Original am 1. Dezember 2020; abgerufen am 15. Mai 2020.
  4. Thomas Klatt: Landesmuseum: Wäscheboden der Fantasie. 25. September 2017, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.moz.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  5. Kultur: Vom unablässigen Versuch, sich von der Welt ein Bild zu machen. In: Lausitzer Rundschau. 15. Oktober 2018, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.lr-online.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  6. Uwe Stiehler: Künstler arbeiten auf der Burg zum Mythos Europa. 15. September 2015, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.moz.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  7. Janet Neiser: Bühnenbilder : Das Weltgericht mit Narben. In: Märkische Oderzeitung. 17. Mai 2018, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.moz.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  8. Thomas Klatt: Wagner-Ausstellung in Cottbus: Liebe zum Griffigen. 22. März 2016, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.moz.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  9. Bildhauer im Kringelfieber. In: Lausitzer Rundschau. 28. Oktober 2010, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.lr-online.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  10. a b Ausstellung / Ausstellungen in Atelier Galerie Wagner. In: Hans-Georg Wagner. Abgerufen am 15. Mai 2020.
  11. Stamm der Blutbuche im Schlosspark Pillnitz wird temporäres Erinnerungsobjekt des Klimawandels. Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen, 13. Oktober 2022, abgerufen am 9. September 2024.
  12. Wenn Landschaft und Figur miteinander verschmelzen. In: Lausitzer Rundschau. 8. Mai 2013, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.lr-online.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  13. Hans-Georg Wagner fesselt im Lübbener Rathaus. In: Lausitzer Rundschau. 22. September 2006, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.lr-online.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  14. Bodenständig und luftig leicht. In: Lausitzer Rundschau. 15. September 2017, archiviert vom Original am 1. Dezember 2020; abgerufen am 15. Mai 2020.
  15. Design – Hans-Georg Wagner. Abgerufen am 15. Mai 2020 (englisch).
  16. Bildhauer im Kringelfieber. In: Lausitzer Rundschau. 28. Oktober 2010, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.lr-online.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  17. > CANOE REVIEWS » Frame 19 S von Hans-Georg Wagner. Abgerufen am 15. Mai 2020.
  18. So-called "Frame-Canoes" by Hans-Georg Wagner. Abgerufen am 15. Mai 2020.
  19. Kulturland Brandenburg: Kulturland Brandenburg 2010: Mut & Anmut – Frauen in Brandenburg-Preußen. Kulturland Brandenburg, 2. Mai 2010, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.kulturland-brandenburg.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  20. Restaurierter Tumulus im Branitzer Park wird feierlich eröffnet. In: Lausitzer Rundschau. 26. August 2015, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.lr-online.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  21. "Raumkrümmung" in der AtelierGalerie Wagner Cottbus. In: Lausitzer Rundschau. 4. November 2016, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.lr-online.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  22. Kunstmarkt in Cottbuser Atelier-Galerie. In: Lausitzer Rundschau. 20. Dezember 2014, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.lr-online.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  23. Vier Künstler überzeugen die Aquamediale-Jury. In: Lausitzer Rundschau. 10. Juni 2009, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.lr-online.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  24. Brandenburgischer Kunstpreis verliehen. In: Märkische Oderzeitung. 8. Juli 2012, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.moz.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  25. Peter Liebers: Brandenburgischer Kunstpreis im neunten Jahr. In: Das Blättchen. Juni 2012, abgerufen am 9. September 2024.
  26. Vandalismus: Luzifer der Dissener Spreeaue ist nun ein Einhorn. In: Lausitzer Rundschau. 24. Oktober 2018, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.lr-online.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  27. Frank Hilbert: Kunstwerk in der Spreeauenlandschaft Dissen: Leag zeigt Herz für den Teufel. In: Lausitzer Rundschau. 21. Mai 2019, abgerufen am 9. September 2024.
  28. Hans-Georg Wagner | „... die alles Tragen“. Kunstgiesserei Flierl, archiviert vom Original am 12. Oktober 2017; abgerufen am 15. Mai 2020.
  29. Neue Kunst aus altem Baum. In: Märkische Allgemeine. Abgerufen am 15. Mai 2020.
  30. Ausstellung Christoph Bouet + Hans Georg Wagner – Galerie Berlin. In: ART at Berlin. 9. Juli 2018, abgerufen am 15. Mai 2020.
  31. Janet Neiser: Bühnenbilder : Das Weltgericht mit Narben. 17. Mai 2018, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.moz.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  32. AUSSTELLUNG Zwischen/Schritte – Hans-Georg Wagner. Abgerufen am 15. Mai 2020.
  33. Luftig-leichte Klänge aus knorrigen Eichen. In: Lausitzer Rundschau. 4. März 2016, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.lr-online.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  34. GALERIE BERLIN I Ausstellungen Oktober 2014. Abgerufen am 15. Mai 2020.
  35. Hans-Georg Wagner – bildender Künstler. In: KULTURpur. Abgerufen am 15. Mai 2020.
  36. Großer Reigen – 18.11.2013. Stadt Cottbus/Chóśebuz, abgerufen am 15. Mai 2020.
  37. Donald Saischowa. dosfilm, abgerufen am 15. Mai 2020.
  38. Donald Saischowa: Trailer "Selfie beim Höllensturz". In: YouTube. DOS Films, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 15. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.youtube.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  39. Künstlerleben auf der Kippe. In: Lausitzer Rundschau. 8. November 2013, abgerufen am 15. Mai 2020.